Читать книгу Das Nibelungenlied - Karl Simrock - Страница 6

DRITTES ABENTEUER – WIE SIEGFRIED NACH WORMS KAM

Оглавление

Den Herrn beschwerte selten · irgendein Herzeleid.

Er hörte Kunde sagen · wie eine schöne Maid

Bei den Burgunden wäre · nach Wünschen wohlgetan,

Von der er bald viel Freuden · und auch viel Leides gewann.

Von ihrer hohen Schöne · vernahm man weit und breit,

Und auch ihr Hochgemute · ward zur selben Zeit

Bei den Jungfrauen · den Helden oft bekannt:

Das ladete der Gäste · viel in König Gunthers Land.

So viel um ihre Minne · man Werbende sah,

Kriemhild in ihrem Sinne · sprach dazu nicht Ja,

Daß sie einen wollte · zum geliebten Mann:

Er war ihr noch gar fremde · dem sie bald ward untertan.

Dann sann auf hohe Minne · Sieglindens Kind:

All der andern Werben · war wider ihn ein Wind.

Er mochte wohl verdienen · ein Weib so auserwählt:

Bald ward die edle Kriemhild · dem kühnen Siegfried vermählt.

Ihm rieten seine Freunde · und die in seinem Lehn,

Hab’ er stete Minne · sich zum Ziel ersehn,

So soll’ er werben, daß er sich · der Wahl nicht dürfe schämen.

Da sprach der edle Siegfried · „So will ich Kriemhilden nehmen,

Die schöne Königstochter · von Burgundenland,

Um ihre große Schöne · Das ist mir wohl bekannt,

Kein Kaiser sei so mächtig · hätt’ er zu frein im Sinn,

Dem nicht zum Minnen ziemte · diese reiche Königin.“

Solche Märe hörte · der König Siegmund.

Es sprachen seine Leute · also ward ihm kund

Seines Kindes Wille · Es war ihm höchlich leid,

Daß er werben wolle · um diese herrliche Maid.

Es erfuhr es auch die Königin · die edle Siegelind:

Die mußte große Sorge · tragen um ihr Kind,

Weil sie wohl Gunthern kannte · und die in seinem Heer:

Die Werbung dem Degen · zu verleiden fliß man sich sehr.

Da sprach der kühne Siegfried · „Viellieber Vater mein,

Ohn’ edler Frauen Minne · wollt’ ich immer sein,

Wenn ich nicht werben dürfte · nach Herzensliebe frei.

Was jemand reden möge · ich bleibe immer dabei.“

„Ist dir nicht abzuraten“ · der König sprach da so,

„So bin ich deines Willens · von ganzem Herzen froh

Und will dir’s fügen helfen · so gut ich immer kann;

Doch hat der König Gunther · manchen hochfährt’gen Mann.

„Und wär’ es anders niemand · als Hagen der Degen,

Der kann im Übermute · wohl der Hochfahrt pflegen,

So daß ich sehr befürchte · es mög’ uns werden leid,

Wenn wir werben wollen · um diese herrliche Maid.“

„Wie mag uns das gefährden!“ · hub da Siegfried an:

„Was ich mir im Guten · da nicht erbitten kann,

Mag ich schon sonst erwerben · mit meiner starken Hand;

Ich will von ihm erzwingen · so die Leute wie das Land.“

„Leid ist mir deine Rede“ · sprach König Siegmund,

„Denn würde diese Märe · dort am Rheine kund,

Du dürftest nimmer wagen · zu reiten in ihr Land.

Gunther und Gernot · die sind mir lange bekannt.

„Mit Gewalt erwerben · kann niemand die Magd,“

Sprach der König Siegmund · „das ist mir wohl gesagt;

Willst du jedoch mit Recken · reiten in das Land,

Die Freunde, die wir haben · die werden eilends besandt.“

„So ist mir nicht zumute „ · fiel ihm Siegfried ein,

„Daß mir Recken sollten · folgen an den Rhein

Einer Heerfahrt willen · das wäre mir wohl leid,

Sollt’ ich damit erzwingen · diese herrliche Maid.

