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Der Deal

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»Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als er dich geküsst hat!«

»Halt die Klappe, Finn.« Ich werfe meine Reisetasche in den Truck, klettere hinein und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, bevor ich lauthals fluche. Trevor, der direkt neben mir sitzt, schaut stoisch geradeaus, obwohl er vermutlich anhand meines Tonfalls weiß, worum es geht und wie ich mich gerade fühle. Ich will nur noch nach Miami und endlich Sandy sehen, mich mit irgendwelchen Cocktails abschießen und den heutigen Tag aus meinem Gedächtnis streichen.

Bevor ich es richtig mitbekomme, sind wir schon am Flughafen. Trevor begleitet uns zum Check-In. Die Abflughalle ist ein winziger Raum mit zwei Tischen als Counter und ein paar Plastikstühlen für die Wartenden. Die Flüge stehen handgeschrieben auf einem Whiteboard. Ich komme mir vor wie in einer anderen Welt.

Finns Stimme holt mich in die Abflughalle zurück. Er diskutiert lautstark mit der Frau hinter dem Counter. Trevor wirft mir einen abschätzenden Blick zu. Will er sicherstellen, dass ich auch tatsächlich in die Maschine einsteige?

»Was ist denn los?«

»Rebecca, du musst mir einen ganz, ganz großen Gefallen tun.« Finn zieht mich zur Seite. »Es gibt nur noch einen freien Platz, und ich muss meinen Anschlussflug bekommen.«

»Aber wir haben doch gültige Tickets«, sage ich, ohne die Tragweite der Information zu erfassen.

»Schon, aber sie sind überbucht.«

»Wie können sie überbucht sein, Nele hat die Flüge doch bestätigt. Oder?«, setze ich vorsichtig hinzu.

Finn fährt sich verzweifelt mit den Fingern durchs Haar, tritt unruhig auf der Stelle, zuckt mit den Schultern und weicht gleichzeitig meinen Blick aus. Was Körpersprache angeht, sendet er gerade alle möglichen Signale wild durcheinander. »Keine Ahnung, was da schief gegangen ist. Karibik eben.«

Ich schnaufe abfällig. »Was für ein Chaos. Können die nicht jemand anderen abladen?« Jemand, der nicht in Miami von Sandy erwartet wird. Jemand, der nicht ich ist.

»Haben wir schon versucht, hat nicht funktioniert.« Jetzt bin ich mir sicher, dass Finn meinem Blick bewusst ausweicht. »Rebecca, ich muss den Abendflug nach London erwischen, weil da morgen ein Open Air Festival ist, von dem ich Bilder liefern muss. Margie killt mich, wenn ich nicht rechtzeitig dort bin.«

Der Gedanke an Margie stoppt mich. »Versprichst du mir hoch und heilig, Margie nichts von dem Interview zu erzählen? Vielleicht bekomm ich’s doch noch so geschrieben, dass man einen Artikel draus machen kann.« Selbst wenn ich meinen Urlaub dafür opfern muss!

Finn ist nicht blöd, er war dabei und weiß, dass ich das Interview vermasselt habe. Immerhin rechne ich es ihm hoch an, dass er mich mit diesem Wissen nicht erpresst. Zumindest nicht direkt. Jetzt endlich guckt er auf, sein schlechtes Gewissen deutlich sichtbar. »Deal.«

»Okay«, sage ich seufzend. Nicht, weil Finn so verzweifelt aussieht, sondern weil ich weiß, dass er mich in der Hand hat. »Ich nehme den nächsten Flieger. Im Gegenzug sagst du Margie nichts über mein Desaster.«

»Du bist ein Schatz, Rebecca.« Finn nimmt seinen Pass entgegen, winkt mir kurz zu und steigt in das Flugzeug, das direkt hinter dem Gebäude steht. Hinter ihm schließen sich die Türen und die Maschine rollt los.

Ich drehe mich zu der Frau hinter dem Counter um, die gerade ihre Sachen zusammen packt. »Entschuldigen Sie, wann geht der nächste Flug?«

»Frühestens morgen.« Sie schließt eine Schublade, dann wischt sie die Tafel ab und sagt noch etwas von einem Sturm, bevor sie ihre Jacke anzieht, ihre Handtasche nimmt und den Raum verlässt. Ich sehe ihr sprachlos hinterher. Wo bin ich hier gelandet? Und vor allem: Wie komme ich hier wieder weg?


Das Haus sieht noch genauso aus wie vor knapp zwei Stunden, als wir es verlassen hatten. Mit dem kleinen Unterschied, dass es inzwischen dämmert.

