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Abi hat Geburtstag

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Zwei Wochen später ging Wilks durch die City von London, denn er wollte ein Geburtstagsgeschenk für Abi kaufen. Dafür betrat er einen Mediastore und sah sich um. Nach einer Weile Stöbern hörte er plötzlich seinen Namen.

Mick war auf ihn zugekommen und sie gaben sich die Hand.

„Was machst Du hier?“, fragte Mick sichtlich erfreut.

„Ich suche ein Geburtstagsgeschenk für Abs.“

„DVDs?“

Wilks nickte. „Da freut sie sich immer drüber.“

„Was mag sie denn?“

Wilks lachte. „Oh je. Am liebsten Filme wo die halbe Erde auseinander fällt, Meteoriten die Welt bedrohen oder zumindest Außerirdische die Menschen alle killen wollen. Oder Jane Austen. Aber die hat sie alle schon.“

Mick dachte kurz an die Buchfrau von Franklys Show und er musste schmunzeln. „Tja. Frauen lesen und gucken sowas gern. Rosie würdest Du damit nicht kriegen. Mit The Fast & Furious allerdings schon.“

Mick war vor einem Aufsteller stehen geblieben, der seinen eigenen Film „Forbidden“ anpries. Himmel sei dank war er selbst nicht auf dem Cover drauf, denn er sah sich ständig irgendwo.

„Hast Du den schon gesehen?“, fragte Wilks Mick und nahm eine der einfolierten DVDs hoch.

Mick antwortete ehrlich. „Im Kino.“ Bei der Premierenfeier.

„Ich hab ihn gesehen. Er ist ganz nett.“

Mick starrte Wilks belustigt an. Nun war ihm wirklich klar, dass Wilks sich nicht für Filme interessierte und ihn, Mick, auch nicht erkannte. Mick fand das schön.

„Wann hat Abs denn Geburtstag?“, fragte er.

„Am 20. Mai.“ Wilks sah spontan eine andere DVD, überlegte kurz und hielt sie Mick hin. „Den schenke ich ihr schon mal. Henry James geht immer.“

Mick blickte auf das Cover und musste innerlich lachen. „Daisy Miller.“ Sein eigner Film mit ihm in der männlichen Hauptrolle.

„Genevieve Pascal und Michael Huffner“, las Wilks vor. Er tippte auf das Cover. „Sie ist sehr hübsch.“

„Ja, sie ist hübsch.“ Mick sah Wilks an und fühlte sich plötzlich ein wenig unwohl, dass er Wilks so im Regen stehen ließ. Das hatte der nette Wilks nicht verdient. Er nahm Wilks kurzerhand die DVD aus der Hand und zeigte auf seinen eigenen Namen. Wilks schaute ihn irritiert an und Mick sagte schlicht: „Das bin ich.“

„Du verarschst mich“, sagte Wilks und sah Mick sofort den Kopf schütteln.

Es brauchte einen kurzen Moment bis Wilks begriff und er musste breit grinsen. Er nahm „Forbidden“ noch mal in die Hand und besah sich das Cover. „Warst Du echt nackt in dem Film?“

„Ja. Oder bist Du beim Sex immer angezogen?“

Plötzlich machte es erneut klick und Wilks begriff, dass Mick der Michael Huffner war, den Abs im Fernsehstudio kennengelernt hatte. Der Michael Huffner aus Abis Roman. Aber eine Frage war wichtiger. „Ist das nicht total peinlich da nackt vor allen rumzustehen?“

„Man hat ja zwischendurch einen Bademantel an.“

Wilks lachte. „Na dann!“

Er stellte „Forbidden“ wieder zurück und klemmte sich „Daisy Miller“ unter den Arm. „Abs hat Dich auch schon mal getroffen.“

„Wie – getroffen?“

„Na, kennengelernt. Bei Frankly im Studio.“

Mick brauchte einen Moment um zu schalten. Dann hatte er es. „Deine Freundin Abs ist Abigail Audrun?“ Die Überraschung war perfekt.

