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Kapitel 1

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Entspannung


Das Nachtlicht im Flur flackert und wirft unheimliche Schatten an die Wände. Ich habe dem Haustechniker bereits einen Zettel hingelegt. Er wird sich morgen um das Licht kümmern.

Noch zehn Minuten und dann habe ich endlich ein ganzes Wochenende frei. Das letzte liegt bestimmt schon fünf Wochen zurück.

Kevin ist auch zu Hause. Wir werden es uns gemütlich machen. Die Zeit genießen. Nur wir beide, Filme gucken, kuscheln oder spazieren gehen. Ich sehne mich nach richtig gutem Sex, danach, in seinen Armen einzuschlafen und, wenn wir aufwachen, gleich eine zweite Runde einzulegen. Nicht diese schnellen Nummern, die ausschließlich der Befriedigung dienen.

Noch zehn Minuten!

Mein Rundgang ist fast beendet. Ich muss nur noch Frau Schumann Gute Nacht sagen. Das hebe ich mir immer bis zum Schluss auf. Zum einen, weil ich weiß, dass Frau Schumann nicht schlafen kann und sicherlich noch fernsieht. Zum anderen, weil ich sie mag. Sie erinnert mich an meine Oma. Leider ist diese vor drei Jahren gestorben, aber ich vermisse sie immer noch sehr. Sie war die Einzige, mit der ich über alles reden konnte, die mich immer verstanden hat.

Leise klopfe ich an die Tür, warte einen Moment und trete dann ein. Frau Schumann sitzt wie immer in ihrem Bett, die Fernbedienung in der Hand.

»Da bist du ja, Bengt. Ich dachte, du wärst schon gegangen«, sagt sie fröhlich und winkt mich herein.

»Ich würde doch nicht gehen, ohne noch einmal bei Ihnen vorbeizuschauen.«

»Du bist so ein netter Junge. Willst du dich nicht noch einen Moment zu mir setzen? Das Fernsehprogramm ist heute ausgesprochen schlecht. Diesen Krimi habe ich schon dreimal gesehen…« Sie deutet auf den Fernseher und verzieht das Gesicht.

Ich setze mich in den kleinen Sessel, der an ihrem Bett steht. »Brauchen Sie noch etwas? Eine Flasche Wasser vielleicht?«

»Nein, ich habe genug für heute Nacht«, erwidert sie munter.

Das Fernsehbild nimmt mich gefangen. Ich schaue dem Polizisten dabei zu, wie er einen Mann befragt, und versuche, nicht ganz so auffällig zu gähnen.

»Du siehst müde aus. War wohl ein anstrengender Tag?«

»Ja, ich bin müde. Ich bin eigentlich immer müde.« Ich lache leise.

Das stimmt leider. Kevin beschwert sich immer, weil ich regelmäßig auf dem Sofa einschlafe. Dabei mache ich das ja nicht mit Absicht. Ich kann meine Augen einfach nicht offen halten. Das liegt an dem verdammten Schichtsystem. Manchmal wünsche ich mir, einen ganzen Tag einfach im Bett bleiben zu können und nichts anderes zu machen, als zu schlafen. Davon abgesehen, war der Tag heute wirklich anstrengend.

»Holt dich dein Freund ab?«

Ich nicke und fühle eine angenehme Wärme in mir aufsteigen. Frau Schumann fragt mit einer Selbstverständlichkeit, die mich immer wieder zum Lächeln bringt. Als Kevin mich das erste Mal von der Arbeit abgeholt hat, stand Frau Schumann zufällig im Flur.

Gleich am nächsten Tag hat sie mich gefragt, ob ich schwul sei. Einfach so! Zuerst habe ich versucht, einer Antwort aus dem Weg zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren würde. Ich wollte mir auch keine Predigt darüber anhören, wie falsch es sei, so zu leben. Für mich ist es richtig. Vor allem, seitdem ich Kevin habe.

»Ich habe neulich diese Reportage gesehen«, hat sie mir damals erklärt. »So eine über Schwule und Lesben. Das war wirklich interessant. Ich kann daran nichts Schlimmes finden. Mein Nachbar war auch schwul. Sein Partner war so ein netter Mann. Er hat mir immer die Tür aufgehalten. Manchmal hat er mir auch den Einkauf hochgetragen. Die Hauptsache ist doch, dass man sich liebt. Mein Erwin und ich waren 53 Jahre verheiratet. Wir haben uns bis zum letzten Atemzug geliebt. Ich sehne den Tag herbei, an dem wir wieder vereint sind.« In ihren Augen standen ungeweinte Tränen.

Ich war tief berührt und auch ein wenig erleichtert. Dann musste ich ihr von Kevin erzählen. Frau Schumann hörte aufmerksam zu und stellte sogar ein paar Fragen, die meinen Kopf zum Glühen brachten.

»Nicht so schüchtern, junger Mann!«, sagte sie lachend. »Liebe und Sex sind doch ganz natürlich!«

Ich wäre wirklich gern im Boden versunken.

