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KAPITEL 2

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Savior sah seine Bücher durch. Doch an der Summe unterm Strich änderte sich nichts. Dreimal hatte er bereits nachgerechnet. Obwohl er es gar nicht gebraucht hätte. Er verrechnete sich nicht. Niemals. Wenn er eines konnte, dann mit Zahlen umgehen.

Missmutig lehnte er sich zurück und starrte aus dem Fenster. Wenn er in den letzten Wochen nicht abgelenkt gewesen wäre, wäre ihm viel eher aufgefallen, dass ihn jemand beklaute.

Nicht irgendjemand, dachte er, einer seiner Jungs. Jemand, der wie ein Bruder für ihn war.

Erst die Betreiber der Läden in der Stadt, die ihm seinen Anteil nicht zahlen wollten und jetzt das. Musste er erst wieder ein Exempel statuieren, damit man ihn ernst nahm?

Was für eine gottverdammte Scheiße!

Wer hatte Zugang zum Geld? Zum Safe?

Thug. Er musste mit Thug reden. Es fehlte einiges an Bargeld, die Konten waren sauber. Keine Abbuchungen oder Barabhebungen. Schade, denn Kontobewegungen hätte er mühelos zurückverfolgen können. Mit wem war sein Vize zuletzt unterwegs gewesen, um das Geld einzutreiben?

Savior änderte spontan die Zahlenkombination des Safes. Entweder er teilte diese nur seinem Vize mit oder ließ sich das Bargeld aushändigen und deponierte es selbst.

Müde rieb er sich über die Stirn. Seine Jungs feierten schon wieder, vergnügten sich mit den Matratzen und betranken sich. Wann hatte Savior das letzte Mal richtig ausgelassen gefeiert und mit seinen Jungs zusammengesessen? Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Auf jeden Fall musste es gewesen sein, bevor er in das Clubhaus gezogen war.

Er blickte auf seine tätowierten Hände hinunter. Die Hände eines Mörders. Er bekam keine Alpträume von den Dingen, die er selbst getan, veranlasst oder gesehen hatte.

Ein Gewissen besaß er trotzdem. Auch wenn viele etwas anderes behaupteten.

An erster Stelle stand nun mal die Familie. Das war nicht nur Cassy, die einzige, die aus seiner leiblichen Familie noch übrig war. Das andere waren die Brüder aus dem Club und eine Handvoll anderer Menschen. Für seine Familie hatte er getötet. Er würde es ohne zu zögern wieder tun. Doch könnte er auch einen seiner Brüder umbringen?

Cassy und ihre Schwangerschaft hatten ihn ganz schön aus dem Konzept gebracht, erst recht, weil er nicht wusste, was sie mit dem Lutscher Troy wollte. Er war nicht gut genug für seine kleine Schwester. Ein Schlappschwanz, der sich fast in die Hose gepisst hatte, als er Savior das erste Mal gegenübergetreten war. Niemals hätte der kleine Pisser seine Schwester schwängern dürfen. Scheiße, eigentlich sollte sie noch eine verdammte Jungfrau sein und von Männern die Finger lassen! Durfte er dem zukünftigen Vater seines Neffen oder seiner Nichte die Finger brechen? Nach seinem Gesetz schon.

Aber vermutlich würde Cassy Savior mit der Flinte davonjagen, sollte sie davon erfahren. Widerstrebend brachte ihn das zum Lachen. Sie hatte das gleiche Temperament wie ihre Mutter. Dad hatte es oft nicht leicht gehabt. Eine temperamentvolle Frau, eine störrische Tochter und ein rebellierender Sohn. Dazu der Club, der einen Anführer gebraucht hatte. Betrug, Tränen, Streit. Es war nie einfach gewesen zu Hause.

Saviors Miene wurde düster. Gedanken an seine Eltern waren überflüssig. Sie hatten ihn im Stich gelassen und dazu gezwungen, ein kleines Mädchen groß zu ziehen. Dabei war er selbst noch ein halbes Kind gewesen. Darüber hinaus war er zum neuen Chef der Sinners ernannt worden. Ein Erbe, das er niemals angetreten hätte, aber Cassy brauchte Schutz und er eine Bleibe. Ein paar wenige Clubmitglieder waren immer noch angepisst, dass ein Junge, nicht mal halb so alt wie sie, der neue Chef war. Aber würden sie ihn auch beklauen? Ihrem geliebten Club schaden?

