Читать книгу Die Liebesranch - Kathleen Lawless - Страница 6
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«Haben die Worte <Sie sind gefeuert> keine Bedeutung für Sie, oder haben Sie sie schon so oft gehört, dass Sie das schon gar nicht mehr registrieren?»
Steele verkniff sich ein Lächeln. Er hatte noch nie das gehabt, was man einen <richtigen Job> nannte, aber diese kleine Information musste er Montana ja nicht gerade jetzt mitteilen.
«Ich mag Sie, Montana. Und ich mag Black Creek. Zurzeit läuft alles ein bisschen drunter und drüber, aber das müsste relativ leicht wieder in Ordnung zu bringen sein.»
«Bitte gehen Sie.» Als sie seinen Arm packte, als ob sie ihn mit Gewalt aus ihrem Büro befördern wollte, wuchs seine Bewunderung. Sie konnte ihn natürlich nicht von der Stelle bewegen, aber es war mutig, es zu probieren.
«Ich bin also wirklich gefeuert?»
«Allerdings.»
«Gut. Ich halte nämlich nichts davon, die Chefin zu küssen.» Er zog Montana in seine Arme, wissend, dass er den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte. Und als sie ihren Mund ein wenig öffnete, weil ihr vor Schreck die Luft wegblieb, bedeckte er ihre Lippen mit den seinen. Sie schmeckte heiß und süß, und nachdem er einmal genippt hatte, kehrte er zurück, um sich mehr davon zu holen. Er verstärkte den Druck, indem er sie näher an sich heranzog.
Falls er jemals eine Frau gesehen hatte, die einen Kuss brauchte, dann war es Montana. Er hatte gerüchteweise gehört, dass ihre Ehe nicht gerade leidenschaftlich gewesen war, was eine Vergeudung schien. Denn direkt unter der Oberfläche entdeckte er einen Quell verborgener Leidenschaftlichkeit. Einer Leidenschaftlichkeit, die er bereits gespürt hatte, bevor sie sich an diesem Morgen überhaupt kennengelernt hatten. Denn nur eine äußerst leidenschaftliche Frau konnte ein Gemälde von Lamotia schätzen und besitzen.
Anfangs war sie steif in seinen Armen. Er streichelte ihren Rücken und ihre Schultern, bevor er seine Hände nach unten über ihre Hüften gleiten ließ. Er genoss ihre weiblichen Rundungen und die Art, wie ihr Körper dem seinen gegenüberstand. Er neigte seinen Mund in einem anderen Winkel zu ihrem, sodass sie besser zusammenpassten, und spürte, wie sie begann, in seinen Armen weicher zu werden, in ihn hineinzuatmen. Ermutigt fuhr er mit seiner sanften Erkundung fort. Er knabberte an ihrer vollen Unterlippe und zog sie in seinen Mund, bevor er ihre sinnlichen Umrisse erforschte. Von dort ließ er seine Aufmerksamkeit zu ihrer wie bei einem Amor geschwungenen Oberlippe wandern, saugend und knabbernd. Zugleich rieb er sein Becken an ihr, um ihr seine Reaktion bewusst zu machen.
Er spürte, wie seine Kühnheit sie erschütterte, doch einen kurzen Moment später stöhnte sie sanft und kehlig und küsste ihn zurück. Als er spürte, wie ihre Finger durch seine Haare glitten und hineingriffen, zog er ihr Hemd heraus und machte sich an die warme, geschmeidige Haut ihres Rückens. Ihr Busen lag an seiner Brust, und er bewegte sich kaum merkbar hin und her, um die Reibung zu erhöhen. Belohnt wurde er von dem Gefühl, wie ihre Nippel unter den Stoffschichten steif wurden. Ihr BH war nicht so eines von diesen ausgestopften Dingern, was bedeutete, dass die Brüste genau so wirklich waren wie die gesamte Frau und sein goldenes Händchen genauso nötig brauchten wie Montana selbst. Denn in seinen Armen war sie ganz Frau, ebenso bereit, wie er es war.
Die Instinkte, auf die er sich als Weltklassespieler und erstklassiger Liebhaber verließ, sagten ihm, dass Montana eine Herausforderung darstellte, die er nur zu gern annehmen würde. Eine Frau, die es wert war, sie besitzen zu wollen. Ein echtes Plus bei diesem Job, sozusagen.
Verdammt. Einfach so war sie ihm schon wieder entwischt. Sein Fehler, weil er seine Aufmerksamkeit hatte abschweifen lassen.
