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Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen. Eric wusste mittlerweile, wie man einen Bogen samt Pfeilen herstellte und erfolgreich gebrauchte. Zudem hatte er sich von den Frauen einiges über die Konservierung ihrer Wintervorräte abgeguckt, was ihm bisher nicht bekannt gewesen war. Er wollte seinen Gastgebern jedoch nicht länger zur Last fallen, sondern zu seiner eigenen Hütte zurück, weil er sich ebenfalls für den Winter vorbereiten musste. Da er aber kein eigenes Pferd mehr hatte, wollte er sich jetzt eines von seinen neuen Freunden kaufen.

Die Indianer hatten eine große Auswahl anzubieten, und verlangten auch nicht viel für ein Pony. Eric sollte ihnen bloß seine beiden Messer mit den scharf geschliffenen Stahlklinge überlassen. Als er jedoch seine Entscheidung kundtat, verzichteten sie laut lachend auf den ausgehandelten Kaufpreis, denn er hatte sich ihrer Meinung nach das verrückteste und ungebärdigste Tier ausgesucht, welches überhaupt in ihrer Herde zu finden war. Der fuchsfarbene Hengst war außergewöhnlich schön und temperamentvoll, ließ jedoch keinen Menschen an sich heran. Er wurde von den Indianern nur zu Zuchtzwecken in der Herde geduldet, weil er jedem seiner Nachkommen außer große Intelligenz und einem guten Charakter auch äußerste Zähigkeit und Genügsamkeit vererbte.

Dass Eric unbedingt den ‚Verrückten‘ haben wollte, ohne auf ihre Warnungen zu hören, bestätigte die Indianer in ihrer Annahme, der Weiße-Mann hätte keine Ahnung von Pferden. Man half ihm zwar, das widerspenstige Tier einzufangen, ließ ihn aber mit der schwierigen Aufgabe der Zähmung völlig allein.

Das Tier war nicht nur völlig durchgedreht, sondern schien auch bösartig zu sein, denn es biss und trat, sobald man auch nur in seine Nähe kam. Dennoch ließ sich Eric nicht entmutigen. Mit unendlicher Geduld und Konsequenz gewöhnte er den Hengst zuerst an seine ständige Anwesenheit. Dadurch bescherte er den Indianern ein immer neues Schauspiel, welches sie sich nicht ein einziges Mal entgehen ließen. Für sie war es ja nicht nur interessant, der Vorgehensweise des Bleichgesichtes zuzusehen, sondern auch amüsant, die Reaktionen des Hengstes zu beobachten.

Eric brauchte einige Tage, bis sich das Tier von ihm anfassen ließ. Danach dauerte es noch ein paar weitere Tage, bis er davon ausging, dass er nun endlich eine leichte Decke auf dessen Rücken legen könnte, um zu sehen, wie es reagieren würde.

Der Hengst legte zwar die Ohren an, blieb aber stocksteif stehen, als sein neuer Herr an ihn herantrat. Nur das leichte Zittern seiner Flanken verriet, wie aufgeregt er wirklich war, während er den Menschen und das Ding in seinen Händen keine Sekunde aus den Augen ließ.

Unterdessen redete Eric beruhigend auf das Tier ein. Gleichzeitig hielt er ihm die dicke Filzmatte vor die weit aufgeblähten Nüstern, damit es den Geruch aufnehmen und erkennen konnte, dass es sich um einen ungefährlichen Gegenstand handelte. Danach trat er an die Seite des Pferdes, um von hier aus die Decke auf dessen Rücken zu legen.

Kaum war dies geschehen, ruckte der Kopf des Hengstes herum, wobei seine großen intelligenten Augen zwischen dem menschlichen Gesicht und der Decke hin und her wanderten. Dann, ohne jede Vorwarnung, reagierte der Vierbeiner. Ohne dass sein Herr es verhindern konnte, schnappte das Pferd mit den Zähnen nach einem Zipfel der Filzmatte und zerrte sich diese vom Rücken herunter. Danach warf es sich das Teil vor die Vorderfüße und setzte anschließend einen seiner Hufen darauf. Gleich darauf ruckte der wohlgeformte Kopf wieder nach hinten, was im ersten Moment tatsächlich so wirkte, als wolle sich das Tier vergewissern, dass der Mensch auch genau gesehen hatte, was da vor sich gegangen war.

