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FLORIDA DAYS

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Wenn ich mit meinem Rolls Royce beim Colonial Paradise Club vorfahre, denken nicht nur die staunenden Touristen: Da kommt der King! Mit einem gutmütigen Grinsen grüße ich die uniformierten Wachmänner, die die Spreu vom Weizen trennen, die In-Leute von den Armleuchtern. Sie stehen stramm wie Soldaten und nicken mir mit ihren tropenhelm-bedeckten Köpfen ehrfürchtig zu. Ich tippe mit der rechten Fußspitze leicht auf das Gaspedal, und der tonnenschwere, goldbraune Rolls gleitet fast lautlos mit seiner glitzernden Chromschnauze auf den Golf von Mexico zu.

Valet-Parking. Eifrig öffnet uns der Einparker die Tür und grüßt untertänig. Kostet 5 Dollar Trinkgeld. Dann schreiten wir hinein, in den teuersten Strandspielplatz der Westküste Floridas. Happy hour: Die betuchten und gelangweilten Müßiggänger sitzen an einer endlos langen Bar und trinken Whiskey-Sour oder einen exotischen Zombie-Cocktail aus langstieligen Gläsern mit viel Eis, dekoriert mit Früchtescheiben und bunten Strohhalmen.

Millionenschwere Börsen- oder Häuserspekulanten, halbseidene Bankiers und wohlhabende Ärzte, verlebte Filmproduzenten, Leute aus dem Showgeschäft, Gangster mit koksentgleisten Zügen und goldbehangene Gigolos – vor dem Club parken ihre Angeberkarossen: elegante Bentleys und Jaguars, rasante Ferraris, Porsches und Mercedes-Cabrios, gigantische Stretchlimousinen mit Chauffeur und Video-Anlage.

Ich gehöre dazu, und ich trage, wie alle anderen, am linken Handgelenk meine diamantenbesetzte Rolex. Wir sprechen wie immer über die gute, alte Zeit, als in Florida Häuser und Grundstücke billig waren und der Dow Jones unter 2000 lag. Und wir sind immer noch am Spekulieren und treiben die Preise weiter in die Höhe.

Vor der Bar rollen die Wellen unablässig an den Strand und werfen, weil die letzten Tage sehr stürmisch waren, die seltensten Muscheln auf den Sand. Die glücklichen „Ahs“ und „Ohs“ der fündigen Muschelsammler hört man durch die dunklen, dämpfenden Glasscheiben hindurch.

Eine Gruppe Pelikane belagert den einzigen Angler auf dem Pier, der ihnen hin und wieder einen kleinen Fisch zuwirft.

Ich trinke Becks Bier und Jean einen violetten Strawberrry-Daiquiri. Die Palmen wanken leicht vor einer heranziehenden Gewitterfront und aus den Lautsprechern kommt gedämpfte, klassische Musik. Die großen mexikanischen Propeller der Deckenventilatoren brummen leise, und der Barmann mit Fliege und enger grauer Weste sortiert die Gläser, schneidet Limonen- und dünne Orangenscheiben zurecht und ordnet die Happy-Hour-Appetizer.

Ich blicke hinaus auf die blaugrünen, mit leichten Schaumkronen besetzten Wellen und denke darüber nach, wie alles angefangen hat – damals …

Der Frankfurter Spekulant

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