Читать книгу Das Nibelungenlied - Karl Simrock - Страница 10
SIEBENTES ABENTEUER – WIE GUNTHER BRUNHILDEN GEWANN
ОглавлениеIhr Schifflein unterdessen · war auf dem Meer
Zur Burg heran geflossen · da sah der König hehr
Oben in den Fenstern · manche schöne Maid.
Daß er sie nicht erkannte · das war in Wahrheit ihm leid.
Er fragte Siegfrieden · den Gesellen sein:
„Hättet ihr wohl Kunde · um diese Mägdelein,
Die dort hernieder schauen · nach uns auf die Flut?
Wie ihr Herr auch heiße · so tragen sie hohen Mut.“
Da sprach der kühne Siegfried · „Nun sollt ihr heimlich spähn
Nach den Jungfrauen · und sollt mir dann gestehn,
Welche ihr nehmen wolltet · wär’ euch die Wahl verliehn.“
„Das will ich,“ sprach Gunther · dieser Ritter schnell und kühn.
„So schau’ ich ihrer eine · in jenem Fenster an,
Im schneeweißen Kleide · die ist so wohlgetan:
Die wünschen meine Augen · so schön ist sie von Leib.
Wenn ich gebieten dürfte · sie müßte werden mein Weib.“
„Dir hat recht erkoren · deiner Augen Schein:
Es ist die edle Brunhild · das schöne Mägdelein,
Nach der das Herz dir ringet · der Sinn und auch der Mut.“
All ihr Gebaren · dauchte König Gunthern gut.
Da hieß die Königstochter · von dem Fenster gehn
Die herrlichen Maide · sie sollten da nicht stehn
Zum Anblick für die Fremden · sie folgten unverwandt.
Was da die Frauen taten · das ist uns auch wohl bekannt.
Sie zierten sich entgegen · den unkunden Herrn,
Wie es immer taten · schöne Frauen gern.
Dann an die engen Fenster · traten sie heran,
Wo sie die Helden sahen · das ward aus Neugier getan.
Nur ihrer Viere waren · die kamen in das Land.
Siegfried der kühne · ein Roß zog auf den Strand.
Das sahen durch die Fenster · die schönen Frauen an:
Große Ehre dauchte · sich König Gunther getan.
Er hielt ihm bei dem Zaume · das zierliche Roß,
Das war gut und stattlich · stark dazu und groß,
Bis der König Gunther · fest im Sattel saß.
Also dient’ ihm Siegfried · was er hernach doch ganz vergaß.
Dann zog er auch das seine · aus dem Schiff heran:
Er hatte solche Dienste · gar selten sonst getan,
Daß er am Steigreif Helden · je gestanden war’.
Das sahen durch die Fenster · diese schönen Frauen hehr.
Es war in gleicher Weise · den Helden allbereit
Von schneeblanker Farbe · das Roß und auch das Kleid,
Dem einem wie dem andern · und schön der Schilde Rand:
Die warfen hellen Schimmer · an der edeln Recken Hand.
Ihre Sättel wohlgesteinet · die Brustriemen schmal:
So ritten sie herrlich · vor Brunhildens Saal;
Daran hingen Schellen · von lichtem Golde rot.
Sie kamen zu dem Lande · wie ihr Hochsinn gebot,
Mit Speeren neu geschliffen · mit wohlgeschaffnem Schwert,
Das bis auf die Sporen · ging den Helden wert.
Die Wohlgemuten führten · es scharf genug und breit.
Das alles sah Brunhild · diese herrliche Maid.
Mit ihnen kam auch Dankwart · und sein Bruder Hagen:
Diese beiden trugen · wie wir hören sagen,
Von rabenschwarzer Farbe · reichgewirktes Kleid;
Neu waren ihre Schilde · gut, dazu auch lang und breit.
Von India dem Lande · trugen sie Gestein,
Das warf an ihrem Kleide · auf und ab den Schein.
Sie ließen unbehütet · das Schifflein bei der Flut;
So ritten nach der Feste · diese Helden kühn und gut.