„Genau die ist sie!“

Mit heftig klopfendem Herzen blickte Mick den Kerl vor sich sprachlos an. „Du schreist gleich nicht: „Verarscht!“, oder?“

„Nein. Wenns um Absi geht verarsche ich niemanden.“

Mick schnaubte amüsiert auf. „Damals war sie rasend schnell weg. Ich hätte mich gerne noch verabschiedet, aber ich musste dringend pinkeln. Und als ich wieder kam war sie schon verschwunden.“

Wilks lachte. „Als sie heim kam regte sie sich auch bei mir über Dich auf. Du seist sehr unhöflich gewesen, weil Du Dich nicht mal von ihr verabschiedet hättest. Du seist einfach rausgerannt.“

„Vielleicht kann ich es ihr ja mal beizeiten persönlich erklären.“ Mick sah auf die DVD. „Ist das das Einzige, was Du ihr schenken willst?“

„Weiß nicht. Wollte nicht mehr als nen Fünfziger ausgeben.“

Mick sah auf den Preis. „Dann hast Du noch 40.“

Wilks überlegte nicht lange. „Sie will einen neuen Roman schreiben, aber hat keine Lust mehr auf Free-Office. Wie teuer wohl richtiges Office ist?“

„Das kriegst Du nicht für 40 Pfund.“

Wilks starrte nachdenklich auf die DVD. „Das ist blöd.“

Die beiden Männer überlegten noch eine Weile herum und da Wilks wusste, das Abs eine, wie sie meinte heimliche, aber eigentlich ziemlich offensichliche, Handtaschen-Fetischistin war, kaufte er einen Gutschein für 40 Pfund in Abs‘ Lieblingsgeschäft. Er ließ ihn schön einpacken und die Verkäuferin war so nett die DVD gleich mitzuverpacken. Wilks war zufrieden.

Mick grinste. „Komm, ich lad Dich auf nen Kaffee ein.“

„Gern.“



„Wie ist Abigail so?“, fragte Mick beiläufig, während die beiden Männer das Geschäft verließen.

„Abigail mag sie nicht. Nenn sie so bloß nicht!“, griente Wilks. „Nenn sie entweder Abi oder Abs, so wie ich. Gail auch nicht. Gail hasst sie noch mehr als Abigail.“

Die beiden setzten sich nach draußen in die ersten vorsichtigen Sonnenstrahlen. Sofort kam eine Bedienung an und die beiden bestellten sich Kaffee. Als die Dame wieder weg war, seufzte Wilks. „Abi ist der großartigste Mensch, den ich kenne.“

Mick blickte ihn beeindruckt an und sah Wilks zu, der mit der Tüte spielte, die Abis Geschenk enthielt. Wilks lächelte. „Ja, sie ist gnadenlos ehrlich, loyal und total lustig. Ich lebe mit ihr jetzt seit 15 Jahren zusammen und zwischen uns hat es nie ein böses Wort gegeben. Außerdem ist sie erfreulich unlaunisch.“

Mick lachte. „Tja, das Glück habe ich mit Rosie nicht.“

„Abi ist lieb und ein bißchen naiv und meist fröhlich, außer wenn sie zum Beispiel über Fahrradlenker fällt. Und sie ist manchmal etwas schusselig. Man muss immer auf die Frau aufpassen. Das ist eine Lebensaufgabe. Was für einen Eindruck hattest Du denn?“

„Ich fand sie amüsant. Sie ließ keine dummen Kommentare von Frankly gelten und hat ihm ordentlich kontra gegeben. Das hat mir gefallen.“

„Ich habe Dich in der Werkstatt nicht erkannt, obwohl Absi und ich die Sendung abends noch zusammen geguckt haben.“

„Rose und ich haben sie auch geschaut.“ Michael schob sein Handy auf dem Tisch hin und her. „Also ist Abi gar nicht so gegen mich, wie alle denken?“

„Nein“, lachte Wilks. „Das war wohl bloß eine Idee, die sie einfach umgesetzt hat.“

Mick nahm der Bedienung die Kaffeetassen ab. „Mich selbst hat die Passage im Buch auch am wenigsten gestört. Kann einen ja nicht jeder toll finden, nicht?“



Als Abi an diesem Abend nach Hause kam war sie total kaputt von der Arbeit. Unter ihrem dummen Gips juckte es tödlich. So fand Wilks sie auf dem Sofa neben Marie Antoinette sitzend und sich mit einem Kochlöffel unter dem Gips kratzend. Wilks schnaubte. „Was machst Du denn da?“

„Oh, das juckt!“, quängelte Abi ärgerlich und pustete ihren Pony hoch.