Für einen Atemzug völlig perplex, weil er mit solch einem Verhalten nicht gerechnet hatte, schnaubte Eric im nächsten Moment hörbar, um seinen Unmut deutlich zu machen. Auch wenn er sich innerlich ein Lachen verkneifen musste, stellte er sich jetzt mit todernstem Gesicht in Augenhöhe mit dem Pferd auf. Anschließend bückte er sich und klopfte mit einigen festen Schlägen gegen das Vorderbein des Hengstes, dessen Huf immer noch auf der Filzmatte stand. Als das Pony daraufhin reflexartig das Bein anhob, zog er die Filzmatte sofort weg und hob sie dann auf. Gleich im Anschluss wiederholte er die vorangegangene Prozedur, ungeachtet der laut johlenden Menschen, die sich wie immer eingefunden hatten, um sein Tun zu beobachten.

Eric brauchte mehrere Anläufe, doch dann wurde es dem Hengst schließlich zu dumm, sodass er die Filzmatte endlich dort ließ, wo sein Herr sie hingelegt hatte, nämlich auf seinem Rücken. Zur Belohnung bekam er einen kleinen Apfel, den er sogleich mit sichtlichem Genuss verschlang.

Mit solcher Verfahrensweise arbeitete sich Eric langsam voran. Nicht mit Gewalt, sondern mit Geduld erreichte er letztlich sein Ziel. Als dann das Zaumzeug angelegt werden sollte, rastete das Tier jedoch vollkommen aus und trat wie angestochen um sich.

Eric konnte sich dieses Verhalten zunächst nicht erklären, denn der Hengst ließ sich mittlerweile von ihm aufsatteln und führen, wie ein treuer Hund. Aber sobald er auch nur in die Nähe des Kopfes kam, wich das Tier voller Panik zurück. Also überlegte er einen Augenblick und band den Hengst schließlich an einem Strauch fest, um anschließend mit gezielten Schritten zum Zelt der Medizinfrau zu marschieren.

Nachdem der Weiße-Mann der Heilerin erklärt hatte, was er von ihr brauchte, nickte sie bloß. Gleich darauf stellte sie die gewünschte Kräutermischung zusammen und zerstampfte alles zu einem feinen Pulver. Dieses vermengte sie anschließend in einer flachen Holzschüssel mit Wasser zu einem zähflüssigen Brei. Am Ende überreichte sie ihm das Gefäß und wünschte ihm Glück.

Auf dem Rückweg zu seinem Pferd riss Eric einige Büschel Gras aus und bedeckte damit das Gebräu in der Schüssel. Zudem legte er noch einen überreifen Apfel darauf, damit der intensive Duft der Frucht den Geruch der beruhigenden Kräuter überdecken sollte.

Da der Hengst seit Stunden nichts zu fressen bekommen hatte, schlang er natürlich alles in Windeseile hinunter, sodass man anschließend nur noch abwarten musste, bis die Medizin von Geisterfrau seine volle Wirkung entfaltete.

Während das Pferd eine Weile später in die Knie ging, um sich gleich darauf auf die Seite zu legen und die schönen großen Augen zu schließen, begann Eric mit seiner Arbeit. Mit einigen sicheren Griffen packte er den edlen Pferdekopf und schob das weiche Pferdemaul an den Seiten auseinander, damit er die starken Zähne begutachten konnte, die jetzt nach und nach sichtbar wurden. Als er kurz darauf seinen Verdacht bestätigt fand, ließ er das Tier gleich wieder los und stürmte erneut zum Zelt der Heilerin.

Eric brauchte nichts zu erklären, denn Geisterfrau schien genau zu wissen, warum er schon wieder da war. Und so kehrte er nur einige Augenblicke später mit ihr im Schlepptau zurück. Gemeinsam machten sie sich sogleich daran, den schief gewachsenen Backenzahn herauszuziehen, der ein unangenehmes Stechen auslöste, sobald man von außen an die Wange des Tieres drückte. Das war nämlich der einzige Grund dafür, warum der Hengst seit dem ersten Versuch, ihm ein Halfter anlegen zu wollen, jegliche Annäherung von menschlicher Seite vereitelt hatte, denn er wollte sich verständlicherweise vor neuerlichen Schmerzen schützen.