Sechsundachtzig Türme · sahn sie drin zumal,
Drei weite Pfalzen · und einen schönen Saal
Von edelm Marmelsteine · so grün wie das Gras,
Darin Brunhild selber · mit ihrem Ingesinde saß.
Die Burg war erschlossen · und weithin auf getan,
Brunhildes Mannen · liefen alsbald heran
Und empfingen die Gäste · in ihrer Herrin Land.
Die Rosse nahm man ihnen · und die Schilde von der Hand.
Da sprach der Kämmrer einer · „Gebt uns euer Schwert
Und die lichten Panzer“ · „Das wird euch nicht gewährt,“
Sprach Hagen von Tronje · „wir wollen’s selber tragen.“
Da begann ihm Siegfried · rechten Bescheid davon zu sagen:
„In dieser Burg ist Sitte · das will ich euch sagen,
Keine Waffen dürfen · da die Gäste tragen:
Laßt sie von hinnen bringen · das ist wohlgetan.“
Ihm folgte wider Willen · Hagen, König Gunthers Mann.
Man ließ den Gästen schenken · und schaffen gute Ruh.
Manchen schnellen Recken · sah man dem Hofe zu
Allenthalben eilen · in fürstlichem Gewand;
Doch wurden nach den Kühnen · ringsher die Blicke gesandt.
Nun wurden auch Brunhilden · gesagt die Mären,
Daß unbekannte Recken · gekommen wären
In herrlichem Gewande · geflossen auf der Flut.
Da begann zu fragen · diese Jungfrau schön und gut:
„Ihr sollt mich hören lassen“ · sprach das Mägdelein,
„Wer die unbekannten · Recken mögen sein,
Die ich dort stehen sehe · in meiner Burg so hehr,
Und wem zulieb die Helden · wohl gefahren sind hieher.“
Des Gesindes sprach da einer · „Frau, ich muß gestehn,
Daß ich ihrer keinen · je zuvor gesehn;
Doch einer steht darunter · der Siegfrieds Weise hat:
Den sollt ihr wohl empfangen · das ist in Treuen mein Rat.
Der andere der Gesellen · gar löblich dünkt er mich;
Wenn er die Macht besäße · zum König ziemt’ er sich
Ob weiten Fürstenlanden · sollt er die versehn.
Man sieht ihn bei den andern · so recht herrlich da stehn.
„Der dritte der Gesellen · der hat gar herben Sinn,
Doch schönen Wuchs nicht minder · reiche Königin.
Die Blicke sind gewaltig · deren so viel er tut:
Er trägt in seinem Sinne · wähn’ ich, grimmigen Mut.
„Der jüngste darunter · gar löblich dünkt er mich:
Man sieht den reichen Degen · so recht minniglich
In jungfräulicher Sitte · und edler Haltung stehn:
Wir müßten’s alle fürchten · wär’ ihm ein Leid hier geschehn,
„So freundlich er gebare · so wohlgetan sein Leib,
Er brächte doch zum Weinen · manch waidliches Weib,
Wenn er zürnen sollte · sein Wuchs ist wohl so gut,
Er ist an allen Tugenden · ein Degen kühn und wohlgemut.“
Da sprach die Königstochter · „Nun bringt mir mein Gewand:
Und ist der starke Siegfried · gekommen in mein Land
Um meiner Minne willen · es geht ihm an den Leib:
Ich fürcht’ ihn nicht so heftig · daß ich würde sein Weib.“
Brunhild die schöne · trug bald erlesen Kleid.
Auch gab ihr Geleite · manche schöne Maid,
Wohl hundert oder drüber · sie all in reicher Zien
Die Gäste kam zu schauen · manches edle Weib mit ihr.
Mit ihnen gingen Degen · da aus Island,
Brunhildens Recken · die Schwerter in der Hand,
Fünfhundert oder drüber · das war den Gästen leid.
Aufstanden von den Sitzen · die kühnen Helden allbereit.
Als die Königstochter · Siegfrieden sah,
Nun höret, wie die Jungfrau · zu ihm redet’ da:
„Seid willkommen, Siegfried · hier in diesem Land.