Er hatte plötzlich gespürt, wie sie den Kuss unterbrach, wenn auch widerstrebend.
«Gut, dass du mich rausgeschmissen hast», sagte er mit rauer Stimme und achtete darauf, dass er eine Hand an ihrem Hinterkopf behielt. Die spielte dort mit den weichen Strähnen brauner Haare, die sich aus ihrem Zopf befreit hatten, während seine andere Hand auf der weiblichen Kurve ihrer Taille ruhte.
Er bewunderte die kameenartige Perfektion ihrer ausdrucksstarken, dennoch weiblichen Gesichtszüge. Ihre Haut hatte eine porzellanartige Reinheit, die «keine Sonne» verkündete. Sie trug kein Make-up, sie brauchte auch keins, um ihre auffallenden ovalen Augen zu betonen, die die Farbe ausgeblichener Jeans hatten, betont von dunkelbraunen Brauen in der gleichen Farbe wie ihr dickes, glattes Haar.
Sie zog sich nicht zurück. Stattdessen lehnte sie sich an ihn an, als wäre sie unsicher, ob ihre Beine sie trügen. Er verstärkte seinen Griff und sandte ihr so unterbewusst die Botschaft, dass er für sie da war.
«Allerdings. Du wärst ein unmöglicher Angestellter.»
«Ich fordere dich auf herauszufinden, wie gut ich sein kann.»
«Sprechen wir über die Arbeit? Oder über etwas anderes?»
«Du bist die Chefin. Du bestimmst. Seine Stimme klang rauchig und intim. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort. «Du könntest mich wieder einstellen. Gib mir die Chance, dir zu zeigen, was ich kann.»
Sie bog ihren Kopf, um ihm in die Augen zu sehen, als wolle sie seine Aufrichtigkeit prüfen. Teufel nochmal, war er nicht der König der Aufrichtigkeit?
«Du bist daran gewöhnt, das zu kriegen, was du dir in den Kopf gesetzt hast, nicht wahr?»
«Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass wir beide ein verdammt gutes Team wären.»
«Du scheinst mir nicht gerade der typische Mannschaftsspieler zu sein, Steele.»
«Ich kann alles sein, was du gerade von mir brauchst. Das Einzige, worum ich dich bitte, ist die Möglichkeit, es dir zu beweisen.» Er spürte, dass sie langsam mit der Idee warm wurde, mit ihm warm wurde, und gratulierte sich im Geiste selbst, als er seinen Einsatz erhöhte. «Montana, du kannst das unmöglich alles allein machen. Du hast viel zu viel am Laufen für eine Person.»
«Warum willst du das hier so sehr?»
«Ich bin ein aufgeklärter Typ. Ich mag es, wenn starke Frauen erfolgreich sind. Es sei denn, du hast Angst davor, dich von mir vorführen zu lassen.»
«Angst ? Wohl kaum.»
«Dann ist die Sache klar. Ich kümmere mich um die Ranch, damit du dich darauf konzentrieren kannst, das Spa pünktlich zu eröffnen.»
Sie spitzte ihre Lippen, und er widerstand dem Bedürfnis, sie wieder zu küssen. «Ich hab in das Projekt ’ne Menge reingesteckt.»
«Zeig’s mir.»
Während er ihr vom Ranchhaus zum nagelneuen Resort und Spa folgte, dachte Montana erneut über die Tatsache nach, dass sie nicht länger sicher war, dass das, was sie tat, auch das Richtige war. Waren ihre Pläne für Black Creek am Ende doch vollkommen fehl am Platze?
«Auf jeden Fall eine wunderschöne Landschaft.» Als Steele mitten auf dem Fußgängersteig über den Bach anhielt, blieb auch Montana stehen. Die umliegenden Hügel wirkten in einem bestimmten Licht schwarz, und das träge fließende Wasser des Baches reflektierte ihre Farbe, aber der Name der Ranch stammte wohl eher von der Familie als von der Landschaft.
Sie studierte sein Profil, markante Ebenen, scharf geschnittene Winkel und ein stahlumrandeter Kiefer. «Wo kommst du her?»
«So ziemlich aus jedem Ort, dem man einen Namen geben kann.»
«Ich meine ursprünglich.»
«Nun, meine Mutter war ein Las-Vegas-Showgirl und mein Vater ein Spieler. Sie haben meinen Bruder und mich bei meinem Großvater gelassen, damit er uns am Ende der Welt aufzieht.»