Mittlerweile hat sich das geändert. Manchmal erzähle ich ihr sogar davon, wenn Kevin und ich uns streiten, auch wenn ich mit ihren Ratschlägen meistens nichts anfangen kann.

»Dieser Kommissar ist wirklich dumm«, holt sie mich in die Gegenwart zurück. »Es ist doch ganz klar, dass der Ehemann der Mörder ist. Er war doch schon wegen des Pizzaboten so eifersüchtig. Dabei hat der arme Junge nichts weiter gemacht, als die Pizza auszuliefern«, meckert sie vor sich hin.

»Ja, er holt mich ab«, antworte ich mit deutlicher Verspätung.

Eine Weile sieht sie mich an, als ob sie darüber nachdenken müsste, was ich gerade gesagt habe, aber dann hellt sich ihr Gesicht auf.

»Das ist gut. Mein Erwin hat mich auch oft von der Arbeit abgeholt. Manchmal sind wir dann Hand in Hand durch die Stadt gelaufen, haben uns die Schaufenster angeguckt oder ein Eis gegessen.«

»Ich glaube, ich möchte heute einfach nur auf mein Sofa, vielleicht noch ein Glas Wein trinken und…« Ich schweige und spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt.

»Ich weiß schon.« Sie schmunzelt. »Ich war auch mal jung. Man muss die Zeit genießen, wenn die Liebe noch so jung ist. Wie lange seid ihr zusammen?«

»Fast ein Jahr.«

»Ein Jahr… ja, da ist noch alles frisch. Erwin und ich waren 53 Jahre verheiratet. Zwei Jahre sind wir miteinander gegangen. So nennt ihr jungen Leute das doch?«

Ich nicke grinsend.

»Dann hat er bei meinem Vater um meine Hand angehalten. Das war eine Aufregung!«

»Apropos Aufregung. Ich muss jetzt leider los. Kevin wartet vor der Tür und er…« Ich breche ab und beiße mir auf die Lippe.

»Ich weiß«, sagt sie und Bedauern klingt in ihrer Stimme mit. »Er ist furchtbar ungeduldig. Und diese Eifersucht... Du musst aufpassen, Bengt. So etwas kann auf Dauer nicht gut gehen. Eifersucht ist ein ganz schlechter Begleiter. Vertrauen ist die Basis für eine gute Beziehung.«

»Hm, ja«, sage ich schnell. Diesen Vortrag hat sie schon einige Male gehalten. Vertrauen und Geduld, aber das ist nicht so einfach. Nicht in unserer Beziehung.

Im Grunde stehe ich ihm da auch in nichts nach. Ich bin genauso eifersüchtig. Vertrauen ist nichts, das ich ihm problemlos schenken kann. Dafür ist schon zu viel passiert, dafür habe ich viel zu große Angst, dass er mich eines Tages verlassen könnte. Einfach so… für jemanden, den er interessanter, geiler, hübscher findet.

Ich bin nichts von dem. Neben Kevin bin ich eine unscheinbare, graue Maus. Ich kann weder mit einer tollen Figur noch mit einem besonders großen Schwanz punkten. Mit 1,72m bin ich eher klein, meine Muskeln sind unscheinbar. An mir ist einfach nichts dran. Manchmal kann ich gar nicht begreifen, wieso Kevin überhaupt mit mir zusammen ist. Wahrscheinlich bin ich deshalb so eifersüchtig.

»Du bist so ein hübscher Junge. Mach dir keine Sorgen. Für dich kommt auch noch der Richtige und dann wirst du eine lange und glückliche Liebe erleben.«

»Aber Frau Schumann, ich will gar keinen anderen. Ich liebe Kevin. Mehr als alles andere auf der Welt. Und er liebt mich.«

»Na, dann ist doch alles in bester Ordnung.« Sie lächelt mich an, aber ich weiß, dass sie mir nicht glaubt. Vielleicht, weil ich es auch immer noch nicht glauben kann. Also, dass er mich liebt.

»Nun aber husch! Das lange Wochenende ruft. Hör nicht auf die Worte einer alten Frau. Es ist nur wichtig, dass du auf dein Herz hörst«

Als ich aus dem Zimmer eile, steht Kevin schon im Flur.

»Du hattest vor fünf Minuten Feierabend!«, fährt er mich an.

»Ich war noch bei Frau Schumann«, entschuldige ich mich und fühle mich sofort wieder in die Enge getrieben.

»Dann beeil dich, mein Engelchen, damit wir hier rauskommen«, sagt er versöhnlicher und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

Sofort fängt mein Herz an, wie wild zu schlagen. Am liebsten würde ich meine Arme um ihn schlingen und einen richtigen Kuss einfordern. Aber Kevin mag das nicht in der Öffentlichkeit. Also nicke ich nur, hole aus dem Personalraum meine Klamotten und verabschiede mich von meiner Kollegin Anja.


