Читать книгу Prinzessin Maria und das Nibelungen-Geheimnis - Karlheinz Huber - Страница 8

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Abenteuer

Nach drei Tagen war es soweit: Die Prinzessin hatte alles, was sie für ihren Plan benötigte, beisammen. Nach dem Unterricht klagte sie über Kopfschmerzen und wollte sich heute Mittag lieber ausruhen. Besorgt stimmte Helena zu und brachte Maria in ihre Kammer. Leise schloss Helena die Tür und machte sich an die Vorbereitungen für den nächsten Unterricht. Heute würde ein Jesuitenbruder, der sich sehr gut in Geografie auskannte, eintreffen, um sein Wissen an Maria weiterzugeben.

Wenig später begrüßten Elisabeth und Helena den Jesuitenbruder. Zur Freude aller offenbarte er, im Besitz einer Tabula Rogeriana zu sein. Einer im Jahre 1154 vollendeten Weltkarte des arabischen Geographen Al-Idrisi, der mehr als achtzehn Jahre an ihr arbeitete. Helena freute sich für Maria, denn die Karte barg, verborgen in den vielen Kommentaren, unschätzbares Wissen.

Während Helena dem Jesuiten seine Kammer zeigte, war Maria schon längst aus ihrem Bett und in den Tiefen des Kleiderschrankes verschwunden.

Als sich die Schranktüren schlossen, stand plötzlich eine einfache Magd in der Kammer, die einen kleinen Spiegel aus einer Nische zog und sich darin betrachtete.

Zufrieden schmierte sie sich noch etwas Staub auf ihre Wangen und verbarg eine unbändige Locke unter ihrer Magdhaube. Dann lächelte sie zufrieden.

„So wird mich niemand als Prinzessin erkennen! Nicht einmal Mutter. Helena vielleicht. Aber sie braucht mich ja nicht zu sehen“, sagte Maria zu ihrem Spiegelbild.

Dann nickte sie zufrieden, verbarg den Spiegel in der Nische und schloss den Kleiderschrank. Selbstbewusst lief sie zur Geheimtür und öffnete sie. Mit dem Kerzenständer in der Hand betrat sie die erste Stufe der Treppe und drehte sich noch einmal um.

Mit fester Stimme sagte sie: „Jetzt beginnt mein erstes Abenteuer. Endlich!“

Mit einem Seufzer der Erleichterung schloss sie die Geheimtür von innen. Vorsichtig stieg sie eine Treppenstufe nach der anderen nach unten. Vor der großen hölzernen Tür stellte sie den Kerzenständer ab und atmete noch einmal tief durch.

Mutig öffnete sie die Tür und schlich vorsichtig nach draußen ins Ungewisse.

Nachdem sich ihre Augen langsam an das Sonnenlicht gewöhnt hatten, erkannte sie ihre nähere Umgebung. Direkt hinter dem Busch vor ihr hörte sie die Kinder spielen. Jetzt wurde ihr doch etwas mulmig zumute. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und trat aus dem Schatten der Büsche.

Zu ihrer Rechten sah sie vier Mädchen, die mit einem Hüpfspiel beschäftigt waren. Zu ihrer Linken erblickte sie mehrere Kinder, die mit Kugeln auf dem Boden spielten.

Fasziniert schaute sie zu und erschrak, als plötzlich wie aus dem Nichts jemand vor ihr stand und „hallo“ sagte.

„Ich wollte dich nicht erschrecken, hübsche Magd“, sagte ein Junge in ihrem Alter, der mit einem Steckenpferd vor ihr stand.

Maria war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Noch nie hatte sie so einen schönen Jüngling gesehen! Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Unsicher machte sie einen leichten Knicks, was den Jüngling zum Lachen brachte.

„Wir sind hier nicht am Hofe. Sowas machen nur Prinzessinnen. Komm, schöne Magd, steig auf und reite mit mir. Du scheinst neu zu sein. Ich werde dir alles zeigen.“

Maria nickte nur, und als sie sich an ihm festhielt, kam ihre Sicherheit langsam wieder zurück. Schnell hüpften sie gemeinsam zu den anderen. Nach wenigen Minuten wurde sie allen vorgestellt als die „Neue“. Niemand erkannte sie! Keiner fragte, woher sie kam, oder zu wem sie gehörte!