Er hatte eine ebenso nomadische und instabile Vergangenheit wie sie. Obwohl sie einen Surfervater und eine Hippiemutter gehabt hatte, die im Führerhäuschen ihres Volkswagenbusses immer auf der Jagd nach der nächsten Welle waren. Immerhin war sie von ihren Eltern großgezogen worden – nicht mitten ins Nichts abgeschoben zu irgendeinem alten Großvater.
«Und wie war es am Ende der Welt?»
Er drehte sich um, sodass er sie ansehen konnte, und die Intimität, die Verbundenheit in dem Blick war beunruhigend. «Wie überall. Was immer man daraus macht.»
«Ich verstehe.» Offensichtlich sprach er genauso ungern über seine Vergangenheit wie sie über ihre.
«Also, spiegelt das Spa dich und deine Vision wider?»
«Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was du meinst.»
«Was hebt das Black Creek Spa von allen anderen ab? Warum werden die Leute hierherkommen wollen anstatt, sagen wir mal, zu irgendeinem Spa in Arizona?»
«Du wirst gleich wissen, warum.»
Während sie sich unterhielten, hatten sie die ringförmige Auffahrt vom Haus zum Resort hinter sich gelassen, die sich durch ein gepflegtes Gelände zog. Resort und Spa hatten auch noch eine neue separate Zufahrt von der Hauptstraße bekommen und einen eigenen Parkplatz, abseits der Ranch.
Montana schloss die aufwändig geschnitzte Eingangstür der Oase auf und trat über die Schwelle, wobei sie den üblichen Kick durch sich hindurchjagen spürte, verstärkt durch die kribbligen Nachwirkungen von Steeles Kuss.
Er hatte sie nicht nur völlig überrumpelt, auch ihre heftige Reaktion überraschte sie. Würde sie es bereuen, ihn eine Weile um sich zu haben? Vielleicht, aber ausnahmsweise schien das keine Rolle zu spielen. Steele bot sich an, ihr in verschiedenerlei Hinsicht zu Diensten zu sein, und gerade jetzt konnte sie jede Hilfe gebrauchen, die sie kriegen konnte.
«Nett», sagte Steele anerkennend, als sie einen verdeckten Schalter berührte, der die Rezeption in indirektes Licht tauchte. Die gesamte Inneneinrichtung floss mit Kurven und abgerundeten Ecken von Platz zu Platz, es waren keine scharfen Winkel oder Ecken zu sehen. Black Creek schlängelte sich durch die Lobby, umringt von üppigem Grün, betont von gedämpftem Licht.
«Ich habe das beste Architekturbüro im Land angeheuert», sagte sie. «Ich sagte ihnen, sie sollten ihre innovativsten Entwürfe für Spas studieren und für mich noch eins obendrauf legen.»
Eine Wand aus Wasser tröpfelte weich hinter dem Empfangstresen, ein effektiver Sichtschutz für die dahinterliegenden Büros.
«Ich wollte viel Fels und Wasser», erläuterte Montana. «Es ist wichtig, dass die Gäste sich fühlen, als seien sie unversehens in eine geheime, verschwenderisch ausgestattete unterirdische Höhle gestolpert. Alle Sorgen sollen draußen vor der Tür zurückbleiben.»
«Du musst die Landebahn asphaltieren lassen», sagte Steele unvermittelt.
Montana erstarrte. «Wofür das denn? Sie wird nicht mehr benutzt seit ...» Ihre Worte liefen ins Leere.
«Seit dem Unfall deines Mannes», beendete Steele den Satz. «Aber du wirst Gäste haben, die aus der Luft anreisen. Du willst es so exklusiv wie möglich machen. Ich stelle mir gerade eine besondere Pferdekutsche vor, um die Leute abzuholen und zum Resort zu bringen.»
«Daran habe ich noch nie gedacht», sagte Montana. «Das ist eine super Idee.»
«Gehört alles zum Thema Sorgen zurücklassen, zusammen mit der Alltagswirklichkeit. Siehst du, was du mit Teamwork erreichen kannst? Und was ist dieser Bereich hier drüben?»
«Das ist der Schönheitssalon. Haare und Nägel. Die Behandlungsräume sind oben. Aber dort hindurch liegt das, was mich am meisten begeistert.»
Eine sanfterleuchtete geschlossene Treppe führte hinab in Montanas Meisterstück.
