Читать книгу Schmerzfrei ohne Medikamente - Katrin Jonas - Страница 7
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Das Schmerz-Meditations-Ritual
Sich Neuem öffnen
Das „Schmerzmittel Meditation“
Seitdem das Gebiet der Meditation zum Lieblingskind der Neuroforschung geworden ist, werden wir nahezu täglich mit neuen Botschaften überrascht: Helfen soll sie, die Meditation, bei allem, was uns Menschen in unserem komplexen Leben ein Bein stellen oder den Alltag vermiesen kann. Spitzenstress soll sie stoppen, Panikzustände mildern, Depressionen regulieren, Selbstzweifel vernichten, Herzbeschwerden kurieren, den Blutdruck senken, Schlaflosigkeit besiegen. Doch wenn sie nun auch noch Schmerztherapien, Operationen oder Schmerzmittel ersetzen soll, wie aus der Neuroforscherszene zu hören ist, und dazu die Einnahme von Aspirin, Novalgin, Tramal und Co. ersetzen soll, muss ich Bedenken anmelden, weil ich aus meiner langjährigen Arbeit mit schmerzerfahrenen Menschen weiß, worauf sich ihre Hoffnungen richten: auf ein Wunder, das Ihnen endlich geschieht, auf eine Geheimwaffe, die jemand plötzlich aus dem Ärmel zückt, oder auf das Umlegen eines Schalters, mit dem der Schmerz abgeschaltet wird.
Wenn das in der Macht von Meditationspraxis stände, könnten wir Reha-Einrichtungen und Therapiepraxen schließen und Meditationszentren aus ihnen machen. Die Pharmaindustrie müsste Bankrott anmelden und die Apotheken gleich mit. Sie sehen sicherlich selbst, dass die Idee von „Du musst nur meditieren…“ ein reichlich überzogener Ansatz ist.
Bevor wir uns dem bewusstheitsorientierten Schmerzprogramm nähern und Schmerzen in den Zusammenhang mit Meditation setzen, schlage ich Ihnen vor, dass wir zunächst den Nährboden dafür kreieren. Lassen Sie uns mit einem symbolischen Akt starten, mit einem kleinen Ritual, das Ihnen einen Vorgeschmack auf Ihre bevorstehenden inneren Explorationen gibt.
Inneres „Leerwerden“
Es ist mehr als zwei Jahrzehnte her, dass ich an einem Seminar über Traditionelle Chinesische Medizin teilnahm. Zu dieser Zeit wurden der fernöstliche medizinische Ansatz einschließlich des Energiebegriffs vielerorts noch belächelt und andere Therapieansätze nicht selten als Scharlatanerie abgetan. Einschlägige Fachausbildungen zählten kaum und es brauchte nicht nur einen gewissen Enthusiasmus, sondern vor allem Courage, als Therapeut für das fernöstliche Denken, ganz zu schweigen für Meditation, zu stehen.
Gerade weil damals das Fremde und Neue für die symptomverliebte Medizin noch viel weniger nachvollziehbar war als heute und auch in meinem therapeutisch getrimmten Kopf feste wie unschlagbare Argumente saßen, verstand ich, warum der Trainer den Auftakt des Seminars auf sehr ungewöhnliche Weise gestaltete: Er reichte jedem von uns Teilnehmern ein mit Wasser gefülltes Glas und bat uns, dieses so langsam und bewusst wie möglich auszugießen. Im Zuge dessen sollten wir die Gesamtheit unseres medizinischen und therapeutischen Wissens, unsere Theorien, Prinzipien, Konzepte und Urteile über den Körper, über Gesundheit und innere Regulationsprozesse für die Dauer des Kurses symbolisch ausgießen. Falls wir in diesem Seminar wirklich etwas Neues erfahren wollten, so der Trainer, hatten wir uns zunächst zu leeren. Wir hatten Platz zu schaffen für Neues und Unerwartetes, und ich sage Ihnen eins: Dieser symbolische Akt ist mir bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben. Das ist er, weil er mir zum ersten Mal vor Augen hielt, wie wenig Neues in mich einsickern kann, wenn ich vollgefüllt mit starrem, „altem“ Wissen bin.
Als ich damals begann, das Wasserglas zu leeren, verwandelte sich der symbolische Akt des Ausgießens sehr schnell in eine wunderbare Chance: Ich spürte die Kostbarkeit des Moments und witterte den Effekt, mich zu erleichtern, mich leerzumachen, um für Neues und Unbekanntes offen zu sein.
Gerade als ich anfing, mich in diesem symbolischen Akt zu aalen, bemerkte ich, dass es schwierig sein würde, den umfangreichen Ballast meines vorgefertigten Wissens proportional zur Wassermenge in dem kleinen Glas auszugießen. Du meine Güte, dachte ich, es reicht nicht einmal zu einem Zehntel aus! Ich hatte das Gefühl, dafür ein Fass, nein, eine ganze Badewanne ausschütten zu müssen. Außerdem spürte ich, dass ich dem Moment mit Furcht entgegensah, in dem ich aufhören müsste, weil das Wasser ausgegossen sein würde. Wann hat man denn schon einmal eine Chance dazu? Wann passiert es einem schon, sich von dem Wust an Informationen zu befreien, die man in der Schule, in der Universität oder im Arbeitsleben in sich hineinverfrachtet hat? Und wann hat man die Gelegenheit, von vorn beginnen zu dürfen, Neues erfahren zu können und alles Festgesetzte und Todsichere den Abfluss des Seminarhauswaschbeckens hinunterlaufen zu lassen? Mit größter Aufmerksamkeit für meine inneren Vorgänge goss ich die letzten Tropfen aus.
Doch warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte zu Beginn des 30-Tage-Programms? Vielleicht ahnen Sie es: Wenn Sie sich dem Thema „Meditation“ vor dem Hintergrund von Schmerzen nähern möchten und darauf hoffen, dass sich Ihre Schmerzen ad hoc zurückziehen werden, geht das nur, wenn Sie Ihr gewohntes Denken und Handeln zur Disposition stellen. Wenn sich Meditationspraxis positiv auf Ihren Schmerz auswirken soll, sodass er sich aufs Abklingen besinnt und Sie zukünftig ohne Medikamente auskommen, führt nichts daran vorbei, dass Sie sich zunächst von vorgefertigtem Wissen lösen. Ich empfehle Ihnen, Ihren Blick blankzuputzen und Neues wie Andersartiges mit frischen Augen zu sehen, auch wenn es hier nur um eine symbolische Handlung geht. Deshalb bitte ich Sie jetzt, bevor Sie sich auf das „Schmerzmittel Meditation“ einlassen, Ihr angesammeltes Wissen darüber, wie Schmerzintervention durch Innenschau zu geschehen hat, zu lüften. Gießen Sie dieses so langsam und bewusst wie möglich aus! Und wenn möglich: Schätzen Sie diese Chance!
Zwei Gläser
Bevor Sie das Ausgießen praktisch in Angriff nehmen, müssen wir allerdings einen Unterschied im Hinblick auf meine Seminarerfahrung machen: Sie sollten nämlich nicht nur ein Glas, sondern zwei Gläser ausgießen. Genau: eins für den Schmerz und eins für die Meditation. Darum bitte ich Sie, weil beide Bereiche mit Urteilen und Konzepten wie „gut“ und „schlecht“, „verkehrt“ und „richtig“ extrem vorbelastet sind.
Und noch einen Unterschied gibt’s: Ich bitte Sie, die Größe Ihrer beiden Gläser Ihrer persönlichen Situation entsprechend zu wählen. Während ich mit einem kleinen Wasserglas auskommen musste, dürfen Sie Ihr Glas in einer angemesseneren Größe wählen. Bedenken Sie dabei Folgendes: Je langwieriger Ihre Schmerzgeschichte ist, je mehr Erfahrung Sie mit gescheiterten Schmerztherapien haben, je länger Sie Medikamente in hohen Dosen einnehmen und je fester Ihre Überzeugung in Ihrem Denken einbetoniert ist, dass Schmerzlösung auf eine bestimmte Weise zu geschehen hat, desto größer sollte Ihr Gefäß sein. Und weiter: Je misstrauischer Sie diesem symbolischen Akt gegenüberstehen und je mehr Sie ihn als Unsinn abtun, desto bewusster und langsamer sollten Sie den Akt des Ausgießens gestalten. Denn je skeptischer Sie einem bloßen „Spiel“ gegenüberstehen, desto misstrauischer werden Sie auch sein, wenn es zum Meditieren, zum Schließen Ihrer Augen und zum Wenden Ihres Blickes nach innen geht.
Es ist nun mal so, ob bei Schmerzen, in der Meditation oder im Leben: Neue Wege bahnen sich nicht, wenn am Althergebrachten, an denselben ausgetrampelten Wegen, an den ewigen Gewohnheiten nicht gerüttelt wird. Wenn Sie einen neuen Weg wie den des auf Bewusstheit basierenden 30-Tage-Programms einschlagen möchten und sich danach sehnen, das Blatt Ihrer Schmerzgeschichte zu wenden, liegt es nahe, dass Sie alte Pfade verlassen und einen Strategiewechsel in Betracht ziehen. Mit dem Kopf immer wieder gegen dieselbe Wand zu laufen, ist schmerzhaft. Dieselben oder sich ähnelnde Runden im Therapiekarussell zu drehen, erschöpft. Es wirft Sie bezüglich Ihres Schmerzempfindens zurück, wobei jeder fehlgelaufene Therapieversuch Ihr Gehirn noch weiter in die Schmerzproduktion drängt.
