Читать книгу Speeddates und Kuschelsocken - Katrin Domnick - Страница 11

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6 – Die Sippe und das Schicksal

Zehn Minuten später, Punkt 14:00 Uhr. Frisch bestückt mit Schokotorte, den Blumen und der Blubberbrause, erreichen Alex und Romina endlich ihr Ziel. Alex ist überrascht, als er mit seinem Wagen in den Hof von Romina’s Schwester Caro einfährt. Ein gepflegtes, grosses Einfamilienhaus empfängt freundlich seine Gäste, der liebevoll gestaltete Vorgarten sticht besonders ins Auge. Auch wenn Alex nicht auf Schnörkel steht, es wirkt alles sehr harmonisch hier, sehr liebevoll und einladend. Ob die Schwester genauso verpeilt ist wie Romina? Naja, abwarten, meistens sind Geschwister komplett verschieden. Seltsam: er kennt weder ihren Nachnamen noch weiss er sonst irgendetwas über sie und nun geht er mit zu ihrer Familie. Aber was solls, er bleibt nicht lange, rasch waschen und weiter geht’s, endlich ab nach Hause.

Kaum waren sie in den Hof eingefahren, kommt auch schon der kleine Wirbelwind namens Nele aus der Tür gerannt, dahinter die Mutter Caro, schnell hält sie Nele fest, darf sie doch ihren Hercules noch nicht gleich sehen, sonst ist die ganze Überraschung hin. Caro greift Nele’s Arm, beide schauen zum Auto und bleiben mit offenem Mund stehen: „boaaahhhhhh“, schreit Nele lauthals heraus, „Tante Romi, was ist denn da passiert? Hast Du Dein Auto ausgetauscht? Oder Du hast einen Chauffeur? Juhu, wir machen einen Ausflug!“ „So Nele, Du gehst jetzt mal rein und wartest auf uns, Du willst Dich doch von Deinen Geschenken überraschen lassen, oder?“ Nickend und dabei auch etwas schmollend macht Nele kehrt und geht zurück ins Haus. Caro schaut ihrer Tochter nach, bis diese ausser Sichtweite ist und läuft dann aufgeregt und ebenfalls platzend vor Neugierde auf Romina und Alex zu. Mit ihrem bezauberndsten Lächeln streckt sie Alexander ihre Hand entgegen: „Guten Tag, ich bin Caroline, Romina’s Schwester.“ Bevor Alexander antworten kann, meldet sich Romina zu Wort: „Das ist Alexander, seinen Nachnamen kenne ich nicht, er hat mir aus der Patsche geholfen und falls Du weiter fragen willst: nein, wir haben nichts miteinander und werden nichts miteinander haben, ich weiss weder seinen Nachnamen, noch wo er wohnt, noch sonst irgendetwas. Alexander hat mir netterweise aus einer sackdämlichen Lage geholfen und mich hierher gebracht. Wieder offene Münder, dieses Mal von Caro und Alex. Romina’s Worte kamen wie Kanonenfeuer, damit hatte keiner gerechnet.