Trevor parkt den Truck, und ich klettere deutlich unwilliger als noch heute Nachmittag heraus. Nach einem kurzen Telefonat hatte er mir seine Hilfe angeboten. Aber alle meine Fragen nach alternativen Flügen, Hotels, Pensionen oder Ähnlichem wurden von ihm abschlägig beantwortet: Ein Hurrikan hat Kurs auf die Bahamas genommen, Flüge und Fähren zum Festland sind bis auf Weiteres eingestellt, alle Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht. Selbst mein Handy hat kein Netz, so dass ich Sandy nur kurz mit Trevors Smartphone anrufen und über meine missliche Lage in Kenntnis setzen konnte.

»Hurrikan? Was für ein Hurrikan?«, hatte Sandy besorgt gefragt. »Liebes, wenn es eine Hurrikanwarnung für Florida und die Bahamas gäbe, wüsste ich davon.«

Ich konnte nur wiederholen, was Trevor mir gesagt hatte, mich dafür entschuldigen, dass unser Ausflug auf die Keys jetzt endgültig ins Wasser fallen würde, und versprechen, mich zu melden, sobald ich mehr wüsste.

Hatte ich vorhin nicht noch gedacht, dass Katastrophen bei mir gerne im Dreierpack auftreten? Das war ja eine sich sehr schnell selbst erfüllende Prophezeiung!

Trevor greift sich eine von mehreren Vorratskisten von der Ladefläche des Trucks, die er am Flughafen abgeholt hatte. Ich ziehe meine Reisetasche aus dem Führerhaus und folge ihm langsam zur Rückseite des Hauses. Kaum habe ich mich gebückt, um meine Schuhe auszuziehen, als auch schon zwei nackte Füße in verwaschenen Blue Jeans in meinem Blickfeld auftauchen.

»Hallo, Miss Wet-T-Shirt.«

Ich richte mich so schnell auf, dass mir schwindelig wird. »Was?«

»Du trägst immer noch den cremefarbenen BH mit kleinen hellblauen Blümchen.«

Während ein Teil meines Gehirns mental abhakt, dass er Recht hat, hat der andere wohl gerade Pause. Es dauert einige Sekunden, bis mir klar wird, woher er diese Information hat. Dann bücke ich mich so schnell, dass er hoffentlich denkt, dass mein Kopf rot ist, weil ich meine Schuhe ausziehe.

»Komm rein.« Er tritt einen Schritt zurück und hält mir die Tür auf. Links geht es in eine große Küche, in der ich eine dunkelhäutige Frau und Trevor sehe. Alex geht nach rechts in den Salon, in dem vorhin auch das Interview stattgefunden hat. Ich folge ihm und lasse meine Reisetasche neben der Tür fallen.

»Trevor hat gesagt, dass ihr einen Hurrikan erwartet.« Tatsächlich war es auf dem Rückweg schon ziemlich windig.

»So, hat er das gesagt?« Alex sieht mich abschätzend an.

»Danke, dass ich in deinem Haus bleiben kann.«

»Das ist nicht meins, das gehört Stevie, unserem Producer.«

»Trotzdem danke.« Ich sehe mich im Raum um. »Trevor sagte was von einem Gästezimmer -«

»Ich habe eine bessere Idee.« Alex hat die Distanz zwischen uns so schnell überbrückt, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurück mache. Mehr geht nicht, denn leider steht hinter mir das Sofa. Obwohl er mich nicht berührt, spüre ich so etwas wie einen elektrischen Schlag, der mir vom Kopf bis in die Zehen geht, als er weiterspricht: »Mein Bett. Du und ich. Jede Menge Sex.«

Unwillkürlich halte ich die Luft an. Habe ich gerade richtig gehört? Sein Englisch hat einen leicht amerikanischen Akzent, aber vorhin konnte ich das, was er sagte – oder vielmehr, nicht sagte – auch gut verstehen. Spielen mir meine Ohren gerade einen Streich?

