Читать книгу Todesvoting - Karin Szivatz - Страница 5
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ОглавлениеAls Tatort war die Stelle der Entführung nicht mehr zu erkennen. Die Absperrbänder waren entfernt worden, die Polizisten abgezogen. Es war wieder eine normale Straße vor normalen Wohnblöcken und normalen Geschäftslokalen. Die Menschen verrichteten ihren Alltag und wussten zum Teil sicher nicht einmal, welche Tragödie sich hier vor nur wenigen Stunden abgespielt hatte.
Der Ermittler stand an genau jenem Punkt, an dem Bell entführt wurde. Er sah in den Himmel, ließ seinen Blick über die mittlerweile hell erleuchteten Fenster streifen und fragte sich, ob es hier nicht doch jemanden gab, der mit seinem Handy den weißen Lieferwagen oder zumindest einen Teil davon fotografiert hatte. Bei Selfies fand sich immer etwas im Hintergrund, das nicht aufs Foto gehörte. Das Problem war nur, dass sich jene Menschen, die täglich unzählige Selfies schossen, nur sich selbst auf den Fotos betrachteten und den Hintergrund ausblendeten. Somit meldete sich niemand bei der Polizei um ihnen weiter zu helfen.
Mit einem Seufzen ging er in Richtung seines Wagens, doch ihm graute davor, in seine ständig leere Wohnung zu fahren. Die Härchen an seinen Unterarmen stellten sich auf, als er daran dachte, wieder alleine in der Wohnung zu sitzen, nur den Fernseher oder seine Akten als Gesprächspartner und Zuhörer zu haben. Seine Bleibe war tot und er fühlte sich zeitweise in ihr wie in einem engen, dunklen Sarg. Der Gedanke daran ließ ihn erneut erschaudern. Nein, er konnte jetzt nicht nach Hause gehen, noch nicht. Deshalb suchte er die beiden Straßen nach einem Lokal ab und wurde auch sofort fündig. Keine zehn Meter vom Ort der Entführung hießen ihn warmes Licht und die Silhouetten von Menschen willkommen. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat er das Lokal und fand noch einen freien Platz an den Tresen. „Einen Screwdriver ohne Wodka“, bestellte er fast nebenbei und beachtete den Barmann absichtlich kaum.
Der Mann hinter dem Tresen sah ihn entgeistert an. „Dann bleibt doch nur Orangensaft mit Eis.“
„Exactamente“, lachte Rodrigo und nickte. „Und genau den möchte ich haben. Kalt und leicht säuerlich.“ Dann setzte er noch ein höfliches „por favor“ hintan.
Der Barkeeper schenkte ihm ein warmes Lächeln und den Orangensaft in ein Glas mit vier Eiswürfel ein. „Jetzt hätten Sie mich aber beinahe drangekriegt“, flüsterte er und stellte das Glas vor seinem Gast ab.
„Das war auch meine Absicht“, flüsterte Rodrigo zurück und prostete ihm zum.
„Woher sind sie denn? Exactamente heißt so viel wie richtig, richtig? Ich tippe auf das heiße, sowie temperamentvolle Mexiko. Olè!“
Rodrigo streckte beide Daumen nach oben und strich sich die naturschwarzen Haare aus dem Gesicht. „Zollfrei importiert“, sagte er und lächelte wieder. Auch wenn es sich nur um oberflächliches Gerede handelte, genoss er es. Ein freundliches Gesicht versüßte ihm den Abend und brachte Licht in sein müdes Inneres. Er würde davon bis zum nächsten Morgen zehren.
Der Barkeeper zwinkerte ihm kurz zu und wandte sich drei neuen Gästen zu, die eine Bestellung aufgaben. Rodrigo beobachtete ihn und überlegte, ob das vielleicht auch ein Job für ihn sein könnte. Doch er verwarf den Gedanken sofort. Die geistige Herausforderung, die er dringend brauchte, konnte das Jonglieren mit bunten Flaschen und Mixbechern nicht gewährleisten. Sobald er die Zubereitung aller Drinks kannte, würde es ihn wieder weg von der Bar treiben. Er brauchte eine Arbeit, die ihm alles abverlangte. Und manchmal auch noch darüber hinaus.
