Читать книгу Das Dorf Band 21: Primo in der Kugelwelt - Karl Olsberg - Страница 4

Оглавление

2. Ordnung muss sein

Golina folgt Ruuna und Willert durch den Wald zu ihrer Hütte. Wie immer sitzt Budda, der Kugelwolf, reglos auf der Wiese. Ihn scheint wirklich nichts aus der Ruhe bringen zu können. Selbst, als Robinson zu ihm flattert und laut krächzt: „Klapp gefälligst das Buch zu und sag unseren Gästen guten Tag!“, rührt er sich nicht.

In der Hütte scheint alles normal zu sein. Das Chaos, das Ruuna angeblich angerichtet hat, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Sogar Ruunas Labor im Keller wirkt ordentlicher als sonst. Vielleicht liegt es daran, dass alle ihre Glasflaschen nur Wasser enthalten und nicht verschiedenfarbige Flüssigkeiten wie sonst.

„Da siehst du es!“, sagt Ruuna.

„Was sehe ich?“, fragt Golina.

„Das Chaos, das Ru... das ich angerichtet habe!“

„Aber es sieht doch alles ordentlich aus.“

„Siehst du? Sie findet auch, dass es ordentlich ist“, sagt Willert.

„Es sieht vielleicht so aus“, meint Ruuna. „Aber das ist ja genau das Problem.“

„Ich verstehe das nicht“, gibt Golina zu. „Wenn etwas ordentlich aussieht, dann ist es doch auch ordentlich, oder nicht?“

„Auf den ersten Blick vielleicht. Aber wenn man etwas sucht, dann nicht unbedingt. Ich habe zum Beispiel keine Ahnung, wo der andere Seelentauschtrank ist, den Ru... den ich gebraut habe.“

„Wie sieht denn so ein Seelentauschtrank aus?“

„Violett mit einem leichten Grünstich“, erklärt Willert. „Normalerweise jedenfalls“, fügt er nach kurzem Zögern hinzu.

„Normalerweise?“, hakt Golina nach.

„Ruuna... ich meine, ich ... puuh, daran gewöhne ich mich wohl nie“, seufzt Ruuna. „Jedenfalls hatten Ruuna, also ich, und ich, ich meine Willert, Streit, weil hier unten wieder mal ein riesiges Durcheinander herrschte.“

„Gar nicht wahr“, widerspricht Willert. „Es war gar kein riesiges Durcheinander. Wenn überhaupt, dann höchstens ein mittelgroßes.“

„Ich... Ich meine, Willert, hat, äh, mir gesagt, dass ich aufräumen soll“, erzählt Ruuna. „Und da hat Ru... habe ich gedacht, es wäre eine gute Idee, wenn alle Tränke gleich aussähen, damit nicht alles immer so kunterbunt ist. Also hat sie, ich meine ich, einen Entfärbungstrank gebraut und ein bisschen davon in alle Glaskolben gefüllt. Und das Ergebnis siehst du jetzt.“

„Ordnung muss nun mal sein!“, fügt Willert hinzu.

„Was sind denn das für Tränke?“, fragt Golina.

„Zwei Stinktränke, ein Knalltrank, drei Heiltränke, ein Unsichtbarkeitstrank, ein Flugtrank, ein Lachtrank, ein Gifttrank und der Seelentauschtrank“, zählt Willert auf. „Du siehst, ich kenne mich total gut aus.“

„Ach ja?“, fragt Ruuna. „Weißt du denn auch, welcher Trank in welcher Flasche ist?“

„Also, die Stinktränke kann ich rausfinden, glaube ich“, erwidert Willert. „Und die anderen können wir ja einfach ausprobieren.“

„Moment mal“, wendet Golina ein. „Hast du nicht etwas von einem Gifttrank gesagt? Was passiert denn, wenn man den trinkt?“

„Dann stirbt man, ist doch logisch“, antwortet Willert.

„Also scheidet Ausprobieren aus“, stellt Golina fest. „Kannst du nicht einfach noch mal einen Seelentauschtrank brauen?“

„Ich?“, fragt Willert. „Ich bin doch keine Hexe! Frag Ruuna!“

„Ich weiß nicht, wie das geht“, meint Ruuna.

„Das ist doch ganz einfach“, erklärt Willert. „Du brauchst dazu nur eine Scheibe vergoldete Melone, etwas Glühsteinstaub und ein Stück Amethyst. Wasser dazu geben und auf niedrigster Stufe zehn Minuten köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren. Am besten gekühlt genießen.“

„Wir haben aber keinen Amethyst mehr“, stellt Ruuna fest.

„Was ist denn das, Amethyst?“, fragt Golina.

„Das ist ein Kristall“, erklärt Ruuna. „Ich habe ihn neulich in einer Höhle gefunden, die ich zufällig entdeckt hatte. Eine sehr hübsche Höhle übrigens.“

„Was soll denn an Höhlen hübsch sein?“, fragt Golina.

Ruuna zuckt mit den Schultern. „Früher hab ich auch gedacht, Höhlen wären langweilig. Aber in letzter Zeit habe ich einige sehr schöne Höhlen entdeckt, manche voller Pflanzen und seltsamer Tiere, andere sehr groß, mit spitzen Steinen, die von der Decke hängen.“

„Aha“, meint Golina. „Und denkst du, du findest noch einmal so ein Stück Anarchist?“

„Amethyst“, korrigiert Ruuna. „Ich weiß nicht mehr, wo genau ich den gefunden habe. Ich wusste ja nicht, dass Ru... dass ich den für Zaubertränke gebrauchen kann, deshalb habe ich mir leider die Stelle nicht gemerkt. Es würde sicher lange dauern, noch einmal ein Stück davon zu finden.“

„Ich glaube, ich habe einen Stinktrank gefunden!“, ruft Willert dazwischen und hält stolz einen Glaskolben hoch. „Hier, wollt ihr mal riechen?“

„Nein, danke!“, erwidert Golina. „Wenn ich es richtig sehe, dann gibt es keinen anderen Ausweg, als noch einmal so ein Stück Ama... Ami... Dingsda zu suchen und einen neuen Seelentauschtrank zu brauen. Die farblosen Tränke solltet ihr besser wegschütten.“

„Wegschütten?“, fragt Willert. „Auf keinen Fall! Lieber kippe ich sie alle zusammen und gucke, was passiert.“

„Bloß nicht!“, protestiert Ruuna.

„Ich schlage vor, wir gehen zurück ins Dorf und bitten Primo, diesen Kristall für euch zu suchen“, meint Golina. „Schließlich ist er der Dorfbeschützer und auf diese Weise bekomme ich ihn endlich aus dem Haus ... ich meine, bekommt er endlich mal wieder frische Luft.“

„Gut“, meint Willert. „Aber die Tränke nehme ich sicherheitshalber mit.“

„Warum das denn?“, fragt Ruuna.

„Da ist Gift dabei, schon vergessen?“, erklärt Willert. „Und es sieht aus wie harmloses Wasser. Stell dir vor, spielende Kinder kommen in unsere Hütte, während wir nicht da sind, und trinken es. Sicher ist sicher!“

Golina nickt. Ihr Sohn Nano ist mit Margis Tochter Maffi noch bei Birta, der Priestergehilfin, zum Unterricht. Jedenfalls sollte er dort sein. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er den Unterricht schwänzt und stattdessen im Wald herumstreift. Willert, also eigentlich ja Ruuna, hat recht: Sicher ist sicher.

Das Dorf Band 21: Primo in der Kugelwelt

Подняться наверх