»Bist du sexsüchtig?«

»Nein, interessiert. Du?«

»Ich bin keins deiner willigen Weibchen.«

»Aber du bist auch noch nicht auf dem Baum. Im Gegenteil, du bist zurückgekommen.«

Das Zimmer scheint immer enger zu werden. Wie komme ich unauffällig hier heraus, ohne dass es wie eine Flucht aussieht? Ich beäuge das Bücherregal und überlege gerade, ob es meinem Gewicht wohl standhalten würde wenn ich dort hochklettern würde, und ob er mein Statement überhaupt verstehen würde, als er weiterspricht: »Also, was ist jetzt? Seid ihr Journalistinnen nicht immer mehr auf pikante Storys aus als auf Musik-Storys?«

Trish würde sich ihm sofort an den Hals werfen – so denn sie es nicht schon viel früher getan hätte. Aber so bin ich nicht drauf. Ich springe nicht mit einem dahergelaufenen Typen ins Bett, vor allem nicht, wenn er anderweitig liiert ist und nur auf One-Night-Stands aus ist. Der Raum beginnt, sich um mich zu drehen. »Ich kann dich noch nicht mal ausstehen«, flüstere ich.

»Dein Körper mag mich.«

Meinen Körper mag ich erst recht nicht. »Ich hasse dich. Wegen dir muss ich mir einen neuen Job suchen.«

»Du könntest in den nächsten Tagen versuchen, ob du doch noch Antworten aus mir herausbekommst.«

Tage. Plural. Und das aus dem Mund von Mister One-Night-Stand höchstpersönlich.

Ich schlucke. »Ein potentieller Interviewpartner mit gewissen Vorzügen?«

Einen Sekundenbruchteil leuchtet etwas in Alex’ Augen auf und ist genauso schnell wieder verschwunden. Langsam kommt der Raum um mich wieder zum Stillstand. »Habe ich eine Wahl?«

Ich erwarte, dass er nein sagt. Stattdessen antwortet er: »Du hast immer eine Wahl, Becca«, und öffnet eine Tür, die direkt auf die Veranda führt. Draußen ist es stürmisch, dunkel und regnet, ein tropischer Regen, der in solch dicken Tropfen und solchen Mengen fällt, dass man in Sekunden durchnässt wäre. Trevor hatte am Flughafen meinen Pass, mein Flugticket und mein Handy an sich genommen und mir noch nicht wieder zurückgegeben. Wo könnte ich in einem Hurrikan schon hingehen? Ich kenne niemanden auf der Insel, habe keine Bahama-Dollar dabei und bin so übermüdet, dass ich nicht mehr klar denken kann.

Die letzten Jahre waren wirklich nicht einfach. Das Letzte, was ich brauche, ist ein Rockstar, der mich in sein Bett bekommen will. Andererseits lockt das Interview. Ich kann mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren, ich habe Verpflichtungen, nicht nur finanzieller Art. Unwillkürlich denke ich an meine Mutter, meine Wohnung, meine Krankenversicherung. Die Frage ist nur: Könnte ich mich selbst noch im Spiegel ansehen, wenn ich so einfach alle meine Prinzipien über den Haufen werfe? Verdammt, wie konnte ich nur in solch eine Situation geraten? Der Hurrikan ist schuld. Der Hurrikan und mein Jetlag.

»Falls ich mich wirklich darauf einlassen sollte -«, ich stoppe seinen Einwand mit einer Handbewegung, »gibst du mir dein Wort, dass du alle meine Fragen vernünftig, wahr und ausführlich beantworten wirst?«

»Nein.« Sein Gesicht nimmt einen recht interessanten Ausdruck an, wenn ich ihn denn deuten könnte. »Ich hasse Journalistinnen, die sich an mich ranschmeißen, um eine Story zu bekommen.«

Zu der Sorte gehöre ich ganz sicher nicht. Spätestens jetzt sollte ich gehen. Aber ich tue es nicht. Irgendetwas hat Alex. Hinter der Fassade des arroganten Arschlochs, der Reporterinnen erpresst, um Sex zu bekommen, steckt noch jemand anders. Ich will ihn knacken. Selbst wenn ich keine Ahnung habe, worauf ich mich einlasse.

Trotzdem nicke ich. »Okay.«

Fast scheint er überrascht, nickt aber auch. »Deal.«

»Aber ich bin kein Groupie«, sage ich, um das letzte Wort zu haben. Wenn ich mich schon auf diese Kamikaze-Mission einlasse, dann wenigstens nicht als ein weiteres namenloses Sexspielzeug. Selbst wenn der Gedanke für mich einfacher erträglich wäre.

»Natürlich nicht«, entgegnet Alex und betont jedes einzelne Wort des nächsten Satzes: »Dich werde ich natürlich heiraten.«


Kurz darauf, beim Abendessen, stellt Alex mich als »Rebecca, kein Groupie« vor.