Innerlich atmete die Prinzessin erleichtert auf. Nur einmal kam sie ins Straucheln, als sie nach ihrem Namen gefragt wurde.

„Ursula“, antwortete sie nach einer kleinen Pause.

„Willkommen, Ursula“, riefen alle Kinder im Chor. Maria wusste gar nicht, wie ihr zumute war. Ein unbekanntes Gefühl für die behütete, immer lernende Prinzessin. Aber es war ein gutes Gefühl, ein sehr gutes! Die anderen Kinder waren überrascht, wie schnell sie sich die Spiele merken konnte und wie schnell sie zu den Gewinnern gehörte. Im Reifenspringen war sie schon am ersten Tag unschlagbar. Die Zeit verging wie im Flug. Als die Dämmerung eintrat, verabschiedete sich ein Kind nach dem anderen, bis nur noch Maria und der hübsche Jüngling übrig waren.

Wieder überkam die Prinzessin ein komisches Gefühl, das sie einfach nicht beschreiben konnte.

„So, hübsche Magd. Auch ich muss nun zurück. Werde ich dich morgen wiedersehen?“

Über Marias Lippen kam ein leises „sehr gerne“, und mit einer Verbeugung verabschiedete er sich. Plötzlich fiel Maria ein, dass sie noch gar nicht seinen Namen kannte, fasste all ihren Mut zusammen und rief ihm hinterher: „Wer würde mich gerne wiedersehen?“

Der Jüngling blieb stehen, drehte sich langsam um und sagte mit dem schönsten Lächeln, das Maria je gesehen hatte: „Carlos.“

Dann drehte er sich wieder um und ritt mit seinem Steckenpferd davon.

Auf einmal bemerkte die Prinzessin, dass sie genau dort stand - hinter dem Busch vor der Geheimtür - wo sie Carlos angesprochen hatte.

,Zufall?’, überlegte sie, verschwand hinter dem Gebüsch und öffnete die Geheimtür. Natürlich waren alle Kerzen heruntergebrannt und sie lief im Dunkeln nach oben. Es dauerte etwas, bis sie den Türmechanismus ertastete und sich die Geheimtür öffnete. Schnell sprang sie zum Kleiderschrank, und nach wenigen Minuten kam die Prinzessin wieder zum Vorschein. Gerade als sie es sich im Bett bequem gemacht hatte, öffnete sich die Tür und Helena betrat die Kammer.

,Glück gehabt’, dachte Maria.

Helena trat an das Bett und sah Schmutz im Gesicht und an den Händen der Prinzessin, sagte aber nichts. Sie erkundigte sich nach ihrem Gesundheitszustand und war überrascht, dass Maria müde aussah, wo sie doch den ganzen Nachmittag im Bett verbrachte. Auch dazu sagte sie nichts – vorerst.

Sie berichtete der Prinzessin vom Jesuiten und der Karte, was Maria wirklich sehr freute.

Dann passierte etwas Komisches: Maria schlief einfach ein, mitten in Helenas Erzählung.

,Das gab es noch nie’, fand Helena, und verließ verwundert die Kammer.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück begann für Maria der Unterricht. Nachmittags entschuldigte sie sich wieder mit Kopfschmerzen.

In ihrem Zimmer zog sie sich um und begab sich als Magd verkleidet zum Spielen zu den Kindern hinter dem Schloss. Nicht nur Carlos war erfreut, sie wiederzusehen. Vor allem Maria freute sich, denn ihr Herz pochte immer schneller, wenn sie sich in seiner Nähe aufhielt.

Kurz vor der Abenddämmerung schlich sie zurück in ihre Kammer und bereitete sich auf das Abendmahl vor. Niemand sollte Verdacht schöpfen.

Nach zwei Wochen verlegte Helena den Unterricht auf den Morgen. Mit der Zeit hatte sich jeder im Schloss damit abgefunden, dass Maria nachmittags immer unwohl war. Nur Helena nicht!