„Ich mag sie schon erwerben · allein mit meiner Hand,

Ich will mit zwölf Gesellen · in König Gunthers Land;

Dazu sollt ihr mir helfen · Vater Siegmund.“

Da gab man seinen Degen · zu Kleidern grau und auch bunt.

Da vernahm auch diese Märe · seine Mutter Siegelind;

Sie begann zu trauern · um ihr liebes Kind:

Sie bangt’ es zu verlieren · durch die in Gunthers Heer.

Die edle Königstochter · darüber weinte sie sehr.

Siegfried der Degen · ging hin, wo er sie sah.

Wider seine Mutter · gütlich sprach er da:

„Frau, ihr sollt nicht weinen · um den Willen mein:

Wohl will ich ohne Sorgen · vor allen Weiganden sein.

„Nun helft mir zu der Reise · nach Burgundenland,

Daß mich und meine Recken · ziere solch Gewand,

Wie so stolze Helden · mit Ehren mögen tragen:

Dafür will ich immer · den Dank von Herzen euch sagen.“

„Ist dir nicht abzuraten“ · sprach Frau Siegelind,

„So helf’ ich dir zur Reise · mein einziges Kind,

Mit den besten Kleidern · die je ein Ritter trug,

Dir und deinen Gesellen · ihr sollt der haben genug.“

Da neigte sich ihr dankend · Siegfried, der junge Mann.

Er sprach: „Nicht mehr Gesellen · nehm’ ich zur Fahrt mir an

Als der Recken zwölfe · verseht die mit Gewand.

Ich möchte gern erfahren · wie’s um Kriemhild sei bewandt.“

Da saßen schöne Frauen · über Nacht und Tag,

Daß ihrer selten eine · der Muße eher pflag,

Bis sie gefertigt hatten · Siegfriedens Staat.

Er wollte seiner Reise · nun mit nichten haben Rat.

Sein Vater hieß ihn zieren · sein ritterlich Gewand,

Womit er räumen wollte · König Siegmunds Land,

Und ihre lichten Panzer · die wurden auch bereit

Und ihre festen Helme · ihre Schilde schön und breit.

Nun sahen sie die Reise · zu den Burgunden nahn,

Und sie begann zu sorgen · beides, Weib und Mann,

Ob sie je wiederkommen · sollten in das Land.

Sie geboten aufzusäumen · ihre Waffen und ihr Gewand.

Schön waren ihre Rosse · ihr Reitzeug goldesrot;

Wenn wer sich höher dauchte · so was es ohne Not,

Als der Degen Siegfried · und die ihm untertan.

Nun hielt er um Urlaub · zu den Burgunden an.

Den gaben ihm mit Trauern · König und Königin.

Er tröstete sie beide · mit minniglichem Sinn

Und sprach: „Ihr sollt nicht weinen · um den Willen mein:

Immer ohne Sorgen · mögt ihr um mein Leben sein.“

Es war leid den Recken · auch weinte manche Maid;

Sie ahnten wohl im Herzen · daß sie es nach der Zeit

Noch schwer entgelten müßten · durch lieber Freunde Tod.

Sie hatten Grund zu klagen · es tat ihnen wahrlich not.

Am siebenten Morgen · zu Worms an den Strand

Ritten schon die Kühnen · all ihr Gewand

War von rotem Golde · ihr Reitzeug wohlbestellt;

Ihnen gingen sanft die Rosse · die sich da Siegfried gesellt.

Neu waren ihre Schilde · licht dazu und breit,

Und schön ihre Helme · als mit dem Geleit

Siegfried der kühne · ritt in Gunthers Land.

Man ersah an Helden · nie mehr so herrlich Gewand.

Der Schwerter Enden gingen · nieder auf die Sporen;

Scharfe Speere führten · die Ritter auserkoren.

Von zweier Spannen Breite · war, welchen Siegfried trug;

Der hatt’ an seinen Schneiden · grimmer Schärfe genug.

Goldfarbne Zäume · führten sie an der Hand;

Der Brustriem war von Seide · so kamen sie ins Land.

Da gafften sie die Leute · allenthalben an:

Gunthers Mannen liefen · sie zu empfangen heran.