Was meint eure Reise? · das macht mir, bitt’ ich, bekannt.“
„Viel Dank muß ich euch sagen · Frau Brunhild,
Daß ihr mich geruht zu grüßen · Fürstentochter mild,
Vor diesem edlen Recken · der hier vor mir steht:
Denn der ist mein Lehnsherr · der Ehre Siegfried wohl enträt.
„Er ist geboren vom Rheine · was soll ich sagen mehr?
Dir nur zuliebe · fuhren wir hieher.
Er will dich gerne minnen · was ihm geschehen mag.
Nun bedenke dich bei Zeiten · mein Herr läßt nimmermehr nach.
„Er ist geheißen Gunther · ein König reich und hehr.
Erwirbt er deine Minne · nicht mehr ist sein Begehr.
Er gebot mir, herzufahren · mit ihm, meinem Herrn.
Hätt’ ich’s ihm weigern können · ich unterließ die Reise gern.“
Sie sprach: „Wenn er dein Herr ist · und du in seinem Lehn,
Wagt er, die ich erteile · meine Spiele zu bestehn
Und bleibt darin der Meister · so werd’ ich sein Weib;
Doch ist’s, daß ich gewinne · es geht euch allen an den Leib.“
Da sprach von Tronje Hagen · „So zeigt uns, Königin,
Eure starken Spiele · Eh’ euch den Gewinn
Mein Herr Gunther ließe · so müßt’ es übel sein:
Er mag wohl noch erwerben · ein so schönes Mägdelein.“
„Den Stein soll er werfen · und springen darnach,
Den Speer mit mir schießen · drum sei euch nicht zu jach.
Ihr verliert hier mit der Ehre · Leben leicht und Leib:
Drum mögt ihr euch bedenken“ · sprach das minnigliche Weib.
Siegfried der schnelle · ging zu dem König hin
Und bat ihn, frei zu reden · mit der Königin
Ganz nach seinem Willen · angstlos soll’ er sein!
„Ich will dich wohl behüten · vor ihr mit den Listen mein.“
Da sprach der König Gunther · „Königstochter hehr,
Erteilt mir, was ihr wollet · und war’ es auch noch mehr,
Euer Schönheit willen · bestund’ ich alles gern.
Mein Haupt will ich verlieren · gewinnt ihr mich nicht zum Herrn.“
Als da seine Rede · vernahm die Königin,
Bat sie, wie ihr ziemte · das Spiel nicht zu verziehn.
Sie ließ sich zum Streite · bringen ihr Gewand,
Einen goldnen Panzer · und einen guten Schildesrand.
Ein seiden Waffenhemde · zog sich an die Maid,
Daß ihr keine Waffe · verletzen könnt’ im Streit,
Von Zeugen wohlgeschaffen · aus Libya dem Land:
Lichtgewirkte Borten · erglänzten rings an dem Rand.
Derweil hat ihr Übermut · den Gästen schwer gedräut.
Dankwart und Hagen · die standen unerfreut.
Wie es dem Herrn erginge · sorgte sehr ihr Mut.
Sie dachten: „Unsre Reise · bekommt uns Recken nicht gut.“
Derweilen ging Siegfried · der waidliche Mann,
Eh’ es wer bemerkte · an das Schiff heran,
Wo er die Tarnkappe · verborgen liegen fand,
In die er hurtig schlüpfte · da war er niemand bekannt.
Er eilte bald zurücke · und fand hier Recken viel:
Die Königin erteilte · da ihr hohes Spiel.
Da ging er hin verstohlen · (durch Zauber dies geschah),
Von allen, die da waren · ihn nicht einer ersah.
Es war ein Kreis gezogen · wo das Spiel geschehn
Vor kühnen Recken sollte · die es wollten sehn.
Mehr denn siebenhundert · sah man Waffen tragen:
Wer das Spiel gewänne · das sollten diese Helden sagen.
Da war gekommen Brunhild · die man gewaffnet fand,
Als ob sie streiten wolle · um aller Kön’ge Land.
Wohl trug sie auf der Seide · viel Golddrähte fein;
Ihre minnigliche Farbe · gab darunter holden Schein.