Seine Bürotür öffnete sich und Gina, alias BigTits, trat ein. Savior lehnte sich zurück und musterte sie. Sie war hübsch, keine Frage. Lange blonde Haare und große Titten. Ein fester runder Arsch, lange Beine und ein kurviger Körper, der durch ihre Bekleidung kaum verhüllt wurde. Sie wusste ihren Körper in Szene zu setzen, erst recht mit den Nuttenabsätzen ihrer Schuhe.

»Hey, Savior«, gurrte sie und setzte sich vor ihm auf die Oberfläche des Schreibtisches, öffnete die Beine ein Stück und zeigte ihm, dass sie kein Höschen trug.

»Deine Pussy glänzt so feucht, dass ich mich frage, ob du geil bist oder schon wieder haufenweise Schwänze in dir drin waren.«

Seine rüde Antwort ließ ihr Lächeln nicht verblassen. Im Gegenteil. Es wurde noch breiter. »Wir wissen doch beide, dass es dir egal ist, wie viele Schwänze heute schon in mir gesteckt haben.«

Leider war das eine Tatsache. Mittlerweile war er an einem Punkt in seinem Leben, wo er sich nicht mal mehr für den Sex mit billigen Frauen schämte. Obwohl er sie – und auch die anderen Weiber – niemals ohne Kondom ficken würde. BigTits war eine der wenigen hier im Club, die ihn befriedigen konnte und seinen Anforderungen gerecht wurde. An den Teil aus ihrem Leben, der sie miteinander verband, wollte er lieber nicht denken. Also fischte er ein Kondom aus der Tasche und legte es neben sie auf den Tisch.

»Du bist nicht die einzige mit einer Muschi im Club, Sonnenschein. Also reiß die Klappe lieber nicht zu weit auf, wenn du dir der Konsequenzen nicht bewusst bist. Und jetzt darfst du dir im Bad deinen Mund ausspülen und im Anschluss meinen Schwanz lutschen.«

Savior beobachtete, wie Gina in sein Bad ging, lautstark mit Mundwasser gurgelte und dann mit wiegenden Hüften zurückkam. Er wusste nicht, was er von ihr halten sollte. Die Mädels in seinem Club unterstanden seinen Regeln und seinem Schutz. Die meisten waren hier, weil sie aus irgendeiner gewalttätigen Beziehung flüchten wollten. Entweder aus der des Elternhauses oder der einer Partnerschaft. Sie konnten sich darauf verlassen, dass er alles in Bewegung setzte, sie zu schützen – solange sie dafür ihre Körper zur Verfügung stellten und sich nützlich machten. Die meisten waren es gewohnt, deshalb störte es sie nicht. Einige arbeiteten sogar in den Laufhäusern, die er betrieb. Aber Gina war anders. Auf einmal hatte sie vor der Tür gestanden, sich auf einen Dreier mit ihm und Thug eingelassen, und war nicht mehr gegangen. Sie hatte ihm später von ihrem Mann erzählt, der Frauen im Keller vergewaltigt und Gina mehrfach geschlagen hatte, bis sie eine Fehlgeburt erlitten hatte. Ein sadistisches Arschloch mit einer Vorliebe zu Blut und Gewalt.

Savior hatte sich um das Problem gekümmert. Das tat er immer. Obwohl sie es wusste und handfeste Beweise für seine Tag hatte, war sie geblieben.

Seitdem kam BigTits jeden Abend zu ihm. Entweder er nahm sie oder schickte sie weg. Je abstoßender er zu ihr war, desto hartnäckiger wollte sie ihn. Sollte einer die verdammten Weiber verstehen.

BigTits öffnete seinen Gürtel, zog die Hose herunter und begann auch schon, an seinem Schwanz zu lutschen. Und weil er nun mal ein Arschloch war, drückte er ihren Kopf soweit herunter, bis ihre Nasenspitze seinen Bauch berührte und alles von ihm in ihrem Mund war. Sie würgte und ihre Augen tränten, das interessierte ihn nicht. Sie wollte es hart? Das konnte sie haben. Er war kein Schmusekätzchen. Kurz bevor er das Kribbeln in seinen Eiern spürte, zog er sie an den Haaren weg. Gierig blickte sie zu ihm auf und tastete nach dem Kondom auf dem Tisch.