Nachdem der Übeltäter entfernt war, versorgte Geisterfrau die blutende Lücke mit einer Paste aus blutstillenden Kräutern und klopfte anschließend anerkennend auf Erics Schulter.

„Du bist ein wahrer Pferdemann“, sagte sie ernst.

Damit hatte er seinen Stammesnamen weg. Niemand rief ihn mehr bei seinem alten Namen, denn ab sofort war er für alle nur noch der Pferdemann, der im Geist verrückter Pferde forschen und sie wieder normal werden lassen konnte.

Da sich der Hengst nach gebührender Erholungspause widerstandslos aufzäumen ließ, sammelte sein Herr seine Sachen zusammen und verabschiedete sich. Er war viel länger weggeblieben als ursprünglich geplant, und musste sich nun beeilen, damit sein Arbeitspensum bis zum Wintereinbruch erledigt werden konnte.

*

Es wurde ein harter Winter für Eric, wobei ihm die Kälte weit weniger zusetzte als die absolute Einsamkeit, die er in seinem selbst gewählten Exil durchstehen musste. Allein die Ausflüge in die Natur, bei welchen er eine große Anzahl wertvoller Pelze erbeutete, entschädigten ihn ein wenig für die Düsternis seiner Blockhütte. Die dicken Holzwände hielten die Wärme im Inneren, doch die winzige Fensteröffnung ließ kaum Sonnenlicht herein. Als die Tage dann endlich wieder ein wenig länger wurden, brachte er die Felle nach Oaktown zum Laden seines Vaters. Dort erhielt er vom diesem zwar kein freundliches Wort, dafür aber eine ansehnliche Summe für seine Lieferung. Anschließend kaufte er Bohnen, Mehl sowie ein paar metallener Gerätschaften, und machte sich dann umgehend wieder davon, weil er die Stadt so schnell als möglich hinter sich lassen wollte. Allein die Tatsache, dass er seine Schwester nicht angetroffen hatte, tat ihm leid, denn sie war die einzige Person, die er von Herzen liebte und darum wirklich vermisste. Allerdings verflog seine sentimentale Anwandlung sehr schnell, sobald ihm einfiel, wie kühl und abweisend sie sich immer gab, sobald er in ihre Nähe kam.

*

Das Frühjahr ging bereits zur Neige, als Eric entschied, dass ein Besuch bei den Indianern eine hervorragende Idee sei. Also packte er ein paar Dinge zusammen, die er gegen andere Sachen eintauschen wollte. Danach sattelte er seinen Hengst, der mittlerweile den Namen Boy statt Verrückter trug, und ritt los.

Im Indianerdorf wurde Eric sogleich wie ein lang vermisster Freund begrüßt. Er hatte jedoch vom ersten Augenblick an nur Augen für eine Frau, die neu in der Gemeinschaft war, und die ihm so wunderschön und begehrenswert erschien, dass er kaum fähig war, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

„Sie heißt Kleine-Eule“, verriet Falkenauge, sobald ihm aufging, was den Weißen-Mann bewegte. „Sie ist die Tochter meiner Mutter und wurde geboren, lange bevor meine Mutter sich mit Grauer-Bär zusammengetan hat. Sie ist vorletzten Winter mit einem Mann gegangen, der sie nicht gut behandelt hat. Darum hat sie beschlossen, dass sie nicht länger bei ihm bleiben, sondern mit uns zurückkommen will. Wenn du willst, bringe ich dich in ihr Zelt. Könnte mir vorstellen, dass du ihr gefällst.“

„Hm, nein … Danke. Wirklich …“ Eric war es peinlich, dass seine Gedanken so deutlich zu erkennen waren. Als er dann auch noch das wissende Grinsen auf den Lippen seines jungen Indianerfreundes entdeckte, fühlte er noch mehr Hitze in seine Wangen schießen.

