Читать книгу Das Nibelungenlied - Karl Simrock - Страница 5

ZWEITES ABENTEUER – VON SIEGFRIEDEN

Оглавление

Da wuchs im Niederlande · eines edeln Königs Kind,

Siegmund hieß sein Vater · die Mutter Siegelind,

In einer mächt’gen Veste · weithin wohlbekannt,

Unten am Rheine · Xanten war sie genannt.

Ich sag’ euch von dem Degen · wie so schön er ward.

Er war vor allen Schanden · immer wohl bewahrt.

Stark und hohes Namens · ward bald der kühne Mann:

Hei! was er großer Ehren · auf dieser Erde gewann!

Siegfried ward geheißen · der edle Degen gut.

Er erprobte viel der Reiche · in hochbeherztem Mut.

Seine Stärke führt’ ihn · in manches fremde Land:

Hei! was er schneller Degen · bei den Burgunden fand!

In seinen besten Zeiten · bei seinen jungen Tagen

Mochte man viel Wunder · von Siegfrieden sagen,

Wie Ehr’ an ihm erblühte · und wie schön er war zu schaun:

Bald dachten sein in Minne · viel der waidlichen Fraun.

Man erzog ihn mit dem Fleiße · wie ihm geziemend war;

Was ihm Zucht und Sitte · der eigne Sinn gebar!

Das ward noch eine Zierde · für seines Vaters Land,

Daß man zu allen Dingen · ihn so recht herrlich fand.

Er war nun so erwachsen · mit an den Hof zu gehn.

Die Leute sahn ihn gerne · viel Fraun und Mädchen schön

Wünschten wohl, er käme · dahin doch immerdar;

Hold waren ihm gar viele · des ward der Degen wohl gewahr.

Selten ohne Hüter · man reiten ließ das Kind.

Mit Kleidern hieß ihn zieren · seine Mutter Siegelind;

Auch pflegten sein die Weisen · denen Ehre war bekannt:

Drum mocht’ er wohl gewinnen · so die Leute wie das Land.

Nun war er in der Stärke · daß er wohl Waffen trug:

Wes er dazu bedurfte · des gab man ihm genug.

Schon sann er zu werben · um manches schöne Kind;

Die hätten wohl mit Ehren · den kühnen Siegfried geminnt.

Da ließ sein Vater Siegmund · kund tun seinem Lehn,

Mit lieben Freunden woll’ er · ein Hofgelag’ begehn.

Da brachte man die Märe · in andrer Kön’ge Land.

Den Heimischen und Gästen · gab er Ross’ und Gewand.

Wen man finden mochte · aus der Verwandten Art,

Der Ritter werden sollte · die edeln Knappen zart

Lud man nach dem Lande · zu der Lustbarkeit,

Wo sie das Schwert empfingen · mit Siegfried zu gleicher Zeit.

Man mochte Wunder sagen · von dem Hofgelag.

Siegmund und Siegelind · gewannen an dem Tag

Viel Ehre durch die Gaben · die spendet’ ihre Hand:

Drum sah man viel der Fremden · zu ihnen reiten in das Land.

Vierhundert Schwertdegen · sollten gekleidet sein

Mit Siegfried zusammen · Manch schönes Mägdelein

Sah man am Werk geschäftig · ihm waren alle hold.

Viel edle Steine legten · die Frauen da in das Gold,

Die sie mit Borten wollten · auf die Kleider nähn

Den jungen stolzen Recken · das mußte so ergehn.

Der Wirt ließ Sitze bauen · für manchen kühnen Mann

Zu der Sonnenwende · wo Siegfried Ritters Stand gewann.

Da ging zu einem Münster · mancher reiche Knecht

Und viel der edeln Ritter · Die Alten taten recht,

Daß sie den Jungen dienten · wie ihnen war geschehn.

Sie hatten Kurzweile · und freuten sich es zu sehn.

Als man da Gott zu Ehren · eine Messe sang,

Da hub sich von den Leuten · ein gewaltiger Drang,

Da sie zu Rittern wurden · dem Ritterbrauch gemäß

Mit also hohen Ehren · so leicht nicht wieder geschäh’s.

Sie eilten, wo sie fanden · geschirrter Rosse viel.

Da ward in Siegmunds Hofe · so laut das Ritterspiel,

Daß man ertosen hörte · Pallas und Saal.

Die hochbeherzten Degen · begannen fröhlichen Schall.

Von Alten und von Jungen · mancher Stoß erklang,

Daß der Schäfte Brechen · in die Lüfte drang.

Die Splitter sah man fliegen · bis zum Saal hinan.

Von mancher Recken Händen · ward dies voll Eifers getan.

Der Wirt bat es zu lassen · Man zog die Rosse fort;

Wohl sah man auch zerbrochen · viel starke Schilde dort,

Viel der edeln Steine · auf das Gras gefällt

Von des lichten Schildes Spangen · die hatten Stöße zerschellt.

Da setzen sich die Gäste · wohin man ihnen riet,

Zu Tisch, wo von Ermüdung · viel edle Kost sie schied

Und Wein der allerbeste · des man die Fülle trug.

Den Heimischen und Fremden · bot man Ehren da genug.

So viel sie Kurzweile · gefunden all den Tag,

Das fahrende Gesinde · doch keiner Ruhe pflag:

Sie dienten um die Gabe · die man da reichlich fand;

Ihr Lob ward zur Zierde · König Siegmunds ganzem Land.

Da ließ der Fürst verleihen · Siegfried, den jungen Mann,

Das Land und die Burgen · wie sonst er selbst getan.

Seinen Schwertgenossen · gab er mit milder Hand:

So freute sie die Reise · die sie geführt in das Land.

Das Hofgelage währte · bis an den siebten Tag.

Sieglind die reiche · der alten Sitte pflag,

Daß sie dem Sohn zu Liebe · verteilte rotes Gold:

Sie konnt’ es wohl verdienen · daß ihm die Leute waren hold.

Da war zuletzt kein armer · Fahrender mehr im Land.

Ihnen stoben Kleider · und Rosse von der Hand,

Als hätten sie zu leben · nicht mehr denn einen Tag.

Man sah nie Ingesinde · das so großer Milde pflag.

Mit preiswerten Ehren · zerging die Lustbarkeit.

Man hörte wohl die Reichen · sagen nach der Zeit,

Daß sie dem Jungen gerne · wären untertan;

Das begehrte nicht Siegfried · dieser waidliche Mann.

So lange sie noch lebten · Siegmund und Siegelind,

Wollte nicht Krone tragen · der beiden liebes Kind;

Doch wollt’ er herrlich wenden · alle die Gewalt,

Die in den Landen fürchtete · der Degen kühn und wohlgestalt.

Das Nibelungenlied

Подняться наверх