Die hochbeherzten Recken · Ritter so wie Knecht,

Liefen den Herrn entgegen · so war es Fug und Recht,

Und begrüßten diese Gäste · in ihrer Herren Land;

Die Pferde nahm man ihnen · und die Schilde von der Hand.

Da wollten sie die Rosse · ziehn zu ihrer Rast;

Da sprach aber Siegfried · alsbald, der kühne Gast:

„Laßt uns noch stehn die Pferde · mir und meinem Geleit:

Wir reiten bald von hinnen · dazu bin ich ganz bereit.

„Wer von euch es wisse · der soll mir’s nicht verschweigen:

Wo ich den König finde · das soll man mir zeigen,

Gunther den reichen · aus Burgundenland.“

Da sagt’ es ihm einer · dem es wohl war bekannt.

„Wollt ihr den König finden · das mag gar leicht geschehn:

In jenem weiten Saale · hab’ ich ihn gesehn

Unter seinen Helden · da geht zu ihm hinan,

So mögt ihr bei ihm finden · manchen herrlichen Mann.“

Nun waren auch dem König · die Mären schon gesagt,

Daß gekommen wären · Ritter unverzagt:

Sie führten lichte Panzer · und herrlich Gewand;

Sie erkenne niemand · in der Burgunden Land.

Den König nahm es wunder · woher gekommen sei’n

Die herrlichen Recken · im Kleid von lichtem Schein

Und mit so guten Schilden · so neu und so breit;

Daß ihm das niemand sagte · das war König Gunthern leid.

Zur Antwort gab dem König · von Metz Herr Ortewein;

Stark und kühnes Mutes · mocht’ er wohl sein:

„Da wir sie nicht erkennen · so heißt jemand gehn

Nach meinem Oheim Hagen · dem sollt ihr sie lassen sehn.

„Ihm sind wohl kund die Reiche · und alles fremde Land;

Erkennt er die Herren · das macht er uns bekannt.“

Der König ließ ihn holen · und die in seinem Lehn:

Da sah man ihn herrlich · mit Recken hin zu Hofe gehn.

Warum nach ihm der König · frug Hagen da, geschickt?

„Es werden fremde Degen · in meinem Haus erblickt,

Die niemand mag erkennen · habt ihr sie je gesehn,

So sollt ihr mir, Freund Hagen · in aller Wahrheit Rede stehn.“

„Das will ich“, sprach Hagen · Zum Fenster schritt er drauf,

Da ließ er nach den Gästen · den Augen freien Lauf.

Wohl gefiel ihm ihr Geräte · und all ihr Gewand;

Doch waren sie ihm fremde · in der Burgunden Land.

Er sprach, woher die Recken · auch kämen an den Rhein,

Es möchten selber Fürsten · oder Fürstenboten sein.

„Schön sind ihre Rosse · und ihr Gewand ist gut;

Von wannen sie auch ritten · es sind Helden hochgemut.“

Also sprach da Hagen · „Soviel ich mag verstehn,

Hab’ ich gleich im Leben · Siegfrieden nie gesehn,

So will ich doch wohl glauben · wie es damit auch steht,

Daß er es sei, der Degen · der so herrlich dorten geht.

Er bringt neue Mären · her in dieses Land:

Die kühnen Nibelungen · schlug des Helden Hand,

Die reichen Königssöhne · Schilbung und Nibelung;

Er wirkte große Wunder · mit des starken Armes Schwung.

„Als der Held alleine · ritt aller Hilfe bar,

Fand er an einem Berge · so hört’ ich immerdar,

Bei König Niblungs Horte · manchen kühnen Mann;

Sie waren ihm gar fremde · bis er die Kunde hier gewann.

„Der Hort König Nibelungs · ward hervorgetragen

Aus einem hohlen Berge · nun hört Wunder sagen,

Wie ihn teilen wollten · die Niblung untertan.

Das sah der Degen Siegfried · den es zu wundern begann.

„So nah kam er ihnen · daß er die Helden sah

Und ihn die Degen wieder · Der eine sagte da:

›Hier kommt der starke Siegfried · der Held aus Niederland.‹

Seltsame Abenteuer · er bei den Nibelungen fand.