Nun kam ihr Gesinde · das trug herbei zuhand
Aus allrotem Golde · einen Schildesrand
Mit hartem Stahlbeschlage · mächtig groß und breit,
Worunter spielen wollte · diese minnigliche Maid.
An einer edlen Borte · ward der Schild getragen,
Auf der Edelsteine · grasgrüne, lagen;
Die tauschten mannigfaltig · Gefunkel mit dem Gold.
Er bedurfte großer Kühnheit · dem die Jungfrau wurde hold.
Der Schild war untern Buckeln · so ward uns gesagt,
Von dreier Spannen Dicke · den trug hernach die Magd.
An Stahl und auch an Golde · war er reich genug,
Den ihrer Kämmrer einer · selbvierter nur mit Mühe trug.
Als der starke Hagen · den Schild hertragen sah,
In grimmigem Mute · sprach der Tronjer da:
„Wie nun, König Gunther? · An Leben geht’s und Leib:
Die ihr begehrt zu minnen · die ist ein teuflisches Weib.“
Hört noch von ihren Kleidern · deren hatte sie genug.
Von Azagauger Seide · einen Wappenrock sie trug,
Der kostbar war und edel · daran warf hellen Schein
Von der Königstochter · gar mancher herrliche Stein.
Da brachten sie der Frauen · mächtig und breit
Einen scharfen Wurfspieß · den verschoß sie allezeit,
Stark und ungefüge · groß dazu und schwer.
An seinen beiden Seiten · schnitt gar grimmig der Speer.
Von des Spießes Schwere · höret Wunder sagen:
Wohl hundert Pfund Eisen · war dazu verschlagen.
Ihn trugen mühsam Dreie · von Brunhildens Heer;
Gunther der edle · rang mit Sorgen da schwer.
Er dacht’ in seinem Sinne · „Was soll das sein hier?
Der Teufel aus der Hölle · wie schützt er sich vor ihr?
War’ ich mit meinem Leben · wieder an dem Rhein,
Sie dürfte hier wohl lange · meiner Minne ledig sein.“
Da sprach Hagens Bruder · der kühne Dankwart:
„Mich reut in der Seele · her zu Hof die Fahrt.
Nun hießen wir einst Recken · wie verlieren wir den Leib,
Soll uns in diesem Lande · nun verderben ein Weib?
„Des muß mich sehr verdrießen · daß ich kam in dieses Land.
Hätte mein Bruder Hagen · sein Schwert an der Hand
Und auch ich das meine · so sollten sachte gehn
Mit ihrem Übermute · die in Brunhildens Lehn.
„Sie sollten sich bescheiden · das glaubet mir nur.
Hätt’ ich den Frieden tausendmal · bestärkt mit einem Schwur,
Bevor ich sterben sähe · den lieben Herren mein,
Das Leben müßte lassen · dieses schöne Mägdelein.“
„Wir möchten ungefangen · wohl räumen dieses Land,“
Sprach sein Bruder Hagen · „hätten wir das Gewand,
Des wir zum Streit bedürfen · und die Schwerter gut,
So sollte sich wohl sänften · der schönen Fraue Übermut.“
Wohl hörte, was er sagte · die Fraue wohlgetan;
Über die Achsel · sah sie ihn lächelnd an.
„Nun er so kühn sich dünket · so bringt doch ihr Gewand,
Ihre scharfen Waffen · gebt den Helden an die Hand.“
Als man die Waffen brachte · wie die Maid gebot,
Dankwart der kühne · ward vor Freuden rot.
„Nun spielt, was ihr wollet“ · sprach der Degen wert,
„Gunther ist unbezwungen · wir haben wieder unser Schwer.“
Brunhildens Stärke · zeigte sich nicht klein:
Man trug ihr zu dem Kreise · einen schweren Stein,
Groß und ungefüge · rund dabei und breit.
Ihn trugen kaum zwölfe · dieser Degen kühn im Streit.
Den warf sie allerwegen · wie sie den Speer verschoß.
Darüber war die Sorge · der Burgunden groß.