Der Tisch ist, trotz des Regens, auf der überdachten Veranda gedeckt. Wir sind eine überraschend große Gruppe. Die Frau, die ich mit Trevor in der Küche gesehen habe, ist eine rundliche Einheimische mit ansteckend guter Laune, die gekocht hat. Neben Trevor sitzt Stevie, der Producer, ein Amerikaner um die Fünfzig mit Glatze und Brille. Außerdem ein blonder, schlanker Mann, vom Akzent her ebenfalls Amerikaner, der sich als »Hal, Gitarre« vorstellt. Dann gibt es noch »Pete, Drums, aus Kanada«, der klein und stämmig ist und seine Haare so militärisch kurz geschnitten hat, dass man die Farbe nicht erahnen kann, sowie »Barney, Bass, England«, ein schlaksiger Typ mit heller Haut und langen schwarzen Dreadlocks, neben dem eine giggelnde, sehr junge Einheimische sitzt, die ich erst für seine Eroberung halte, bis sich herausstellt, dass sie Stevies Nachbarstochter ist. Während ich Hal und Pete etwa auf Alex’ Alter – Anfang dreißig – schätze, sieht Barney wie höchstens zwanzig aus.

Die Köchin, Edda, hat einen Eintopf zubereitet, irgendetwas Scharfes mit Gemüse und Kokosmilch. Sie setzt sich zum Essen zu uns, und es dauert bestimmt eine halbe Stunde, bis ich zufällig mitbekomme, dass sie mit Stevie verheiratet und Kochen ihre große Leidenschaft ist.

Das Adrenalin, dass aufgrund meiner bizarren Situation – ich will eigentlich nur weg, während Millionen von Frauen wahrscheinlich sofort mit mir tauschen würden – durch meinen Körper schießt, hält mich das Essen über wach. An der Unterhaltung beteilige ich mich fast gar nicht; einerseits weil ich verunsichert bin, wie meine Anwesenheit hier aufgenommen werden könnte, andererseits, weil ich vor lauter Jetlag kaum weiß, wo oben und unten ist. Ich frage mich, ob ich die Einzige bin, die die Spannung zwischen Alex und mir spürt.

»Du schläfst ja gleich im Sitzen ein«, sagt Alex nach einem Seitenblick, und leiser, so dass nur ich es hören kann: »Lass uns ins Bett gehen.«

Seine Worte klingen wie eine Drohung, sein Tonfall wie ein Versprechen. Wie in Trance verabschiede ich mich und folge ihm die Treppe hinauf in den ersten Stock. Vor dem Essen hatte ich sein – unser – Zimmer schon kurz gesehen, um meine Reisetasche hochzubringen und mir ein frisches T-Shirt anzuziehen. Das Zimmer befindet sich über der Küche, mit Blick aufs Meer. Es ist groß und hell und mit einigen wenigen, überwiegend antiken Holzmöbeln eingerichtet: Eine Kommode, ein Ohrensessel, ein großes Bett. Nicht luxuriös, aber sauber und gemütlich. Es gibt eine Tür, die zu einem Badezimmer führt, hell gefliest mit einer bodentiefen Dusche. Gegenüber ist die Fensterfront mit großen Holztüren, die wahrscheinlich auf den Balkon über der Veranda führen. Die Türen sind halb geöffnet; undeutlich kann ich Stimmen von unten hören.

Jetzt habe ich den Puffer der anderen um mich herum nicht mehr. Jetzt bin ich mit Alex alleine.

»Komm zu mir.« Alex, immer noch barfuß, steht vor dem Bett und breitet seine Arme aus. Widerwillig gehe ich auf ihn zu. Er legt die Arme um mich, sehr vorsichtig. Ich verspanne mich sofort. Er seufzt. »Du nimmst das alles viel zu ernst. Man darf im Leben auch mal Spaß haben.«

Ich schnaufe verächtlich, um meine Nervosität zu verbergen.

»Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?«

Am besten schrecke ich ihn direkt ab. Genüsslich zähle ich an den Fingern auf: »Ich bin ein Kontrollfreak. Ich brauche täglich meinen Sport. Versuche morgens nie mit mir zu diskutieren, bevor ich nicht die erste Tasse Kaffee getrunken habe. Wenn ich in die Ecke gedrängt werde, ergreife ich die Flucht oder kämpfe gnadenlos. Also glaub bloß nicht, dass du leichtes Spiel mit mir hast.«

»Eigentlich hatte ich mehr an sexuelle Präferenzen und Abneigungen gedacht«, antwortet Alex sarkastisch.