»Wie willst du mich?«, gurrte sie und stand auf, das Kondom in der Hand.

Savior drückte sie auf die Platte herunter, bis ihr Arsch in die Höhe ragte, nahm das Kondompäckchen aus ihrer Hand und zog es sich über. Er steckte ihr den Zeigefinger in den Mund und ließ ihn befeuchten, ehe er ihn in ihren Hintern gleiten ließ. Sie keuchte und wehrte sich gegen den Druck.

An den Haaren zog er ihr Gesicht hoch und flüsterte ins Ohr: »Wie viele Kerle haben dich heute schon gefickt?«

Sie zögerte und murmelte: »Drei.«

»Und deinen Arsch?«

»Keiner.«

Er verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. Da hatte sie ihre Antwort.

Er drückte sie wieder herunter, streichelte mit zwei Fingern über ihre nasse Pussy und befeuchtete ihren zweiten Eingang. Erst mit einem, dann mit zwei Fingern dehnte er sie, bis er seinen Schwanz davor positionierte und in sie eindrang. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so sehr klammerte sie sich an die Tischkante.

»Entspann dich«, knurrte er und packte ihre Hüften, um schnell und fest in sie zu stoßen.

War er rücksichtslos? Gut möglich. Aber wen juckte das? Sie hatte von Anfang an gewusst, was sie erwartete.

Ihr Keuchen wurde schnell zu heiserem Stöhnen und sie presste sich seinen Bewegungen entgegen. Savior legte ihr linkes Knie auf den Tisch, konnte sich so noch tiefer und härter in sie vergraben. Er liebte das weiche Fleisch von Titten. Wenn er das Gewebe packen und drücken konnte. Aber bei Gina? Ihre Brüste waren hart wie Beton. Wenn sie optisch nicht so heiß aussehen würde, würde er nicht mal in Erwägung ziehen, sie zu ficken.

Manchmal spulte er in seinem Kopf einen Porno ab, damit er überhaupt kam. Das Problem hatte er aber nicht nur bei ihr.

Anscheinend stimmte irgendwas nicht mit ihm. Kein normaler Mann würde bei Analverkehr einen Porno abspielen, damit er kam. Und manchmal tat er auch einfach nur so, damit die Weiber schnell wieder verschwanden.

Die Tür öffnete sich erneut und Thug stand plötzlich im Zimmer. Schon wieder unaufgefordert. Ginas Kopf flog herum und sie quietschte erschrocken. Savior schnaubte spöttisch. Ihr Eintritt ins Clubleben war ein Dreier gewesen, bei dem der halbe Club zugesehen hatte.

»Tu nicht so, die Scham nimmt dir hier keiner mehr ab«, lachte Thug und verschränkte die Arme, um sie beide zu beobachten. Normalerweise störte Savior das nicht. Er ging freizügig mit seiner Sexualität um. Wenn er nackt sein wollte, zog er sich aus. Wenn er vor seinen Jungs eine Bitch ficken wollte, machte er das. Aber heute. ..

»Willst du mitmachen oder was glotzt du so?«

Thug hob die Schultern. »Ein anderes Mal gerne, aber hier ist Besuch für dich.« Er öffnete die Tür weiter. Zum Vorschein kam das heißeste Mädchen, was ihm seit langer Zeit unter die Augen gekommen war. Scheiße. Lautlos entlud er sich in das Kondom, während seine Augen den Blick nicht von dem Mädchen abwenden konnten.


Abigail blickte dem personifizierten Teufel entgegen. Es fehlten nur die Hörner. Ein eiskalter Blick, der sie nicht aus den Augen ließ, während sein Becken geschmeidig vor- und zurückglitt. Als er kam, weiteten sich seine Augen, das einzige Anzeichen. Er zog sich aus der Frau zurück, die ihn wie ein Schaf anblickte. Abbys Lippen zuckten. Diese Sorte Frau kannte sie.