Also schaufeln wir jetzt den Weg für ein neues Vorgehen frei. Fangen wir an!
Das „Schmerzglas“ leergießen
Das Ritual
Bei all dem habe ich natürlich einkalkuliert, dass Sie womöglich gerade kein Glas zur Verfügung haben, weil Sie im Flugzeug, in der Bahn, am Strand, im Warteraum der Osteopathiepraxis oder bei Starbucks sitzen und lesen. In diesem Fall sollten Sie den Akt des Ausgießens keinesfalls verschenken. Visualisieren Sie ihn! Lassen Sie diesen Akt und seine zweimal sieben Aspekte mit größter Bewusstheit vor Ihrem geistigen Auge vorüberziehen. Genau, Sie lesen richtig: zweimal sieben Aspekte. Wir gehen beim Leermachen in vierzehn Schritten vor, um keinen der Faktoren zu vergessen, die Ihnen später beim Praktischwerden ein Bein stellen könnten. Lassen Sie uns hier wirklich pedantisch sein und teilen Sie Ihr Wasser gut ein. Sie werden staunen, wovon Sie sich verabschieden dürfen.
1. Der Kampf gegen den Schmerz
Sobald Schmerzen im Körper auftauchen, sei es nach einer Verletzung, nach einem Unfall, einer Operation oder auch ohne offensichtlichen Grund, verhält es sich häufig so, dass das Gewebe irgendwann abheilt, die Schmerzen abklingen und vergehen. Dieser Heilungsprozess nach einem akuten Schmerzgeschehen, der gewissermaßen eine Schutzreaktion des Körpers darstellt, ist gut nachvollziehbar und allgemein bekannt.
Wenn sich Schmerz jedoch im Körper einzunisten beginnt, wenn er bleibt und dann nach etwa drei Monaten die Rede von „chronischen Schmerzen“ ist, kippt das Geschehen recht schnell und wird zum Gefecht: Der Schmerz ist plötzlich ein Gegner. Er ist der Feind, der auf der anderen Seite der Frontlinie steht. Ein Heer aus Therapeuten, Ärzten, Schmerzspezialisten, Operateuren, Pharmazeuten, Psychologen bietet sich an, um ihn offensiv in die Flucht zu schlagen und zur Kapitulation in die Knie zu zwingen.
Und dabei passiert eines: Je hartnäckiger er ist, der Schmerz, je mehr Widerstand er leistet, desto mehr rüstet man auf und desto massiver gestaltet sich der Einsatz der Waffen, mit denen er bekämpft wird. Das Szenario gleicht einem nicht endenden Gemetzel. Ihr Körper ist der Kampfplatz und der Vernichtungsgedanke steht im Mittelpunkt Ihrer Intervention.
Wenn Sie zu denjenigen Schmerzbetroffenen zählen, die sich mit diesem kämpferischen Ansatz voll und ganz einverstanden erklären, weil Sie ihn für sinnvoll, logisch und nachvollziehbar halten, möchte ich Ihnen diesen Weg keineswegs streitig machen. Nur wird es dann schwer für Sie, hier weiterzulesen. Weder intelligente Schmerztherapie noch Meditationspraxis haben mit Kämpfen etwas zu tun.
Falls Sie aber schon des Öfteren das Gefühl hatten, dass mit dieser gefechtsbetonten Vorgehensweise irgendetwas nicht stimmt, dass mit dem Dagegenhalten, mit dem „Kampf gegen …“ etwas verkehrt läuft, weil Ihre Angriffe kaum erfolgreich gewesen sind oder zu noch mehr Schmerzen geführt haben, dann liegen Sie richtig. Und falls Sie außerdem im Therapiedschungel schon viele Leerkilometer gelaufen sind, viele Duelle ausgefochten und doch verloren haben, möchte ich Ihnen hier das Ende des Kampfes verkünden. Legen Sie die Waffen nieder und lehnen Sie sich zurück. Genau. Lehnen Sie sich so entspannt wie möglich zurück.
Der Verzicht auf den Kampfgedanken wird in der Meditationspraxis eine zentrale Rolle spielen. Noch viele Male werde ich Sie daran erinnern, dass das physische Bekämpfen des Körpers, einschließlich des Schmerzes, weder zu einem positiven Körpererleben noch zu einer tiefgreifenden Meditationserfahrung führt. Wenn sich Meditationspraxis in den „Kampfakt gegen …“, gegen das Symptom, gegen die Pein, gegen den Stress, gegen Spannung, Rastlosigkeit oder Sorge einreihen würde, bliebe sie fruchtlos und stände heute nicht im Mittelpunkt der Forschung. Das tut sie, weil sie neutralisierend über jegliche Form des Bewertens und Polarisierens hinausgeht.
Das Fazit: Meditation als „Mittel gegen …“ funktioniert nicht. Sobald Sie sich gegen Ihren Körper ausrichten, ob in Phasen der Heilung, innerhalb der Selbsterfahrung oder beim Meditieren, es geht immer schief! Nehmen Sie jetzt Ihr Glas zur Hand und gießen Sie den ersten von sieben Güssen aus. Notieren Sie einen Grundsatz, den wir später im Einzelnen weiterverfolgen werden:
Der Schmerz ist nicht Ihr Feind. Sehen Sie ihn als Partner und kooperieren Sie mit ihm, damit sich Lösungen ergeben.
2. Das Symptom „Schmerz“ verstehen
Der erste Grundsatz bringt uns direkt zum zweiten: Wenn Sie den Schmerz zum Feind erklären, bringt das mit sich, dass er lokal an Ort und Stelle im Körper bekämpft wird. Im Krieg wird das genauso gemacht: Dort, wo sich das Hauptquartier des Feindes befindet, findet der Angriff statt, dort wird bombardiert. Ebenso ist es in der Medizin: Wo der Schmerz tobt und lauert, wird er beschossen, dort wird therapiert.
Und ja, dieser klassisch-konventionelle Ansatz leuchtet ja auch ein. Der Nacken tut weh, also wird der Nacken entblockt, gerenkt, massiert und manipuliert. Der Tennisellenbogen wird an Ort und Stelle weggespritzt oder eingegipst, das rheumatisch entzündete Gelenk kriegt Cortisonspritzen und wenn das arthrotische Knie schmerzt, wird es arthroskopiert. Im Zweifelsfall gibt’s ein neues.
Doch auch wenn dieses Vorgehen für einige Menschen eine Hilfe ist, unterliegt ihm ein fundamentaler Irrtum, der im Zuge von Meditation nur gegen den Baum laufen kann: In diesen beiden Denkansätzen, dem des Feindbildes und dem des symptomorientierten Herangehens, ist der Fokus einzig auf das Symptom in Bezug auf eine anatomische Struktur gerichtet, auf das schmerzende Areal. Das Gelenk ist der Bösewicht, die Bandscheibe, der zerstörte Knorpel und der eingeklemmte Nerv. Diese Strukturen tun weh, also gehören sie in den Fokus der Intervention.
Doch: Unser Körper ist kein aus Teilen zusammengesetztes Ding. Unser Körper ist ein Riesenmechanismus, ein Organismus, in dem alle Teile zusammenarbeiten und miteinander in Abstimmung funktionieren. Fakt ist deshalb, dass unser Körper als System funktioniert und langfristig gesehen auch nur als System beeinflusst werden kann. Und mehr: Es geht bei allem ja auch um Nachhaltigkeit, um die Langlebigkeit des Resultats. Ich weiß, die meisten Schmerzerfahrenen blenden diesen Aspekt schnell aus, weil ihnen ein rasches Ende ihrer Beschwerden zunächst einmal wichtiger erscheint.
„Wie soll das gehen, den Fokus der Intervention von der schmerzenden Stelle wegzuleiten?“, fragte mich erst kürzlich eine Teilnehmerin eines Trainings.
Weil ich diese Skepsis sehr gut kenne, werde ich alles daransetzen, Sie mit einer anderen, mit der „systematischen“ Sichtweise vertraut zu machen. Durch das Ansprechen des ganzen „Systems Mensch“ mit seinen natürlichen Funktionen können Sie den Schmerzherd viel effizienter beeinflussen. Dies geschieht über eine gezielte Kommunikation zwischen dem Körper und dem Chef des Nervensystems, dem Gehirn.
Für den jetzigen Akt des Ausgießens müssen Sie sich zunächst erst einmal von der Überzeugung lösen, dass es nicht primär um den konkreten Schmerzherd als solchen, um den Quadratzentimeter Bandscheibe zwischen L4 und 5, um den dritten oder den siebenten Nackenwirbel, den schiefsitzenden Atlas, den 2. Strang des Trigeminusnervs, den Ischias, den Piriformismuskel, Ihre unterschiedlich langen Beine oder Ihr linkes Knie geht. Gießen Sie den nächsten Schluck aus und „inhalieren“ Sie den Grundsatz Nummer zwei:
Verabschieden Sie sich vom Irrtum des symptomfokussierten Behandelns. Sehen und schätzen Sie Ihren Körper als System, das nur systematisch behandelt werden kann.