„Sie würde dich bestimmt nicht im Regen stehen lassen“, versuchte Falkenauge es erneut, nachdem er einen gleichsam interessierten Blick von Kleine-Eule aufgefangen hatte. „Wäre vielleicht ganz interessant für dich.“ Ja, dachte er, die beiden würden bestimmt viel Spaß aneinander haben. Kleine-Eule war nämlich noch nie abgeneigt gewesen, einen jungen Mann in die Geheimnisse der körperlichen Liebe einzuweihen, weil sie selbst die größte Freude daran hatte, aus einem unwissenden Jungen einen erfahrenen Liebhaber zu machen. Dabei war sie beileibe keine Ausnahme. Hohe-Weide – seine eigene Lehrmeisterin und Geliebte – war zwar schon seit zehn Sommern die Gefährtin eines anderen Mannes, aber trotzdem nicht abgeneigt, hin und wieder in das Zelt des jüngsten Jägers zu kommen.

Eric stand wie festgenagelt auf der Stelle, nicht fähig, eine Entscheidung zu treffen. Zum einen wünschte er sich mehr als alles andere, die schöne Frau aus der Nähe betrachten und sie vielleicht sogar anfassen zu können. Zum anderen wollte er sofort wieder auf sein Pferd steigen und umgehend das Dorf verlassen, weil ihm die Intensität seines Verlangens nicht normal erschien. Erst als Falkenauge ihn kurz entschlossen am Arm packte und einfach mitzog, unternahm er einen halbherzigen Abwehrversuch, der erwartungsgemäß keinen Erfolg brachte. Also gab er sich geschlagen und gehorchte nur noch. Allerdings wurde er immer aufgeregter, je näher sie Kleine-Eule kamen, sodass die folgenden Minuten wie ein böiger Wind an ihm vorbeirauschten, der jegliches Geräusch mit sich nahm und nur ein leichtes Summen in den Ohren hinterließ. Er sah zwar Falkenauge ein paar Worte mit dessen Halbschwester wechselte, verstand jedoch nicht eine Silbe davon. Erst als sich sein Freund mit einem vielsagenden Grinsen verabschiedete und sogleich davonmachte, durchfuhr ihn ein heißer Schrecken, weil er nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte.

Wie er in das Zelt von Kleine-Eule hineingekommen war, wusste Eric später nicht mehr zu sagen. Ebenso wenig konnte er sich erklären, wie es dazu kommen konnte, dass er am helllichten Tag seine gesamte Kleidung abgelegt und sich in hemmungsloser Leidenschaft mit der bis dato völlig fremden Frau vereinigt hatte, während rings herum die anderen ihrem täglichen Geschäft nachgegangen waren und garantiert mitbekommen hatten, was er da tat. Sicher, Kleine-Eule war ihm willig entgegengekommen und hatte ihm ein Erlebnis beschert, dass er Zeitlebens nicht mehr vergessen würde. Dennoch plagte ihn das schlechte Gewissen, sobald sein körperliches Verlangen befriedigt war. Auch wenn er die Lehren des christlichen Priesters nicht wirklich akzeptieren wollte, hielt er außereheliche Wollust für Sünde.

„Ich will, dass du meine Frau wirst“, erklärte er, sobald er wieder vollkommen bekleidet war. Als Kleine-Eule daraufhin sichtlich verwundert die Augenbrauen hob, beeilte er sich, eine glaubhafte Erklärung abzugeben: „Ich … Du bist eine wunderschöne und großartige Frau. Und ich habe … Ich hätte gern, dass du mit mir kommst.“

„Nein.“ Weil er beim Klang dieses einzelnen Wortes wie unter einem Hieb zusammenfuhr, stand sie auf und legte ihm die Arme um den Hals. Anschließend küsste sie ihn leicht auf die Stirn, bevor sie fortfuhr: „Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du willst. In meinem Zelt wird immer ein Platz für dich sein. Aber mit dir gehen will ich nicht, denn ich kann dir nicht mehr bieten als einen warmen Schlafplatz und meinen Körper. Du bist jung. Du brauchst eine Frau, die dir Kinder schenkt.“

Er wollte protestieren, kam jedoch gar nicht erst dazu, auch nur eine Silbe vorzubringen, denn sie ließ es nicht zu. Seinen Mund mit ihren Lippen verschließend, zog sie ihn erneut aus, und ließ ihn dann ein weiteres Mal vergessen, dass es außerhalb der Zeltwände immer noch heller Tag war.