»Ich bin gar nicht gekommen«, schmollte Blondie und wackelte mit dem Hintern.

Der Mann schlug einmal zu. Fest. Er entsorgte das Kondom, als ob nichts gewesen wäre und verschwand kurz in einem kleinen Nebenraum, in dem sich scheinbar das Bad befand.

Scheiße! Warum war sie hierhergekommen? Sprang er mit allen Frauen so um? Hier sollte sie, laut ihrem Dad, in Sicherheit sein?

»Verpiss dich jetzt, und lass mich mit Thug und unserem Gast alleine.«

Beim Rausgehen funkelten Blondies Augen hasserfüllt und sie rempelte Abby mit der Schulter an. Revieransprüche. Beinahe hätte sie gelacht.

»Miststück.«

»Du mich auch«, gab Abby so würdevoll wie möglich zurück.

»Komm rein und mach die Tür zu«, wies Thug sie an.

Wollte sie das? Allein sein mit den beiden Männern, die sie nicht kannte, über die jedoch die schlimmsten Gerüchte kursierten, die man sich nur vorstellen konnte?

Thug plumpste auf einen Stuhl und deutete auf den zweiten daneben. »Setz dich, Prinzessin, der Boss kommt gleich. Willst du mir jetzt vielleicht von deinen bösen Gedanken erzählen?«

Sie lachte leise. »Nein. Ich lasse dich lieber im Unklaren.«

»Böses Mädchen«, seufzte er gespielt. »Verdammt, ich steh drauf, wenn sie böse sind.«

Sie hörte Wasserrauschen. Kurz danach kam der Mann, von dem sie vermutete, dass es Savior war, aus dem angrenzenden Bad zurück. Mit einem feuchten Tuch wischte er über die Stelle, an der vorhin noch Blondie gelegen hatte.

Abby blickte sich in dem Zimmer um. Ordner standen akkurat aneinandergereiht in einem Regal, das sich über die gesamte Wand hinter ihm zog. Links an der Wand stand ein kleines Zweiersofa mit Tisch. Rechts ging es in das Bad, daneben war eine kleine Nische mit einem Schrank. Alles in allem war der Raum spartanisch und hatte nur wenig Familiäres an sich. Anders als das Büro ihres Vaters, in dem immer Fotos standen und persönliche Gegenstände herumlagen. Doch dieser Raum wirkte fast schon steril. Steril und düster.

Mit einem sardonischen Lächeln zündete sich der Mann eine Zigarette an. Sein dunkles Haar war an den Seiten kurz rasiert, links gescheitelt und oben länger, sodass es ihm auf die andere Seite und in die Stirn fiel. Blaue Augen glitzerten wie Eiskristalle in einem fein geschnittenen Gesicht, das einen akkurat getrimmten Bart zierte. Teufel hin oder her, er war eine Augenweide. Die Tattoos an den Armen und Händen waren schwarz. Düster und steril, schien sein Lebensmotto zu sein. Nicht ein Farbtupfer war zu erkennen. Anders als bei ihren Tattoos, die bunt und fröhlich waren.

»Also, Schneewittchen, was willst du?«

Sie kniff die Augen zusammen. »Wie bitte?« Die Menschen hatte sie schon einiges genannt. Von Schlampe und Miststück bis hin zu Schatz und Süße war etliches dabei gewesen. Schneewittchen war neu und sie wusste nicht, ob ihr das gefiel.

»Hast mich schon verstanden. Was willst du?«

»Mein Vater schickt mich, er. ..«

»Lass mich raten, du sollst um einen Aufschub der angehäuften Schulden bitten.« Er legte die Füße auf den Tisch und lehnte sich zurück. Die Kippe immer noch im Mund.

Abby runzelte die Stirn. »Nein, er hat. ..«

»Ist doch immer dasselbe«, brummte er zu Thug. »Schicken ihre kleinen Mädchen, damit die ihre Körper an uns verkaufen. Eine Schande, ehrlich.«

Selbst Thug sah jetzt ernüchtert aus. Abby zog die Augenbrauen zusammen. »Vielleicht solltest du aufgeblasener Arsch mich mal ausreden lassen und nicht vorschnell über mich urteilen!«, fuhr Abby den Mann an. Im nächsten Moment schlug sie sich die Hand vor den Mund, der mal wieder schneller als ihr Gehirn reagiert hatte.

