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Kapitel 4 Unruhige Zeiten
ОглавлениеViele Mondzyklen vergingen, bis der Krieg mit den Kleinwüchsigen von dem Alltagsleben überholt wurde. Neue Dörfer wurden gebaut, die Bevölkerung nahm ständig zu, jetzt waren es schon neun Dörfer in der mittleren Ebene und sechs Dörfer in der östlichen Ebene. Die westliche Ebene erhielt ihr drittes Dorf, ziemlich tief im Süden, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, jedoch mit gebührendem Abstand zum südlichen Fluss.
Die Häuser in der westlichen Ebene waren zum ersten Mal komplett aus den gebrannten Ziegeln gebaut worden, dadurch hatte sich ein ganz neuer Baustil entwickelt, der den Bewohnern der anderen Ebenen so gut gefiel, dass sie ihre Häuser jetzt auch nur noch aus den gebrannten Ziegeln bauten.
Die Einwohner bauten ihre Dörfer, nach den Kämpfen mit den Kleinwüchsigen vorsichtig geworden, bedeutend wehrhafter, die Palisaden wurden durch dicke Mauern ersetzt, mit Wachtürmen in sehr geringen Abständen.
Jeden Abend wurden die Tore in den Mauern fest verschlossen und auf den Zinnen der Mauern patrouillierten Soldaten.
Die Menschen, die außerhalb des Dorfes arbeiteten, wurden von Soldaten beschützt. Denn es passierte immer wieder, dass Fremde in die weite Ebene kamen. Bis jetzt hatten sie Glück mit den Fremden, meistens waren diese Neuankömmlinge am Ende ihrer Kräfte und heilfroh, dass sie hier freundlich aufgenommen wurden.
Die Menschen der weiten Ebene profitierten von den neuen Nachbarn, sie brachten oft, sehr oft neue Kenntnisse im Ackerbau mit, auch die Schmiedekunst konnte durch die neuen Kenntnisse viele Waffen verbessern.
Eine riesige Verbesserung war der erste metallene Pflug in der weiten Ebene. Die Töpferei lernte neue Brenntechniken und die Lagerhäuser wurden durch einfache Dinge viel besser genutzt, die Nahrung verdarb nicht mehr so schnell.
Die Reitersoldaten bewachten immer noch die Grenzen in allen Himmelsrichtungen und die Reihe der Wachtürme an der südlichen Grenze reichten jetzt von Osten bis Westen.
Die Bogenschützen bestanden jetzt schon aus zwölf Gruppen, jede Gruppe bestand aus vierzig Schützinnen und Schützen, die Reitersoldaten waren gut trainierte Schwertkämpfer.
Der Kampfplatz in der Nähe des zweiten Dorfes der mittleren Ebene, auf dem der entscheidende Kampf gegen die Kleinwüchsigen stattgefunden hatte, war immer noch leicht zu erkennen.
Es wuchs kaum Gras, kaum Büsche, geschweige denn Bäume auf dem Schlachtfeld, die paar kümmerlichen Grasbüschel sahen traurig aus. Das Gift der Kleinwüchsigen war immer noch in dem Boden, die Menschen machten weite Bogen um diesen Platz.
Die Weisen vom Muldendorf und die Weisen vom zweiten Dorf einigten sich darauf, endlich eine Kultstätte für ihre Götter zu errichten. Sie sollte zwischen ihren beiden Dörfern entstehen und für alle zugänglich sein. Die Weisen wandten sich an die Männer und Frauen, die sich besonders beim Bau von Gebäuden hervorgetan hatten und baten sie um Vorschläge für die Kultstätte.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Vorschläge eingereicht wurden, es wurden im Laufe der Sonnenreisen so viele, dass die Weisen alle Vorschläge in dem Versammlungssaal des Dorfzentrums für alle zugänglich machten. Heiße Debatten entbrannten und es dauerte viele Sonnenreisen, bis sich die Einwohner der beiden Dörfer für einen Vorschlag entscheiden konnten.
Angenommen wurde ein Vorschlag von einem Sohn eines Weisen. Der Vorschlag zeigte einen großen, kreisrunden Säulengang, in dessen Mitte ein rundes Gebäude zu sehen war.
Der Eingang wurde von zwei Säulen flankiert und das Dach des Gebäudes von einer kleinen Kuppel gekrönt. Die Seiten des Gebäudes wurden durch hohe Fenster und angedeutete Säulen aufgelockert.
Das Innere des Gebäudes bestand aus einem großen Saal und mehreren kleineren Räumen.