«Es ist, als betrete man eine unterirdische Höhle», sagte Steele.
«Genau. Willkommen im Hydrawalk», erklärte Montana stolz. «Dem einzigen seiner Art in Nordamerika.»
«Es ist warm hier unten», sagte Steele. «Ich nehme an, das soll auch so sein.»
«Ich hab ihn angemacht, um ihn Terence zu zeigen. Wenn er ankäme.»
«Gut, dass ich da bin. So war es nicht umsonst.»
Montana behielt ihre Zweifel für sich. «Der Walk fängt mit diesen Duschen an. Von hier geht man zum Whirlpool, dann kommen die Wasserfälle und die Dampfhöhle, schließlich der ... Was machst du da?»
Steele zog gerade sein Hemd aus.
«Ich habe gelernt, dass man über eine Sache reden oder sie erfahren kann. Ich entscheide mich immer für die Erfahrung. Es ist einfach die bessere Methode.» Während er sprach, setzte er sich auf einen künstlichen Felsvorsprung und zog seine Stiefel aus.
«Woher wusstest du, dass Charlie bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam?» Sie hasste diesen verwundbaren Unterton in ihrer Stimme. Die Tatsache, dass sie Charlie nicht geliebt hatte, bedeutete nicht, dass seine Untreue weniger schmerzhaft war als sein Tod. Eine Zeit lang hatte sie erwogen, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen und selber eine heiße Affäre zu beginnen. Falls Steele damals in der Nähe gewesen wäre, hätte sie vielleicht in Versuchung kommen können.
«Auf welche Weise dein Mann starb, weiß doch hier jeder. Und ich halte es für wichtig zu wissen, für wen ich arbeiten werde.»
«Komisch. Als du ankamst, hast du so getan, als ob du nicht wüsstest, dass ich eine Frau bin.»
«Na gut, ich wusste es schon. Ich hab nur versucht, dich aus der Reserve zu locken.» Mittlerweile barfuß, stand er auf und öffnete seine Gürtelschnalle.
Er lockte sie allerdings aus der Reserve. Der Anblick seines bloßen bronzefarbenen, muskelbepackten Brustkorbs, gepaart mit der Erinnerung daran, dass sie von ihm gepackt und an die Länge seiner Männlichkeit gedrückt worden war, riefen eindeutig eine Reaktion hervor. Eine ungewohnte Welle von Gefühlen überflutete ihre weiblichen Bereiche, wie Tauwasser im Frühling nach einem besonders langen Winterfrost.
Sie hatte ihre Sexualität immer genossen, ihren Körper und die Freuden, die er fähig war, ihr zu schenken. Und sie verübelte Charlie seinen Anteil an dem langsamen Absterben dieser Gefühle. Die Tatsache, dass er sich anderen Frauen zugewandt hatte, ließ sie sich weniger weiblich fühlen, weniger sicher, dass sie begehrenswert war.
Es war eine willkommene Erleichterung zu entdecken, dass ihr sexuelles Ich nicht tot war, sondern nur geruht hatte, denn sie war viel zu jung und lebensfroh, um ihr Sexleben als eine Sache der Vergangenheit abzutun.
«Worauf wartest du?»
Sie schreckte hoch, aber merkte dann, dass er einfach nur den Hydrawalk meinte. «Steele, ich werde hier nicht nackt baden. Und du genauso wenig.»
«Verunsichere ich dich?»
«Selbstverständlich tust du das. Und zwar mit voller Absicht, da bin ich mir ziemlich sicher.» Ohne Hemd, seine Jeans blieben mit geöffnetem Gürtel so gerade auf den Hüften sitzen, war er der Inbegriff schierer, beunruhigender Männlichkeit. Sie erinnerte sich an seinen Kuss, die zarte Liebkosung seiner Fingerspitzen auf ihrer bloßen Haut und an die vielen kleinen Erschütterungen, die er in ihrem Innern ausgelöst hatte. Sie könnte ihre erhöhte Körpertemperatur dem Hydrawalk zuschreiben, aber sie wusste, dass es mehr war als das.
«Es ist gut, unsicher zu sein. Das führt immer zu neuen Entdeckungen. Was ist mit deinem Spa-Typen passiert?»
«Er hat einen anderen Job angenommen. Ich habe auf ihn gezählt, für den letzten Schliff und um das Personal auszusuchen.»
«Kannst du das nicht selbst machen?»
«Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl. Aber eigentlich glaube ich an den Sinn von Aufgabenverteilung.»