„Wen will der König werben?“ · sprach da Hagen laut:
„Wär’ sie in der Hölle · doch des Übeln Teufels Braut!“
An ihre weißen Arme · sie die Ärmel wand,
Sie schickte sich und faßte · den Schild an die Hand,
Sie schwang den Spieß zur Höhe · das war des Kampfs Beginn.
Gunther und Siegfried bangten · vor Brunhildens grimmem Sinn.
Und wär’ ihm da Siegfried · zu Hilfe nicht gekommen,
So hätte sie dem König · das Leben wohl benommen.
Er trat hinzu verstohlen · und rührte seine Hand;
Gunther seine Künste · mit großen Sorgen befand.
„Wer war’s, der mich berührte?“ · dachte der kühne Mann,
Und wie er um sich blickte · da traf er niemand an.
Er sprach: „Ich bin es, Siegfried · der Geselle dein:
Du sollst ganz ohne Sorge · vor der Königin sein.
„Den Schild gieb aus den Händen · und laß mich ihn tragen
Und behalt’ im Sinne · was du mich hörest sagen:
Du habe die Gebärde · ich will das Werk begehn.“
Als er ihn erkannte · da war ihm Liebes geschehn.
„Verhehl’ auch meine Künste · die darfst du niemand sagen:
So mag die Königstochter · schwerlich viel erjagen
An dir etwelches Ruhmes · wie sie gesonnen ist:
Nun sieh doch, welcher Kühnheit · sie wider dich sich vermißt.“
Da schoß mit ganzen Kräften · die herrliche Maid
Den Speer nach einem neuen Schild · mächtig und breit;
Den trug an der Linken · Sieglindens Kind.
Das Feuer sprang vom Stahle · als ob es wehte der Wind.
Des starken Spießes Schneide · den Schild ganz durchdrang,
Daß das Feuer lohend · aus den Ringen sprang.
Von dem Schusse fielen · die kraftvollen Degen:
War nicht die Tarnkappe · sie wären beide da erlegen.
Siegfried dem kühnen · vom Munde brach das Blut.
Bald sprang er auf die Füße · da nahm der Degen gut
Den Speer, den sie geschossen · ihm hatte durch den Rand:
Den warf ihr jetzt zurücke · Siegfried mit kraftvoller Hand.
Er dacht’: „Ich will nicht schießen · das Mägdlein wonniglich.“
Des Spießes Schneide kehrt’ er · hinter den Rücken sich;
Mit der Speerstange · schoß er auf ihr Gewand,
Daß es laut erhallte · von seiner kraftreichen Hand.
Das Feuer stob vom Panzer · als trieb’ es der Wind.
Es hatte wohl geschossen · der Sieglinde Kind:
Sie vermochte mit den Kräften · dem Schusse nicht zu stehn;
Das war’ von König Gunthern · in Wahrheit nimmer geschehn.
Brunhild die schöne · bald auf die Füße sprang:
„Gunther, edler Ritter · des Schusses habe Dank!“
Sie wähnt’, er hätt’ es selber · mit seiner Kraft getan;
Nein, zu Boden warf sie · ein viel stärkerer Mann.
Da ging sie hin geschwinde · zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhub sie · die edle Jungfrau gut;
Sie schwang ihn mit Kräften · weithin von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe · daß laut erklang ihr Gewand.
Der Stein fiel zu Boden · von ihr zwölf Klafter weit:
Den Wurf überholte · im Sprung die edle Maid.
Hin ging der schnelle Siegfried · wo der Stein nun lag:
Gunther mußt’ ihn wägen · des Wurfs der Held selber pflag.
Siegfried war kräftig · kühn und auch lang;
Den Stein warf er ferner · dazu er weiter sprang.
Ein großes Wunder war es · und künstlich genug,
Daß er in dem Sprunge · den König Gunther noch trug.
Der Sprung war ergangen · am Boden lag der Stein:
Gunther war’s, der Degen · den man sah allein.
Brunhild die schöne · ward vor Zorne rot;
Gewendet hatte Siegfried · dem König Gunther den Tod.