„Den Recken wohl empfingen · Schilbung und Nibelung.

Einhellig baten · die edeln Fürsten jung,

Daß ihnen teilen möchte · den Schatz der kühne Mann:

Das begehrten sie gar dringend · zu geloben es der Herr begann.

Er sah so viel Gesteines · wie wir hören sagen,

Hundert Leiterwagen · die möchten es nicht tragen,

Noch mehr des roten Goldes · von Nibelungenland:

Das alles sollte teilen · des kühnen Siegfriedes Hand.

„Sie gaben ihm zum Lohne · König Niblungs Schwert:

Da wurden sie des Dienstes · gar übel gewährt,

Den ihnen leisten sollte · Siegfried der Degen gut.

Er konnt’ es nicht vollbringen · sie hatten zornigen Mut.

„Da hatten sie zu Freunden · kühne zwölf Mann,

Die starke Riesen waren · was konnt’ es sie verfahn?

Die erschlug im Zorne · Siegfriedens Hand,

Und siebenhundert Recken · zwang er vom Nibelungenland.

„Mit dem guten Schwerte · geheißen Balmung.

Vom Schrecken überwältigt · war mancher Degen jung

Zumal vor dem Schwerte · und vor dem kühnen Mann:

Das Land mit den Burgen · machten sie ihm untertan.

„Dazu die reichen Könige · die schlug er beide tot.

Er kam durch Albrichen · darauf in große Not:

Der wollte seine Herren · rächen allzuhand,

Eh’ er die große Stärke · noch an Siegfrieden fand.

„Mit Streit bestehen konnt’ ihn · da nicht der starke Zwerg.

Wie die wilden Leuen · liefen sie an den Berg,

Wo er die Tarnkappe · Albrichen abgewann:

Da war des Hortes Meister · Siegfried der schreckliche Mann.

„Die sich getraut zu fechten · die lagen all erschlagen.

Den Schatz ließ er wieder · nach dem Berge tragen,

Dem ihn entnommen hatten · Die Niblung untertan.

Alberich der starke · das Amt des Kämmrers gewann.

„Er mußt’ ihm Eide schwören · er dien ihm als sein Knecht,

Zu aller Art Diensten · ward er ihm gerecht.“

So sprach von Tronje Hagen · „Das hat der Held getan;

Also große Kräfte · nie mehr ein Recke gewann.

„Noch ein Abenteuer · ist mir von ihm bekannt:

Einen Linddrachen · schlug des Helden Hand;

Als er im Blut sich badete · ward hörnern seine Haut.

So versehrt ihn keine Waffe · das hat man oft an ihm geschaut.

„Man soll ihn wohl empfangen · der beste Rat ist das,

Damit wir nicht verdienen · des schnellen Recken Haß.

Er ist so kühnen Sinnes · man seh’ ihn freundlich an:

Er hat mit seinen Kräften · so manche Wunder getan.“

Da sprach der Herr des Landes · „Nun sei er uns willkommen.

Er ist kühn und edel · das hab’ ich wohl vernommen;

Des soll er auch genießen · im Burgundenland.“

Da ging der König Gunther · hin, wo er Siegfrieden fand.

Der Wirt und seine Recken · empfingen so den Mann,

Daß wenig an dem Gruße · gebrach, den er gewann;

Des neigte sich vor ihnen · der Degen ausersehn,

Daß ihm so ehrend Grüßen · von ihrer Seite war geschehn.

„Mich wundert diese Märe“ · sprach der König zuhand,

„Von wannen, edler Siegfried · ihr kamt in dieses Land,

Oder was ihr wollet suchen · zu Worms an dem Rhein?“

Da sprach der Gast zum König · „Das soll euch unverhohlen sein.

„Ich habe sagen hören · in meines Vaters Land,

An euerm Hofe wären · das hätt’ ich gern erkannt,

Die allerkühnsten Recken · so hab’ ich oft vernommen,

Die je gewann ein König · darum bin ich hieher gekommen.

„So hör’ ich auch euch selber · viel Mannheit zugestehn,

Man habe keinen König · noch je so kühn gesehn.