«Dann verteile die Aufgaben doch.»
«An dich?» Sie fühlte sich, als balanciere sie auf einem Drahtseil, ohne Stange und Sicherheitsnetz. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, Steele hierherzubringen? Er warf sie aus der Bahn. Er war so verdammt großspurig und arrogant und in jeder Hinsicht anziehend.
«Benutze mich und missbrauche mich.»
Würde sie nicht wahnsinnig gern genau das tun? Montana atmete aus.
«Welches ist deine Lieblingsstation auf dem Hydrawalk?»
«Ich hab ihn noch nicht ausprobiert. Heute ist er das erste Mal einsatzbereit.»
«Worauf wartest du? Schätzchen, du kannst unmöglich etwas verkaufen, was dich nicht mit Leidenschaft erfüllt.»
«Du hast doch keine Ahnung von meinen Leidenschaften.»
«Da, muss ich allerdings sagen, irrst du dich gewaltig.»
Oje. Montana spürte, wie sie in diesen Augen ertrank, fortgespült von der Wahrheit dessen, was Steele gerade gesagt hatte. Denn auf einer unterbewussten Ebene kannte er sie und ihre Leidenschaften – Furcht, gepaart mit überschwänglicher Lebensfreude. Er wusste, was sie in der Nacht wach hielt und was sie in den Schlaf wiegte. Träume und ehrgeizige Ziele, Triumphe und Enttäuschungen, er kannte sie alle. Irgendwie, aus welchen Gründen auch immer, wie lange es auch immer anhalten würde, teilten dieser Mann und sie ein Schicksal.
Richtig oder falsch, Montana hatte immer ihre Entscheidungen getroffen, aus ihren Fehlern gelernt, und war weitergezogen. Aber in diesem Augenblick, das erste Mal überhaupt, waren die Fäden kurz davor, ihr aus der Hand zu gleiten, und sie war drauf und dran, es geschehen zu lassen.
Montana sah sich in ihrer Grotte um, die so sehr ein Teil von ihr war, als hätte sie sie geboren. Höhlenartige Wände, tropische Pflanzen und sanft fallende Regenschauer verschwammen miteinander in der feucht dampfenden Luft und verstärkten das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.
Sie hatte die Oase empfangen, sie genährt und schließlich beobachtet, wie sie langsam zum Leben erweckt wurde. Beeindruckender und um soviel wundervoller, als sie zu hoffen gewagt hatte.
«Dieses Mal geht es darum loszulassen. Darum habe ich Terence angeheuert. Ich habe das Gefühl, als hätte ich alles getan, was ich tun konnte, und jetzt muss jemand anderes das Ganze auf die nächste Ebene bringen.»
Er machte einen selbstbewussten Schritt auf sie zu, bis sie sich beinahe berührten. «Es gibt immer eine nächste Ebene. Und es ist oft beunruhigend, den sicheren Halt aufzugeben, um sie zu erreichen.»
«Glaubst du, ich wüsste nicht, was es bedeutet, sich auf ein Risiko einzulassen? Was meinst du denn, was das hier ist?» Sie wedelte mit der Hand durch die Luft.
«Genau», stimmte er zu. «Und je größer der Einsatz, desto größer der Gewinn, desto süßer der Erfolg.»
«Solange man nicht verliert.»
«Was fürchtest du denn zu verlieren?»
Mich selbst. Montana machte schnell ihren Mund zu, bevor ihr die Antwort entschlüpfte.
Die gesamte Identität ihrer Mutter war in Montanas Vater aufgegangen. Montana war das absolute Gegenteil, distanzierte sich eher von anderen, als sich irgendjemandem anzuschließen.
«Montana, sieh dir an, was du geschaffen hast. Du kannst unmöglich verlieren.» Er umschloss ihre Hand mit seiner, verband langsam ihre Finger, sein Blick hielt ihren die ganze Zeit fest. «Und ich bin hier an deiner Seite, um deine Hand zu halten und sicherzustellen, dass du nicht fällst.»
Sie hatte nie jemanden gehabt, an dem sie sich hätte festhalten können, auf den sie zählen konnte. Sie wusste nicht, wie das geht. Sie versuchte, sich zurückzuziehen, aber Steele ließ sie nicht.
«Jetzt oder nie, Montana. Wage den Sprung.»
Sie bewegte ihre Hand langsam nach oben und begann, ihr Hemd aufzuknöpfen.