***


Kaum sitze ich im Auto, fährt Kevin auch schon los.

»Hast du es eilig?«, frage ich verwundert. Er antwortet nicht, sondern macht die Musik lauter.

»Geiles Lied, oder?« Eine nervig klingende Bassline dröhnt mir entgegen. Ich kann mit dieser Musik echt nichts anfangen. Trotzdem nicke ich brav. Kevin dreht gleich noch ein wenig lauter. Ich werde davon mit Sicherheit Kopfschmerzen bekommen.

»Ich freue mich auf ein Glas Wein und einen Kuschelabend«, schreie ich gegen die Musik.

»Hm«, antwortet er und seine Tonlage bringt mich dazu, hellhörig zu werden. »Ich wollte dich eigentlich nur zu Hause absetzen. Ich habe echt Lust, mal wieder in die Sauna zu fahren.«

»Sauna?«, frage ich ungläubig. Alle Alarmglocken beginnen zu schrillen. Das Lied ist zu Ende, also stelle ich das Radio leiser. »Allein?«

»Ich brauche dringend ein wenig Entspannung. Ich hatte einen echt beschissen anstrengenden Tag«, sagt er und schafft es nur mit einer Vollbremsung, an der roten Ampel zu halten. »Scheißampel. Wozu ist die mitten in der Nacht überhaupt an? Es ist doch kaum ein Auto auf der Straße und wir müssen hier Ewigkeiten warten«, meckert er vor sich hin und klopft ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.

Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich fühle, wie sich eine Mischung aus Wut und Angst in mir aufbaut. Nur mit Mühe kann ich mich zwingen, ruhig zu bleiben. Kevin hasst es, wenn ich ausraste. Dann schaltet er erst recht auf stur. Aber er kann doch nicht allein in die Sauna gehen! In eine Schwulensauna! Da muss ich nicht lange überlegen, was er vorhat.

»Ich dachte, wir verbringen den Abend zusammen«, sage ich vorsichtig und kämpfe gegen dieses beschissene Gefühl in meinem Inneren an.

»Wie gesagt, ich hatte einen harten Tag und...«

»Den hatte ich auch«, falle ich ihm ins Wort. »Und überhaupt, du arbeitest vier Stunden in einer Videothek. Wie hart kann dein Tag schon gewesen sein?«

Zuerst brummt Kevin etwas Unverständliches, dann seufzt er theatralisch. »Da war heute dieser Typ, also, das musst du dir mal reinziehen: Eine halbe Stunde hat der gelabert, wie beschissen Actionfilme doch heutzutage gemacht wären. Faselte irgendwas von guten, alten Zeiten. Als ob mich das interessieren würde. Aber der Kerl schnallt das ja nicht. Dann fängt er an, von Sylvester Stallone zu erzählen. Den ganzen Lebenslauf, einschließlich jeder verfickten Rolle. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wir anstrengend das war.«

»Stimmt, kann ich nicht. Wenn ich mir überlege, dass ich heute…« Ich beiße mir auf die Lippe und schweige.

Kevin mag es nicht, wenn ich von der Arbeit erzähle. Er hat ein Problem mit dem Alter. Er hat vor allem ein Problem mit meinem Job. Dauernd meckert er, dass ich kündigen soll. Dabei ist es genau das, was ich machen möchte.

Ich kümmere mich gern um alte Menschen, ich kann das gut. Davon abgesehen müssen wir auch von irgendwas leben. Mit seinem Job könnten wir nicht einmal die Wohnung halten, ganz zu schweigen von Nahrungsmitteln.

»War wohl heute wieder viel los?«, fragt er plötzlich sanfter. Mit einer Hand streichelt er über mein Bein. Ich genieße die Berührung und habe die Hoffnung, dass er es sich doch noch anders überlegt.

»Schon«, flüstere ich, lege meinen Kopf zurück und drücke mich sehnsüchtig seiner Hand entgegen.

»Na, siehst du. Dann ist es doch viel besser, wenn du zu Hause bleibst und dich ausruhst. Du kannst einen von deinen Lieblingsfilmen gucken. Ich bleibe höchstens zwei oder drei Stunden weg.«

»Kevin! Ich will nicht, dass du allein da hinfährst. Entweder komme ich mit oder wir bleiben beide zu Hause. Ich will gar nicht wissen, was du da vorhast und vor allem mit wem!« Jetzt kann ich meine Eifersucht doch nicht mehr im Zaum halten. Angepisst schaue ich aus dem Fenster.

»Ich habe gar nichts vor«, zischt er.

»Du willst ficken!«, fauche ich wütend. Ich klinge viel zu zickig, aber ich kann mich nicht mehr zusammenreißen. Ich bin wütend und enttäuscht, aber vor allem frisst mich die Panik nahezu auf. Er will allein weg. Dorthin, wo eine Menge schwuler Kerle herumlaufen. Kerle, die es alle nicht so genau mit Beziehungen nehmen.