3. Schmerzvertreibung
Was in der symptomorientierten Schmerzbekämpfung aus therapeutischer Sicht so gut wie außer Acht gelassen wird, ist der Vorgang der Schmerzvertreibung. Selbst dann nämlich, wenn ein Schmerzmittel oder eine therapeutische Aktion Linderung verschafft, kann das zwar den Siegeszug über den Schmerz bedeuten, muss aber nicht das Ende der Problematik sein. Oftmals geschieht es sogar, dass die Grundlage des Schmerzes nicht einmal annähernd berührt worden ist. Durch das massive Bearbeiten der betroffenen Region wurde dem Körper einzig die funktionelle Möglichkeit des Ausdrucks entzogen. Die Folge ist, dass sich der Umstand im Körper sogar noch verschärft.
Nach erfolgreicher Chirotherapie im Nacken beispielsweise, wenn der Wirbel wieder eingerenkt und seinem ordentlichen Platz zugewiesen worden ist, treten nicht selten Kieferprobleme auf, während die Kiefermuskeln ausdrücken, dass der Zustand von Anspannung dort immer noch derselbe ist. Würde man dann am Kiefer weitermanipulieren, renkt sich der Nackenwirbel in die Fehlposition zurück, sodass ein immer regelmäßigeres Einrenken und Manipulieren nötig wird. Entweder tut der Nacken oder der Kiefer weh, je nachdem, wohin die Spannung vertrieben wird. Wenn die Intervention übermäßig stark ist, kann das Szenario auch kippen: Die Spannungssituation wandert weiter zu einem anderen Ort, der mit dem ursprünglichen Geschehen funktionell zusammenhängt.
Bleiben wir noch beim stressgebeutelten Kiefer und nehmen wir hier das Beispiel einer Bissschiene. Diese verordnen Zahnärzte zumeist, um das Zähneknirschen in der Nacht zu unterbinden. Logisch, werden Sie sagen, mit der Bissschiene geht das Zähneknirschen nun mal nicht mehr. Doch Sie werden einsehen, dass die Spannungssituation, welche zum Zähneknirschen in der Nacht führt, ja keine andere geworden ist. Folglich muss sie sich woanders entladen. Meistens verlegt sie sich auf den Nacken, bringt dort Wirbel und Nerven in die Klemme und beeinflusst die Wirbelsäule in ihrer Elastizität. Das gesamte Bewegungssystem leidet in der Folge. Ich erinnere mich an einige Klienten, die sich bei mir nach einer „erfolgreichen“ Bissschienentherapie aufgrund von Kopf-, Nacken- oder Ohrenschmerzen, Trigeminusreizungen, Tinnitus, Schulter- und Lumbalschmerzen vorgestellt haben.
Solche Teufelskreise sehe ich in den Körpern meiner Klienten immer wieder. Wenn der Organismus zur Verlagerung des Schmerzherdes gezwungen wird, leistet er dem Folge, doch am ursprünglichen Zustand ist keine Verbesserung geschehen.
Oder schauen wir auf Medikamente: Sie betäuben den Schmerz, ja. Doch was tun sie zunächst? Sie unterbrechen die Reizleitung, sodass die gewohnte Übertragung von Schmerzsignalen aus der rebellierenden Region zum Gehirn unterbrochen wird. Das kann durchaus sinnvoll sein, wenn anfängliche akute Schmerzen stark sind oder der Schmerz offensichtlich von verletztem Gewebe verursacht wurde. Doch reine Schmerzmittel heilen nicht. Sie ändern nicht einen einzigen Fakt am Ursprung des Schmerzes und schon gar nichts an Beschwerden, die durch funktionelle Dysregulationen entstanden sind.
Noch einmal: Während der Einsatz von Schmerzmedikamenten in akuten Schmerzzuständen durchaus sinnvoll sein kann, weil er verhindert, dass das sogenannte „Schmerzgedächtnis“ gebahnt wird, tragen sie bei vielen chronisch gewordenen Schmerzen eher dazu bei, dass die komplexen Hintergründe der Schmerzsituation im Dunkeln bleiben und sich der Betroffene in falscher Sicherheit wiegt. Außerdem setzen sie, wie Schmerzforscher belegen, die Schmerzschwelle herunter, sodass das Nervensystem immer schmerzempfindlicher wird.
Der Ansatz der Schmerzvertreibung wird dann auf die Spitze getrieben, wenn nach schiefgelaufenen Therapieversuchen die schmerzende Struktur entfernt wird. Hüft- oder Kniegelenke zum Beispiel werden heute wie im Fließbandmodus ersetzt. Klar, die Struktur kann dann nicht mehr wehtun, was den Operationswilligen einleuchten und entgegenkommen mag. Doch wenn wir etwas genauer hinsehen, gleicht der Ansatz des bedenkenlosen Ersetzens schmerzender Strukturen dem Entfernen des Warnlichts bei einem Fahrzeug, das durch sein Blinken einen Fehler im Mechanismus zum Ausdruck bringt. Wenn der Monteur käme, kurzerhand die Glühlampe aus der Warnblinkanlage entfernte und seinen Job als erledigt ansähe, würden Sie das sicherlich nicht tolerieren. Anders beim Körper. Hier geben sich viele Menschen mit dem Entfernen der schmerzhaften Struktur zufrieden, ohne vorher herausgefunden zu haben, welche Störung sie gemeldet hat.
Gießen Sie sehr bewusst weiter und kommen Sie mit mir zu Grundsatz Nummer drei:
Verabschieden Sie sich von der Idee, dass vertriebener Schmerz automatisch geheilter Schmerz bedeutet. Kurzzeitlösungen taugen nicht. Lernen Sie Ihren Körper als Ganzes kennen und profitieren Sie davon auf lange Sicht!
4. Der zerteilte Mensch
Es gibt noch enorm viel Aufklärungsarbeit zu leisten, bis auch in die letzten Arzt- und Therapiepraxen durchgesickert ist, dass wir Menschen keine in Stücke zerlegbare Wesen sind. Folgt man diesem Ansatz, kommt dabei heraus, dass wir auch bruchstückhaft behandelt werden und für unsere Einzelteile verschiedene Spezialisten verantwortlich sind: Für ein normales Zipperlein im Lendenbereich zeichnet noch der Hausarzt verantwortlich, doch um die ernsten Rücken- und Gelenkschmerzen kümmert sich der Orthopäde. Wenn dieselben Beschwerden aber als entzündlich diagnostiziert werden, ist der Rheumatologe zuständig. Liegen Schmerzen in der Herzregion, fallen sie ins Behandlungsspektrum des Kardiologen, selbst dann, wenn es reine Rippen- oder Brustbeinschmerzen betrifft. Bei Problemen der Blutgefäße, die ja letztlich auch zum Herzen hin und vom Herzen wegführen, meldet allerdings der Phlebologe sein Zuständigkeitsrevier an. Nervenschmerzen behandelt dann wiederum der Neurologe, auch wenn unsere körperlichen Funktionen neuronal instruiert werden, während die neuromuskulären Beschwerden dann aber doch wieder beim Orthopäden landen.
Doch damit nicht genug: Sobald ein Mensch Schmerzen an mehreren Körperstellen hat, beispielsweise am Herzen, im Knie und im Kreuz, und dies eine mehrgleisige Intervention erfordert, kann das zu einem Therapiespektakel ohnegleichen führen, sodass es Ihnen kalt den Rücken hinunterlaufen lässt, wenn Sie davon nur hören. Glauben Sie mir, ich habe in meinen zwanzig Jahren Praxis mit Schmerzklienten viele Szenarien erlebt, in denen eine solche oder ähnliche Vorgehensweise eine Heilung regelrecht verhinderte und Therapie frontal gegen den Baum lief. Die Betroffenen wurden ursprünglich nur der Abklärung halber zu einem Facharzt geschickt und versackten in einer Therapiespirale, weil ihnen jeder der Spezialisten etwas anderes verordnete oder zu einem anderen Vorgehen riet. Weil ihr Körper als ein in Teile zerlegtes Ding galt, blieb am Ende ein erschöpfter Mensch übrig, dessen Schmerz noch immer derselbe war.
Ein Schmerzspezialist brachte das einmal auf einem Schmerzkongress auf den Punkt. Seine Worte sind mir sinngemäß im Ohr geblieben, weil viel Wahrheit in ihnen liegt: Der Schmerz wird äquivalent dazu behandelt, durch welche Tür der Patient geht. Gehen Sie durch die Tür des Chirurgen, werden Sie eher mit der Operation im Schmerzgebiet rechnen müssen. Betreten Sie das Zimmer des Neurologen, werden Sie medikamentiert, und wenn Sie sich an den Orthopäden wenden, erhalten Sie Spritzen, Krankengymnastik oder Elektroanwendungen. Durch die Teilung des Körpers entstehen bestimmte Vorgehensweisen und diese wendet man auf Sie an. Das Fazit: In der klassischen Schmerztherapie werden Sie leider nur selten als „System Mensch“, ja, „als menschliches Wesen“ behandelt werden. Dessen sollten Sie sich bewusst sein, bevor Sie die Türklinke der Facharztpraxis herunterdrücken.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Die hochspezialisierte Medizin verlangt, dass es für Fachgebiete Spezialisten geben muss. Der Orthopäde sollte keinen Herzschrittmacher einbauen, der Urologe keine Endoprothese für die Hüfte, auch wenn es in der Nähe seines anatomischen Reviers liegt, und der Hausarzt muss sich genauso wenig mit dem Lesen eines MRTs auskennen, wie der Radiologe in der Lage sein muss, die Litanei der Schmerzmittel auswendig herzusagen. Aber ein jeder Mediziner sollte ein solides Grundverständnis vom Organismus haben und diesem in seiner Vorgehensweise folgen. Er sollte wissen, wie Organe und Körperstrukturen funktionell zusammenarbeiten, wie sie einander bedingen und beeinflussen und wie sie in eben diesem Zusammenhang auch heilen können. Darüber hinaus wäre es die wunderbarste Sache der Welt, wenn Fachkräfte zusammenarbeiten könnten und trotz Spezialwissen den Organismus des Menschen im Auge behalten. Der Nachholbedarf auf diesem Gebiet scheint mir akut zu sein, doch die Praxis hinkt weit abgeschlagen hinterher.
