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Walden als Redakteur

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Bevor Herwarth Walden 1910 den Sturm gründet, ist er bei verschiedenen Berliner Literatur- und Theaterzeitschriften beschäftigt, jedoch immer nur kurzzeitig. Bei der Monatsschrift „Nord und Süd“, einem Magazin für Literatur, Musik und Kultur, ist Walden 1908 genau drei Monate beschäftigt (49). Danach redigiert er die Zeitschrift „Komet“. Bei der Kulturzeitschrift „Morgen“ arbeitet Walden zunächst als Redakteur und später als Schriftleiter, bevor er 1909 als Hauptschriftleiter zum Organ Deutscher Bühnenangehöriger „Der neue Weg“ wechselt. Er wird jedoch „nach drei Nummern fristlos entlassen, weil er in diesen Heften Beiträge von Strindberg und Schickele“ (50) veröffentlicht. Die Entlassung ruft unter zahlreichen Künstlern starken Protest hervor, der sich in einem offenen Brief über diesen Skandal artikuliert: „Sein (Waldens) Urteil war immer unabhängig von überkommenden Maßstäben und geprägten Werten. Seine Arbeit war stets Kulturarbeit ... Oskar Baum" (51). Joseph August Lux schrieb: „Ich schätze Walden, weil er einer der wenigen künstlerisch empfindenden Redakteure ist, die das Prinzip des Individualismus festhalten, das einzig mögliche in der Kunst und in der Literatur, das auch für einen guten Redakteur verbindlich ist, wenn er seine Zeitschrift nicht auf das Niveau eines Käseblatts herunterbringen will" (52). Doch Waldens „Prinzip des Individualismus“, wie Lux es genannt hat, führt stets zu Zerwürfnissen mit den Verlegern. Im Juli 1909 wird Herwarth Leiter des Berliner Büros der Wiener Zeitschrift „Die Fackel“ (53). Im September 1909 wird Herwarth Walden Chefredakteur der Zeitschrift „Das Theater“, die sich stark an der französischen Zeitschrift „Le Theatre“ orientiert (54), und sowohl über die Theatersituation in Berlin als auch in Paris berichtet. Schon nach kurzer Zeit schlägt sich die progressive Haltung Waldens in der Berichterstattung des Blattes nieder. Er nimmt Beiträge über Varieté und Modetanz auf, „Genres, die ... von den oberen Schichten genutzt wurden, jedoch in keiner Weise als eigene künstlerische Ausdrucksmöglichkeit gleichberechtigt neben anderen anerkannt waren“ (55). Nach vier Monaten wird Walden entlassen, angeblich „weil er sich weigert, Reklamenotizen redaktionell zu vertreten“ (56). Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass „Das Theater“ nach dem Weggang Waldens völlig umgestaltet worden ist und keine progressiven Beiträge mehr erschienen sind, liegt die Vermutung nahe, dass den Verlegern auch - oder vor allem - die inhaltliche Konzeption des Blattes durch ihren Chefredakteur ein Dorn im Auge gewesen ist. Nachdem mehrere Versuche, der jungen Kunst und Literatur in Deutschland ein Sprachrohr zu verschaffen, fehlgeschlagen sind, trägt sich Walden mit dem Gedanken, eine eigene Zeitschrift herauszugeben. Schon der Lebensweg vor der Gründung des Sturms 1910 vermittelt den Eindruck, Walden sei streitbar und kompromisslos gewesen. Mit seinem „Verein für Kunst“ zieht er gegen die seiner Meinung nach profitgierigen Kunstfördervereine zu Felde, und als angestellter Redakteur kostet ihn seine progressive Haltung mehr als einmal den Job. Doch Lothar Schreyer, langjähriger Freund und Wegbegleiter Waldens, sieht den „Pionier und Vorkämpfer für die neue Kunst“ (57) anders: „Herwarth Walden war im Grunde keine streitbare Natur. Denn jedem Streit haftet das Zerstörende an, das Gegenteil jeder schöpferischen Natur. Dem Schöpferischen wusste sich Herwarth Walden allein verpflichtet. Wo er das Schöpferische in Gefahr oder gekrängt sah, verlangte es die Pflicht, das Schöpferische zu verteidigen. Die Verteidigung führte Herwarth Walden allerdings schonungslos“ (58). Das soll sich in den kommenden Jahren auch im Sturm zeigen.

Der Sturm entfacht von Herwarth Walden

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