»Ich will mich entspannen. Das ist alles!«

»Du kannst dich auch mit mir entspannen.«

»Das kann ich nicht! Ich kann mich nicht entspannen, wenn ich das Gefühl habe, dass alle auf meinen so unglaublich geil aussehenden Kerl starren. Wie soll ich mich da bitte entspannen?«, sagt er genervt.

»Du findest mich geil?« Mein Unbehagen löst sich in Luft auf, stattdessen macht sich Hitze in meinem Bauch breit.

»Ich könnte mir keinen geileren Kerl vorstellen«, antwortet Kevin lachend und greift mir in den Schritt. Ich mag sein Lachen. Seine Hand sorgt dafür, dass ich innerhalb kürzester Zeit hart werde. Ich sehne mich so sehr nach ihm.

Vielleicht hat Kevin recht. Mir würde es in der Sauna ja auch so gehen. Allein die Vorstellung, dass die Typen dort ihn ansehen oder anfassen. Aber das werden sie, wenn er allein fährt.

»Nimm mich mit«, bitte ich. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Jedes Mal nehme ich mir vor, nicht zu betteln, wenn er ohne mich weg will. Jedes Mal wünsche ich mir die Kraft, allein bleiben zu können. Aber das kann ich nicht, denn ich denke die ganze Zeit nur daran, was er macht, mit wem er es möglicherweise macht… und ob das der Grund ist, wieso er mich nicht dabei haben will. Was bedeuten denn die ganzen Liebeserklärungen, wenn er sich nur ohne mich entspannen kann?

»Na gut!«, sagt er nach einer Weile seufzend. »Hol deine Sachen. Wir fahren zusammen. Aber beeil dich. Ich bin ohnehin schon spät dran.« Er klingt nicht so, als wäre er von der Idee begeistert, aber ich werde ihm meine Enttäuschung nicht auf die Nase binden. Hauptsache, er nimmt mich mit.


***


Das Auto hält vor der Haustür. Ich springe raus und krame auf dem Weg meinen Schlüssel aus der Tasche. Das Licht geht automatisch an. Mein Blick fällt auf unser Klingelschild. Engel/Franke steht dort. Ich konnte es gar nicht glauben, als wir vor einem halben Jahr eingezogen sind. Kevin und ich. Meine erste, eigene Wohnung, zusammen mit dem Mann, den ich über alles liebe.

Es gab so viele Hürden zu überwinden. Einige davon gibt es immer noch. Trotzdem habe ich keinen Zweifel daran, dass wir zusammengehören. Ich habe mich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Es war mir egal, dass er noch in einer Beziehung steckte.

Eine Zeit lang hatten wir so etwas wie eine Affäre, dann allerdings änderte sich unser Status. Kevin nahm mich mit zu sich nach Hause. Ich lernte David kennen. Eine Weile lebten wir zu dritt. Ich kann nicht behaupten, dass es mir gefallen hat. Eigentlich war ich sogar froh, dass David irgendwann genug hatte.

Im Nachhinein betrachte ich es als Versuch. Einen Versuch, den ich nicht noch einmal wiederholen möchte. Es kostete mich eine Menge Überwindung, aber ich habe es für Kevin getan. Weil ich ihn liebe und weil ich ihn nicht verlieren wollte. Jetzt leben wir zu zweit. Es ist perfekt.

Wenn ich mich nicht beeile, dann fährt Kevin ohne mich los. Das würde er ohne mit der Wimper zu zucken machen. Schnell stopfe ich zwei Handtücher, Duschgel und Badelatschen in meinen Rucksack. Ich versuche, zu ignorieren, dass er auch heute die Wäsche nicht aus der Maschine geholt hat. Sie liegt dort schon seit zwei Tagen. Ich werde sie morgen noch mal waschen müssen.

»Das hat ja lange gedauert«, brummt er mich an. Erneut schaffe ich es gerade so, die Autotür zu schließen, bevor er losfährt.

»Du hast die Wäsche vergessen«, platzt es im Gegenzug aus mir heraus.

»Verdammt. Tut mir leid! Wie gesagt, war ein anstrengender Tag.« Seine Entschuldigung klingt nicht besonders glaubwürdig.

Ich spiele mit dem Gedanken, darauf einzugehen, aber ich will mich nicht streiten. Wir streiten uns viel zu oft und meistens bin ich schuld daran. Weil ich seiner Meinung nach viel zu ernst und zu spießig bin. Ich sollte das Leben mehr genießen.

Vielleicht hat Frau Schumann recht. Wenn ich Kevin mehr vertrauen würde, dann wäre es für uns beide einfacher, dann würden nicht all diese Fragen in meinem Kopf herumgeistern.


***


»Kevin! Du bist spät dran«, ruft Mark, der Besitzer der Sauna, lachend. Er zieht Kevin in eine Umarmung. Ich mag diese Nähe zwischen den beiden nicht.

»Schau an. Heute hast du ja dein Engelchen mitgebracht. Schnuckelig sieht er aus.«

Ich werde rot. Das Blut rauscht in meinen Ohren.

