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5.Tag: Freitag, 26. April
ОглавлениеMarkina-Xemein – Cenaruzza
Bis Munitibar (9 km)
Regen! Ich treffe keinen Menschen unterwegs. Die geplante Unterkunft muss ich irgendwie verpasst haben. Kein Wunder, wenn man stundenlang die Kapuze des Anoraks bis über die Nase ziehen muss. In einem kleinen Nest namens ,Munitibar’ treffe ich auf vier Franzosen, die mir mit Hilfe der spanischen Bar-Senora eine Unterkunft besorgen. Tapfer laufe ich noch einen Kilometer zurück auf dem Weg, den ich gekommen bin zu einem Gasthof mit 6 Zimmern – wovon ich eines beziehen darf. Der Schuppen ist nicht billig, was mir aber unter den gegebenen Umständen relativ egal ist. Wenn die Leistung stimmt…immerhin gibt es eine Badewanne! Bis Gernika wären es noch 15 km gewesen. Das wollte ich meinem tapferen Fahrgestell heute nicht mehr antun, um es auf dem weiteren Weg nicht zu überstrapazieren. Wäsche waschen, Badewanne (das warme Wasser lässt auf sich warten – ich bade lauwarm bis kalt…) – und jetzt einfach einmummeln und den Beinen ein bisschen Ruhe gönnen! Der Weg hierher war steinig, gebirgig und wegen des schlechten Wetters gefährlich glitschig. Auch die Wetteraussichten für morgen verheissen nichts Gutes, im Gegenteil, es soll noch schlechter werden. In diesem ominösen Haus bin ich offensichtlich der einzige Gast. Hier gibt es nichts zu essen, die Küche bleibt kalt, und meine Vorräte sind erschöpft. Ich bewege mich also wohl oder übel nochmal durch den Regen den besagten Kilometer ins Dörfchen zurück, um, wieder als einziger Gast im einzigsten Restaurant am Ort, etwas Warmes zu mir zu nehmen. Es gibt Nudeln Bolognese. Die Sosse ohne Fleisch herzustellen, stellt die Köchin offenbar auf eine harte Probe ihres Könnens…die erste Lieferung jedenfalls geht kläglich in die Hose – die Sosse ist gespickt mit dicken Speckstücken, trotzdem ich bei meiner Bestellung ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass ich kein Fleisch esse. Das hat auch bisher funktioniert. Beim zweiten Anlauf klappt es dann – inzwischen versucht mein Magen krampfhaft, die Hoffnung nicht aufzugeben. Immerhin komme ich relativ gesättigt wieder zurück in meinen Geister-Gasthof. Mittlerweile ist es dunkel draussen. Diese Absteige ist mir irgendwie suspekt – die Schritte des Nachts auf dem Flur veranlassen mich dazu, meine Zimmertür zweimal zu kontrollieren, ob sie auch wirklich verschlossen ist. Wenigstens ist die Dame des Hauses bereit, meinetwegen um 7.00 Uhr nach vorheriger Absprache in der dunklen Küche zu erscheinen, um mir einen Instant-Kaffe und ein paar Kekse anzubieten. Sie gibt mir sogar noch welche als Proviant mit. Wirklich aufmerksam. Bei dem Übernachtungspreis aber immer noch nicht aufmerksam genug, finde ich. Ihr frommer Wunsch, ich solle mit Gott gehen, stimmt mich dann auch wieder versöhnlicher. Sicher erhofft sich die Hausherrin von ihrer noblen Keksspende einen Sündenerlass – der allerdings sehr übersichtlich ausfallen würde….