Rodrigo starrte gedankenverloren in seinen Orangensaft und dachte wieder an Bell. Er stellte sich vor, wie sie von den Füßen und in den Kleinbus gerissen wurde. Wie sie panisch wurde, als sie bemerkt hatte, dass sie entführt wurde. Oder hat sie ihr Entführer betäubt und sie schläft noch? Wohin hat er sie gebracht und weshalb hat er sie entführt? Was hat er mit ihr vor? Will er Lösegeld erpressen? War es ein vielleicht politischer Akt? Will er gegen etwas, das ihm nicht passt, protestieren und sie war ein zufälliges Opfer, das zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war?
„Na, wo sind denn deine Gedanken?“, fragte der Barkeeper und lehnte sich lässig an den Kühlschrank. „In anderen Sphären, wie es aussieht. Ich bin übrigens Benjamin. Aber ich werde von meinen Freunden Jam genannt.“
Rodrigo streckte seine Hand aus und reichte sie Benjamin. „Freut mich, ich bin Rodrigo, von meinen Kollegen auch Rodrigo genannt. Ein nettes Lokal ist das hier. Mal etwas anderes als die üblichen Bars, in denen es laut und stickig ist. Bist du täglich hier?“
„Fast. Ich arbeite fünf Tage die Woche, zwei habe ich frei. Das ist ein rollierendes System. Aber etwas anderes: in knapp zwei Stunden ist meine Schicht zu Ende. Wie sieht’s aus? Unternehmen wir noch etwas miteinander? Du bist genau mein Typ!“
Rodrigo war irritiert. Was meinte Benjamin damit? Eine harmlose Männerfreundschaft oder doch eine Schwulenbeziehung? Um nicht gleich antworten zu müssen, trank er von seinem Screwdriver ohne Wodka mit Eis. Doch die Zeit reichte nicht aus um einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich bin gleich wieder hier. Pass inzwischen auf meinen Drink auf. Nicht, dass mir noch jemand reinpinkelt!“, rief er dem Barkeeper zu und machte sich eilends auf den Weg zur Toilette.
An die kalten Fliesen gelehnt forschte er in den Tiefen seiner Gefühlswelt herum. Irgendwie fühlte er sich von dem jungen Mann angezogen, war sich aber gleichzeitig nicht sicher, ob das nicht einfach nur ein fieser ein Trick seiner Einsamkeit war. Er war nie schwul gewesen, stand immer nur auf Mädels und echte Frauen, aber hin und wieder hatte ihm schon seit seiner Jugend der eine oder andere Mann gefallen. Allerdings hatte er sich nichts dabei gedacht.
Seine Gedanken überschlugen sich und gesellten sich zum Entführungsfall. In seinem Kopf tobte ein Gedankengewitter, das ihn völlig verwirrte. Er konnte jetzt keinesfalls Entscheidungen treffen, also musste er sie aufschieben, auch wenn es Benjamin gegenüber unfair war. Immerhin hatte er ein Lächeln, das Eisberge schmelzen ließ. Und genau das irritierte ihn. Weshalb sprach ihn dieser Mann irgendwie sexuell an, obwohl er sich mit ihm Sex keinesfalls vorstellen konnte. Oder etwa doch?