»Quatsch nicht, Mark«, erwidert Kevin grinsend. Er zieht mich in seine Arme und presst seine Lippen auf meine. Noch ehe ich mich versehe, schiebt sich seine Zunge in meinen Mund. Nahezu gierig verschlingt er mich. Ich bin so überrascht, dass ich es einfach über mich ergehen lasse. Seine Hände kneten meinen Po. In meiner Hose wird es eng.

»Der gehört mir!«, sagt Kevin wenige Augenblicke später. Die beiden grinsen sich an, während ich noch um meine Fassung ringe.

»Das ist nicht zu übersehen«, brummt Mark. »Aber Engelchen, wenn du genug von Kevin hast, nehme ich dich auch gern mit nach Hause.«

Vermutlich gleicht mein Kopf gerade einem Feuermelder. Ich schlucke hart und weiß nicht, was ich sagen soll.

»Danke, kein Bedarf«, bringe ich mühevoll hervor.

»Ach, er ist so niedlich«, setzt Mark prompt noch einen drauf. Vielleicht hätte ich doch zu Hause bleiben sollen.

»Lass ihn in Ruhe«, sagt Kevin endlich und legt seinen Arm um meine Schulter.

Mark hebt abwehrend die Hände. »Keine Sorge. Ich respektiere euren Status.« Die beiden sehen sich einen Moment lang an. Ich kann ihren Blick nicht definieren, aber da ist sie wieder, die Eifersucht.

»Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Vergnügen. Heute ist ordentlich was los. Der Cruising-Bereich ist schon eine ganze Weile rammelvoll.« Mark betont beim letzten Wort jede einzelne Silbe und lacht dann dreckig. Erneut tauschen sie einen vielsagenden Blick aus, bevor mich Kevin in Richtung der Umkleidekabinen schiebt.

Beim Ausziehen überlege ich, ob ich ihn darauf ansprechen soll. Allerdings würde das für schlechte Stimmung sorgen und das will ich nicht. Also halte ich meinen Mund und konzentriere mich darauf, meinen Schwanz unter Kontrolle zu bekommen. Es wäre leichter, wenn ich dabei nicht Kevins Hintern vor Augen hätte.

Nicht, dass ich da jemals rankommen würde. Mehr als ihn zu streicheln, erlaubt Kevin mir nicht. Kein Küssen, kein Rimming und alles andere natürlich auch nicht.

In unserer Beziehung ist er ausschließlich top. Dabei finde ich seinen Hintern so schön. Klein, knackig, perfekt gerundet. Seufzend wende ich meinen Blick ab. Meine Gedanken sind nicht gerade zuträglich für das Problem in meiner Hose.

Trotzdem wird es Zeit, dass ich aus den Klamotten herauskomme. Kevin schlingt sich bereits ein Handtuch um die Hüfte, während ich noch nicht mal mein Shirt ausgezogen habe. Ungeduldig sieht er mich an. Ich beeile mich, werfe meine Sachen achtlos in den Spind, schlüpfe in meine Badelatschen und schlinge mir ebenfalls ein Handtuch um.

Kevin geht vor mir den Flur entlang. Ich genieße seinen Anblick. Er ist so groß und dabei so unglaublich dünn. Das Handtuch um seine Hüfte ist kein Badetuch, sondern eines von den normalgroßen, die bei uns neben dem Waschbecken hängen. Trotzdem reicht es bequem um ihn herum. Es ist sieht so unglaublich geil aus, wie sich seine Pomuskeln darunter abzeichnen.

Sein Gang ist stolz und voller Selbstbewusstsein. Auch ich recke ein wenig stolz das Kinn in die Höhe. Das ist mein Freund! Trotzdem sind die Blicke, die er von den anderen zugeworfen bekommt, eindeutig.

Ich weiß, dass er viele Leute kennt. Ich weiß auch, dass er oft und gern in die Sauna geht. Meistens erfahre ich es jedoch erst hinterher. Es ist vielleicht naiv von mir, zu glauben, dass er ausschließlich zur Entspannung hierherkommt, aber wir haben uns nach der Sache mit David Exklusivität geschworen.

All die geilen Kerle, die Geräusche, die von den Spielwiesen rechts und links kommen, die Videos, die hier laufen… Niemand würde darauf vertrauen, dass hier nichts passiert. Aber ich will nicht daran denken, was alles sein könnte, und ich kann es sowieso nicht beweisen.

Kevin weiß, wie er sich in Szene setzen muss. Selbst beim Duschen zieht er sämtliche Blicke auf sich. Ich dagegen stelle mich nur kurz unters Wasser. Ich mag es nicht, von fremden Leuten angestarrt zu werden. An mir gibt es auch nichts, was sich diesbezüglich lohnen würde.

»Guck nicht so verdrießlich. Du weißt doch, wie die Typen hier drauf sind, also entspann dich«, brummt Kevin. Ich nicke stumm und atme tief durch. »Finnisch oder Dampf?«, fragt er und bleibt abrupt stehen.