Nach weiteren zwei Wochen fasste Helena all ihren Mut zusammen und betrat nachmittags die Kammer der Prinzessin. Sie war nicht wirklich überrascht, dass die Kammer leer war. Doch wo war die Prinzessin? „Das werde ich schon herausfinden“, flüsterte sie und schloss die Tür.

Am nächsten Morgen entschuldigte sich Helena und ließ die Prinzessin beim Sticken mit der Näherin alleine.

Sie schlich zur Kammer und schaute sich um.

Als sie genauer hinsah, erkannte sie kleine Erdkrümel, die wie Fußspuren im Zimmer verteilt auf dem Boden lagen. Die Spuren verliefen vom Bett zu einer hölzernen Wand, wo sie abrupt endeten.

‚Als ob jemand durch die Wand hindurch gegangen wäre’, dachte sie und lief kopfschüttelnd zum Kleiderschrank. Vorsichtig öffnete sie ihn, schaute hinein und bückte sich. Auf dem Boden in der hintersten Ecke des Schrankes zog sie ein Kleiderbündel hervor. Verblüfft erkannte sie, dass es einfache Magdkleidung war, in der Größe der Prinzessin.

Dann fiel ihr die kleine Dose auf, die in der Ecke lag. Sie öffnete sie und sagte erstaunt: „Staub! Wozu?“

Sorgfältig legte sie alles zurück und verließ grübelnd die Kammer.

Nachmittags machte sich die Prinzessin wieder auf den Weg zu ihren neuen Freunden, und vor allem zu Carlos. Denn heute war sie beschwingt und gut gelaunt. Der Drache, den sie gestickt hatte, war ihr gelungen. Die Decke würde einen Ehrenplatz in ihrer Kammer erhalten.

Unbewusst übertrieb sie es beim Hüpfspiel und landete am Ziel laut lachend auf einem Bein. Durch die zu schnelle Bewegung rutschte ihr plötzlich die Magdhaube vom Kopf und ihre langen prächtigen Haare fielen auf ihre Schultern herab.

Langsam kam sie in einen sicheren Stand und versteckte so schnell wie möglich die Haare unter der Haube. Die Kinder hatten es gar nicht richtig mitbekommen. Maria atmete erleichtert auf. Erst dann sah sie, dass Carlos sie mit offenem Mund anstarrte. So schnell, wie der Moment gekommen war, verschwand er wieder. Aber nicht jeder hatte diesen Augenblick vergessen!

Als Carlos sich später von ihr verabschiedete, flüsterte er ihr ins Ohr: „Heute habe ich einen Engel gesehen!“ Dann verschwand er.

Maria schlich wieder in ihre Kammer. Verwirrt von dem, was Carlos zu ihr gesagt hatte, schloss sie die Geheimtür und legte sich auf ihr Bett. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um den einen Satz und verwirrten sie mehr, als sie sich eingestand.

Sie fühlte sich geschmeichelt, und voller Hoffnung flüsterte sie: „Ob er auch so fühlt wie ich?“

Ein lautes Räuspern holte sie in die Wirklichkeit zurück. Als sie Helena auf dem Stuhl neben ihrem Bett sitzen sah, wurde sie kreidebleich und stammelte:

„Bitte verrate mich nicht, Helena. Ich habe nichts Unrechtes getan!“

Helena antwortete: „Magd, sag mir, wo die Prinzessin ist, und zwar sofort. Und sag mir, was du in dieser Kammer zu tun hast!“

Jetzt war die Verwirrung komplett. Maria wusste nicht mehr, was sie tun oder sagen sollte.

Nur ein unverständliches Stottern kam aus ihrer Kehle und Tränen kullerten aus ihren Augen.

Helena, die sich etwas schuldig fühlte, lief zu ihr und nahm sie in den Arm, um sie zu trösten.

„Maria, ich weiß, dass du es bist. Weine nicht, kleine Prinzessin. Ich wollte dich nicht erschrecken.“

Beide saßen noch eine ganze Weile in inniger Umarmung im Bett, bis sich die Prinzessin wieder beruhigt hatte.

„Was hast du denn angestellt, Maria?“, fragte Helena - und Maria erzählte.

Nach einer Stunde wusste Helena alles. Vor allem wusste sie sehr viel über Carlos. Und immer, wenn Maria den Namen „Carlos“ aussprach, sah Helena ein Funkeln in Marias Augen.