Man muss wissen dass Romina es leid war, sich ständig über ihr wirklich glückliches Single-Dasein rechtfertigen zu müssen. Weder hatte sie Bekanntschaften, noch One-Night-Stands, noch sonst irgendwelche, denkbaren, sexuellen Beziehungen mit Männern und hatte dies in der nächsten Zeit auch nicht auf ihrem Plan. Stirnrunzelnd wendet sich Caro an Alex: „Sie müssen entschuldigen, manchmal ist sie einfach seltsam.“ Beide lachen amüsiert. „So, na dann kommt ihr Beiden, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Was Dir Romina oder euch heute passiert ist, kannst Du ja drinnen erzählen. Jetzt gibt’s erstmal ne Erfrischung und einen Snack, ist schon alles vorbereitet. Alexander, ein Unglück sehe ich Ihnen sofort an, wenn Sie möchten, gehen Sie ins Bad und machen sich frisch, ich gebe Ihnen Handtücher und ein Poloshirt von meinem Mann. Ihr Hemd stecke ich schnell in die Maschine, bei dem Wetter ist es ratz-fatz wieder trocken.“ Alex lächelt zwar, aber eigentlich hatte er ja nicht vor so lange zu bleiben. Wiederum möchte er auch nicht mit diesen versifften Klamotten zurückfahren. Nun gut. Er lächelt, dankt und wackelt Romina und Caro hinterher. Hercules ist derweil in einem kleinen Gehege auf dem Rasen und ruht sich von den Strapazen der heutigen Fahrten aus. Noch ein paar Minuten, dann würden sie ihn Nele zeigen. Caro holt schnell ein paar frische Sachen und schiebt Alex ziemlich forsch ins Familien-Bad im Obergeschoss, schliesst schnell die Tür und hüpft hinab in die Küche, in der Hoffnung, dass ihr Romina in der Zwischenzeit alles erzählt. Ein toller Typ, dieser Alex, dazu das Auto, ein sehr charmantes Lächeln, wohl geformter Körper, sportlich, aber nicht zu muskulös, für Caro auf Anhieb sympathisch, wo sie den wohl aufgerissen hat? Da sie alles bestreitet ist sich Caro sicher, dass Alex ihrer Schwester insgeheim doch sehr gut gefällt, aber das würde sie sich nichtmal selbst eingestehen. „So, komm her Schwesterlein, lass Dich drücken und erzähl, wo Du diesen Fang gemacht hast.“ „Haha, bist Du witzig.“ Eine kurze Umarmung und ein paar Minütchen später ist Caro auf dem aktuellen Stand. Ihr Fazit: „Romina, merkst Du das denn nicht, das ist Schicksal, irgendetwas oder irgendwer hat auch zusammengeführt, solche Zufälle gibt es nicht, ihr seid für einander bestimmt.“ „Oh Gott Caro, BITTE, hör damit auf. Ich geb ja zu, er sieht nicht schlecht aus, aber irgendwie ist er maskulin und feminin zu gleich. Guck mal auf seine Hände, ich glaube die sind manikürt?“ „Was erwartest Du, wir leben nicht mehr im Mittelalter, mit Pferdekacke unter den Nägeln. Das ist ein rundum gepflegter und unheimlich attraktiver Mann, das kannst Du nicht leugnen Romina!“ Romi dreht sich um und schenkt sich ein Glas vom frisch gepressten Grapefruit-Saft ein. „Warte doch, bis Alexander kommt, das ist doch unhöflich.“ Erst recht nimmt Romina einen ordentlichen Schluck, atmet tief aus und sagt:“ ahhhh, das war gut.“ „Komm, lass uns nach Hercules sehen, Nele habe ich noch für eine halbe Stunde zur Nachbarin geschickt, die töpfert gerade, Nele mag das gerne und wir haben noch Zeit zur Vorbereitung und zum Quatschen.“

Als die beiden Frauen gerade vergnügt mit dem Welpen spielen, kommt der mittlerweile frisch gewaschene und sauber angezogenen Alexander hinzu. „Ah Alexander, da sind sie ja, ist alles ok bei Ihnen? Ich sehe das Shirt passt ihnen perfekt.“ „Ja, haben Sie vielen Dank, alles prima. So, ich werde mich jetzt auf den Rückweg machen, das Shirt lasse ich Ihnen selbstverständlich gewaschen wieder zukommen.“ Caro denkt sich: oh nein, der muss bleiben, sonst verläuft sich das mit den Beiden im Sand. „Nein, kommt gar nicht in Frage, sie haben weder etwas getrunken, noch gegessen, sie bleiben noch ein kleines Weilchen und stärken sich, ich hole gleich ein Tablett aus der Küche, es ist doch schon alles für Sie vorbereitet. Setzen Sie sich doch bitte dahinten in den Pavillon, gedeckt ist schon, Romina, komm, geh mit ihm.“ Oh nein denkt Romina, was hat Caro nun wieder vor. Ok, was sie bezweckt war klar. Romina wäre es ehrlich gesagt am Liebsten gewesen, er wäre gleich gefahren. Irgendwie ist ihr alles unangenehm, das mit dem Herfahren sowieso, aber diese Sauerei im Wagen noch dazu, einfach nur peinlich. Alex und Romina sitzen im Gartenpavillon und starren an die Terrasse in der Hoffnung, Caro möge doch bald mit dem besagten Tablett kommen und diese peinliche Stille durchbrechen. Aber vermutlich würde sich Caro noch ein bisschen mehr Zeit nehmen, in der Hoffnung die Beiden finden in ein interessantes Gespräch.