„Sie ist nicht die Frau, die zu dir gehört“, erklärte Geisterfrau, sobald Eric sie fragte, welche Bedingungen er erfüllen müsse, damit man ihm Kleine-Eule zur Frau gab.

„Woher willst du das wissen?“, fuhr er ärgerlich auf.

„Weil sie ein unsteter Zugvogel ist. Und weil es so auf der Tafel der Gefährten geschrieben steht“, beschied ihm die Medizinfrau im ungnädigen Tonfall. „Kleine-Eule ist ein guter Mensch. Aber sie ist nicht die, mit der du dein Leben teilen sollst. Nimm sie dir, solange sie es dir erlaubt. Mach dir eine schöne Zeit mit ihr. Lerne, was du von ihr lernen kannst, und lass sie dann gehen. Du wirst sehen, sobald du sie besser kennengelernt hast, wird ihre Faszination auf dich nachlassen, sodass du froh sein wirst, wenn sie dich wieder freigibt.“

„Das wird nie passieren!“ Er hatte kaum ausgesprochen, da warf sich Eric herum und stürmte aus dem Zelt der Medizinfrau. Sie wollte ihm also nicht helfen, grollte er im Stillen. Auch gut. Würde eben die Zeit für ihn arbeiten. Wenn Kleine-Eule erkannte, dass er sich durch nichts und niemanden entmutigen ließ, würde sie ihre Meinung schon noch ändern. Beseelt von diesem Gedanken, und beflügelt von seiner nicht erlöschenden Hoffnung, genoss er für einige Monate ein Leben voller Glück und Harmonie an der Seite seiner indianischen Gefährtin. Doch dann wurde er von einem Tag auf den anderen wieder ein einsamer Mann, weil Kleine-Eule dem Ruf eines älteren Jägers folgte und in dessen Zelt umzog, um seine zweite Frau zu werden.

Zutiefst enttäuscht machte sich Eric noch am selben Tag auf, um zu seiner Blockhütte zurückzukehren. Dort grübelte er den ganzen Winter über darüber nach, warum Kleine-Eule ihn so abrupt hatte fallen lassen, besser gesagt, was genau er falsch gemacht und womit er sie von sich getrieben hatte. Am Ende wurde ihm klar, dass nichts und niemand etwas dafür konnte, wenn aus Zuneigung Gleichgültigkeit wurde, sodass er sich nicht länger mit Selbstvorwürfen quälte. Dennoch fühlte er sich zutiefst deprimiert und suchte Trost in den einsamen Ritten, die ihn querfeldein durch dick verschneites Gelände führten.

*

Als der Frühling Einzug hielt, verzichtete Eric auf einen Besuch bei seinen indianischen Freunden, allein aus dem Wunsch heraus, Kleine-Eule nicht begegnen zu müssen. Nein, er hegte keinerlei Groll gegen sie. Aber zuschauen, wie sie einen anderen um die Mitte fasste, um ihn in das gemeinsame Zelt zu ziehen, nein, das würde er nicht ertragen können. Noch nicht.

Und so verging die Zeit.

Aus Tagen wurden Wochen.

Aus Wochen wurden Monate.

Der Sommer ging, Herbst und Winter kamen, ohne dass Falkenauge oder einer der anderen Indianer seinen Weg gekreuzt hätten. Selbst als der nächste Frühling anbrach, dachte Eric noch nicht daran, seinen Freunden einen Besuch abzustatten. Stattdessen ritt er ein paar Mal in die Stadt, erledigte dort seine Geschäfte, und füllte dabei nach und nach eine große Holzkiste mit allerlei nützlichen Gerätschaften, die er irgendwann als Tauschobjekte verwenden wollte.

Adlerherz

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