Um nicht vollständig von seinen Gedanken irre gemacht zu werden verließ er die Toilette und setzte sich wieder an den alten Tresen. „Du, dein Angebot ehrt mich, aber ich bin total erledigt. Der Job, du weißt schon. Heute ist es mir echt schon zu spät. Aber gib mir deine Handynummer und ich rufe dich in den nächsten Tagen an. Was hältst du davon?“
Benjamin nickte, schrieb seine Nummer auf ein Blatt Papier und übergab ihn seinem Gast. Rodrigo griff zu aber Benjamin ließ ihn nicht los, sondern sah ihm nur tief in die Augen. „Ich mag deinen mexikanischen Akzent; sehr sogar. Also melde dich, okay?“, sagte er breit lächelnd und zwinkerte ziemlich langsam mit einem Auge. Damit ließ er das Papier los und bediente einen anderen Gast. Rodrigo leerte sein Glas, zwinkerte Benjamin ebenfalls, aber absichtlich unverbindlich, zu und verließ noch immer etwas nachdenklich die Bar. Als er sich in seinen Wagen setzte, fühlte er sich plötzlich gar nicht mehr so einsam und verloren.
Auf dem Weg zu seiner Wohnung war er sogar gut drauf und versuchte, den Leadsänger von Rammstein zu übertönen. Er öffnete das Fenster und sang lautstark ‚du hast’ mit und powerte sich damit noch mehr auf. Er fühlte sich so energiegeladen wie schon seit längerem nicht mehr und das tat ihm verdammt gut.
Doch mit seiner Laune ging es steil bergab, als er vor seiner Wohnung keinen Parkplatz finden konnte. Er drehte das Radio ab, denn die Musik machte ihn nun nervös. Langsam fuhr er die Straße entlang, bog links ab, dann wieder links und ein drittes Mal links. Jetzt stand er wieder vor dem Eingang und hatte keinen Parkplatz gefunden. Und er hatte überhaupt keine Lust darauf, mitten in der Nacht mehr als einen Kilometer zu Fuß zu gehen. Also fuhr er langsam wieder an und machte sich auf den Weg zur zweiten Runde. Wieder nichts. „Verdammt!“, rief er mit gedämpfter Stimme und versetzte dem Lenkrad einen Hieb mit beiden Fäusten. Dann fuhr er weiter.
Nach der dritten Runde um den Block sah er am Ende der Straße einen Wagen vom Randstein wegfahren. „Ja!“, stieß er erfreut aus und trat aufs Gas. Endlich hatte seine nervenaufreibende Suche ein Ende und er konnte sich in wenigen Minuten in der Badewanne entspannen. Er freute sich auf das Blubbern der eingebauten Düsen, auf das warme Licht des Led-Wechslers, das sein Badezimmer abwechselnd in rotes, blaues, grünes und gelbes Licht tauchte. Dazu würde er sich die weichen Klänge Vivaldis über die Deckenlautsprecher anhören und seine angespannten Nerven beruhigen. Genau das hatte er sich verdient; richtig verdient.
Doch kurz bevor er an der freien Parklücke angekommen war, bog ein Wagen am Ende der Straße ein, setzte den Blinker und stand zwei Sekunden später auf seinem Parkplatz.
„Maldito cabròn, du verdammter Drecksack!“, fluchte er lauthals und schlug erneut mit beiden Fäusten auf das Lenkrad. Er trat hart auf die Bremse und wurde kurz nach vorn geschleudert. Er stieß hart die Luft aus, nahm er den Gang heraus, zog die Handbremse an, schloss die Augen und legte den Kopf ein wenig nach hinten an die Nackenstütze. Nach dem dritten tiefen Atemzug hatte er sich so weit im Griff, dass er an dem gemeinen Parkplatzdieb vorbeifahren konnte ohne ihm auf der Stelle eine Kugel durchs Knie zu jagen. Dennoch war er versucht, stehen zu bleiben, auszusteigen und ihm zumindest deutlich seine Meinung zu sagen. Aber er beließ es bei einer kurzen Bremsung und einem tiefen Einatmen. Dann kreiste er weiter um seinen Block und fand nach der sechsten Umrundung doch endlich eine Parklücke. Sie war zwar viel zu klein, doch er stellte den Wagen einfach ein wenig quer, sodass der hintere Teil auf die Straße hinausragte. Sollte ihn doch ein Streifenpolizist anzeigen; er würde diesen Strafzettel ganz einfach aus dem Computer verschwinden lassen. Offiziell natürlich, nicht etwa auf illegalem Weg. Das kam bei der Polizei so gut wie nie vor. Bei diesem absurden Gedanken musste er lächeln. Aber klar doch!