„So, Sie sind also in diesem Ort aufgewachsen?“ „Ja, 3 Strassen weiter befindet sich mein Elternhaus. Ich habe hier bis zu meinem 22. Lebensjahr gewohnt, dann bin ich nach München.“ „Aber es ist schon ein gewaltiger Unterschied zur Stadt“, merkt Alex an. „Hier die Stille und in München, in einigen Teilen, Lärm und Hektik?“ „Ja, aber das Lebhafte macht mir nichts aus, ich mag Beides sehr gerne. So gut es geht verbringe ich meine Wochenenden oder einen Tag am Wochenende hier auf dem Land, entweder bei Caro oder bei meinen Eltern, je nachdem, wer gerade weniger nervt.“ Beide lachen. „Diesbezüglich kann ich gut mithalten“, sagt Alex. „Sie haben ja noch Ihre Schwester, aber ich bin als Einzelkind und stehe total im Fokus bei meiner Mutter.“ Sie wohnt zwar die meiste Zeit des Jahres am Starnberger See und ich bin, aufgrund der Arbeit, eher selten dort.“ Aber sie ruft täglich an, meistens sogar mehrmals.“ „Und was will Sie dann von Ihnen? Benötigt Sie Hilfe oder macht Sie sich immerwährend Sorgen um Sie?“ „Nein, Enkelkinder.“ Beide lachen schallend los.

In der Zwischenzeit steht Caro mit dem überladenen Tablett am hinter dem Vorhang am Küchenfenster und beobachtet die Beiden. Was sie sich wohl erzählen, die Mimik spricht Bände. Ah nein, doch nicht, jetzt lachen sie endlich miteinander, puh, ein Glück, hatte sie doch den richtigen Riecher, das passt doch sowas von mit den Beiden. „Oh mein Gott, ja, ich weiss genau, was Sie meinen Alexander. Thema Nummer 1 bei meiner Familie und mir, schon seit Jahren: Heirat, Kinder usw. Caro samt unserer Eltern, es nervt so unglaublich.“ „Ja, ich bin dieses Thema auch mehr als leid. Aber das kriegen wir aus denen nicht mehr raus.“ „Ah, da kommt ja unsere Erfrischung“. Caro stellt das Tablett auf dem Tisch ab und verteilt Snacks und Getränke. „So, zugreifen, und zwar ordentlich ihr Beiden. Ich bin gleich zurück, hole Nele bei Gerda (die Nachbarin) und dann geht’s auch schon los mit der Geburtstagsparty. Macht euch bereit für den Riesenschrei unserer kleinen Maus, wenn Sie ihr herziges Hündchen sieht.“