Der Teufel verengte die Augen. Mit einer Kopfbewegung schickte er seinen Freund aus dem Zimmer, der leise lachte und die Tür hinter sich schloss.

»Wie hast du mich gerade genannt, Schneewittchen?«

»Sorry«, murmelte sie und klammerte sich an der Lehne des Stuhls fest.

Er zeigte ein diabolisches Grinsen. »Für gewöhnlich würde ich jetzt von dir verlangen, mir einen zu blasen. Aber – und das bleibt eine Ausnahme, weil du mich und die Regeln nicht kennst – werde ich davon absehen. Außer du willst mir einen blasen, da sage ich natürlich nicht Nein.« Fragend sah er sie an.

Abby schüttelte erschrocken den Kopf.

Er ächzte gespielt. »Schade. Fangen wir noch mal von vorne an. Ich bin Savior. Und du bist?«

»Abby. Eigentlich Abigail. Bitte nur Abby.«

Seine Mundwinkel zuckten kurz. Machte er sich über sie lustig? »Gut, Schneewittchen, und warum genau bist du nun hier? Hat dir niemand gesagt, dass es gefährlich ist, in die Nähe der Sinners zu kommen?«

Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, stand auf, öffnete ein Fenster und setzte sich wieder hin.

»Mein Dad schickt mich. Er sagt, du wärst ihm einen Gefallen schuldig und er würde ihn jetzt einfordern wollen.«

Höhnisch hob Savior die Augenbraue. »Es gibt nur eine Handvoll Menschen, denen ich einen Gefallen schuldig bin. Aber ich bin neugierig, wer soll dein Vater sein?«

»George Waters.«


Savior musterte das Mädchen vor sich. Sie hatte Ähnlichkeit mit George, schien aber nach ihrer Mutter zu kommen. Das schwarze Haar und die moosgrünen Augen hatte sie eindeutig von Francine. Die weichen Gesichtszüge von ihrem Vater. Die konnte sie niemals von ihrer Mutter haben. Die Ähnlichkeit hätte ihm viel eher auffallen müssen. Hoffentlich schlug sie charakterlich nach ihrem Vater.

»Was genau will er jetzt von mir?«

Abby rieb sich über das Gesicht. Ihre Nägel waren rot lackiert. Ihr Mund rot geschminkt. Rote runde Stecker bedeckten ihre Ohrläppchen. Er schüttelte den Kopf. Warum zur Hölle achtete er auf so etwas?

»Ich weiß nicht, ob du die Geschichte meiner Eltern kennst. Aber er sagt, du sollst mich beschützen, bis er die Sache geklärt hat.«

Fast hätte er gelacht. Natürlich kannte er die Geschichte ihrer Eltern. Savior war widerwillig Bestandteil derselben gewesen. Warum schickte George ihm sein kleines Mädchen? Das war verrückt. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass er wusste, was für ein Bastard Savior war.

»Wie stellt er sich das vor?«, brummte er mehr zu sich selbst und steckte sich eine neue Zigarette an. Er inhalierte tief.

Abby erhob sich. »Ich wollte keine Schwierigkeiten machen. Ich dachte nur … aber ist schon okay.« Sie lächelte schwach.

Savior stieß ein Fuck aus. »Setz dich. Du bleibst hier. Irgendwo ist bestimmt noch ein Zimmer frei. Wie lange ist George weg und was für eine Sache will er klären?«

Sie hob eine Schulter. Dabei verrutschte ihr hässlicher, unförmiger Pullover und entblößte Teile eines bunten Tattoos. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Das Mädchen sah nicht nur wie ein feuchter Traum aus, sie musste auch noch tätowiert sein. Es fiel ihm jetzt schon schwer, den Schwanz in der Hose zu behalten. Dabei war sie nun wirklich die letzte Person, die er ficken sollte.