Das rühmen viel der Leute · in all diesem Land;

Nun kann ich’s nicht verwinden · bis ich die Wahrheit befand.

„Ich bin auch ein Recke · und soll die Krone tragen:

Ich möcht’ es gerne fügen · daß sie von mir sagen,

Daß ich mit Recht besäße · die Leute wie das Land.

Mein Haupt und meine Ehre · setz’ ich dawider zu Pfand.

„Wenn ihr denn so kühn seid · wie euch die Sage zeiht,

So frag’ ich nicht, ist jemand · lieb oder leid:

Ich will von euch erzwingen · was euch angehört,

Das Land und die Burgen · unterwerf’ ich meinem Schwert.“

Der König war verwundert · und all sein Volk umher,

Als sie vernommen hatten · sein seltsam Begehr,

Daß er ihm zu nehmen · gedächte Leut’ und Land.

Das hörten seine Degen · die wurden zornig zuhand.

„Wie sollt’ ich das verdienen“ · sprach Gunther der Degen,

„Wes mein Vater lange · mit Ehren durfte pflegen,

Daß wir das verlören · durch jemands Überkraft?

Das wäre schlecht bewiesen · daß wir auch pflegen Ritterschaft!“

„Ich will davon nicht lassen“ · fiel ihm der Kühne drein,

„Von deinen Kräften möge · dein Land befriedet sein,

Ich will es nun verwalten · doch auch das Erbe mein,

Erwirbst du es durch Stärke · es soll dir untertänig sein.

„Dein Erbe wie das meine · wir schlagen gleich sie an,

Und wer von uns den andern · überwinden kann,

Dem soll es alles dienen · die Leute wie das Land.“

Dem widersprach da Hagen · und mit ihm Gernot zuhand.

„So stehn uns nicht die Sinne“ · sprach da Gernot,

„Nach neuen Lands Gewinne · daß jemand sollte tot

Vor Heldeshänden liegen · reich ist unser Land,

Das uns mit Recht gehorsamt · zu niemand besser bewandt.“

In grimmigem Mute · standen da die Freunde sein.

Da war auch darunter · von Metz Herr Ortewein.

Der sprach: „Diese Sühne · ist mir von Herzen leid:

Euch ruft der starke Siegfried · ohn’ allen Grund in den Streit.

„Wenn ihr und eure Brüder · ihm auch nicht steht zur Wehr,

Und ob er bei sich führte · ein ganzes Königsheer,

So wollt’ ich’s doch erstreiten · daß der starke Held

Also hohen Übermut · wohl mit Recht beiseite stellt.“

Darüber zürnte mächtig · der Held von Niederland:

„Nicht wider mich vermessen · darf sich deine Hand:

Ich bin ein reicher König · du bist in Königs Lehn;

Deiner zwölfe dürften · mich nicht im Streite bestehn.“

Nach Schwertern rief da heftig · von Metz Herr Ortewein:

Er durfte Hagens Schwestersohn · von Tronje wahrlich sein;

Daß er so lang geschwiegen · das war dem König leid.

Da sprach zum Frieden Gernot · ein Ritter kühn und allbereit.

„Laßt euer Zürnen bleiben „ · hub er zu Ortwein an,

„Uns hat der edle Siegfried · noch solches nicht getan;

Wir scheiden es in Güte · wohl noch, das rat’ ich sehr,

Und haben ihn zum Freunde · es geziemt uns wahrlich mehr.“

Da sprach der starke Hagen · „Uns ist billig leid

Und all euern Degen · daß er je zum Streit

Kam an den Rhein geritten · was ließ er das nicht sein?

So übel nie begegnet · wären ihm die Herren mein.“

Darauf erwidert’ Siegfried · der kraftvolle Held:

„Wenn euch, was ich gesprochen · Herr Hagen, mißfällt,

So will ich schauen lassen · wie noch die Hände mein

Gedenken so gewaltig · bei den Burgunden zu sein.“

„Das hoff’ ich noch zu wenden“ · sprach wieder Gernot.

Allen seinen Degen · zu reden er verbot

In ihrem Übermute · was ihm wäre leid.

