Читать книгу Alles gut, Mama - Karin Weishaupt - Страница 7

,Das Leben ist kein Strand, sondern ein Gebirge’

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Indianisches Sprichwort


Die Strecke ist furchtbar schweisstreibend. Vielleicht steckt mir auch noch der Vortag in den Knochen. Schliesslich ist das mein zweiter Tag auf dem Camino. Mein heutiges Ziel ist Deba. Keine Chance. 7 km vor Deba mache ich schlapp. Nichts geht mehr. Völlig fertig checke ich in einem Gasthof ein, der direkt am Weg liegt. Zuerst eine göttliche Fügung, dann Ernüchterung. Nachdem die Wäsche gewaschen und ich geduscht bin, traue ich meinen Ohren nicht: Ein Welpe schreit wie von Sinnen! Ich verfolge den Lärm bis in die Garage des Nachbarn. Jetzt traue ich auch meinen Augen nicht: Ein winziges Hündchen, höchstens 5-6 Wochen alt, sitzt alleine in einer Stahlbox in dieser Garage und paddelt wie wild und laut schreiend mit seinen rosafarbenen Pfötchen an einem Hühnerdraht hoch. Völlig alleingelassen, ohne eine Decke, ohne Wasser, ohne Futter – und viel zu klein. Ich fasse es nicht! Der Welpe reagiert nicht mal auf mein Erscheinen und starrt traumatisiert ins Leere, während er nicht aufhört, markerschütternd zu weinen. Ich beschwere mich mit einem Mix aus Spanisch und Englisch (obwohl die nicht mal Englisch versteht) bei meiner Pensionswirtin über die Lärmbelästigung, in der Hoffnung, dass sich zum Wohle ihrer Gäste etwas tut und dadurch die Handvoll Hund vielleicht befreit wird. Auch die Nachbarin kriegt eine Lektion von mir, indem ich mich über soviel Hirnlosigkeit bei ihr beschwere, erst auf Spanisch, dann auf Englisch, und dann sprudelt mein ganzer Frust auf ,gut Deutsch’ raus! Später sehe ich die beiden Damen zusammen reden – kurz danach ist ,Totenstille’, die ganze Nacht hindurch, bis zu meinem frühen Aufbruch am nächsten Morgen. Ich kann nicht schnell genug hier wegkommen. Das Zimmer war ein dunkles Loch, an das Schicksal dieses kleinen Hündchens will ich gar nicht denken – und das erste Mal verspüre ich einen Funken Heimweh….

Alles gut, Mama

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