Ein paar Minuten später läuft Caro mit Nele an der Hand in den Garten. Nele hat eine Augenbinde auf und kann es kaum abwarten, ihr besonderes Geschenk zu sehen. Niemals hätte sie an einen Hund gedacht, war es doch schon jeher ihr grösster Wunsch, aber ihre Eltern waren immer dagegen. Alex und Romina haben in den letzten 20 Minuten noch den Innenraum des Porsches grob vom Schmutz befreit und das Verdeck geöffnet (wegen des Häufchen-Geruches und den gereinigten, nun feuchten Sitzen), als Caro zur Bescherung ruft. Romina wendet sich an Alex und sagt: „oh ich bin so gespannt, warten Sie ab, Nele wird durchdrehen vor Freude.“ Nun stehen alle hinter Nele, nur noch 2 Meter trennen Sie von ihrem kleinen Schatz, Caro nimmt Nele die Augenbinde ab – und dann – nichts, kein Jubelschrei, kein Freudentanz, kein wildes durch die Gegend Gehupfe – einfach nichts. Statt, wie vermutet, schreiend und mit offenen Armen auf Hercules zu zu rennen, fällt Nele mit ihren Knien ins Gras und weint bitterlich, sie hätte mit allem gerechnet, mit wirklich allem, einem neuen Fahrrad, einem Aufenthalt im Jugendcamp in den Sommerferien, einem kleinen Pool, aber niemals damit. Die 3 Erwachsenen, Alex eigentlich unbeteiligt, aber selbst extrem überrascht über die Reaktion des Kindes, starren wie gebannt auf das Geburtstagskind und „ihr Geschenk“. Auf einmal streckt Nele ihre Arme aus und der etwas verschreckte Hercules läuft auf sie zu, spring auf ihre Knie und schleckt schwanzwedelnd die Freudentränchen von ihrem Gesicht. Keinen der Erwachsenen lässt das Szenario kalt. Vor lauter Rührung greift Romina mit ihren beiden Händen Alexander am Arm, fast selbstverständlich erwidert er diese Berührung und tätschelt unbewusst ihre Hände. Gerade als sich Romina ihre Freudenträne aus dem Gesicht wischen will, bemerkt sie ihren Fauxpas. Ihr Hände stecken unter Alexanders Hand – an seinem Arm – oh mein Gott, schnell zieht sie beide Hände weg und fügt hinzu: „oh, entschuldigen Sie bitte, dies war durch die Situation bedingt“. Alexander, ebenfalls etwas irritiert, über die unbewusste Berührung, fügt hinzu: „ich bitte Sie, ist doch kein Ding.“ Romina zwinkert Alex kurz zu und kniet sich dann zu Nele und Hercules und drückt Beide herzlich. Auch Caro wischt sich ein Tränchen aus dem Auge und sagt: „so ihr Lieben, das war mal eine Freude. Also Nele, durch deinen doch etwas extrem verzögerten Gefühlsausbruch hast Du uns einen ordentlichen Schrecken eingejagt.“ Als Nele gerade aufstehen will, fällt sie wieder vor lauter Glück auf die Knie zurück und weint erneut, dieses Mal aber Hercules fest an sich gedrückt. „Aber nun alle rein“, befiehlt Caro, „die anderen Gäste treffen gleich ein.“

Zusammen mit den Gästen verbringen alle wundervolle Stunden zusammen. Seit der Geschenkübergabe an Nele sind bereits 3 Stunden vergangen. Alexander wollte eigentlich nur kurz die Sitze seines Wagens durch die Sonne trocknen lassen und sich dann auf den Heimweg machen. Aber nun war er immer noch da und eigentlich gefiel ihm dieser Kindergeburtstag ganz gut. Er hat zeitweise sogar vergessen die Kurse auf dem Handy zu checken.

Dafür hatte er sich von Caro noch extra das WLAN Passwort geben lassen. Alex schaut auf die Uhr: „oh, bereits kurz vor 17:00 Uhr, jetzt muss ich aber los.“

Indes ist auch Romi’s Schwager Richard von der Arbeit nach Hause gekommen, hat gleich seine Grillschürze umgeschnallt und läuft mit Grillbesteck und Würstchen direkt auf Alex zu: „Alexander bitte, auf ein Stündchen kommt’s doch nicht mehr an, bleiben sie doch bitte noch zum Essen, ich fange gleich an zu Grillen, die Kiddies haben auch schon ordentlich Hunger, nicht wahr Kinder?“ Richard lacht, die Kinder nicken. „Übrigens steht Ihnen das Polo-Shirt sehr gut. Es passt mir seit Jahren nicht mehr richtig, ich muss dringend mal wieder mehr Sport treiben. Wie motivieren Sie sich?“

