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Antike Anfänge

Kalender und Wahrsagung

Bekanntlich hatte und hat die Astrologie eine Schwester, viele würden vielleicht lieber von einer Stiefschwester sprechen: die Astronomie. Das familiäre Verhältnis ist durchaus klar: Beide gehören zur Sternkunde, die eine beschränkt sich aufs Beobachten und Rechnen, die andere – die hier im Vordergrund steht – zieht daraus ihre deutenden Schlüsse. Lange Zeit hat man die beiden nicht streng getrennt, so wie man Schwestern manchmal nur an ihrer Kleidung unterscheiden kann. Denn am Anfang steht schlicht der Blick nach oben und der Wille, in dieser überwältigenden Fülle, die wir heute nur noch in buchstäblich ungetrübten Gegenden erleben, Ordnung zu schaffen.

Ohne die Sterne gäbe es zum Beispiel etwas nicht, was unser Leben definitiv und ohne jeden Zweifel beherrscht: die Zeit, besser gesagt die regelmäßige Abfolge von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, wovon schlicht das Überleben abhing. Man weiß, dass die Ägypter sehnlichst die jährliche Nilflut erwarteten, weshalb sie eine Vorstellung davon haben mussten, was ein Jahr ist. In der gleichen frühen Ära befassten sich damit ihre Nachbarn im Zweistromland, in Babylon. Und man weiß auch, wie schwierig es war, die Zusammenhänge zu durchschauen, herauszufinden, wie genau man ein Jahr abgrenzt. Denn der wichtigste Taktgeber, der Mond mit seinem so gut zu beobachtenden Wechsel von Fülle und Verschwinden, hatte die unangenehme Eigenschaft, dass er nur ungefähr zwölfmal ins Jahr passt, dass es diesen dummen Überschuss gibt, der dazu zwingt, das Jahr nach weiteren Kennzeichen abzusuchen, um kein zu langes oder zu kurzes zu bekommen, mit dem sich nach einiger Zeit die tatsächlichen Jahreszeiten verschoben.


Diagonalsternuhr in Särgen des Mittleren Reiches im Alten Ägypten. Sarg des Nacht, wohl aus Assiut, 11./12. Dynastie

Der Sternenhimmel, so ungeheuer eindrucksvoll er mit seiner Regelmäßigkeit war, machte also genaues Hinsehen, Aufzeichnen, Berechnen nötig. Sehr rasch aber kam auch die Vermutung auf, dass das alles da oben etwas zu tun haben müsse mit dem Geschehen hier unten, dass alles in den Sternen geschrieben steht, dass das Schicksal von ihnen vorherbestimmt ist. Wie die anfangs spärlichen Quellen zeigen, beziehen sich erste Prognosen noch eher auf Wettererscheinungen und politische Großereignisse. Am Verschwinden und Wiederauftauchen der Venus zu bestimmten Zeiten wurde auf gute oder schlechte Ernte geschlossen, bei besonderer Stellung zur Sonne auf den Untergang einer Dynastie. Man hat deshalb von »Omen-Astrologie« gesprochen, also einer Lehre von guten oder schlechten Vorzeichen am Himmel, wonach bestimmte Zeitpunkte entsprechend als gut oder schlecht für bestimmte Vorhaben galten – diese »Tagewählerei« wurde übrigens bereits von Mose im Alten Testament verboten (5 Mose 18,10).

Eine erste Systematik der Astrologie fällt in die Zeit des Hellenismus, also in die Zeit nach der Aufteilung des Alexanderreiches mit der Entstehung der großen Machtgebilde in Ägypten, im Vorderen Orient und dem griechischen Mutterland. Vor allem die noch von Alexander dem Großen selbst gegründete Stadt im Nildelta, Alexandria, entwickelte sich zu einem Zentrum der damaligen Wissenschaft, allein schon mit ihrer legendären Bibliothek. Hier entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. ein erstes Kompendium der Astrologie, das angeblich auf den Pharao Nechepso und seinen Priester Petosiris in längst vergangenen Zeiten zurückging – bekannt als Nechepso-Petosiris. Danach entwickelten sich rasch weitere Werke, ohne die eine anspruchsvolle Astrologie nicht mehr zu betreiben war. Zu ihrem Grundriss gehören fünf Lehrstücke, die mit Abwandlungen für immer die Grundlage der Astrologie bilden sollten.

Astrologie. 100 Seiten

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