Wilks beachtete ihr Gejaule nicht weiter. „Kannst Du Dich noch an diesen Michael Huffner erinnnern?“

Abi wurde stutzig. „Ja?“

„Ich habe den heute in der Stadt gesehen.“

„Was machst Du in der Stadt?“

„Das geht Dich nichts an, Du Gör.“

Abi freute sich. Er hatte Geburtstagsgeschenke gekauft! Wie toll! „Und? Was ist mit ihm?“

„Fandest Du den echt blöd?“

Abi hörte auf mit Kratzen und warf den Kochlöffel verärgert auf den Wohnzimmertisch. „Is’n arroganter Affe.“

„Er sah ganz nett aus.“

„Nett war er ja auch. Aber ein Dieser blöde Lackaffe meint wohl auch, dass er jede Perle kriegen kann, was? Diese Kerle meinten wohl, sie bräuchten nur lächeln und jede Frau wäre hin und weg! Manno, ich gönne ihm so, dass mal eine „Nein“ sagt.“

Abi griff zur Fernbedienung. „Ich glaube nicht, dass er sich mit Leuten wie mir abgeben würde.“

„Leuten wie Dir?“

Abi schaltete auf einen der Spielfilmkanäle. „Ja, mit so fetten Leuten wie mir.“

„Du-bist-nicht-fett!“, erinnerte Wilks sie zum gefühlt einemillionsten Mal.

„Doch, bin ich. Oder findest Du Kleidergröße 20 nicht ein bißchen viel?“

Wilks fand es sei wieder an der Zeit zu schweigen, denn Abi war für ihn wirklich perfekt.



Auf einer der anderen Seiten Londons stand Mick gerade unter der Dusche während sich Rosie abschminkte.

„Wilks‘ Abs ist also Abigail Audrun, ja?”, fragte Rosie immer noch fassungslos. „Manno! Dass ich sie nicht erkannt habe!“

„Wie sah sie denn aus?“, rief Mick unter der Dusche weg.

„Süß. Blond. Nett. Sie hatte Wilks‘ frischbemalten Gips um und wir haben uns den gemeinsam angeguckt. Ich habe wahrscheinlich nicht auf ihr Gesicht geachtet.“

„Im Studio hatte sie die Augen ganz dick geschminkt. Es sah gut aus.“

Rosie erinnerte sich. „Nein, die Augen waren nicht geschminkt. Aber sie hat ja auch einen Gips am Arm. Da würde Schminken wahrscheinlich eh nix werden.“

Mick stellte das Wasser ab, schob die Tür der Duschkabine auf und trat raus. Rosie drehte sich zu ihm um.

Sie betrachtete gefällig ihren besten Freund. Wenn er sich nicht immer….nein, Mick stellst Du Dir jetzt nicht in einer Beziehung vor, Rose. Aber er hat einen tollen Körper, das kannst nicht mal Du abstreiten.

Mick bemerkte wie Rosie ihn ansah. Er legte die Hände prüfend auf seinen nassen Unterbauch und sah runter. „Was ist da?“

„Nichts“, erwiderte Rosie süffisant. „Ich schau mir Dich nur gerne an.“

Dafür bekam sie einen drohenden Blick von Mick. Er begann sich abzutrocknen. „Wenn Du es mal wieder nötig hast, dann wende Dich an Wilks. Der wird das schon hinkriegen.“

Rosie schnappte belustigt auf. „Da bin ich mir sicher!“

„Du hast mit ihm schon Sex gehabt?“, fragte Mick entsetzt.

„Nein. Aber wir haben schon drüber gesprochen.“

„Ob er mit Abi Sex hat? So als Freunde?“

Rosie sah Mick prüfend an. „Wieso interessiert Dich das?“

„Tut es ja nicht.“ Mick drehte sich von Rosie weg um das Handtuch aufzuhängen. Rosie blickte auf Micks prachtvollen Po.

„Hättest Du Interesse an Abi?“, fragte sie offen. „Du bist schon lange Single und bis auf den Sex in „Forbidden“ hattest Du vermutlich lange keinen mehr.“

Mick drehte sich etwas gereizt zu ihr um. „Tania und ich hatten keinen echten Sex!“

„Es sah aber verdammt echt aus.“

„Dann bin ich wohl doch ein guter Schauspieler, was?“

„Wie lange ist Dein letzter Sex eigentlich her?“

Mick brauchte nicht lange zu überlegen. „Seit kurz nach Emma.“

„Oh, wen hattest Du denn noch?“

„Du brauchst nicht alles wissen, Rose.“

„Man will ja nur sicher gehen, dass Du gut versorgt bist.“

Mick lachte schallend.

„Mit einem Jahr wäre Ben nicht klargekommen“, fuhr Rosie gedankenverloren fort und dachte an Micks Filmcharakter.

„Nein, Ben wäre vermutlich nicht damit klar gekommen.“


Der Funken Liebe

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