»Finnisch«, antworte ich automatisch. Ich mag die Dampfsauna nicht besonders. Nicht nur, dass ich dort das Gefühl habe, zu ersticken, es ist auch stockdunkel da drin. Nichts zu sehen und nicht zu wissen, wohin man geht, lässt nur noch mehr Panik in mir aufsteigen.

Kevin öffnet mir die Tür. Eine unglaubliche Hitze schlägt mir entgegen, dazu eindeutige Geräusche. Es riecht nach Eukalyptus, Holz und Sex. Ich senke den Blick und folge Kevin auf eine freie Bank. Er löst sein Handtuch, macht es sich darauf bequem und bedeutet mir, mich neben ihn zu setzen.

Ich finde es immer wieder merkwürdig, mit welcher Selbstverständlichkeit die Kerle hier rummachen. Es ist nicht nur merkwürdig, es ist ziemlich erregend. Das leise Stöhnen, die eindeutigen Bewegungen…

Kevin sitzt mit geschlossenen Augen neben mir. Unruhig rutsche ich ein Stück näher und streiche mit meiner Hand über sein Bein. Ich bin schon die ganze Zeit scharf auf ihn und vielleicht… Er legt seine Hand auf meine und schiebt sie zur Seite.

»Ich will mich entspannen«, brummt er, ohne die Augen zu öffnen. Frustriert lehne ich mich zurück und schäme mich, weil er mich abgewiesen hat.

Die beiden links von mir sind heftig bei der Sache. Ich kann nichts dagegen machen, dass ich schon wieder hart werde. Nur Kevin scheint das alles kalt zu lassen. Was in Anbetracht der unglaublichen Hitze eine große Leistung ist.

Als der eine heftig stöhnend kommt und die anderen Beifall klatschen, reicht es mir. Ich bin so geil, dass ich vermutlich gleich platze, und mein Freund scheint sich dafür kein bisschen zu interessieren.

»Ich hab genug«, keuche ich, stehe hastig auf und wanke unsicher zur Tür. Mein Kreislauf ist von dieser Aktion nicht besonders begeistert, mir wird schwindelig. An der frischen Luft atme ich tief durch und schließe die Augen. Irgendwie hatte ich gehofft, dass Kevin mitkommen würde.

Ich steige ins Tauchbecken, unterdrücke mit Mühe einen Aufschrei und fühle mich augenblicklich abgekühlt. Als ich bibbernd herauskomme, steht Kevin vor mir.

»Weichei«, haucht er mir grinsend entgegen und küsst mich stürmisch. Was soll das denn nun wieder? Eben durfte ich nicht einmal meine Hand… Aber an mehr kann ich nicht denken, denn seine Zunge in meinem Mund bringt mich vollkommen um den Verstand.

Willenlos lasse ich mich zu den Liegestühlen schieben. Seine Hände kneten meinen Hintern. Ich spüre, wie sein Schwanz allmählich anschwillt. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchflutet meinen Körper. Seufzend presse ich mich dichter an ihn und reibe meinen Unterleib gegen seinen.

Kevin bedeutet mir, dass ich es mir auf einer freien Liege bequem machen soll. Erwartungsvoll sehe ich ihn an. Ich mag seine dunklen Augen, die von langen Wimpern umrahmt sind. Ein paar kleben vom Wasser zusammen. Das sieht unglaublich sexy aus.

Sein Blick ist undurchdringlich und verursacht ein heftiges Kribbeln in meinem Bauch. Er lächelt mich an, beugt sich tiefer zu mir und fängt meine Lippen erneut ein. Unendlich glücklich schlinge ich meine Arme um seinen Hals. Sofort spüre ich seinen Widerstand. Er macht sich los und legt meine Arme neben meinen Körper ab.

»Ruh dich ein wenig aus. Ich bin gleich wieder da«, flüstert er mir zu.

»Kevin… Wo willst du denn jetzt hin?«, frage ich enttäuscht.

»Mach dir keine Gedanken, Engelchen. Ich bin gleich wieder da. Ich muss nur noch was Dringendes mit Mark besprechen. Eine Überraschung«, sagt er und klingt dabei, als wäre daran wirklich nichts Schlimmes.

»Scheiße, ich dachte… Also, du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen«, murmle ich.

»Doch, es muss sein. Wirklich.«

Der Hundeblick, den er mir zuwirft, wirkt nur bedingt. Ich bin enttäuscht und traurig, aber vor allem misstrauisch. Aber ich weiß, egal, was ich ihm sage, egal, was für eine Szene ich ihm mache, er geht trotzdem. Kevin zieht sein Ding durch, immer.

Wütend drehe ich mein Gesicht weg, als er mich zum Abschied küssen will. Er drückt seine Lippen lachend auf meine Wange und verschwindet dann. Ich sehe ihm hinterher. Mein Körper fängt an, zu zittern. Nur mit Mühe schaffe ich es, auf der Liege zu bleiben.