Weil es mir die Sprache verschlagen hat, zucke ich gespielt nonchalant mit den Schultern und schaue ihn fragend an. Seine grünen Augen funkeln belustigt. »Oh, ich bin easy. Ich liebe Sex, je mehr, desto besser, und in so ziemlich allen Variationen.«

»Ja, so was in der Art hatte ich schon gelesen.« Darüber hatte Trish mir jedenfalls mehr Artikel herausgesucht als über seine Musik. Ich sehe ihn herausfordernd an. Cool bleiben, ermahne ich mich selbst. »Aber ich nicht. Ich scheine eine Abneigung gegen Sex zu haben.« Nicht, dass er zu viel erwartet und ich ihn enttäusche. Verglichen mit seinen ganzen Groupies und Affären bin ich quasi eine Nonne.

»Sagt wer?«

»Mein Ex erzählte das.« Ich blicke auf den Boden. »Meiner damaligen besten Freundin, mit der ich ihn in unserem Bett erwischt hatte.«

»Aha.« Er klingt nicht überzeugt, eher amüsiert. »Na, solange deine Abneigung nur gegen Sex und nicht gegen mich besteht …?«

Was dann?, will ich fragen, sehe ihn aber nur wachsam an. Bietet er mir gerade ein Schlupfloch?

Doch der Moment ist schnell vorbei, und gleich darauf wird Alex ganz geschäftsmäßig. »Okay, ein paar Regeln: Keine Fotos, keine Videos, keine Tonmitschnitte, keine Fragen über mein Privatleben. Das Studio ist tabu – wenn ich Songs schreibe oder aufnehme, will ich auf keinen Fall gestört werden. Außerhalb des Studios können wir es von mir aus Tag und Nacht treiben, aber du fasst mich nicht an. Niemals.«

Zu sagen, dass ich verwirrt bin, wäre noch zu mild ausgedrückt. »Ich soll dich nicht anfassen?«

»Genau.«

Ich überlege, ob ich nach dem Grund fragen soll, lasse es aber bleiben, als mir einfällt, dass Alex mir hier gerade – aus welchem Grund auch immer – ungeplant die Lösung meines Problems präsentiert hat: Wenn er nicht erwartet, dass ich aktiv werde, dürfte ihm auch nicht auffallen, wie unerfahren und schlecht ich im Bett bin. Perfekt.

»Und du küsst mich nicht. Niemals«, setze ich noch einen drauf.

»Autsch«, knurrt er. »Du glaubst wohl nicht an Betäubung vor der Operation am offenen Herzen.«

Ein paar Sekunden starren wir uns grimmig an.

»Das wird nie und nimmer funktionieren«, sage ich überzeugt. »Spätestens morgen schmeißt du mich raus oder bringst mich um.«

»Du bist ja noch durchgeknallter als ich«, sagt er.

»Ich gehe jetzt duschen«, entgegne ich. Das letzte, was ich von ihm sehe, ist, wie er auf dem Bett sitzt und sich die Haare rauft.


Zwanzig Minuten später – ich habe mich beeilt, weil ich die Ungewissheit noch unerträglicher finde als eine erneute Konfrontation mit ihm – komme ich mit Slip und einem langen T-Shirt bekleidet aus dem Bad. Um meine nassen Haare habe ich ein Handtuch geschlungen.

Alex sitzt noch immer auf dem Bett. Als er mich sieht, legt er sein Smartphone zur Seite. Auf dem Nachttisch liegt ein Roman und eine Handvoll Kondome. Ich fröstele, obwohl der Raum wirklich warm ist.

»Hast du es dir anders überlegt?«

Am liebsten würde ich ja sagen, aber stattdessen beiße ich mir auf die Unterlippe.

»Angst?«

»Niemals!«, antworte ich trotzig und viel zu schnell.

Er hebt einladend die Decke an.

Ich kann das. Millionen Frauen machen das – sich zurücklegen und an England denken. Oder an ihren Artikel.

»Entspann dich doch mal«, sagt er, als er mein Zögern bemerkt. »Keine Verpflichtungen, nur ein bisschen Spaß. Was auf Bimini passiert, bleibt auf Bimini.«

»Was würde denn ein Groupie jetzt machen?«, frage ich patzig.

»Sie würde innerhalb von ein paar Sekunden strippen und fragen, ob sie mir einen blasen soll oder ob ich Lust habe, sie und ihre Freundin gleichzeitig zu vögeln.«

Ich glaube, ich kann das doch nicht. »Das ist pervers. Lieber schmore ich in der Hölle.«

»Warst du schon mal da, dass du dir da so sicher bist?«

»Ich lebe jeden Tag darin«, antworte ich ruhig.

»Wir werden sehen«, sagt er nur.

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