»Ich habe ein Zuhause und einen Job. Ich kann nicht hierbleiben. Wörtlich sagte Dad: Er wird der Bitch jetzt mal zeigen, was er von ihren Drohungen hält. Dann hat er sich seine Knarre geschnappt und ist los. Das war vor zwei Wochen. Heute kam eine Nachricht.« Sie zog ihr Telefon aus der Hosentasche, tippte darauf herum und hielt es ihm vor die Nase.

Savior überflog die wenigen Worte. Nachdenklich knackte er mit den Fingerknöcheln. Eine lästige Angewohnheit. »Du bleibst hier, keine Widerworte. Wenn dein Dad die verrückte Schlampe sucht, ist es besser, du bist in Sicherheit. Er hat dich nicht grundlos zu mir geschickt. Solange du hier bist, hörst du auf das, was ich sage.« Er ließ den Blick anzüglich über ihren Körper gleiten. Sie war geschätzt ein Meter sechzig groß, schlank. Die Brüste und den Hintern konnte er unter dem unförmigen Etwas, das sie trug, leider nicht erkennen. »Nur mal aus Interesse, als was arbeitest du?«

Ihr Blick verdüsterte sich. »Keine Ahnung was du gerade denkst, aber ich tätowiere, genau wie mein Dad. Er hat mir alles beigebracht und macht jetzt nur noch Bürokram.«

Savior blickte die Kleine interessiert an. »Normalerweise biete ich keine Deals an. Heute mache ich eine Ausnahme – schon wieder. Du kannst in deinen Laden gehen und tätowieren, aber es wird immer einer meiner Jungs dabei sein. Wohnst du im Haus deines Dads?« Sie nickte. »Gut, jetzt nicht mehr, du wirst hier wohnen. Ich kann nicht rund um die Uhr jemanden zu deinem Schutz abstellen. Hier hat jeder seine Aufgabe.«

Abby öffnete protestierend den Mund, aber mit einer Handbewegung unterbrach er sie. »Mein Haus – meine Regeln. Das nächste Mal wirst du mit den Konsequenzen rechnen müssen, verstanden?«

Sein Schwanz zuckte zustimmend in der Hose. Wollte unbedingt zwischen diese hübschen roten Lippen gleiten und es ihr besorgen. Fast schon sehnte er sich danach, dass sie gegen seine Regeln verstieß – immer und immer wieder. Er räusperte sich. »Und noch was. Ab sofort werden die Sinners zu deinen Hauptkunden. Wann immer einer von uns ein Tattoo will, wirst du dir Zeit nehmen.«


Kampflustig reckte sie das Kinn vor. »Ihr bezahlt dafür, nur damit wir uns richtig verstehen. Ich arbeite nicht umsonst.« Seinem anzüglichen Grinsen nach zu urteilen, schwebte ihm eine ganz eigene Art der Bezahlung vor. »Mit Geld«, fügte sie also noch hinzu.

»Wir nehmen keine kleinen Mädchen aus«, stellte er klar und sah ein wenig beleidigt aus. »Natürlich werden wir dich mit Geld bezahlen.«

Ohne vorheriges Klopfen kam Blondie in das Büro. Sie musterte Abby, als wäre sie ein ekliges Insekt, und warf dann Savior einen verheißungsvollen Blick zu.

»Habe ich dich gerufen?«

»Nein«, hauchte Blondie.

»Habe ich dein Klopfen überhört?«, fragte Savior weiter.

Blondie stockte. »Nein.«

»Also habe ich dich nicht explizit hereingebeten?«

Es war klar, dass die Antwort darauf ebenfalls Nein lautete. Blondie schüttelte langsam den Kopf.

»Und warum zum Teufel kommst du hier einfach hereinspaziert, als gehöre dir dieser Scheißladen?« Wütend funkelte er die Frau an und Abby machte sich ganz klein auf dem Stuhl. »Verpiss dich, und wage es nicht, hier noch mal unaufgefordert hereinzukommen.«

»Sorry, Savior.« Schnell stöckelte die Blondine heraus und schloss die Tür hinter sich.

»Du bist aber nicht nett zu deiner Freundin«, stellte Abby fest.