Abgelenkt durch sein liebstes Thema „Sport“ folgt Alex Richard Richtung Grill wie ein Schosshündchen. Während sich die beiden Männer angeregt unterhalten, wendet sich Caro an Romi: „komm, hilf mir mal schnell, wir holen die Nudelsalat aus der Küche, Teller und Besteck sind schon draussen.“ „Alles klar Caro, komme.“ Als die beiden Frauen in der Küche noch das restliche Dressing über die verschiedenen Salate kippen, stichelt Caro erneut: „na und, gefällt er Dir jetzt besser als heute Vormittag?“ „Du bist blöd Caro, er ist netter als am Vormittag, das ist aber auch schon alles.“

Alex hat in der Zwischenzeit ein Brötchen mit Würstchen in der Hand und steht weiterhin mit Richard am Grill, leider hört man nicht, über was sie reden, aber es scheint amüsant zu sein, beide lachen und Richard klopft Alex sogar auf die Schuler, wie „best Buddies“. Romi schüttet ihr Glas Sekt auf Ex runter und schenkt sich gleich noch einen ein. Eine weitere halbe Stunde später, die Kinder sind satt und die Mami’s packen bereits zusammen, haben sich Richard und Alex hinten in den Gartenpavillon verzogen und führen eine angeregte Unterhaltung. Romi steht in der Küche und räumt die Spülmaschine ein, als sie sieht, wie Caro zu den beiden Männern läuft.

Caro erkundigt sich: „na ihr Beiden? Da haben sich ja Zwei gesucht und gefunden.“ Die Männer schmunzeln. Richard antwortet: „ja, Zufälle gibt’s, wir haben 2 gemeinsame Bekannte, wie wir gerade herausgefunden haben, eigentlich hätten wir uns schon mehrmals bei verschiedenen Events über den Weg laufen müssen. Alexander hat mich wieder zum Sport motiviert Caro, nächste Woche geht’s los. In der Mittagspause gehe ich zum Spinning.“ „Richard bitte, Du kannst doch nicht von Null auf 100, Du hast seit Jahren so gut wie keinen Sport gemacht, deine 15 Minuten Jogging alle paar Wochen kannst Du vergessen.“ „Ich probier’s einfach und wenn Hercules etwas grösser ist, drehe ich mit ihm abends meine Runden.“ Alex antwortet: „das wird nichts Richard, glaub mir, grösser wird er nicht.“ Die beiden Männer klatschen sich ab und lachen. Caro schüttelt schmunzelnd den Kopf und wendet sich ab. „Ah Caro“, ruft Richard ihr nach, „wenn Du nachher ins Haus gehst, hol doch bitte mal den Ordner mit den Aktienfonds, wir haben hier einen Experten, Alexander arbeitet an der Börse und er würde einen Blick drauf werfen.“ „Jup, alles klaro, mach ich.“ „So, jetzt muss ich aber wirklich los.“ Alexander steht auf und schaut auf die Uhr, „wow, bereits kurz vor 20 Uhr, hab ich nicht mit gerechnet. War ein tolles Gespräch mit Dir, Richard, freue mich auf nächste Woche im Fitnessstudio!“ „Ja, prima wird das. Ich muss mal schauen, ich glaub ich hab gar keine richtigen Sport-Klamotten mehr. Gut, warte, ich bringe Dich noch zur Tür. Wir gehen durchs Haus, dann können sich die Mädels noch von Dir verabschieden.“