Als er um die Ecke bog, stieß er beinahe mit einem Mädchen zusammen. Klein und zierlich stand sie da in ihren viel zu hohen High Heels und sah etwas verängstigt die dunkle Straße hinunter. Sie wartete ganz offensichtlich auf Kundschaft. Sofort waren die mühsame Parkplatzsuche sowie der drohende Strafzettel vergessen. Er blieb stehen und musterte sie von oben bis unten. Dann nahm er eine Haarsträhne und legte sie langsam über ihre Schulter. „Bist du für diesen miesen Job nicht ein bisschen zu jung?“, fragte er sanft und leise, um sie nicht zu erschrecken. Sie zuckte dennoch zusammen. „Ich… ich bin achtzehn“, stammelte sie so leise, dass Rodrigo sie beinahe nicht verstehen konnte. Er lächelte. „Du kannst maximal sechzehn sein. Wer hat dich auf die Straße geschickt? War es dein Vater? Dein Bruder? Bist du drogensüchtig?“ Der Kommissar sah sie nun etwas strenger an, während sie versuchte, mit der alten Backsteinmauer zu verschmelzen um darin zu verschwinden.
„Hey!“, rief eine Stimme aus der Dunkelheit. „Die Kleine macht’s dir nicht umsonst. Entweder du zahlst ordentlich oder haust sofort ab!“
Rodrigo wirbelte herum, hob blitzschnell seinen Ellbogen an und ließ ihn mit halber Kraft auf den Kiefer des Mannes krachen, der ihn von hinten attackieren wollte. Der Angreifer verlor sofort das Gleichgewicht, taumelte noch zwei unsichere Schritte nach hinten und krachte im nächsten Moment auf den Asphalt des Gehwegs.
Rodrigo sah in das Gesicht des Mannes, beugte sich vornüber und zog ihn an den Haaren hoch. Dann schleuderte er ihn gegen die Wand, wo gerade noch das Mädchen gestanden hatte. Sie hatte bereits die Flucht ergriffen und war nicht mehr zu sehen. „Joker, du elender Drecksack! Du schickst jetzt schon Minderjährige auf den Strich?“ Rodrigo verpasste ihm einen weiteren Hieb mit dem Ellenbogen ins Gesicht, dann drückte er den Zuhälter am Hals mit dem Unterarm an die Mauer und hielt ihm seinen drohenden Zeigefinger vor die Nase. „Ich sage es dir jetzt zum zweiten und allerletzten Mal: lass deine dreckigen Finger von der Zuhälterei, du Wixer! Das Mädel wirst du ab sofort in Ruhe lassen und falls du noch andere Damen hast, auch sie. Ich behalte dich ab sofort im Auge und wenn ich dich noch ein einziges Mal dabei erwische, kommst du nicht mehr so glimpflich wie jetzt davon. Hast du mich verstanden?“, zischte er leise, aber sehr bedrohlich in das Ohr des jungen Mannes.
Joker nickte. „Ja, verstanden.“
Rodrigo sah ihm in die Augen, nahm seinen Unterarm vom Hals des Zuhälters und verpasste ihm einen Fausthieb zum Abschied. Das Nasenbein brach laut knackend und zwei seiner Zähne landeten mit einem grausigen Klickgeräusch auf dem Boden. Joker stöhnte laut auf und sackte an der Wand in sich zusammen. Der Kommissar wollte ihm noch einen Tritt verpassen, verzichtete jedoch darauf. Bevor er ging, drehte er den blutenden Mann zur Seite und seinen Kopf nach unten, sodass er nicht an seinem eigenen Blut erstickte. Dann rief er einen Krankenwagen und machte sich auf die Suche nach dem Mädchen.