Weiter geht’s mit dem Leergießen Ihres Glases und dem Empfänglichmachen für den Grundsatz Nummer vier:
Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass Ihre Physis in abgrenzbaren Behandlungsgebieten und im Puppenkörpersystem behandelbar ist. Ihr Organismus funktioniert als Einheit und Meditation spricht diesen als Einheit an.
5. Sie sind ein Mensch
Noch immer sind wir mit dem Teilen und Zerstückeln des Menschen befasst. Nicht nur unser physischer Körper wird in Teile zerlegt, sondern der ganze Mensch mit seinen verschiedenen Anteilen: in eine Materie, die der Körper ist, in den Geist, der die mental-kognitive Welt repräsentiert, und in die Psyche, die die emotionale Welt beschreibt. Obwohl wir heute fast schon gewohnheitsmäßig über die „Einheit von Körper, Seele und Geist“ lesen und das Wort „ganzheitlich“ ein selbstverständlich benutzter Begriff ist, heißt das nicht automatisch, dass diese Einheit auch im Praktischen greift. Ich erlebe immer wieder, dass vielen Menschen nicht einmal klar ist, worin genau diese Einheit besteht. Wo genau spielt sich diese Einheit denn ab? Und WIE fühlt sich diese Einheit WO an?
Wenn diese Fragen unbeantwortet bleiben und praktische Erfahrungen fehlen, zerplatzt das Hervorheben von Ganzheitlichkeit wie eine Seifenblase. Es bleibt weiterhin im Dunkeln, was es bedeutet, eine „Einheit“ zu sein, ganz zu schweigen von der Frage, wie diese herzustellen ist, wenn sie denn fehlt.
Das heißt dann eben auch, dass Schmerz kategorisiert wird und eine Schublade braucht. Ist er strukturell oder funktionell bedingt, als psychosomatisch eingestuft oder mental gewachsen? Klienten fühlen sich erfahrungsgemäß am wohlsten, wenn der Körper allein im Fokus der Intervention steht. Die psychosomatische Schiene kommt wesentlich schlechter an und der mentale Aspekt ist am allerwenigsten beliebt. Wer will schon als mental retardiert gelten oder im Zusammenhang mit fehlender Selbstkontrolle gesehen werden?
Doch wie sieht die Realität aus? Seien Sie ehrlich: Wenn Ihre Schmerzen aufdrehen, können Sie kaum die Beobachtung aufrechterhalten, dass Ihre Schmerzempfindung eine rein physische Angelegenheit ist. Denn das hieße, dass Ihre emotionale Welt unbehelligt und Ihre mentale Verfassung unbeeinflusst bliebe. Ich kenne nicht einen einzigen Menschen, der rein körperliche Beschwerden hat. Schmerz involviert immer den ganzen Menschen mit allen Anteilen, den physischen, den psychischen und den mentalen. Und weil das so ist, dürfen wir den Schmerz nicht grundsätzlich auf die Physis begrenzen und die anderen Anteile als Zusatzkomplikationen sehen. Wenn wir die drei Aspekte als selbstverständliche Faktoren im Schmerzgeschehen verstehen, ganz gleich, ob sie ursächlich oder als Folge daran beteiligt sind, haben wir überhaupt erst die Chance einer erfolgreichen Schmerzintervention.
Gießen Sie Ihr Glas weiter aus und beherzigen Sie den Grundsatz Nummer fünf:
Verabschieden Sie sich von der Vorstellung des gedrittelten Menschen, der in physische, mentale und psychische Anteile zerlegt ist. Sie sind ein ganzer Mensch. Durch Meditation wird sich dies auch in Ihrer Wahrnehmung etablieren.
6. Gesundheitsdefinition
Und schließlich bringt uns der Gedanke an die Einheit von Körper, Seele und Geist zum Thema Gesundheit, denn darum geht es hier ja eigentlich. Von Schmerzen betroffene Menschen wünschen sich nichts mehr, als sich wieder gesund zu fühlen. Und da kommt die Frage auf, was es denn eigentlich heißt, gesund zu sein.
Doch beim Thema Gesundheit kommen wir noch mehr mit unserem herkömmlichen Medizinlatein in Konflikt. Ist ein Mensch gesund, wenn er frei von Beschwerden und ärztlicher Hilfe ist? Und fühlt er sich dann auch so, nämlich rundum gesund? Ist jemand gesund, der zwar keine sicht- und messbaren Beschwerden hat, sich aber mit Beruhigungsmitteln gerade so über Wasser hält? Ist jemand gesund, der im Berufsleben erfolgreich ist, aber zu Hause einen Wutanfall nach dem anderem kriegt? Ist jemand, der mit einem angespannten Rücken Tag für Tag durchhält, gesünder als jemand, der mit anfänglichen Knieschmerzen nach Hilfe sucht? Ist ein positiver und Optimismus vorgebender Mensch, der zu Hause depressiv absackt, gesünder als jemand, dem seine Depression ins Gesicht geschrieben steht? Und ist jemand gesund, der sich mit einem makellosen Gesundheitscheck ständig müde und ausgepowert fühlt?
Wir sollten darüber nachdenken, was Gesundsein im Einzelnen heißt, und klar definieren, dass ein Mensch mit Schmerzen nicht automatisch krank sein muss. Die Diagnose „Schmerzkrankheit“ möchte ich hier hinterfragen.
Gießen Sie jetzt weiter, aber lassen Sie noch ein paar Tropfen drin! Hier ist der Grundsatz Nummer sechs:
Entlassen Sie alle hinkenden Gesundheitsdefinitionen aus Ihrem Wertegerüst. Auch wenn Sie in Ihrer Patientenakte als „chronisch schmerzkrank“ gelten, muss das keine Krankheit sein.
7. Individualität
Wenn ich eins im Laufe meiner Praxisjahre im Zusammentreffen mit Schmerzklienten gelernt habe, dann ist es, dass Schmerz eine absolut individuelle Sache ist. Das ist sie sogar dann, wenn Beschwerden in ein und derselben Körperregion lokalisiert sind. Ich habe mir extra für das Schreiben dieses Buches noch einmal meine Klientendateien der letzten Jahre durchgesehen und versucht, Parallelen zu ziehen, aber es ist mir nicht gelungen. Wenn sich eine Sekretärin mit ihrer Chefin über Schulter-Nacken-Schmerzen unterhält, ein Notar mit einem Möbelpacker über Lumbalbeschwerden fachsimpelt oder ein Student mit einer Friseurin über Spannungskopfschmerzen spricht, wird sich das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf sehr unterschiedliche Sachverhalte beziehen.
Besonders klar wird mir das, wenn ich mir die konkreten Beschreibungen ansehe, mit denen Klienten ihr Empfinden zum Ausdruck bringen. Während einige von ihnen sagen, dass ihre Schmerzen stechen, bohren, schneiden, pulsieren, sägen, hämmern und brennen, werden sie von anderen als klirrend, ziehend, wund, spitz, dröhnend, dumpf, messerstich-, kolik- oder nesselartig erlebt. Sie können hell oder dunkel sein, sich sprunghaft, schubhaft, wellenförmig und impulsiv benehmen, sie können aufflammen, ausstrahlen, aufheulen, sich einschleichen oder explodieren. Oftmals enthalten sie emotionale Bewertungen, indem sie lauern, drohen, quälen, zermürben, zermartern, einen beherrschen, nerven oder geißeln oder indem sie schlichtweg nur die Hölle sind. Weil das so ist, lösen Schmerzen auch individuelle Reaktionen aus: Sie veranlassen jemanden, den Atem anzuhalten, aufzugeben, fast durchzudrehen, in die Knie zu gehen, verzweifelt oder am Ende aller Kräfte zu sein.
Es ist Augen öffnend, wie unterschiedlich Schmerzerfahrene ihre Beschwerden erleben. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass Schmerzerleben ein niemals gleiches, sondern höchst differenziertes Empfinden ist. Deshalb: Vergleichen Sie Ihren Schmerz niemals mit dem anderer, selbst dann nicht, wenn er gleich lokalisiert sein sollte, zur selben Zeit aufkommt oder sich in ähnlichen Schüben zeigt. Schmerzerleben ist immer individuell. Es braucht deshalb auch einen maßgeschneiderten Lösungsansatz und dieser entwickelt sich besonders gut vor dem Hintergrund von Meditation.
Gießen Sie nun den Rest des Glases leer. Grundsatz sieben lautet:
Denselben Schmerz als solchen gibt es nicht. Ihr Schmerz ist einzigartig, unvergleichbar und individuell. Meditationspraxis holt Sie genau dort ab, wo Sie sind.
Das „Meditationsglas” leergießen
Missverständnisse klären
Nachdem Sie das „Schmerzglas” geleert haben und vielleicht an einigen konservierten Auffassungen rund um die Schmerzintervention rütteln mussten, pirschen wir uns an das zweite an, das „Meditationsglas”. Aufgrund meiner Erfahrung ist mir bewusst, dass dieser Schritt schmerzgewohnten Menschen noch mehr Elastizität abverlangen kann, als sich von den klassischen Prinzipien der konventionellen Schmerztherapie zu lösen. Wenn ich nämlich in Gesprächen mit schmerzerfahrenen Klienten das Wort „Meditation” verwende, passiert es gar nicht so selten, dass mein Gegenüber stiller, oftmals distanzierter oder steifer wird.