„So, da sind wir, Alexander tritt den Heimweg an.“ Caro wendet sich an Alex und reicht ihm die Hand: „Alexander, es hat mich sehr gefreut, Sie kennen zu lernen. Kommen Sie gut nach Hause, ich hoffe ihr Wagen ist wieder nahezu sauber und vor allem trocken.“ Romina steht derweil ziemlich unbeteiligt daneben. „Caroline, ich habe zu danken, danke für Ihre Gastfreundschaft, den „Waschservice“ meiner Klamotten und das leckere Essen. Es war für mich ein total unverhoffter, toller Tag, den ich bei und mit Ihnen verbringen durfte, sie haben ein tolles zu Hause. Bis bald.“ Romi’s Gedanken kreisen: „was meint der mit „bis bald? Jetzt wirklich „best Buddies“ oder was…!?“ „Romina, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende bei Ihrer Familie, lassen sie mich wissen, wenn ich sie am Sonntag wieder eine Fahrgelegenheit brauchen, ich bin dann sowieso bei meiner Mutter in Starnberg und könnte sich auf dem Heimweg mitnehmen zurück in die Stadt.“ Alex lächelt verschmitzt, man könnte meinen, er wäre leicht angeheitert von dem ganzen Bier. Er wirkt nicht mehr ganz so steif, vielleicht ist es auch das Outfit, etwas legerer steht ihm fast besser, denkt Romi, als sie ihn so betrachtet.

Auf dem Weg nach draussen sieht Alexander Richard’s Whiskey-Bar und es ist um ihn geschehen: „Richard, Du hast mir während unseres doch so ausführlichen Gesprächs nicht verraten, dass Du ein Whiskey-Liebhaber bist, wie ich Deiner Sammlung entnehmen kann.“ „Warte, das ist nur ein kleiner Teil, ich habe eine Art „Männer-Zimmer“, dort gibt’s die richtig guten Sachen.“ Caro wirft ein: „ja, Sie müssen wissen Alexander, das war mal eine Art Bügel- und Abstellkammer, bis es Richard Stück für Stück erobert hat.“ Schmunzelnd gehen die Männer ins Whiskey-Zimmer und schliessen die Tür. Romi sagt zu Caro: „ohje, das kann länger dauern. Aber was will der denn noch trinken, ich meine der hatte schon genug Bier und jetzt noch Whiskey, der muss doch noch fahren!“ „Das macht doch nichts Romi, zur Not schläft er hier, wir haben doch genug Platz.“ Bitte nicht auch das noch, denkt Romi. Nach diesem Tag will sie eigentlich einfach nur ihre Ruhe und morgen früh erst recht. Nele und ihr Hercules kriegen von alledem nichts mehr mit. Zusammen liegen sie schlafend auf der Couch. Hercules war sogar so müde, dass er nicht einmal mehr sein Schüsselchen mit dem leckeren Welpenfutter gefressen hat.

Es kommt, wie vermutet: Stunden später kommen Alex und Richard ziemlich angeheitert aus dem Zimmer. „Ich habe Alexander gerade verboten zu fahren, er schläft hier!“ Alexander will gerade etwas einwerfen, als ihm Richard ins Wort fällt: „Keine Widerrede, das letzte Glas war zu viel. Du bleibst ein paar Stunden hier, wir haben genug Platz und morgen früh fährst Du dann in aller Ruhe nach Hause.“ Romi sagt: „das hat sich Caro schon gedacht. Kommen Sie Alexander, ich zeige Ihnen Ihr Bett.“

15 Minuten später liegen alle in ihren Betten. Alexander hat sich noch schnell seiner Hose entledigt und ist wie ein Stein ins frisch bezogene Gästebett gefallen. 2 Zimmer weiter starrt Romi gerade noch auf ihr Handy und beantworteten noch ein paar Nachrichten ihrer Freunde. Sie fühlt sich irgendwie nicht wohl, irgendetwas ist komisch, kalt, ungewohnt. Nein, lass das bitte, bitte nicht wahr sein, Romi spring aus dem Bett: „oh nein, ich hab meine Kuschelsocken vergessen!“ Als sie weiter nachdenkt fällt ihr ein, dass sie die Socken als Puffer zwischen die Sektflaschen im Karton gestopft hatte und ja genau, es handelt sich um den Karton, welcher der Müllabfuhr an der Autobahn-Raststätte zum Opfer gefallen ist. Sie weiss nicht, wann sie zum letzten Mal ohne ihre geliebten Kuschelsocken geschlafen hat, zumindest zum Einschlafen braucht sie sie. Klar, sie hat mehrere davon, aber nicht alle sind gleichermassen kuschelig. Sie hat sie immer an, auch wie jetzt, bei wärmeren Temperaturen, schläft immer mit ihnen ein. Morgens liegen die Socken oft neben dem Bett, sie erinnert sich aber nie daran, sie ausgezogen zu haben.