,Die Prinzessin ist zum ersten Mal verliebt’.

Sie freute sich für Maria, sagte aber nichts.

„Wirst du jetzt alles meinem Vater verraten?“, fragte die Prinzessin, und schaute mit den unschuldigsten Augen, die je ein Mensch zuvor gesehen hatte.

Helena überlegte und antwortete: „Vorerst werde ich dein Geheimnis bewahren, Maria.“

„Danke“, antwortete Maria und fiel Helena um den Hals.

„Prinzessin, nun ist es Zeit, sich für das Abendessen schicklich zu kleiden“, erwiderte Helena streng und stand auf.

In weniger als zwei Minuten war Maria umgezogen und lief zur Tür. Helena hielt sie zurück und wischte mit ihrem Taschentuch die Rußflecken von Marias Wangen.

„Dankeschön! Was würde ich nur ohne dich machen?“, sagte die Prinzessin.

Zusammen gingen sie zum Rittersaal.

In dieser und in der nächsten Nacht schlief Helena schlecht. Immer wieder überlegte sie, ob sie sich dem Herrn Philipp anvertrauen sollte, oder nicht. Egal, welche Entscheidung sie treffen würde: einer Person würde es Unglück bereiten.

Heute Mittag hatte sie aus einem sicheren Versteck den Kindern beim Spielen zugesehen. Carlos war wirklich ein hübscher Jüngling. Wenn er kein Stallbursche wäre, dann würde er glatt als stattlicher Ritter durchgehen. Und wie er sich um Maria bemühte! Immer fürsorglich und am Aufpassen, damit ihr nichts passierte.

Die ganze Nacht quälte sie der Gedanke und verzweifelt suchte sie nach einer Lösung.

Am Morgen stand sie auf und schüttelte die Müdigkeit ab. Erleichtert atmete sie aus, denn sie hatte eine Entscheidung getroffen. Noch vor dem Frühstück bat sie um eine Audienz bei ihrem Herrn, Philipp Wilhelm von der Pfalz. Schon eine Stunde später saß sie ihm mit weichen Knien gegenüber.

„Gouvernante, was hat meine Tochter denn wieder angestellt?“, fragte Philipp mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

Dieses Lächeln ermutigte Helena und sie erzählte ihm die Geschichte. Als sie geendet hatte, seufzte sie erleichtert auf, denn Philipp war während der Unterredung ruhig geblieben. Im Gegenteil - sein Lächeln wurde immer breiter!

„Wie sieht denn der Stallbursche genau aus?“, fragte Philipp.

Helena beschrieb ihn, so gut sie konnte.

Da begann Philipp zu lachen und sagte: „So, so! Ein Stallbursche also soll er sein, der gute Carlos“.

Helena sah ihn verwundert an.

„Helena, liebes Mädchen! Zuerst danke ich dir dafür, dass du dich mir anvertraut hast. Das war richtig und gut. Zum Zweiten verlange ich von dir, dieses Geheimnis weiterhin zu wahren, zu schützen und zu unterstützen. Ich möchte, dass meine Tochter glücklich ist und bleibt. Also zu niemandem ein Wort, und schon gar nicht zu meiner Gattin!

Und nun zu einem weiteren Geheimnis, welches außer mir niemand im Schloss kennt. Auch dieses Geheimnis musst du versprechen zu bewahren. Carlos ist kein Stallbursche, sondern ein Nachkomme aus einem spanischen Adelsgeschlecht. Ich erweise jemandem einen Gefallen, denn er kann nicht unbedingt gut mit Pferden umgehen.

Daher ist er bei uns auf dem Schloss, um zu lernen, bis er zur Ausbildung als Knappe abberufen wird.“

„Dann haben ja beide ein Geheimnis voreinander“, antwortete Helena.

Philipp antwortete: „Carlos ist ein cleverer Bursche. Ich bin mir sicher, dass er weiß, mit wem er es zu tun hat. Er wird auf sie aufpassen. Darauf wette ich!“

„Dann habe ich Euren Segen, Herr?“, fragte Helena.

„Den hast du, und denke an dein Versprechen“, sagte Philipp, als Helena zur Tür lief.