Savior lachte. Kalt und emotionslos. Als wäre er ein Unbeteiligter, der nicht gerade eine junge Frau zornig aus dem Büro geschmissen hätte. »Das war nicht meine Freundin. Sonst würde sie mir etwas bedeuten. Dem ist aber nicht so. Ich ficke sie, das ist alles. Die Frau, die mich mal an die Leine legt, muss schon etwas ganz Besonderes sein. Jetzt komm, ich will dir dein neues Zuhause zeigen.«

»Kommandierst du die Menschen immer so herum?«, wollte Abby wissen und sparte sich jeglichen Kommentar zu seiner Aussage über Blondie.

»Ja. Und die Menschen tun gut daran, mich nicht zu verärgern, also lassen sie es sich gefallen, wie ich sie behandle.«

Sie gingen nebeneinander einen dunklen, schmalen Flur entlang. Neben ihm fühlte sie sich klein und bedeutungslos. Er war fast zwei Köpfe größer als sie und doppelt so breit – trainiert und muskulös. Doch was sie sich klein fühlen ließ, war seine enorme Ausstrahlung. Als könnte er alleine durch sein Auftreten die Welt in Grund und Boden stampfen.

Seine Jeans lag tief auf den Hüften, das Hemd stand an den obersten zwei Knöpfen offen. Er hätte sie nicht erregen dürfen. Tat er aber. Was sollte sie sagen? Sie stand nun mal auf diese Sorte Mann. Nicht, dass sie in Bezug auf Bad Boys immer kluge Entscheidungen getroffen hatte. Im Gegenteil. Leider war es so, dass sie mit anderen Männern nichts anfangen konnte. Sie wollte keinen seriösen Manager. Denen traute sie noch weniger über den Weg, als einem gut aussehenden Mann, der in Höchstgeschwindigkeit ihr Herz erobern und in Stücke reißen konnte.

Was dachte sie denn da? Aus welchem Loch war denn dieser Gedanke gekrochen? Er hatte einen Club voll williger Frauen, die allesamt sexy waren und jederzeit zur Verfügung standen. Was sollte er mit ihr anfangen?


Savior warf immer wieder verstohlene Seitenblicke zu der Frau neben sich. Sie war erfrischend anders, als die ganzen Weiber hier im Club. Ausgeschlossen waren die Frauen, die nicht als Club-Matratzen angesehen wurden, wie zum Beispiel Hailey, Tara oder Cassy.

Was seine Brüder schnell begreifen würden.

Die Frage, die er sich nun stellte, war: Wollte er das Mädchen für sich, zumindest eine Zeitlang, oder könnte er damit leben, wenn einer seiner Brüder sie für sich beanspruchte?

Er blieb an dem Durchgang zum Hauptraum des Clubs stehen. Beobachtete seine Jungs. Die Club-Matratzen. Alkohol floss in enormen Mengen. Es wurde gefeiert. Gelacht. Er sah sich als Teil. Aber galt das auch für das Mädchen neben sich? Sie wäre in absehbarer Zeit wieder weg, richtig? Warum sollte er sich nicht mit ihr vergnügen? Mal was anderes probieren, als immer nur die Matratzen, die für jedermann hier zugänglich waren?

Savior gab Rollins, dem Kerl hinter der Bar, ein Zeichen und er drehte die Musik herunter. »Also gut, Leute, hört mal her. Das hier ist Abby.« Er zeigte auf sie und Gejohle wurde laut.

»Schwing deinen hübschen Arsch rüber, Prinzessin, und trink was mit mir«, rief Thug. Abby lächelte und in Savior entstand der Wunsch, seinem Vize das attraktive Gesicht zu zertrümmern.

»Nicht so schnell, Arschloch. Abby ist unsere neue Tätowiererin und sie wird vorerst hier bei uns wohnen.«

»Genau, also seid lieb, sonst tätowiere ich euch kleine Penisse auf den Körper«, sagte sie mutig und reckte das Kinn vor.

Seine Jungs grölten und riefen anzügliche Sprüche.

»Eins noch und dann dürft ihr die Kleine gerne in Beschlag nehmen.« Neugierig blickten sie ihn an. In bedeutungsvollem Ton sagte er: »Sie gehört zu mir und steht unter meinem persönlichen Schutz. Also lasst die Finger von ihr, wenn ihr sie behalten wollt.«

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