„Oje …“, dachte Olaf, ein Klient mit jahrelanger Migräne, als ich ihm eine erste Meditationstechnik vorstellte, „ich habe mich wohl in der Tür geirrt.“ Das gestand er mir allerdings erst später, nachdem er bereits zum Fan der Bewegungsmeditationen geworden war. Oder Helena: Sie verdrehte die Augen. „Fürs Meditieren habe ich keine Zeit”, sagte sie fast gekränkt. „Ich habe zwei Kinder, ein großes Haus, eine Firma, Rückenschmerzen und immer etwas zu tun. Ausgeschlossen!“ Mit dem Meditieren habe sie nun wirklich nichts am Hut. Als ich ihr jedoch die erste meditative Technik als „Beobachtungssequenz” vorstellte, war sie von dieser sofort begeistert.
Deshalb bezeichne ich die Meditationsübungen, die ich in meine praktische Arbeit einfließen lasse, nicht immer sofort als Meditationsmethoden, sondern zunächst erst einmal als Bewusstheits-, Beobachtungs- oder Achtsamkeitsübungen. Als Meditation „oute” ich sie erst dann, wenn sich der Klient von bestehenden Vorurteilen verabschiedet hat.
In Meditationsworkshops habe ich Ähnliches beobachtet: Auch hier kommen Vorurteile und Missverständnisse vonseiten der Teilnehmer ans Tageslicht. Mitunter geschieht es sogar, dass ich einen großen Teil der Kurszeit damit verbringe, vorgefertigtes Wissen darüber, wie Meditation zu sein hat, erfahrungsbezogen zu entkräften. Erst dann tauchen wir tiefer in die Innenwelt ein.
Reaktionen wie diese wurzeln häufig darin, dass der Begriff „Meditation” noch immer mit Unsicherheit und Skepsis verbunden ist. Aus diesem Grund geht es nun beim Ausgießen des „Meditationsglases” möglicherweise noch viel mehr darum, leer zu werden, als es bei den ersten sieben Güssen der Fall gewesen ist. Fangen wir an!
8. Meditieren gegen …?
Es ist essenziell wichtig zu verstehen, dass Meditation niemals gegen etwas gerichtet werden kann, das Sie weghaben, vernichten, vermeiden oder loshaben wollen, weil es Sie stört, behindert, zermartert, schwächt, schmerzt, belastet, nervt oder hemmt.
Moment mal, werden Sie sagen, das Thema „Gegen …” als Ausdruck des Kampfgedankens haben wir doch schon ausgegossen, gerade eben, beim „Schmerzglas”. Ja, das stimmt. Doch jetzt können Sie es noch einmal tun, weil die Abkehr sowohl vom „Feindbild Schmerz” als auch vom „Meditieren gegen …” in der Praxis der Innenschau eine fast noch wesentlichere Rolle spielt.
Während der Kampf gegen den Schmerz generell eine unbrauchbare Strategie darstellt, ist das Kämpfen für Schmerzfreiheit auf dem Meditationskissen derjenige Faktor, der eine positive Meditationserfahrung sprichwörtlich sabotiert. Wenn Sie an eine Meditationstechnik mit derselben Haltung herangehen wie an das Einnehmen einer Pille, die gegen ein Symptom wirkt, oder an eine sedierende Injektion, die Sie förmlich „niederspritzt“, werden Sie hundertprozentig enttäuscht sein. Sie können nicht gegen den Schmerz und genauso wenig für das Verschwinden von Schmerz meditieren. Das ist unmöglich. Wenn Sie es versuchten, wären Sie von der Wirkung enttäuscht.
Bevor wir uns das etwas genauer ansehen, gießen Sie jetzt die Strategie vom „Meditieren gegen …“ aus. Kommen Sie mit mir zum Grundsatz Nummer acht:
Wenn Sie der Schmerzlösung halber meditieren, heißt das nicht, gegen den Schmerz zu meditieren. Sie meditieren, damit Sie Ihre innere Balance, Ihre „Mitte” wiederfinden, und das hat positive Auswirkungen auf Ihr Gehirn, wo Schmerzverarbeitung geschieht.
9. Die Abkehr vom Ziel
Jetzt wird es kniffelig: Auch wenn Sie kein Feindbild und kein „Gegen …” in sich tragen, bleibt zumeist eine Zielformulierung übrig. Diese ist oft in der positiven Formulierung versteckt: Sie meditieren für Schmerzfreiheit, für das Abklingen von Beschwerden oder unangenehmen Emotionen, für mehr Entspannung, für weniger Angst und für ein Arbeitsleben ohne Stress. In den Gedanken schmerzgeplagter Meditierer kreisen ständig Sätze wie: „Wenn ich jeden Tag fleißig meditiere, werde ich hoffentlich in zwei, drei, vier Wochen … jedenfalls bald schmerzfrei, besser, positiver, problemfreier oder, oder, oder … sein“.
Formulieren wir es einmal so: Ein solches Ansinnen liegt nahe, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass Sie sich nicht mit einer konkreten Zielorientierung im Kopf auf den Meditationsschemel hocken können. Das klappt deshalb nicht, weil das menschliche Nervensystem nicht auf diese Weise funktioniert. Selbst durch intelligenteste meditative Impulse können wir bei ihm nicht in Auftrag geben, was wir uns im Einzelnen wünschen. Das Nervensystem hat keinen Reizaufnehmer für Botschaften wie: „Ich möchte vom Schmerz zu Schmerzfreiheit gelangen, vom Frust zum Glück, vom Problem zu Problemlosigkeit, von Panik zur Gelassenheit.“ Sie können getrost über dreißig Jahre Meditationsübungen mit einem solchen Zielgedanken praktizieren und dennoch muss sich der angestrebte Zustand nicht einstellen.
Im Gegenteil. Eine konkrete Zielformulierung verhindert eher, dass sich ein positives Selbstempfinden bahnen kann. Das ist so, weil Sie mit einer Zielvorgabe einen leisen inneren Druck erzeugen, der zu einer subtilen Muskelspannung führt. Diese muss vom Gehirn organisiert werden, sodass es aktiv bleibt und sich schon gar nicht gleichzeitig um das Bahnen gegenteiliger, also angenehmerer Empfindungen kümmern kann. Außerdem engt eine Zielvorgabe den Fokus ein und führt dazu, dass Sie unerwartete Effekte des Meditierens als irrelevant einstufen, weil sie nicht innerhalb Ihres abgesteckten Erwartungsrahmens liegen.
Um hier realistisch zu sein: Jeder Mensch hat eine gewisse Intention, eine Absicht, warum er sich zur Innenschau entschließt. Das sind tatsächlich in den meisten Fällen Herausforderungen oder massivere Probleme im Leben, die ihn ans Limit führen und einen Handlungsbedarf kreieren. Meditation ist dann einer der letzten Grashalme, nach denen Menschen unter Handlungsdruck greifen. Ich schätze, dass etwa neunzig Prozent meiner Klienten ursprünglich aus diesen Beweggründen auf dem Meditationskissen gelandet sind. Und Hand aufs Herz: Aufgrund Ihres Wunsches nach Veränderung haben Sie sich ja auch dieses Buch gekauft oder es von jemandem geschenkt bekommen. Das ist gut und richtig und vollkommen normal.
Lassen Sie uns hier einen gemeinsamen Ausgangspunkt finden: Natürlich dürfen Sie Ihre Intention, schmerzfrei zu werden, weiterverfolgen und als Absicht formulieren. Das ist überhaupt kein Problem. Sobald Sie sich dann aber den praktischen Übungen widmen, versuchen Sie einmal, diese Intention etwas beiseitezulassen. Nehmen Sie eine offene, empfängliche Grundhaltung ein und bleiben Sie wach für alles, was geschieht. So lange Sie das große „Bild” von Meditation noch nicht kennen und noch kein Gefühl dafür haben, was sich intern zum Positiven hin verändern kann, sollten Sie jegliche auftretende Veränderung willkommen heißen, selbst dann, wenn sie mit einer Schmerzlinderung erst einmal gar nicht im offensichtlichen Zusammenhang steht. Dazu gebe ich Ihnen später noch genaue Anhaltspunkte.
Gießen Sie jetzt einen nächsten Schwapp des Wassers aus und machen Sie sich bewusst, dass Ihr Schmerz den Rückzug nicht auf Grundlage eines direkten Ursache-Wirkungs-Effekts antreten wird. Kommen wir zu Grundsatz Nummer neun:
Beim Meditieren führt eine direkte Zielorientierung nicht zum Erfolg. Nehmen Sie eine offene innere Haltung ein, die neue Erfahrungen einlädt und innere Veränderung begrüßt.
10. Meditieren heißt nicht sitzen
An dieser Stelle möchte ich Ihnen einen sehr wichtigen, weil grundlegenden Fakt zum Verständnis von Meditation vermitteln. Wenn Sie einen Laien fragen, was er unter Meditation im Allgemeinen versteht, wird er Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit ungefähr drei Dinge sagen und sich dabei auf das Bild einer Buddhafigur beziehen. Er wird sagen, dass man in einer aufrechten Haltung still zu sitzen und dabei die Beine überkreuzt zu halten hat. Mit geschlossenen Augen begebe man sich so zur Ruhe und fühle sich danach als gelassener Mensch.