Beim Hinausgehen hörte sie, wie Philipp lachend zu sich selbst sagte: „Dieses Teufelsweib! So raffiniert, und noch so schlau und hübsch dazu. Ja, das ist meine Tochter. So hätte ich mir meine Frau gewünscht!“

Leise zog Helena die Tür ins Schloss. Erleichtert ging sie zur Tagesordnung über. Mit der Prinzessin traf sie die Vereinbarung, dass das Lernen nicht zu kurz kommen durfte, und die nachmittäglichen Ausflüge wurden etwas kürzer. Das störte die Prinzessin nicht, denn sie war froh, die Kinder - und vor allem Carlos - regelmäßig zu sehen.

Und so vergingen freudige Jahre.

Die Veränderung kam nicht plötzlich, sondern langsam, aber stetig.

Aus den Kindern wurden Jugendliche, und immer mehr Verpflichtungen verlangten nach ihnen. Ständig hatte die eine oder der andere keine Zeit zum Spielen.

Auch die Prinzessin musste ihren gesellschaftlichen Pflichten immer öfter nachkommen, und die gemeinsamen Stunden wurden weniger.

Dann kam der Tag, an dem sich alles veränderte! Carlos war nicht mehr auf dem Schloss!

Ben hatte gesehen, wie er mit mehreren Männern auf einem Pferd das Schloss verließ.

‚Er wird wiederkommen’, dachte sie und wartete. Sie wartete einen Tag, dann den nächsten. Todunglücklich gab sie das Warten nach zwei enttäuschenden Wochen auf.

Helena wusste, dass Carlos zu seiner Ausbildung zum Ritter abberufen wurde. Doch sie musste das Geheimnis für sich behalten! Sie wusste auch, dass er sich gerne von Maria verabschiedet hätte. Doch der Aufbruch kam auch für ihn überraschend.

Maria wurde immer trauriger und war mit nichts aufzuheitern. Sie zog sich mehr und mehr zurück. Sie lehnte den Umzug in ihr altes Zimmer ab, um in der Abgeschiedenheit ihr Unglück zu bedauern.

Einzig die Falkenjagd erheiterte sie etwas. Aber auch dort war sie nicht bei der Sache.

Sie ignorierte das Werben einiger Prinzen gänzlich, denn sie hatte sich geschworen, nur Carlos zu lieben.

Mittlerweile war sie zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen.

Ihre Mutter Elisabeth bestand darauf, dass sie einen der Freier akzeptierte. Es sollte endlich eine Hochzeit gefeiert werden. Doch Maria weigerte sich.

Und so vergingen die Tage für die Prinzessin - immer mit den Gedanken bei ihrem Carlos!

- -

Helena wurde wieder zu einer Dienerin, durfte aber bei der Prinzessin bleiben.

Philipp war tief in seine Geschäfte verwickelt, denn es waren unruhige Zeiten. Gerne hätte er seiner Tochter geholfen - doch ihm waren die Hände gebunden.

Dann kam der Tag, an dem er sich verabschiedete, um auf eine längere Reise zu gehen.

So kam es, dass Mutter und Tochter abends alleine beim Abendtisch saßen.

„Maria, was ist bloß los mit dir, mein Kind? Gefällt dir wirklich keiner der vielen Freier, die ich auf das Schloss eingeladen habe?“

„Nein, ehrwürdige Mutter. Ich habe mein Herz in der Jugend verloren“, seufzte Maria.

„Soll ich dich etwa entführen lassen? Ist es das, was du wünschst? Dass dich ein stattlicher Mann befreit?“, fragte Elisabeth mit sarkastischem Unterton.

„Mutter, nur hässliche oder arme Prinzessinnen müssen entführt werden. Das weißt du doch“, antwortete Maria.

Lange schwiegen die beiden, bis sich Elisabeth erhob und sagte: „Dann ist es entschieden. Morgen gehst du in das Karmelitinnen-Kloster!“

Ohne sich umzudrehen, verließ sie den Raum.

Die Prinzessin ergab sich ihrem Schicksal und trat am nächsten Morgen die Reise zum Kloster an.

Prinzessin Maria und das Nibelungen-Geheimnis

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