Romi lässt sich zurück aufs Bett fallen, da meldet sich die Blase. Ne, bitte nicht, ich will schlafen, na gut, geh ich halt nochmal schnell Pipi, hoffentlich muss ich dann heute Nacht nicht nochmal raus. Die Gästezimmer liegen in der oberen Etage im ausgebauten Speicher. Alles ist sehr neu und schön aber die Decke und die Balken sind selbst für Romi mit 1,60 Körpergrösse sehr niedrig. An manchen Stellen muss auch sie aufpassen, sich nicht den Kopf zu stossen. Romi läuft ins Bad, ohne Kuschelsocken, barfuss, als sich auf etwas tritt.

Romi erschrickt sich, erstarrt, ahnend, was unter ihren Füssen liegt. Sie hebt den linken Fuss hoch und die Nachtleuchten im Flur offenbaren das Massaker: eine ultrafette, haarige, schwarze Spinne war das Opfer ihrer nackten Füsse geworden. Romi’s Adrenalin-Spiegel steigt ins Unermessliche, sie hat eine Spinnen-Phobie und einen panischen Ekel vor den Tieren, den sie sich selbst nicht erklären kann. In Ihren Ohren fängt es an zu pfeifen, sie schwitzt und friert gleichzeitig, ihr ohrenbetäubender Schrei hallt durch das komplette Haus.

Romi rennt nach rechts, nach links, weiss nicht wo hin, da endlich, das Bad, schnell dreht sie das Wasser auf und hängt ihren Fuss übers Waschbecken. Mit viel Wasser und Seife schrubbt sie ihre Fusssohle so lange, bis es weh tut. Durch den Schrei aus süssen und alkoholisierten Träumen erweckt, schrickt Alex auf und stösst sich dabei dermassen den Kopf an einem Holzbalken, dass er ein paar Sekunden nur Sternchen sieht. Ein paar Sekunden später, wurde ihm wieder bewussst, wo er war und wunderte sich über seine Schlafposition: statt wie normal im Bett zu liegen, war Alexander irgendwie eine 180° Grad Drehung gelungen, deshalb hat er sich auch den Kopf am Balken gestossen, was eigentlich unmöglich ist. Alexander, in Boxershorts und Hermes-Socken, geht schlaft- und noch immer etwas betrunken zum Flur und sagt: „was war los, wer hat so geschrien, oder hab ich das geträumt?“ Die Antwort hat sich erübrigt, als er sieht, dass Richard, Caro und Nele die Treppe hochkommen. Caro läuft ins Bad zu Romi und schaut nach dem Rechten. Bewaffnet mit Toilettenpapier kommt sie zurück und wischt die Spinne oder eben das, was von dem armen Tierchen übrig ist, weg. „Ah, der Rest hängt in den Ritzen der Holzdiele, da muss ich morgen nochmal ran“, sagt Caro. Romi wird nur beim Gedanken daran schon wieder schwindelig. Sie wendet sich an die Männer und sagt: „alles ok bei mir, sorry, ich wollte niemanden wecken, aber als ich zur Toilette wollte, bin ich auf eine Spinne getreten. „So, nun gehen alle wieder zurück ins Bettchen, Nele, ab geht’s, leg Dich schlafen.“

„Caro ich geh nochmal kurz in die Küche, ich muss erst noch runterkommen.“ „Alles klar Romi, ruf mich, wenn Du mich brauchst.“ „Ich begleite Sie noch kurz zur Küche, ich brauche einen ordentlichen Schluck Wasser, zieh mir nur noch schnell meine Hosen über“, sagt Alexander.

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