Da gedacht’ auch Siegfried · an die viel herrliche Maid.

„Wie geziemt’ uns mit euch zu streiten?“ · sprach wieder Gernot.

„Wieviel dabei der Helden · auch fielen in den Tod,

Wenig Ehre brächt’ uns · so ungleicher Streit.“

Die Antwort hielt da Siegfried · König Siegmunds Sohn, bereit:

Warum zögert Hagen · und auch Ortewein,

Daß er nicht zum Streite · eilt mit den Freunden sein,

Deren er so manchen · bei den Burgunden hat?“

Sie blieben Antwort schuldig · das war Gernotens Rat.

„Ihr sollt uns willkommen sein“ · sprach Geiselher das Kind,

„Samt euren Heergesellen · die mit euch gekommen sind:

Wir wollen gern euch dienen · ich und die Freunde mein.“

Da hieß man den Gästen · schenken König Gunthers Wein.

Da sprach der Wirt des Landes · „Alles, was uns gehört,

Verlangt ihr es in Ehren · das sei euch unverwehrt;

Wir wollen mit euch teilen · unser Gut und Blut.“

Da ward dem Degen Siegfried · ein wenig sanfter zumut.

Da ließ man ihnen wahren · all ihr Wehrgewand:

Man suchte Herbergen · die besten, die man fand:

Siegfriedens Knappen · schuf man gut Gemach.

Man sah den Fremdling gerne · in Burgundenland hernach.

Man bot ihm große Ehre · darauf in manchen Tagen,

Mehr zu tausend Malen · als ich euch könnte sagen;

Das hatte seine Kühnheit · verdient; das glaubt fürwahr:

Ihn sah wohl selten jemand · der ihm nicht gewogen war.

Flissen sich der Kurzweil · die Kön’ge und ihr Lehn,

So war er stets der Beste · was man auch ließ geschehn.

Es konnt’ ihm niemand folgen · so groß war seine Kraft,

Ob sie den Stein warfen · oder schossen den Schaft.

Nach höf’scher Sitte ließen · sich auch vor den Fraun

Der Kurzweile pflegend · die kühnen Ritter schaun:

Da sah man stets den Helden · gern von Niederland;

Er hatt’ auf hohe Minne · seine Sinne gewandt.

Was man beginnen wollte · er war dazu bereit;

Er trug in seinem Sinne · eine minnigliche Maid,

Und auch nur ihn die Schöne · die er noch nie gesehn,

Und die sich doch viel Gutes · von ihm schon heimlich versehn.

Wenn man auf dem Hofe · das Waffenspiel begann,

Ritter so wie Knappen · immer sah es an

Kriemhild aus den Fenstern · die Königstochter hehr;

Keiner andren Kurzweil · hinfort bedurfte sie mehr.

Und wüßt’ er, daß ihn sähe · die er im Herzen trug,

Davon hätt’ er Kurzweil · immerdar genug.

Ersähn sie seine Augen · ich glaube sicherlich,

Keine andre Freude · hier auf Erden wünscht’ er sich.

Wenn er bei den Recken · auf dem Hofe stand,

Wie man noch Kurzweil · pflegt in allem Land,

Wie stand dann so minniglich · das Sieglindenkind,

Daß manche Frau ihm heimlich · war von Herzen hold gesinnt.

Er gedacht’ auch manchmal · „Wie soll das geschehn,

Daß ich das edle Mägdlein · mit Augen möge sehn,

Die ich von Herzen minne · wie ich schon längst getan?

Die ist mir noch gar fremde · mit Trauern denk’ ich daran.“

So oft die reichen Könige · ritten in ihr Land.

So mußten auch die Recken · mit ihnen all zur Hand.

Auch Siegfried ritt mit ihnen · das war der Frauen leid;

Er litt von ihrer Minne · auch Beschwer zu mancher Zeit.

So wohnt’ er bei den Herren · das ist alles wahr,

In König Gunthers Lande · völliglich ein Jahr,

Daß er die Minnigliche · in all der Zeit nicht sah,

Durch die ihm bald viel Liebes · und auch viel Leides geschah.

Das Nibelungenlied

Подняться наверх