»Vertrauen«, murmle ich vor mich hin. »Du musst ihm vertrauen.« Es funktioniert nicht wirklich, aber zumindest werde ich ruhiger.

Obwohl ich dauernd zum Ausgang hinüberschaue und bei jedem, der vorbeigeht, hoffe, dass es Kevin ist, kann ich nicht verhindern, dass die Müdigkeit von mir Besitz ergreift. Seufzend schließe ich die Augen.

Ich bin gleich wieder da, hat er gesagt. Gleich kann eigentlich nicht so lange dauern.


***


»Engelchen… Süßer… Komm, wach auf«, dringt es leise zu mir durch.

Ich friere und suche blind nach meiner Decke.

»Engelchen. Los, wach schon auf. Wir wollen nach Hause.«

Ich bekomme eine Gänsehaut, als eine Hand langsam über meine Brust streicht. Nach Hause? Verwirrt öffne ich die Augen. Kevin grinst mich an.

»Hey, du Schlafmütze«, sagt er und stupst gegen meine Nase.

Ich brauche einen Moment, um mich zu orientieren. Ich bin anscheinend auf der Liege eingeschlafen.

»Wie spät ist es denn?«, frage ich gähnend. Meine Stimme klingt ganz rau. Ich räuspere mich ein paar Mal.

»Zeit für unser gemütliches Bett«, antwortet er lachend und reicht mir seine Hand. Ein wenig desorientiert lasse ich mich hochziehen.

Es ist noch immer viel los. Auf dem Gang, der zu den Umkleidekabinen führt, muss ich dauernd irgendwelchen Typen ausweichen. Ich halte den Kopf gesenkt. Ich bin immer noch nicht richtig wach und das ganze Gestöhne geht mir gerade unglaublich auf die Nerven.

Schweigend ziehen wir uns um. Aus dem Augenwinkel beobachte ich Kevin. Er wirkt wie ausgewechselt, pfeift fröhlich vor sich hin und grinst die ganze Zeit. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich, aber ich kann es nicht in Worte fassen. Ich bin auch zu müde, um mich näher damit zu beschäftigen.

Die Verabschiedung von Mark geht ungewöhnlich schnell. Beim Hinausgehen zwinkert er mir zu. Ich runzle die Stirn, aber er lächelt nur und zuckt mit den Schultern. Keine Ahnung, was das bedeuten soll.

Im Auto dreht Kevin die Musik auf. Er summt vor sich hin, während seine Hände auf dem Lenkrad den Rhythmus mitklopfen. Diesmal ist es kein nervöses oder genervtes Klopfen. Kevin hat extrem gute Laune.

»Wieso bist du so gut gelaunt?«, kann ich mir nicht verkneifen.

»Gut gelaunt? Ich weiß nicht, was du meinst. Ich habe immer gute Laune, aber so ein Saunagang tut echt gut«, erwidert er amüsiert.

»Hm. Was hast du gemacht, während ich geschlafen habe?«, lasse ich nicht locker.

»Nichts, was soll ich schon gemacht haben?«

»Ich weiß nicht, aber du hättest mich doch wecken können.« Allmählich macht sich Wut in meinem Bauch breit.

»Du sahst so niedlich aus, mein Engel. Ich dachte, der Schlaf würde dir gut tun.«

»Du tust mir gut«, brumme ich.

»Das weiß ich doch und ich stehe dir auch das ganze Wochenende zur Verfügung. Wir machen nur Sachen, die du möchtest, okay?«

Eigentlich sollte ich bei so viel Großzügigkeit hellhörig werden, aber seine Worte lassen es ganz heiß in meinem Bauch werden. Er sieht kurz zu mir herüber und ich lächle ihn dankbar an.

Als wir endlich die Wohnungstür hinter uns schließen, will ich nur noch in mein Bett. Ich hoffe, Kevin setzt sich nicht vor den Computer, denn dann wird das heute nichts mehr mit dem Sex. Dabei bin ich trotz aller Müdigkeit immer noch so erregt. Ich will so gern mit ihm schlafen. Ich kann an gar nichts anderes mehr denken. Deshalb schlinge ich meine Arme um seinen Hals und versuche, ihn ins Schlafzimmer zu lenken.

»Bin so geil auf dich«, murmle ich gegen seinen Hals und knabbere zärtlich an der empfindlichen Haut.

Kevin seufzt leise. Ich nehme das als gutes Zeichen und mache weiter. Meine Hände wandern zum Bund seiner Hose, öffnen den Knopf und ziehen den Reißverschluss herunter.

Ich sehe ihn an. Er beobachtet mich, lächelt und fängt dann meine Hände ein.

»Ich bin müde«, sagt er leise.

»Ich auch…«, erwidere ich. Solange er nicht ernsthaft Nein sagt, mache ich weiter. Ich ziehe ihm das Shirt über den Kopf und lecke mit der Zunge über seine Nippel.

