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DIE RADIKALE WENDE IN MEINEM LEBEN

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In manchen Lebensabschnitten stockt unser Atem, unser Inneres fühlt sich leer an und wir scheinen keinen Kompass mehr zu haben. Wir blicken nicht mehr durch. Ohne Perspektive verlieren wir uns in unserem Schmerz, in unserer Einsamkeit. Verschleiert und verschwommen zeichnet sich unser Weg nur mühsam Schritt für Schritt ab. Stillstand fordert uns heraus. Er lässt uns innehalten und fragt unsere Seele: Warum vertraust du nicht?

Immer wieder hatte ich in meinem Leben diesen Stillstand. Er hat mich an meine Grenzen gebracht. Er hat mich herausgefordert und mich wissen lassen, dass da noch viel mehr in mir ist. Oft wollte ich einfach normal sein. Ich war überfordert mit meinen feinen Wahrnehmungen, den vielen Eindrücken und Stimmen, die immer lauter und intensiver in mein Energiefeld drangen. Ich wollte einfach nur ein normaler Mensch sein. Ein Mensch, eine Frau, die ihr Leben lebt und nicht mehr wahrnimmt als alle anderen. Doch meine Seele führte mich immer wieder einen Schritt weiter und offenbarte mir, warum ich wirklich hier auf dieser Erde bin.

Im Jahr 2010 durchlief mein Bewusstsein eine intensive und aufwühlende Reinigung. Bis zu diesem Zeitpunkt wehrte ich meine Gabe, mehr zu spüren, mehr wahrzunehmen, angestrengt und regelrecht verzweifelt ab. Ich hasste meine Fähigkeit. Ich verleugnete mein Sein. Ich blockierte alle Impulse in diese Richtung und wollte sie nicht hören. Ich hätte am liebsten irgendwo in mir einen Schalter gehabt, mit dem ich diese inneren Stimmen und diese intensiven Gefühle ausschalten könnte. Es war einfach nur anstrengend und ich war am Ende.

In den schwierigsten Momenten sprach immer eine innere Stimme zu mir. Sie war (und ist noch heute) wie Musik in meinen Ohren. Sanft erinnerte sie mich immer wieder an meinen Weg, doch ich versuchte sie sehr oft auch zu überhören. Im Jahr 2010 kam sie in einer so kraftvollen Intensität, dass ich meine Sturheit, mein Ego nicht mehr kontrollieren konnte. Mein ganzes Sein, mein Wesen, mein Leben veränderten sich radikal. Unvorbereitet und in vollster Wucht erreichten mich auf einer sechswöchigen Auslandsreise mit meinem damaligen Freund Botschaften. Zu diesem Zeitpunkt wusste nur meine Mutter von meinen feinen und außersinnlichen Wahrnehmungen.

Unsere Reise startete damals in Bali. Ich spürte schon beim Ankommen, dass etwas um mich und in mir anders war. Ich nahm mein ganzes Umfeld noch viel intensiver wahr, meine Intuition schärfte sich gefühlt um das Dreifache. Ich wusste instinktiv, wohin ich musste, und vertraute diesen Impulsen komischerweise auf einmal auch. Es schien so, als ob ich nicht mehr anders konnte, als auf das zu hören, was mir diese innere Stimme liebevoll sagte. Ein Teil von mir vertraute, ein anderer Teil war jedoch noch immer damit beschäftigt, diesen Impulsen keinen Raum lassen zu wollen, und das war sehr anstrengend. Es war so anstrengend, dass mein Körper reagierte und ich diverse Unfälle nacheinander hatte.

Es begann mit einem Surfunfall auf Bali, ich verstauchte mir den linken Fuß. Das war noch nicht so schlimm, denn ich wusste genau, zu welchem Masseur ich musste, um das zu heilen. Bei unserer Ankunft waren wir nämlich an einem Massagestudio vorbeigefahren und diese innere Stimme hatte mir zugeflüstert: Hierher wirst du zurückkommen. Manchmal glaubte ich wirklich, ich spinne, so klar waren diese Durchsagen.

~ Mein Verstand wollte diese Ebene nicht zulassen, er hatte Angst.

Nach dem Surfunfall erlitt ich eine Lebensmittelvergiftung, die meinen ganzen Körper reinigte und aufwühlte. Ich war wie in Trance. Nahm meine Umgebung wie in einem Film war. Ich übergab mich mehrmals. Mir war so übel wie noch nie in meinem Leben und von meinem Stuhlgang will ich gar nicht reden. Wie Wasserquellen, die aus mir herausschossen. Ich war wund, es schmerzte und ich hasste diesen Zustand. Am liebsten wäre ich von dieser Erde verschwunden. Ich hasste meinen Körper, ich hasste Bali, diesen Ort, der in mir diese intensive Reinigung verursachte.