Die Töpferei versuchte die halbrunden Steine zu brennen, die für den Bau der Kultstätte benötigt wurden, aber das klappte nicht, daher machten sich mehrere Männer auf ins Gebirge, um nach passenden Felsen für die Säulen zu suchen.
Der Bau zog sich hin, weil die Größe und die Art der Kultstätte für alle neu war, ständig tauchten neue Schwierigkeiten auf, die Wände des Rundbaues mussten viel dicker gebaut werden, als vorher angenommen wurde.
In dem Bau selbst mussten zusätzliche Säulen hochgezogen werden, um der großen Fläche der Decke Halt zu geben. Die Bauleute hatten genug zu tun!
Seit dem letzten Mondzyklus mehrten sich die Meldungen über Angriffe an der Südgrenze, immer wieder versuchten kleinere Trupps von Eindringlingen den Wachturmwall zu durchbrechen, um ins Landesinnere zu gelangen.
Die Angriffe konnten bis jetzt immer noch früh genug abgewehrt werden.
Selbst die Ältesten kannten die Angreifer nicht, eine völlig fremde Rasse, kaum menschenähnlich, sehr groß und kräftig, aber nur mit einer primitiven Rüstung und mit primitiven und ungeschlachten Waffen ausgestattet.
Wie die Soldaten immer wieder berichteten, griffen diese Krieger mit einer wilden Wut, bar jeder Angst an, ihnen schien ihr Tod völlig egal zu sein. Ihr Blut war schwarz und stank fürchterlich und es verursachte bei den eigenen Soldaten schlimme Ätzungen und Entzündungen.
Diese Entzündungen konnten von den Heilerinnen nur mit großer Mühe und nur mit der Hilfe der Waldwesen geheilt werden. Deswegen waren die Soldaten äußerst vorsichtig bei den Kämpfen und vermieden jeglichen Kontakt zu den Eindringlingen.
In den meisten Fällen konnten die Bogenschützen aus weiter Entfernung die Angreifer erledigen, zumal sie das Schema der wilden Krieger erkannten, in dem diese ihre Angriffe durchführten.
Sie begannen im Osten mit ihren überfallartigen Angriffen und wanderten dann mit ihren Attacken bis zu dem Gebirge im Westen. Sie versuchten ihre Angriffe immer über den Fluss, die Bogenschützen schafften es bei den meisten Angriffen zu verhindern, dass die wilde Horde über den Fluss kommen konnte.
Die Bewohner der weiten Ebene mehrten sich und das junge Volk gründete ein neues Dorf nach dem anderen, die jungen Dorfgründer versuchten sich wie in einem sportlichen Wettbewerb gegenseitig zu übertrumpfen, die Häuser wurden immer prächtiger, genau wie das Dorfzentrum.
Aber sie blieben immer gute Nachbarn, so wie Alkaan mit seiner hübschen Frau Seilathe und ihren mittlerweile drei Kindern. Alkaan war mit seiner Familie in ein größeres Haus umgezogen, die Eltern seiner Frau wohnten mit bei ihnen im Haus. Ihr ältester Sohn Suleithan und seine Schwester Kurdah besuchten die Schule, ihr jüngster Sohn Skafir tobte noch ungebremst durch die Straßen des Dorfes, das Alkaan ein wenig mit aufgebaut hatte.
Einen Namen hatten sie für ihr Dorf noch immer nicht gefunden, es hieß immer noch das zweite Dorf. Die Einwohner des zweiten Dorfes waren ein bisschen stolz auf ihre Schule, sie hatte einen so guten Ruf, dass Eltern aus dem Muldendorf ihre Kinder in ihre Schule brachten. Einen ebenso guten Ruf hatten ihre Weisen, sie pflegten ihre Schriften und legten sorgfältig die neuen Schriften an.
Zwei Familien hatten eine Bienenzucht angelegt und ihr Honig war schnell heiß begehrt. Die Schmiede hatte damit begonnen, Gitter für Fenster und Türen herzustellen und fortan zierten die hübschen Gitter Fenster und Türen der Häuser im zweiten Dorf.
In der westlichen Ebene wurde von jungen Leuten ein Dorf hoch im Norden, sehr nahe dem Gebirge und direkt an dem Fluss gebaut. Als die ersten Häuser standen, kamen weitere junge Leute in das Dorf und sie bauten das erste, große Sägewerk!
Die perfekt gesägten Balken und Bretter flößten sie einfach den Fluss herunter bis auf die Höhe vom zweiten Dorf oder zum Muldendorf. Die Balken und Bretter fanden reißend Abnahme, gebaut wurde immer noch viel in den Dörfern.