Zwei Blocks weiter saß die kleine Gestalt, die nun noch viel winziger als zuvor wirkte, auf der Lehne einer Parkbank und hatte das stark geschminkte Gesicht zwischen ihren Knien verborgen. Der Kommissar setzte sich neben sie und hielt sofort ihr Handgelenk fest. Wie erwartet, wollte sie sich sofort aus dem Staub machen, doch sie wurde durch seinen eisernen Griff daran gehindert.
„Lass mich los, du Scheißkerl, ich rufe die Polizei“, quietschte sie unsicher und schlug mit der freien Hand auf ihn ein. Die Panik war in ihr Gesicht gemeißelt.
„Spar dir die Mühe, ich bin von der Polizei. Und glaub nicht, dass ich dir etwas Böses antun will. Im Gegenteil. Ich will, dass du eine Zukunft hast, ein Leben. Mit diesem Dreckskerl Joker machst du dir alles kaputt und zwar in Windeseile. Du kannst nicht mal bis drei zählen und schon pumpst du dich mit Drogen voll, weil du den Sex mit den alten, ungewaschenen, stinkenden Drecksäcken, deren Tochter oder Enkeltochter du sein könntest, nicht erträgst. Und für diese Drogen gehst du dann anschaffen. Dir bleibt nichts zum Leben und deine Zukunft besteht nur noch aus ekelerregendem Sex und der Gier nach dem nächsten Schuss. Ist es das, was du willst? Ist es das wirklich?“
Sie sah ihn mit großen Augen verwundert an, dann starrte sie auf ihre Schuhe. „Joker meinte, ich könnte das große Geld machen, weil ich so jung bin. Ich müsste nur ein paar Monate arbeiten und hätte dann für den Rest meines Lebens ausgesorgt. Die Männer stehen sich’s nun mal auf junge Mädchen.“
Rodrigo ließ ihr Handgelenk los und starrte in die Ferne. Er hatte ihr Vertrauen erlangt und machte sich keine Sorgen, dass sie weglief. „Weißt du, es wird immer Drecksäcke wie Joker geben, die auf Kosten der anderen leben. Es sind Verlierer, die andere in die Hölle schicken um selbst ein feines Leben ohne Arbeit zu führen. Es ist wichtig, dass du das weißt. Sobald sich etwas viel zu gut um wahr zu sein anhört, dann ist es auch nicht wahr. Merk dir das. Wisch dir den Kleister aus dem Gesicht und geh zur Schule. Schließ‘ eine Ausbildung ab, dann spuckst du nur noch auf Typen wie Joker. Und zwar mit Recht. Alles klar?“
Das Mädchen nickte und versuchte, ihre Tränen zurück zu halten. Rodrigo stand auf, legte ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter, drehte sich um und ging langsam weg. Nach zwei Schritten hörte er noch ein ehrlich klingendes „Danke“. Nun fühlte er sich wieder gut. In ihm hatte sich soeben ein kleines Flämmchen entzündet, das ihn wärmte.
Den Weg in seine Wohnung konnte er sogar ein wenig genießen und kurz überlegte er, den Barmann anzurufen. Im Moment wäre ihm nach Gesellschaft gewesen und nach unverfänglichen Gesprächen ohne an Entführung, Mord und Totschlag denken zu müssen. Ja, das konnte er in diesem Augenblick gut gebrauchen und er holte sein Handy aus der rechten Tasche seiner Jeans. Dann kramte er in seiner Brieftasche nach der Nummer, fand sie recht rasch und wählte. Doch noch ehe die Verbindung zustande kam, legte er hektisch auf. Erst jetzt erinnerte er sich daran, dass der Barmann vermutlich schwul war und ihn aller Wahrscheinlichkeit nach verführen wollte. Ein leiser Schauer rieselte über seinen Rücken und er steckte das Handy wieder ein. Nein, flüsterte er in die stille Nacht hinein und schüttelte den Kopf, als hätte er ein reales Gegenüber. Ich bin für ein solches Experiment noch nicht bereit. Vielleicht später, aber jetzt noch nicht. Mit diesem Gedanken vergrub er die Hände in den Taschen seiner Jeans und stieg die Treppe nach oben zu seiner Wohnung.