Читать книгу Das Dorf Band 17: Die Räuber - Karl Olsberg - Страница 4

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2. Überraschungseffekt

Primo und Margi schleppen den verletzten Kolle in die Bibliothek. Unterwegs überlegt Primo fieberhaft, was er tun kann, um diese Gefahr vom Dorf abzuwenden. Die finsteren Gesellen rechnen offensichtlich nicht mit Gegenwehr. Mit etwas Glück kann er sie vielleicht überrumpeln. Doch der stärkste Kämpfer des Dorfs ist bereits von einem einzigen Schuss mit dem Stockbogen kampfunfähig gemacht worden. Das ist eine wahrhaft fürchterliche Waffe!

„Margi, lauf schnell zu Ruuna und Willert!“, sagt er. „Ich werde inzwischen meinen Vater und Asimov mobilisieren.“

„Und ich?“, fragt Kolle. „Was mache ich?“

„Du bleibst erstmal liegen und ruhst dich aus, Schatz“, sagt Margi.

Kolle rappelt sich auf. „Ich denke ja gar nicht daran!“, sagt er mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Es ... es tut schon fast gar nicht mehr weh!“

„Na gut, dann komm mit mir“, sagt Primo. „Aber halt dich erstmal zurück. Ich will diese Typen überraschen. Sie dürfen nicht wissen, dass du Nachtwandlerkräfte hast, bevor es zum Kampf kommt.“

Die beiden kehren zum Platz vor der Kirche zurück, wo die ahnungslosen Dorfbewohner immer noch versammelt sind.

Olum ist offenbar gerade dabei, einen weiteren Vers seines Glockenlieds vorzutragen: „Wo rohe Kräfte sinnlos walten, Ding, Dong, Ding, Ding Dong, da kann sich kein Gebild gestalten, Ding, Dong, Ding, Ding, Dong ...“

Primo beschließt, die anderen nicht zu stören, sie wären im Kampf ohnehin nutzlos. Er fasst seinen Vater am Arm und flüstert ihm zu, was geschehen ist. Der nickt und folgt ihm. Zu dritt gehen sie zu Asimov.

„Bitte, Asimov, wir brauchen deine Hilfe“, sagt Primo.

„Geht das schon wieder los? Eure Glockenspiele interessieren mich nun mal nicht!“

„Das ist kein Spiel. Das Dorf ist in Gefahr! Du willst doch nicht, dass Mina etwas passiert, oder?“ Primo zeigt auf die Katze, die wie immer zusammengerollt auf dem Kopf des Golems liegt. Dann erklärt er Asimov seinen Plan.

„Na gut, wenn es unbedingt sein muss“, seufzt der Golem.

„Also, los jetzt!“, sagt Primo. Er geht mit Kolle und Porgo zur Schmiede.

„He, wo bleiben unsere Schätze?“, ruft einer der Räuber vom anderen Flussufer herüber.

„Und das Essen?“, fragt ein zweiter.

„Gleich!“, erwidert Primo. „Ich muss nur noch schnell unsere Smaragde zusammenraffen.“

Damit verschwindet er zusammen mit den anderen in der Schmiede.

„Du willst denen doch nicht wirklich Smaragde geben, Primo?“, fragt Golina.

„Natürlich nicht. Wir tun nur so, als ob. Hilf mir mal.“

Er räumt Bettwäsche und Kleidung aus einer Truhe im Schlafzimmer.

„Was soll denn das werden?“, fragt Golina.

„Wir verstecken unsere Waffen in dieser Kiste und tun so, als wäre sie voller Wertsachen“, erklärt Primo seinen Plan. „Damit kommen wir ganz dicht an sie heran, so dass sie ihre Stockbögen nicht einsetzen können. Ich öffne die Truhe, wir schnappen uns die Waffen, und ehe sie wissen, wie ihnen geschieht, bekommen sie eine Abreibung!“

„Klingt riskant!“, sagt Golina.

„Hast du eine bessere Idee?“

„Nein. Aber zieh wenigstens die Diamantrüstung an.“

„Das geht doch nicht. Dann sehen sie sofort, dass ich kein gewöhnlicher Dorfbewohner bin, und werden misstrauisch.“

„Zieh einfach eines meiner Kleider über die Rüstung, dann merken sie es nicht.“

Primo findet, dass das eine gute Idee ist. Auch Kolle und Porgo legen eiserne Rüstungen an und verbergen sie unter Überwürfen. Dann legen sie Porgos großen Schmiedehammer und das Diamantschwert in die Truhe. Kolle braucht keine Waffe, weil er mit bloßen Fäusten am besten kämpfen kann, sobald ihn sein Nachtwandlerzorn packt.

Als sie fertig sind, hat Primo noch eine Idee.

„Golina, hast du noch etwas von der, äh, leckeren Pilzsuppe, die du gestern zum Mittagessen gekocht hast?“

„Nein, aber von der von vorgestern ist noch was übrig. Wieso? Hast du Hunger?“

„Nein. Aber die Typen da draußen.“

„Was? Du willst denen doch nicht etwa auch noch die Pilzsuppe servieren, die ich mit so viel Liebe für Nano und dich gekocht habe?“

„Nur, um sie abzulenken. Wer einen Suppenteller in der Hand hat, kann nicht so gut kämpfen.“

„Na schön, wenn du meinst.“

Golina gibt Kolle einen Suppentopf, während Porgo und Primo die Kiste mit den Waffen tragen. Damit treten sie aus dem Haus und gehen langsam auf die Räuber zu.

„Hier drin sind all unsere Wertsachen“, lügt Primo.