Auch wenn ich hier etwas übertrieben habe, ist das in etwa das Bild, mit dem viele Menschen das Meditieren assoziieren. Und ja, es ist kein Wunder. Diese Vorstellung ist nicht nur den vielen Buddhastatuen geschuldet, die wir beim Aldi, im Möbelmarkt und in jedem Asia-Shop kaufen können, sondern auch den geläufigen Meditationsanleitungen auf YouTube, Google, Facebook und den übrigen Social-Media-Kanälen, die tatsächlich das stille Sitzen als Maßgabe nehmen.
Zunächst einmal eines: Meditationspraxis hat nicht unbedingt etwas mit stillem Sitzen zu tun. Wie Sie später sehen werden, ist die Welt der Bewusstheits- und Meditationstechniken eine sehr farbige, die immer bunter wird, je mehr Anerkennung Meditation als etwas Natürliches und Gesundes genießt. Innerhalb des 30-Tage-Programms werde ich Sie sogar mit Methoden vertraut machen, die Sie inmitten Ihres Alltags anwenden können, während Sie arbeiten, essen, Musik hören, feiern, am Computer sitzen, kochen oder ruhen. Darüber hinaus gibt es bewegungsbezogene Methoden, die gar kein Sitzen erfordern. Schmerzgewohnte Klienten atmen bei dieser Botschaft auf, denn die meisten von ihnen haben sich vor ihrem geistigen Auge schon unruhig auf dem Meditationskissen herumrutschen und auf die Uhr schielen gesehen.
Um dieses Vorgehen zu verinnerlichen, möchte ich Ihnen hier eine Unterscheidung erklären: Wenn ich in diesem Buch von Meditation schreibe, ist das vom Begriff her eigentlich nicht ganz korrekt. Es gibt Meditationstechniken, die Sie praktizieren, üben und ausführen können. Wie bereits erwähnt, ist die bekannteste davon das meditative Beobachten der inneren Vorgänge, was im stillen Sitzen passieren kann. Das ist das eine. Und dann gibt es noch den inneren „Zustand von Meditation”, der durch das Praktizieren von Meditationsübungen eingeladen wird. Dieser Zustand bezieht sich auf eine Erfahrung des inneren Stillseins, das mit einem Nicht-Involviertsein in innere Prozesse verbunden ist. Gedanken mögen weiter ihre Runden drehen, Emotionen können auch weiterhin vorhanden sein, doch Sie als Meditierende sind nicht in deren Inhalte involviert. Und das ist wichtig: Genau dieses Geschehen, das „Erfahren von Meditation”, ist dafür verantwortlich, dass sich die vielen positiven Effekte auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden entrollen. Es ist nicht das Praktizieren der Meditationsübung als solche, das zählt, sondern das Erfahren des meditativen Nicht-Involviertseins, das für Veränderungen in unserem Organismus sorgt.
Zurück zum Sitzen: Wenn Sie sich meditierend hinsetzen möchten und es Ihnen anstrengungslos gelingt, Ihr Nervensystem auf diese Weise zu beruhigen, steht dem nichts entgegen. Nur seien Sie hier unglaublich wach! Es gibt viele Fallstricke, in denen Sie sich dabei verfangen können. Sie wären nicht der erste Meditierer, dem das passiert.
Und noch ein anderer Faktor kommt hier ins Spiel: Gerade weil das meditative Sitzen in vielen Köpfen so stark manifestiert ist, es aber vielen Menschen große körperliche Herausforderungen bereitet, gelassen im Lotossitz zu ruhen, kommt der Ehrgeiz ins Spiel. Mit dem Ehrgeiz poliert sich unser Ego und mit dem Ego verschafft sich der Leistungsgedanke auf dem Meditationskissen seinen Platz. Deshalb ist auch die Vorstellung verbreitet, dass diejenigen die erfahrensten Meditierer sind, die am längsten regungslos in einer Position verharren können oder in Retreats zu den Durchhaltern zählen. Wer den Körper mit seiner Quengelei am diszipliniertesten übergehen und geißeln kann, findet Beachtung. Wer sich härtesten Aufgaben unterzieht, wird als Meditationsexperte oder Meister verehrt.
Lassen Sie mich hier sehr deutlich sagen: Beim Meditieren hat der Leistungsgedanke keinen Platz. Es gibt keine Nominierung zum Meditations-Oscar, weder zum „Wie-lange-kann-ich-in-der-Lotosposition-sitzen-Award” noch zu „Wetten, dass …?“. Der „Zustand von Meditation” ist es, der für Veränderung in der Impulsverarbeitung sorgt, und dieser muss Ihnen genauso wenig sitzend geschehen, wie er an zeitliche Maßgaben oder an körperliche Parameter gebunden ist. Wodurch er erreicht wird, welche Technik ihn einladen oder hervorrufen kann, ist eigentlich gar nicht die Priorität. Für Sie ist wichtig herauszufinden, wie er Ihnen geschieht. Es reicht vollkommen aus, wenn Sie bei sich ankommen und sich in sich hinein entspannen, sodass überflüssige innere Angespanntheit von Ihnen abbröckeln kann.
Leeren Sie nun Ihr Glas weiter und verinnerlichen Sie den Grundsatz Nummer zehn:
Während das klassische Sitzen nur eine von vielen Meditationstechniken ist, spielt die entscheidende Rolle, dass sich der „Zustand von Meditation“ in Sie einschleichen kann. Dieser ist es, der die Vorgänge der Schmerzverarbeitung moduliert.
11. Hang zum Materialismus
Und weiter geht‘s. Sobald Sie sich der Bewusstheits- und Meditationspraxis nähern, empfehle ich Ihnen, dass Sie sich von einem möglichen Hang zum Materialismus lösen, der ausschließlich anerkennt, was Sie sehen, hören, anfassen, messen, nachweisen oder in Zahlenreihen kleiden können. Sehen? Anfassen? Hören? Da hat Meditation schlechte Karten. Ihre Wirkung ist genauso wenig materiell, wie es Schmerz ist. Wenn Sie ihn, den Schmerz, packen und aus dem Fenster werfen könnten – wie schön!
Auch wenn die Hirnmessungen der Meditationsforscher durch bildgebende Untersuchungsmethoden mit präzisen Aufzeichnungen auf dem Screen beeindrucken und dadurch die Wirkung von Meditationspraxis auf das menschliche Gehirn beweisen, wird unsere Innenwelt niemals vollständig nachvollziehbar sein. Selbst die bahnbrechendsten Ergebnisse werden nicht durch reinste lineare Logik erzielt. Es ist immer ein Faktor des Verborgenen, des Unzugänglichen und Unbenannten enthalten. Wäre das nicht so, würden sich Forscher gar nicht dazu animiert fühlen, weiterzusuchen und noch tiefer in die Furchen des Gehirns hineinzusehen.
Eines darf ich Ihnen bereits vorab sagen: Sobald Sie Ihren Blick nach innen richten und Gefallen daran finden, werden Sie die Anerkennung des „Immateriellen“, des nicht Festzumachenden irgendwann viel natürlicher finden als das materiell ausgerichtete Vorgehen. Das ist so, weil uns die inneren Ungewissheiten den Weg zum Reifen weisen. Sie halten uns in Bewegung und schubsen unsere Selbstentwicklung an. Wenn Sie mich fragen, ist dieser Prozess das einzige, was uns Menschen wirklich befriedigt und unserem Leben einen innewohnenden Sinn geben kann.
Aber genau das, das Unerklärbare auf uns zukommen zu lassen und letztlich als Lebensfaktor anzuerkennen, kann eine schwere Hürde für Menschen mit Langzeitschmerz sein: Warum sollten sie sich auf etwas einlassen, für das es nicht einmal ansatzweise eine materielle Garantieerklärung gibt?
Nehmen Sie das Meditationsglas zur Hand und gießen Sie weiter. Der meditative Grundsatz Nummer elf lautet:
Verabschieden Sie sich vom puren Materialismus. Vertrauen Sie Ihrem Eigenempfinden und Ihrem Instinkt! Indem Sie Ihre Innenwelt entdecken, wird Ihr Leben noch lebenswerter und reichhaltiger.
12. Der Glaube an …
Das Thema des Immaterialismus bringt uns unweigerlich zum nächsten Fakt. Wenn es also keine materiellen oder gesicherten Anhaltspunkte für diesen „Zustand Meditation“ in unserem Inneren gibt, woran halten wir uns dann fest? Woran orientieren wir uns? Müssen wir daran glauben, damit die „Erfahrung Meditation” von uns Besitz ergreifen kann?
Ich habe einige Menschen getroffen, die mich als Erstes danach fragten, ob sie an eine bestimmte Meditationswirkung glauben müssten, damit sie ihnen passiert. Nein. Das müssen Sie nicht. Meditation hat mit dem Glauben an einen bestimmten Effekt nichts zu tun. Im Gegenzug mag das allerdings geschehen: Wenn Sie von vornherein wissen, dass Ihnen die Meditationspraxis nicht weiterhelfen wird und Sie sich folglich mit Misstrauen und Skepsis ans Praktizieren machen, dann können Sie tatsächlich erwarten, dass Ihnen die Erfahrung von Meditation vorenthalten bleibt. Doch anders herum funktioniert es nicht. Sie müssen nicht an Meditation glauben, damit sie wirkt.
