Читать книгу Kuss der Wölfin - Band 1-5 (Spezial eBook Pack über alle Teile. Insgesamt über 1300 Seiten) - Katja Piel - Страница 16
Оглавление10. Kapitel
Wolfskampf
«Die Menschen waren einfach zu laut, zu nah, und sie stanken.»
Die Wölfin war unruhig. Sie war noch neu im Revier. Der Wald war durchzogen von Straßen; menschliche Siedlungen reichten bis an die Bäume heran. Die Menschen waren einfach zu laut, zu nah, und sie stanken. Doch in dieser Nacht war es noch etwas anderes, das sie nervös machte. Die Gegenwart eines anderen Tieres. Ein Männchen. Sie kannte den Geruch. Er verhieß nichts Gutes. Sie ging in die Hocke und markierte über die Duftmarke des fremden Wolfes. Das hier war ihr Revier, und er sollte das wissen. Dann hob sie die Nase in den Wind und witterte. Ein winziges Rascheln im Unterholz ließ sie ihre Ohren drehen. Da. Kaninchen. Die Wölfin raste los, alle Sinne auf das Beutetier gerichtet. Wie ein Schatten glitt sie unter den Bäumen entlang, schlängelte sich durch Unterholz und setzte über umgefallene Bäume, doch das Kaninchen hatte zu viel Vorsprung und verschwand in seinem Bau.
Mit wild schlagendem Schwanz begann die Wölfin, den Kaninchenbau auszugraben. Moos und Erde spritzten unter ihren kraftvollen Pfoten. Bis zu den Ohren rammte sie ihren Kopf in das Loch, um die Witterung des Kaninchens in sich aufzunehmen. Plötzlich war ein anderes Tier an ihrer Seite. Die Wölfin erschrak und machte einen Satz. Da war der andere Wolf. Die Wölfin legte die Ohren flach an und zeigte leise knurrend die Zähne. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie begann, den anderen Wolf zu umkreisen. Der andere setzte sich ebenfalls in Bewegung, versuchte, an ihr Hinterteil zu kommen, um ihren Geruch intensiver aufzunehmen. Mit einem kehligen Knurren schnappte sie in seine Richtung, und er zuckte zurück. Doch seine Haltung verriet keine Demut. Die breite Brust und die steif durchgedrückten Beine verrieten eines: Er hielt sich für den Alpha. Es verging keine Sekunde, bis sie sich im Nackenfell des anderen verbissen hatte und mit aller Gewalt versuchte, ihn zu Boden zu schleudern. Fellbüschel gerieten ihr ins Maul, und sie schmeckte Blut. Von irgendwoher zog ein ferner Schmerz durch ihren Körper. Ihr Herz raste und pumpte das Blut in ihre Muskeln. Ihre Kiefer schlossen sich unerbittlich, bis die Haut des anderen aufbrach und dunkles Blut ihr über die Lefzen sprudelte. Der andere Wolf winselte schrill und ging zu Boden. Ihre Zähne glitten ab, und sie schnappte erneut zu. Sie erwischte ihn irgendwo an der Schulter und schüttelte ihn wild, während er gellend schrie.
Für einen Augenblick hielt sie inne. Roch sie nicht noch andere? Sie hob den Kopf, und ihr Gegner nutzte die Chance, sich unter ihr herauszuwinden. Mit einem riesigen Satz sprang er ins Unterholz. Sie setzte ihm nach. Zweige schlugen ihr um die Ohren, und ihr einer Hinterlauf war nicht richtig zu gebrauchen. Ihr Gegner würde ihr entkommen. Dann bewegten sich plötzlich die Zweige vor ihr, und zwei weitere Wölfe vertraten ihr den Weg, junge starke Tiere, hinter die ihr blutender Gegner sich flüchtete. Hechelnd blieb er stehen. Blut lief ihm aus dem Hals und färbte sein Fell dunkel. Die beiden jungen Wölfe knurrten. Ihre Zähne schimmerten im Mondlicht. Das aufgestellte Nackenfell ließ sie noch größer und massiver erscheinen. Sie streckten die Köpfe nach vorne, starrten die Wölfin an und kamen langsam, steifbeinig in ihre Richtung. Die Wölfin wendete den Blick ab, duckte sich und schlich sich davon.
Erst in sicherer Entfernung begann sie, zu rennen.