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Soll ich oder soll ich nicht?

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Grundsätzlich muss diese Frage jeder für sich selbst beantworten. Aber eines ist natürlich zu sagen: Genau wissen kann man es nur durch bloßes Ausprobieren. Fast alle Mädchen, die ich in meiner Zeit als Bordellbetreiber kennen lernen durfte, begannen den Job durch Erzählungen von Freundinnen. Natürlich auch teilweise angelockt von deren dicken Brieftaschen, Neid oder Neugierde. Das ist irgendwo menschlich, und ich möchte niemanden kritisieren. Aber ein paar Grundsatzüberlegungen sollte man sich schon machen. Wir sind uns sicher alle einig, dass ein Vegetarier kein guter Metzger sein kann, ein Holzstauballergiker kein guter Schreiner, und jemand, der nicht gern mit Zahlen umgeht, der sollte auch nicht bei der Bank arbeiten. Worauf will ich also hinaus? Es macht sicher überhaupt keinen Sinn, diesen Job auch nur in Betracht zu ziehen, wenn man grundsätzlich nicht sonderlich viel Spaß am Sex hat. Das erklärt sich, denke ich, von selber und braucht auch nicht weiter erläutert zu werden.

Ich jedenfalls habe mich als Kind schon anders als meine Klassenkameraden nicht für Autos, Flugzeuge oder Technik usw. interessiert. Ich fand ganz einfach Frauen interessant. Und das nicht nur auf der sexuell-körperlichen Ebene, sondern in allem, was sie von Männern unterscheidet. Ich fand ihre Andersartigkeit faszinierend. Ich mochte es, sie zu entdecken und alles über sie zu wissen. Von ihren Interessen angefangen bis hin zu ihren Abneigungen, über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen. Deshalb unter anderem meine Berufswahl. Und am Rande bemerkt: Nein, ich bin nicht schwul! Und ich will auch nicht in Abrede stellen, dass mich die sexuelle Seite am meisten angezogen hat. Denn nirgendwo wird der Unterschied zwischen Mann und Frau deutlicher als dort. In meinem Beruf habe ich die Möglichkeit, immer wieder neue Sachen über euch Mädels zu lernen. Mal schöne, mal weniger schöne Dinge. Dafür bin ich sehr dankbar. Und Gleiches gilt in eurem Job, was die Männerwelt angeht. Diese Seite der sexuellen Dienstleistung ist mithin die interessanteste und findet leider kaum Erwähnung. Denn nirgendwo lernt man Menschen besser kennen, als nackt und auf dem Rücken liegend. Ihr hört deren innerste Geheimnisse, Dinge, die sie weder ihrer Frau noch ihren Eltern oder Freunden und Verwandten erzählen. Eine Hure ist nämlich immer auch Zuhörerin und vielleicht sogar später mal eine Art Psychologin. Natürlich kommt nun die Frage: „Welches Mädchen hat schon Spaß daran, mit ätzenden und hässlichen Männern zu ficken?“ Dies ist aber hier nicht Thema. Denn zum einen sind, man glaubt es kaum, nicht alle Gäste in dieser Branche hässliche alte Männer, und zum anderen spreche ich hier lediglich von einer Grundeinstellung.

Ich habe das mal einem branchenfremden Mädchen in einer Moraldiskussion über unseren Beruf folgendermaßen erklärt: Man stelle sich jemanden vor, der von Kindheit an gern am Computer sitzt. Dieses Beispiel passte recht gut aufgrund meiner und ihrer Generationszugehörigkeit. In jungen Jahren wird er sich mit dem Spielen beschäftigen, so wie jedes Kind. Später beginnt er, sich für das Internet zu interessieren. Ihm gefallen die Grafiken auf diversen Webseiten, und er möchte so etwas selber mal machen können. Also beschäftigt er sich mit der Programmiersprache und fängt eventuell ein Studium der Informatik an. Im Berufsleben macht er das Ganze schließlich zu seinem täglichen Brot. Er arbeitet in einer Firma, die Webseiten erstellt. Natürlich macht er von nun an seltener irgendwelche Grafiksequenzen mit Raumschiffen, Aliens oder Monstern. Meistens sind es relativ langweilige Internetauftritte von der Bäckerei Lüdenscheid oder eines Zulieferbetriebes von Duschvorhangringen. Ab und an aber hat er einen Autohändler als Kunden und darf diesem einen stylischen Wagen als Firmenlogo basteln, mit Flammen aus dem Auspuff und einem Sternenhimmel im Hintergrund. Natürlich ist es nicht genau das, was er sich als Kind erträumt hat. Kaum ein Beruf dieser Welt ist genau so. Das gesamte Leben ist leider nicht genau so, wie wir es als Kind uns einmal ausmalten.

Dennoch kommt sein Beruf oftmals ganz nah an das heran, was er immer schon wollte und was ihn zu begeistern vermag. Das lässt ihn immer wieder spüren, dass er den richtigen Job hat. Die Bäckerei Lüdenscheid und der Zulieferer von Duschvorhangringen in unserem Beispiel entsprechen dem ätzenden und hässlichen Sack. Der Flammen sprühende Wagen im Nachthimmel jedoch einem interessanten netten Gast, von dem man irgendetwas mitnimmt, oder in dessen Persönlichkeit man etwas Neues entdeckt hat, was einen zum Nachdenken bringt. Kein Job ist immer angenehm, und man muss sich manchmal echt selbst in den Arsch treten.

Der Weg zur perfekten Hure

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