Das bringt mich noch zu einem weiteren Punkt, bei dem das „Glauben an …” eine Rolle spielt. „Ist es empfehlenswert, sich mit dem hinduistischen Glauben zu befassen, wenn ich Yogameditationen richtig praktizieren will?“, fragte mich Robert, ein junger Klient. „Muss ich an Buddhas Sichtweisen glauben, dass es hilft?“, wollte Tim wissen, als ich ihm eine Technik mit einem buddhistischen Hintergrund vorschlug. Beide Fragen habe ich verneint. Auch wenn zahlreiche Meditationstechniken aus Systemen mit einem religiösen Hintergrund stammen, heißt das nicht automatisch, dass dieser als Voraussetzung für die Praxis gilt. Sie werden dabei weder zu einer gläubigen oder religiösen Person, noch müssen Sie sich mit den Glaubensinhalten befassen.
Tatsächlich habe ich gelesen, dass Menschen tiefere Meditationserlebnisse haben sollen, wenn sie an etwas Bestimmtes glauben, das mit der Technik in Verbindung steht. Aber diese Untersuchungen stammen zumeist von Meditationsunternehmen, die „Glauben“ produzieren wollen. Ich selbst kann das nicht unterstützen. Während jeder Mensch seinen Blick nach innen richten kann, stehen Glaubenssätze und Überzeugungen einer echten Meditationserfahrung eher im Weg, als dass sie unterstützend wirken. Das wurzelt in der Tatsache, dass der Glaube an etwas einem Menschen von vornherein ein inneres Empfindungsgerüst, ein abgestecktes Wahrnehmungsfenster vorgibt. Dadurch können bestimmte innere Impulse den Filter der Wahrnehmung gar nicht erst passieren, sodass ein Teil möglicher Erfahrungen, unerwartete Erkenntnisse oder neue sensible Qualitäten ausgeschlossen werden. Außerdem bleibt beim „aktiven Glauben an …“ der sogenannte „Mind“ aktiv, der ja beim Meditieren Ruhe geben und in den Hintergrund treten soll.
Sie müssen also an nichts glauben, weder an Buddha, den Hinduismus, an Esoterik, Spiritualität, Weltflucht und nicht einmal an dieses Buch. Sie müssen sich weder mit Gott, Shiva oder Shakti befassen noch ein Fan von Räucherstäbchen, Om-Tönen, Mantras, Mudras oder Yogahaltungen sein. „Erfahren statt glauben“ ist meine Devise, ob gegenüber einer Lehre oder einem Lehrer, einer Theorie oder einer Religion. Am besten ist es, wenn Sie Ihre Sensoren von jeglichen Bewertungen „blankputzen“ und eine neutrale innere Haltung einnehmen. Das wäre aus meiner Sicht der ideale Beginn.
Schauen wir auf den meditativen Grundsatz Nummer zwölf:
Verabschieden Sie sich davon, dass Sie an Meditation glauben müssen. Wenn Sie offen für neue Erfahrungen in Ihrem Innern sind, reicht das für das Wahrnehmen neuer Impulse vollkommen aus.
13. Angst vor Kontrollverlust
Ich erinnere mich gut daran, als Hebammen die ersten Akupunkturnadeln setzten, um Geburtsschmerzen zu lindern, als Zahnärzte in ihren Praxen Hypnose zur Angstlinderung vorstellten oder Homöopathen damit begannen, Erkrankungen mit kleinen weißen Kügelchen zu behandeln. Es war, als erschütterten gleich mehrere Erdbeben das Hoheitsgebiet der Medizin. Und so war es auch mit der Legitimierung von Meditation.
Als die ersten Meditierer aus Asien zurückkamen und über ihre Erlebnisse sprachen, hatten sie nicht nur mächtig viel Gegenwind, sondern wurden auch mit öffentlich akzeptierter Feindseligkeit und Arroganz konfrontiert. Warum? Weil viele Menschen das Gefühl hatten, das, was sie da an anderen erlebten, sei ein Beweis dafür, dass sich ihr Leben durch Meditation ihrer Kontrolle entzöge. Etwas Dubioses muss da im Gange sein, etwas Unfassbares, das nichts als Gehirnwäsche und Willenlosigkeit erzeugt.
Tatsächlich beobachte ich, dass solche Befürchtungen oder die Angst vor Kontrollverlust einer der meistgenannten Gründe dafür sind, dass viele Menschen dem Thema Meditation immer noch mit Distanz begegnen oder es sogar mit Argwohn beäugen. Und ja, Meditierende verändern sich. Sie verändern ihre Ausstrahlung, ihre Gewichtung, ihre Maßstäbe, ihre Werte. Und das passiert deshalb, weil die Kontaktaufnahme mit der inneren Welt tatsächlich andere Maßstäbe setzt. Wie Sie mittlerweile ahnen mögen, unterscheiden sie sich von denjenigen, mit denen wir in der Schule, in der Berufsausbildung oder in der Universität vertraut gemacht wurden. Insofern bewegen sich angehende Meditierer zunächst einmal auf ungewohntem Terrain. Und ja, das kann verunsichern und zu dem Empfinden führen, das Leben entgleite den eigenen Händen.
Vielleicht kennen Sie das ja auch schon. Vielleicht haben Sie es mit dem Meditieren sogar praktisch versucht, aber das Gefühl gehabt, ins Bodenlose zu versinken. Sie fürchteten sich, wurden unsicher oder bekamen sogar Angst. Sie konnten sich nicht orientieren, wussten nicht, wohin mit Ihrem inneren Blick. Andrea, eine Klientin, sagte, dass sie einige Anläufe genommen, aber gar nicht gewusst habe, wie sie es „anstellen” solle. „Ich habe mich hingesetzt, die Augen zugemacht und gewartet. Als nichts passiert ist, habe ich Panik gekriegt und es als eine der blödesten Sachen der Welt abgehakt.“
Solche Bedenken sind nicht selten und gewissermaßen normal. In einer Welt, in der viele Menschen ein mangelndes Sicherheitsempfinden beklagen, weil sie täglich mit Ereignissen konfrontiert werden, die für ihr Dasein bedrohlich sind, haben sie vielleicht ohnehin das Gefühl, dass ihnen alles außer Kontrolle gerät. Und jetzt schlage ich vor, auch noch im Inneren die Kontrolle aufzugeben und sich freizumachen für das, was im Bereich des Unbekannten liegt?
Auch wenn ich vollstes Verständnis für diese Bedenken habe, kommen wir um einen wichtigen Fakt nicht herum: Wenn Sie die Wirkung Ihrer meditativen Explorationen zu kontrollieren beabsichtigen wie den Bau eines Hauses, die Reparatur Ihres Rasenmähers oder die Hausaufgaben Ihrer Kinder, dann setzen Sie sich gleichzeitig starke Grenzen. Während die Schärfe Ihres Kontrollblicks im Außen durchaus gerechtfertigt sein kann, muss sie sich im Zuge der Innenschau zurückziehen und Ihnen ein offenes Erfahrungsfeld gewähren.
Das bedeutet aber nicht, dass Sie dadurch kontrollierbar, hörig oder willenlos werden und sich Ihrem Einfluss auf sich selbst entziehen. Nein. Im Gegenteil. Erst mit dem Aufgeben Ihres wasserdichten Kontrollbedürfnisses werden Sie in die Lage versetzt, sich wirklich kennenzulernen und infolgedessen das „Kommando” über sich zu übernehmen. Das klingt wie ein Widerspruch. Ich weiß. Doch so ist das nun einmal: Genauso wie ein Vogeljunges aus dem Nest geworfen werden muss, damit es merkt, dass es fliegen kann, oder wie Sie beim Fallschirmspringen erst einmal aus einem Flugzeug herausspringen müssen, bevor der sichernde Fallschirm Sie auffängt, müssen Sie die Kontrolle aufgeben, um zu erfahren, worin Ihre wahre innere Sicherheit besteht.
Leeren Sie Ihr Glas weiter, doch lassen Sie noch einen letzten Tropfen drin. Verinnerlichen Sie den Grundsatz Nummer dreizehn ganz und gar:
Indem Sie beim Meditieren die innere Kontrolle aufgeben, werden Sie nicht schwächer, sondern stärker. Sie erfahren, worin Ihre wahre innere Sicherheit liegt.
14. Individualität
Moment, werden Sie sagen, hier kommt es nochmals zu einer Wiederholung! Auch das Thema der Individualität haben Sie bereits ausgegossen. Das stimmt. Doch nicht nur Schmerzen sind eine individuelle Erscheinung, auch das Erleben von Meditation.
Holen wir hier kurz aus: Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass ich Ihnen den Unterschied zwischen dem „Zustand Meditation” und dem Praktizieren einer Meditationstechnik aufgezeigt habe. In diese Zweiteilung haken wir uns hier ein, denn nicht jede Meditationstechnik ist für jeden Menschen gleichermaßen gut: Ein von Stress geplagter Mensch beispielsweise, der unter Dauerspannung steht, braucht andere Impulse als jemand, der sich müde und lethargisch fühlt. Ein mental beanspruchter Mensch muss eine andere Tagesroutine entwickeln als jemand, der eine physisch herausfordernde Tätigkeit hat. Ein Mensch, der einer repetitiven, wenig herausfordernden Arbeit nachgeht, muss sich innerlich anders ausrichten als jemand, dessen Hauptaktion in vielseitigster kreativer Beanspruchung besteht. Meditationstechniken müssen das konkrete Nervensystem ansprechen, und weil Nervensysteme individuell sind, ist Meditationspraxis, was Techniken und Methoden anbelangt, nicht weniger individuell. Diese Notwendigkeit potenziert sich dann noch einmal, wenn Schmerzen beim Meditieren eine Rolle spielen: Meditationspraxis zur Schmerzlösung greift nur dann, wenn sie somatisch stimmig, weil maßgeschneidert für das entsprechende Nervensystem ist.