»Bengt…«, haucht er.

Ich mag es, wenn Kevin meinen Namen sagt. Das hat so was Intimes, weil er es so selten tut. Davon angestachelt, mache ich weiter. Eine Weile spiele ich mit seinen Brustwarzen und lasse meine Zähne darüber gleiten, dann rutsche ich tiefer. Ich küsse seinen unglaublich flachen Bauch und fahre die Linien seiner Rippen mit meiner Zunge nach.

Seine Hände wuscheln durch meine Haare und schieben mich sanft weiter nach unten. Ich knie mich vor ihn hin und ziehe seine Hose ganz nach unten. Sein Schwanz ist nur halbhart, aber ich bin sicher, dass ich das ändern kann. Lächelnd lege ich meine Lippen auf seine Eichel und lasse meine Zunge darüber fahren.

Kurz zuckt er zurück und brummt etwas Unverständliches, dann schiebt er sich tief in meinen Mund. Überrumpelt bleibt mir die Luft weg. Ich kämpfe gegen das Würgegefühl an und nehme meine Hände zu Hilfe. Kevin lacht leise, als ich ihm einen erstaunten Blick zuwerfe. Er weiß genau, dass ich ihn nicht so tief aufnehmen kann.

Ich versuche es immer wieder, aber ich bekomme das mit dem Würgen einfach nicht in den Griff. Und diese merkwürdigen Laute, die ich dabei von mir gebe, sind nicht nur oberpeinlich, sie törnen mich auch ab.

Mit einem Ruck wirft er mich aufs Bett und reißt mir die Klamotten vom Leib. Keuchend lasse ich es geschehen. Kevin kommt schnell zur Sache. Ehe ich mich versehe, liege ich auf dem Bauch. Er zieht meinen Hintern zu sich heran und fährt mit einem Finger durch den Spalt. Als er gleich zwei Finger in mich schiebt, stöhne ich vor Schmerz.

»Kevin«, jammere ich. »Das geht zu schnell.«

Entschuldigend küsst er meine Schulter und weitet mich langsamer. Meinem Schwanz hat er allerdings noch keine Beachtung geschenkt, deshalb streichle ich mich selbst. Dank seiner stürmischen Art ist mir die Lust ziemlich vergangen. Aber als er mit seinem Finger diesen Punkt in mir findet, seufze ich hoffnungsvoll und schließe die Augen.

»Bereit?«, fragt er sofort.

Noch ehe ich antworten kann, höre ich die Kondomverpackung reißen und spüre das Gleitgel auf meiner Haut. Langsam schiebt sich Kevin in mich. Ich reibe mich schneller, denn schon längst habe ich begriffen, dass es nicht die Art von Sex ist, die ich mir gewünscht habe. Hier geht es nicht um mich oder um uns. Hier geht es um ihn.

Kaum spüre ich seine Scham an meinem Hintern, geht es auch schon los. Sein Schwanz ist groß und dick. Viel zu groß, um mich so schnell und hart zu nehmen. Hoffentlich ist noch was von der Wundcreme im Schrank.

Trotzdem versuche ich, mich darauf einzulassen, versuche, zu genießen, was er mir gibt. Vielleicht liegt es an mir. Ich brauche zu lange, um mich an ihn zu gewöhnen, um die Erregung wieder aufzubauen, die durch den Schmerz abgeflaut ist.

Noch ehe ich wieder hart bin, ist es vorbei. Mit einem langen Stöhnen presst sich Kevin gegen meinen Hintern, dann lässt er sich schwer atmend auf mich fallen. Ich halte den Atem an und kann es kaum fassen, was da gerade passiert. Aber es tritt genau das ein, was ich erwarte: Er rollt sich von mir runter, entsorgt das Kondom, haucht mir einen Kuss in den Nacken und macht es sich auf seiner Seite des Bettes bequem.

»Schlaf schön«, murmelt er.

Ich fühle mich benutzt. Mein Hintern brennt wie Feuer. Enttäuschung macht sich in mir breit und sorgt dafür, dass ich diesen Druck hinter meinen Augen fühle. Ich kneife sie ganz fest zusammen.

Ich werde nicht heulen.

Ich werde die Enttäuschung nicht zulassen.

Ich liebe Kevin.

Er ist der Mann, mit dem ich zusammen sein will. Ich bin einfach zu abgelenkt gewesen, sonst wäre ich bestimmt schneller gekommen. Immer schwirren so viele Gedanken in meinem Kopf herum. Kevin hat mir doch gesagt, dass ich mich mehr entspannen soll. Er hat so viel mehr Erfahrung als ich. Er weiß, wie guter Sex funktioniert. Es hat an mir gelegen.

Die Gewissheit lässt mich zur Ruhe kommen. Ich rutsche dichter an Kevin heran und lege vorsichtig meinen Arm auf seinen Bauch. Er ist so warm. Seufzend lege ich meinen Kopf gegen seine Schulter und schlafe ein.


MargeritenEngel

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