Zu ihrem Ingesinde · sprach die Königin da,
Als sie gesund den Helden · an des Kreises Ende sah:
„Ihr, meine Freund’ und Mannen · tretet gleich heran:
Ihr sollt dem König Gunther · alle werden untenan.“
Da legten die Kühnen · die Waffen von der Hand
Und boten sich zu Füßen · von Burgundenland
Gunther dein reichen · so mancher kühne Mann:
Sie wähnten, die Spiele · hätt’ er mit eigner Kraft getan.
Er grüßte sie gar minniglich · wohl trug er höf’schen Sinn.
Da nahm ihn bei der Rechten · die schöne Königin:
Sie erlaubt’ ihm, zu gebieten · in ihrem ganzen Land.
Des freute sich da Hagen · der Degen kühn und gewandt.
Sie bat den edeln Ritter · mit ihr zurück zu gehn
Zu dem weiten Saale · als dies war geschehn,
Begrüßte man die Recken · erst recht ehrenvoll.
Dankwart und Hagen · nahmen’s hin ohne Groll.
Siegfried der schnelle · war wohl schlau genug,
Daß er die Tarnkappe · aufzubewahren trug.
Dann ging er zu dem Saale · wo manche Fraue saß;
Er sprach zu dem König · gar listiglich tat er das:
„Was säumt ihr, Herr König · und beginnt die Spiele nicht,
Die euch aufzugeben · die Königin verspricht?
Laßt uns doch bald erschauen · wie es damit bestellt.“
Als wüßt’ er nichts von allem · so tat der listige Held.
Da sprach die Königstochter · „Wie konnte das geschehn,
Daß ihr nicht die Spiele · Herr Siegfried, habt gesehn,
Worin hier Sieg errungen · hat König Gunthers Hand?“
Zur Antwort gab ihr Hagen · aus der Burgunden Land:
Er sprach: „Da habt ihr, Königin · uns betrübt den Mut:
Da war bei dem Schiffe · Siegfried der Degen gut,
Als der Vogt vom Rheine · das Spiel euch abgewann;
Drum ist es ihm unkundig“ · sprach da Gunthers Untertan.
„Nun wohl mir dieser Märe“ · sprach Siegfried der Held,
„Daß hier eure Hochfahrt · also ward gefällt,
Und jemand lebt, der euer · Meister möge sein.
Nun sollt ihr, edle Jungfrau · uns hinnen folgen an den Rhein.“
Da sprach die Wohlgetane · „Das mag noch nicht geschehn.
Erst frag’ ich meine Vettern · und die in meinem Lehn.
Ich darf ja nicht so leichthin · räumen dies mein Land:
Meine höchsten Freunde · die werden erst noch besandt.“
Da ließ sie ihre Boten · nach allen Seiten gehn:
Sie besandte ihre Freunde · und die in ihrem Lehn,
Daß sie zum Isensteine · kämen unverwandt;
Einem jeden ließ sie geben · reiches, herrliches Gewand.
Da ritten alle Tage · beides, spat und früh,
Der Feste Brunhildens · die Recken scharweis zu.
„Nun ja doch,“ sprach da Hagen · „was haben wir getan!
Wir erwarten uns zum Schaden · hier die Brunhild untenan.
„Wenn sie mit ihren Kräften · kommen in dies Land,
Der Königin Gedanken · die sind uns unbekannt:
Wie, wenn sie uns zürnte? · so wären wir verloren,
Und wär’ uns das edle Mägdlein · zu großen Sorgen geboren!“
Da sprach der starke Siegfried · „Dem will ich widerstehn.
Was euch da Sorge schaffet · das lass’ ich nicht geschehn.
Ich will euch Hilfe bringen · her in dieses Land
Durch auserwählte Degen · die sind euch noch unbekannt.
„Ihr sollt nach mir nicht fragen · ich will von hinnen fahren;
Gott möge eure Ehre · derweil wohl bewahren.
Ich komme bald zurücke · und bring euch tausend Mann
Der allerbesten Degen · deren ich Kunde je gewann.“
„So bleibt nur nicht zu lange“ · der König sprach da so,
„Wir sind eurer Hilfe · nicht unbillig froh.“
Er sprach: „Ich komme wieder · gewiß in wenig Tagen.
Ihr hättet mich versendet · sollt ihr der Königin sagen.“