Und weiter geht‘s: Während es also auf die Auswahl der adäquaten Meditationstechnik ankommen wird, ist das Erleben des Zustandes von Meditation ebenfalls kein einheitlicher Prozess. Das Eintreten des Zustandes von Meditation muss Ihnen nämlich nicht, wie das sehr viele Meditierende erwarten, während der Meditationspraxis unmittelbar widerfahren! Das kann es, muss es aber nicht. Es kann Ihnen genauso gut nach dem Praktizieren oder zu einem späteren Zeitpunkt geschehen.
Ein Beispiel: Sie haben eine Meditationstechnik praktiziert. Alles war stimmig, aber Sie konnten verfolgen, dass Ihre Gedanken währenddessen hellwach und auf demselben Erregungslevel geblieben sind. Irgendwann öffnen Sie die Augen, stehen auf und gehen vielleicht in den Garten hinaus. Und puff! Sie staunen. Erst im Vergleich mit der Außenwelt bemerken Sie, dass das Klima in Ihnen doch ganz still geworden ist.
Genauso gut kann es Ihnen passieren, dass Ihnen im direkten Zusammenhang mit Ihrer Übungspraxis, also weder währenddessen noch unmittelbar danach, rein gar nichts Nennenswertes geschieht. Doch ein paar Tage später, während Sie inmitten des Citytrubels stehen, in der Einkaufsschlange warten oder in der vollen S-Bahn stecken, wundern Sie sich, wie ruhig Sie sich fühlen und dass Sie das turbulente Treiben um Sie herum überhaupt nicht erreicht. Sie stehen wie in der Mitte eines sich drehenden Kreisels und sind einfach nur „da”, anwesend und zentriert.
Und schließlich greife ich noch auf meine eigene erste Meditationserfahrung zurück: Vor mehr als zwanzig Jahren rutschte ich in einem Feldenkrais-Training in der Pause einer Bewegungssequenz ganz unvorbereitet in einen Zustand der Stille hinein. Ich habe das damals gar nicht als meditative Erfahrung anerkannt, weil in meinem Kopf das Raster saß, dass einem solche Momente nur dann geschehen, wenn man eine „ordentliche” Meditationstechnik praktiziert.
Es gibt also sehr viele unterschiedliche Versionen, wie, wann und wodurch Ihnen der Zustand Meditation geschehen kann. Tatsächlich ist das ein absolut individuelles Geschehen, auf das ich in den nächsten Kapiteln noch einige Male zurückkommen werde.
Und „last but not least” auch bei den meditativen Effekten verhält sich das so: Was für den einen die größte Erkenntnis des Lebens ist, kann für einen anderen Menschen nur eine Albernheit sein, für einen weiteren ein Irrtum und für den nächsten die langweiligste Sache der Welt. Was wir im Zuge der Innenschau erfahren, wie wir es erleben und insbesondere, wie es sich dann in unser Leben integriert, könnte unterschiedlicher nicht sein. Alle drei Aspekte, das Finden der richtigen Technik, das Meditationserleben an sich und der Zeitpunkt, wann uns dieses bewusst wird, sind von Mensch zu Mensch so unterschiedlich wie sein Aussehen und sein gesamtes Sein.
Kommen wir zum vierzehnten und letzten Guss, in den Sie nun Ihre allergrößte Aufmerksamkeit legen:
Lösen Sie sich von der Idee, dass Vergleichbarkeit beim Meditieren entsteht. Meditatives Erleben ist immer einzigartig, differenziert und individuell.
„Ja, vielleicht”
Zwei leere Gläser
Nun haben Sie zwei leere große oder kleine Gläser vor sich stehen und das bedeutet in diesem symbolischen Kontext, dass Sie sich empfänglicher und aufnahmebereiter für das dreißigtägige Schmerzprogramm gemacht haben. Wenn es mir dabei gelungen ist, etwaige Vorurteile, skeptische Meinungen oder vorschnelle Bewertungen über das Gebiet der Meditation aufzuweichen, genügt mir das an dieser Stelle voll und ganz.
Im Folgenden wird es für Sie verstärkt darum gehen, neue Erfahrungen zu sammeln, gewissermaßen wieder zu lernen, vielleicht sogar zum blutigen Anfänger zu werden, der leer genug ist, um aufnahmefähig zu sein. Und das ist ein wunderbarer Moment! Aus meiner Sicht ist es einer der kostbarsten Momente überhaupt, in einer eingefahrenen oder feststeckenden Situation wieder von vorn beginnen zu dürfen.
Eine Zenparabel
Wie Sie bereits beim Lesen der vierzehn Punkte bemerkt haben, liegt ein großes Potenzial zur Heilung darin, dass wir uns von Bewertungen, Vorurteilen und Schubladendenken lossagen. In der Schmerzintervention spielt diese Tatsache keine geringe Rolle. Im Gegenteil.
In vielen Schmerzfällen ist es nicht der Schmerz als solcher, der den Betroffenen die allergrößten Probleme bereitet, sondern das Verhältnis, das sie zu ihm einnehmen, die Bewertung, die sie ihm geben, und die Prognosen, die sie ihm anheften. Tatsächlich ist der ständig bewertende, nach Urteil bohrende und problemverliebte Verstand das größte Hindernis, wenn sich eine Schmerzsituation verändern soll.
Vielleicht haben Sie das bereits ganz von selbst beim Ausgießen der beiden Gläser sehen können. Dieser Fakt potenziert sich dann noch einmal, wenn es bereits eine Reihe negativer Erfahrungen und schiefgegangener Therapieversuche gab. Dann ist es schwer, wieder von vorn zu beginnen und sich in eine offene Stimmung zu versetzen. Aus genau diesem Grund gebe ich Ihnen hier eine Zenparabel mit auf den Weg, die Sie gern im Hinterkopf behalten können. Wie es bei diesen überlieferten Kurzgeschichten üblich ist, geht es nicht darum, die Inhalte wörtlich zu nehmen, sondern ihren Sinngehalt „intern“ zu verstehen, ihn mehr zu erfühlen, als den Sachverhalt im Detail auf die Goldwaage zu legen. Lehnen Sie sich nun noch entspannter zurück und lassen Sie die Essenz der Parabel in sich einsickern.
„Ja, vielleicht …“
Ein Farmer arbeitete über lange Zeit hart daran, den Boden für die Getreideaussaat optimal vorzubereiten. Gewissenhaft kümmerte er sich darum, dass er nichts übersah.
Kurz vor der Aussaat aber lief sein Pferd davon, das sein Hauptarbeitsmittel war. Ohne Pferd war er aufgeschmissen. Sollte denn alle Mühe umsonst gewesen sein?
Die Nachbarn des Farmers hatten davon gehört und waren voller Mitgefühl. Sie kamen, um ihn zu trösten: „Was für ein Unglück!“, riefen sie. „Was für eine Tragödie! Wie konnte das nur passieren!“
Doch der Farmer blieb ruhig. Dann nickte er und sagte: „Ja, vielleicht …“
Am nächsten Morgen hörte der Farmer das Geräusch von Pferden auf seinem Hof. Als er das Fenster öffnete, sah er, dass sein Pferd zurückgekommen war. Es hatte drei Wildpferde mitgebracht, die ihm auf seinem Ausflug offensichtlich gefolgt waren.
Wieder kamen die Nachbarn zu ihm. Dieses Mal riefen sie: „Wie toll! Großartig! Was für ein Glück, dass dein Pferd wiedergekommen ist! Und was für ein Wunder, dass du jetzt sogar gleich mehrere Pferde hast! Was für ein Glück!”
Der Farmer blieb wieder sehr ruhig. „Ja, vielleicht …”, antwortete er erneut.
Einige Zeit später versuchte der Sohn des Farmers auf einem der neuen wilden Pferde zu reiten. Dieses warf ihn aus dem Sattel und er brach sich ein Bein. Der Sohn konnte dem Farmer bei der Arbeit, die in vollem Gange war, nicht mehr helfen, sodass der Farmer die Ernte allein bewältigen musste. Dadurch würde er den größten Teil der Ernte einbüßen, was für ihn eine Existenzfrage war.
Wieder kamen die Nachbarn und gaben ihre Kommentare ab: „Was für ein Pech!”, riefen Sie. „Was für ein Unglück, dass das ausgerechnet jetzt inmitten der Ernte passieren muss!”
Der Farmer entgegnete wieder: „Ja, vielleicht …”
Gerade einen Tag später erschienen Offiziere auf dem Grundstück, um den Sohn des Farmers in die Armee zu holen, um in den Krieg zu ziehen. Doch weil dieser ein gebrochenes Bein hatte, sahen sie davon ab.
Die Nachbarn freuten sich für den Farmer und seinen Sohn. Ich denke, Sie wissen genau, was ihnen der Farmer geantwortet hat.
Bevor Sie die dreißig Tage nicht beendet haben, versuchen Sie einmal, die innere Haltung des Farmers einzunehmen und sich bewusstzumachen, dass alles, was Sie erfahren, nicht das Ende Ihrer Erfahrungen ist.