„Und ich habe hier leckere Pilzsuppe“, sagt Kolle, was nach Primos Meinung ebenfalls gelogen ist.

„Gut. Bringt beides hierher!“, kommandiert der Anführer. „Aber macht keine Dummheiten, oder es wird euch schlecht ergehen. Hotz, du sicherst von da drüben mit der Armbrust. Plotz, du behältst die drei von der anderen Seite aus im Auge.“

Zwei der Räuber entfernen sich ein Stück weit von den anderen und spannen ihre Waffen, die der Anführer Armbrüste genannt hat. So ein Pech! Auf diese Weise funktioniert Primos Plan, die Räuber zu überrumpeln, nicht so gut. Aber nun ist es zu spät, um ihn noch zu ändern.

„So, und nun kommt schön langsam über die Brücke und stellt die Truhe hier hin.“

„Suppe!“, ruft Kolle. „Leckere Suppe!“

„He, ist das nicht der Typ, dem du gerade einen Bolzen verpasst hast, Attila?“, fragt einer der Räuber.

Der Anführer nickt. „Allerhand! Normalerweise verkriechen sich die Dorfbewohner doch vor uns, besonders, wenn sie einen Bolzen abbekommen haben. Die hier scheinen aus anderem Holz geschnitzt zu sein. Besser, wir sind auf der Hut.“

„Suppe, leckere Suppe!“, ruft Kolle.

„Die Suppe ist bestimmt vergiftet“, sagt der Anführer.

„Aber nein!“, beteuert Kolle. „Sie ist sehr lecker, ehrlich!“

„So? Dann iss mal selbst einen Teller!“

Kolle wirft Primo einen missmutigen Blick zu, doch dann befolgt er die Anweisung. Er nimmt einen Schluck Suppe und verzieht das Gesicht. „Igitt ... ich meine, äh, lecker!“

„Also, ich hätte schon gerne einen Teller Suppe, Boss!“, sagt der Räuber namens Hotz.

„Ich auch“, stimmt Plotz zu.

Die beiden gehen auf Kolle zu.

„Geht sofort zurück auf eure Posten, ihr Idioten!“, brüllt der Anführer. „Hier wird erst Suppe gegessen, wenn ich sage, dass Suppe gegessen wird!“

„Aber Boss, ich hab solchen Hunger ...“

Primo beschließt, dass dies ein günstiger Moment für einen Überraschungsangriff ist.

„Asimov, jetzt!“, ruft er, reißt den Deckel der Truhe auf und greift sich sein Diamantschwert.

„Hier hast du deine Suppe!“, brüllt Kolle im selben Moment, läuft grün an und schleudert den Suppentopf gegen einen der Räuber, der von der Wucht des Wurfs umgestoßen wird.

„Wusste ich’s doch, dass man euch nicht trauen darf!“, schreit der Anführer. „Na wartet, das werdet ihr büßen!“

Er treibt sein Reittier an, das ein wütendes Schnauben ausstößt und auf Primo losrennt. Der kann gerade noch zur Seite springen, bevor er von den Spitzen am Kopf des Tiers aufgespießt wird. Es gelingt ihm, dem Anführer einen Schlag mit seinem Diamantschwert zu verpassen.

Doch dadurch wird der Räuber nur noch wütender. Er springt von seinem Tier und zückt ein Beil, mit dem er sich auf Primo stürzt.

Primo, Kolle und Porgo kämpfen verbissen und auch Paul stürzt sich laut kläffend in den Kampf mit dem riesigen Reittier. Doch die Gegner sind in der Überzahl, und selbst mit Primos Kampferfahrung und Kolles Nachtwandlerkraft sind sie den Räubern unterlegen. Das Blatt wendet sich erst, als auch Asimov in den Kampf eingreift.

„Verdammt, die haben einen Gooooo....“, ruft einer der Räuber, bevor ihn Asimov mit einem Schlag seines gewaltigen Metallarms durch die Luft befördert.

Da ertönt ein greller Schrei vom Rand des Dorfs: „Das ist gemein, einfach ohne mich anzufangen!“

Ruuna, Willert und Margi kommen angerannt. Auch Golina hat sich Schwert und Helm besorgt und will sich in den Kampf einmischen. Robinson, der Papagei, fliegt hinter ihnen her und krächzt: „Lass den Quatsch, du freches Huhn!“

„Verdammt, die haben auch eine Hexe!“, ruft ein anderer Räuber. „Lasst uns abhauen!“

„Nichts da!“, brüllt der Anführer. „Wir ergeben uns niemals!“

„Achtung, volle Deckung!“, ruft Ruuna.

„Nein, Ruuna, nicht!“, versucht Willert sie aufzuhalten, doch es ist zu spät.

Die Hexe schleudert eine Glasflasche mit einer klaren Flüssigkeit mitten ins Kampfgetümmel. Die Flasche zerbirst und ein rosafarbener Nebel steigt auf, der nach Frühlingsblumen duftet.

„Was soll das denn jetzt?“, fragt einer der Räuber verwirrt.

Porgo nutzt die Gelegenheit, um ihm eins mit dem Schmiedehammer zu verpassen.

„Ups, falsche Flasche“, ruft Ruuna. „Aber jetzt! Volle Deckung!“

Sie wirft eine weitere Flasche, diesmal mit einer orangefarben glühenden Flüssigkeit. Als sie direkt neben Primo auf den Boden auftrifft, gibt es einen gewaltigen Knall. Er wird im hohen Bogen durch die Luft geschleudert und landet mit dem Kopf zuerst auf einem Steinblock. Dann wird ihm schwarz vor Augen.

Das Dorf Band 17: Die Räuber

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