Spannend war, dass Menschen auf der Straße an mir vorbeiliefen, die mich nicht wahrzunehmen schienen. Das habe ich manchmal heute noch, dass ich mich wie unsichtbar fühle. Nicht wahrgenommen und irgendwie auch wirklich nicht hier. Wie in anderen Dimensionen Ich spürte ab diesem Zeitpunkt, dass ich in zwei Welten lebte, und niemand außer meiner Mutter konnte mich verstehen. Zumindest war dies damals meine Wahrnehmung. Meinem Freund konnte ich das alles nicht mitteilen.

Ich wollte meinem Umfeld nur das Nötigste sagen, da viele sonst Angst bekommen hätten und ich ihnen diese Emotion ersparen wollte. So hielt ich lange alles geheim. Es sah im Außen einfach nur nach Unfällen und Krankheiten aus. Dabei wusste ich damals schon, dass es keine Unfälle und Krankheiten waren, sondern Zeichen meiner Seele. Aber wer glaubt dir so etwas schon, wenn er es nicht selbst erlebt und am eigenen Körper gefühlt und gespürt hat?

Von Bali ging es weiter nach Thailand. Ich wollte die Reise nicht abbrechen und wusste, dass dies jetzt meine persönliche Leidensgeschichte ist, die ich durchleben muss, um zu erkennen und anzunehmen. Obwohl mein Verstand sich wehrte, ging ich weiter im Vertrauen, dass alles gut gehen würde. Da passierte erneut ein Unfall. Mit dem Motorrad rutschten wir in die Böschung und mein Partner schürfte sich genauso wie ich den Körper auf. Meine ganze linke Seite war wund. Wir wurden von Einheimischen auf einem Holzwagen in das nächstgelegene Spital gebracht. Na ja, es war ein einziger Raum und man wollte mir eine Spritze geben, an der noch das Blut von dem Patienten vor mir klebte. So verneinte ich, stand unter Schmerzen auf und ging mit meinem Freund in den nächsten Supermarkt, da mir meine innere Stimme sagte, ich solle mit Alkohol die Wunden auswaschen und reinigen.

So tat ich genau das und mein damaliger Freund machte erstaunlicherweise mit. Wir ruhten uns einige Tage lang bestmöglich aus, konnten weder ins Wasser noch sitzen und schlafen schon gar nicht, weil unsere Körper derart schmerzten. Wir entschieden uns, nach Singapur weiterzureisen, weil es da mehr Zivilisation gab.

Angekommen in Singapur war ich noch immer nicht ganz in dieser Welt. Ich sah die Dinge um mich verschwommen, mir war ständig schwindlig und noch immer musste ich mich übergeben. Mein Körper war extrem schwach. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren, doch ich wusste, dass dies zu diesem Zeitpunkt nicht die Lösung war.

Wir kamen spätabends in Singapur an und legten uns direkt schlafen. Am nächsten Morgen wachte ich auf und hörte nichts mehr in meinem linken Ohr. Ich hatte einen Hörsturz. Schon wieder war es die linke Seite, die reagierte. Heute weiß ich, dass die linke Körperseite mit unserer Emotionswelt zu tun hat.

Im Spital spülte man mir die Ohren durch, gab mir Antibiotika und versorgte mich. Ich weiß nicht mehr genau, nach wie vielen Tagen ich wieder hörte, doch was ich noch weiß, ist, dass ich diese innere Stimme weiterhin wahrnahm, auch als mein linkes Ohr völlig taub für die unterschiedlichen Stimmen meiner Umwelt war.

Nach wenigen Tagen hörte ich also wieder ganz und dieser Moment, als ich wieder Geräusche wahrnehmen konnte, war einer meiner schönsten überhaupt. Sogar der Lärm im quirligen Singapur störte mich nicht, ich genoss ihn einfach nur.

An diesem Tag hatte ich eine Eingebung. Mir wurde auf einmal bewusst, dass ich es war, die ihren Körper ablehnte. Dass ich es war, die ihren Körper verletzte und nicht auf sich und ihre Seele hörte. Es war bei der Lebensmittelvergiftung nicht das Essen, das ich zu verfluchen hatte. Es war beim Motorradunfall nicht die Böschung oder die kaputte Straße, die schuld war. Es war auch nicht der Surfer auf dem Board vor mir, der mir den Weg versperrt und meinen Fuß verletzt hatte.

~ Nein, ach Gott! Ich war es. Ich war es, die alles ablehnte. Mein wahres Ich. Meinen Körper. Mein Leben.

Wow, ich war einfach nur still und weinte. Ich glaube, mein damaliger Freund hat das nicht einmal bemerkt. Wir waren gerade in einem Tempel und ich zündete eine Kerze für mich an. Ich vergab mir selbst. Ich vergab mir, dass ich mich, meinen Körper, mein Sein abgelehnt hatte. Auch jetzt weine ich bei diesen Zeilen.

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Der Ruf deiner Seelenheimat

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