Die wilde Horde brach zum ersten Mal nicht über den Fluss in die weite Ebene ein, sondern kam zwischen dem östlichen Gebirge und dem südlichen Fluss mit einer riesigen Anzahl von Kriegern in die östliche Ebene und richtete schlimme Verwüstungen an. Sie brannten alles nieder, ob Häuser, Werkstätten, Felder, die Menschen flohen so schnell sie konnten.
Durch den Rauch der vielen Feuer wurden viele Soldaten aufmerksam und kamen gerade noch rechtzeitig, um die Eindringlinge zu bekämpfen. Es wurde der härteste Kampf, den die Soldaten der weiten Ebene zu bestehen hatten, dagegen war der Kampf gegen die Kleinwüchsigen recht einfach gewesen. Die wilde Horde schlug und haute wie von Sinnen um sich, biss sich in ihre Gegner fest und riss ihnen ganze Gliedmaßen ab und wieder erlebten die Soldaten, dass das schwarze Blut der schrecklichen Unholde böse Entzündungen verursachte.
Als der Kampf auf Messers Schneide stand, erschienen die Waldwesen und griffen erbarmungslos in den Kampf ein, sie vernichteten mit ihren magischen Waffen die Furcht erregenden Monster. Die letzten der wilden Horde schauten dann doch etwas erstaunt, als sie feststellen mussten, dass sie den Kampf verloren hatten, mit wildem wütendem Gebrüll stürzten sie sich auf die Waldwesen.
Die Wesen empfingen den Ansturm mit kühler Überlegenheit und schossen ihre langen Pfeile in die Körper der Bestien und hieben den Gefallenen die Köpfe ab. Als sie feststellten, dass der Angriff erfolgreich abgewehrt worden war, gingen sie von Gefallenem zu Gefallenem und hieben mit kalten Gesichtern mit ihren Schwertern die Köpfe ab. Sie vergewisserten sich, dass alle Unholde geköpft worden waren, neigten ihre Köpfe in Richtung der Soldaten und verschwanden.
Die Heilerinnen kümmerten sich um die Verletzten und die Weisen ordneten eine Trauerfeier für die gefallenen Soldaten an.
Ein paar Sonnenreisen später sah sich ein Weiser aus dem Muldendorf den Passweg zwischen dem Gebirge und dem Fluss, durch den die wilde Horde in die östlich Ebene eingefallen war, sehr genau an. Nach seiner Rückkehr wurde das Problem mit den anderen Weisen besprochen, Boten holten weitere Weisen aus den Dörfern dazu. „Der Durchgang zwischen dem Gebirge und dem südlichen Fluss muss geschlossen werden und zwar so, dass es selbst einer wilden Horde nicht gelingt, das Hindernis zu überwinden.“
Viele Männer sahen sich den Durchgang an, bis einer der Soldaten den Hang hinauf kletterte und sich oben vorsichtig umsah. Der Soldat hatte keine Augen für die fantastische Aussicht, die sich ihm oben in den Felsen bot, er kletterte weiter darin herum, bis er endlich das gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Eine ziemlich lockere Felsenformation, die von ein paar geschickten Männern zum Absturz gebracht werden konnte und dann den Durchgang verschüttete. Der Soldat schilderte den Männern, wie er sich den Absturz vorstellte, zwei der Männer verstanden sofort, was er vorhatte. Der Soldat kletterte mit den zwei Männern noch mal in den Fels und zeigte diesen die lockeren Felsbrocken. Sie bestätigten dem Soldaten, dass die Menge reichen müsste, um den Durchgang zu versperren. Auf dem Heimweg wurde heftig über das Problem diskutiert. Wie bringt man den Felsen dazu, so abzustürzen, dass er den Weg zuschüttet?
Zu Hause angekommen wünschten sie sich eine gute Nachtruhe und verabredeten sich zur frühen Sonnenreise, um über das Problem weiter zu reden und es zu klären.
Ein Schmied machte den Vorschlag, die Felsen mit Hilfe von stabilen Balken in den Abgrund zu stürzen, die Anwesenden konnten sich unter diesem Vorschlag nichts vorstellen, der Schmied winkte sie heraus und ging mit ihnen zum Dorfrand in die Nähe der Schmiede. Hinter der Schmiede lagen einige beachtlich große Felsbrocken, der Schmied nahm einen kürzeren Balken und legte diesen kurz vor dem Stein auf den Boden, dann schob er einen dicken Balken unter den Felsen, so weit es ging, und wippte mit dem Balken den Fels los und schon bewegte sich der große Brocken.
Jetzt begriffen die Männer, was der Schmied vorhatte und vereinbarten, mit der neuen Sonnenreise erneut zu dem Pass zu reiten und den Versuch zu wagen.
Mit der frühen Morgensonne versammelten sich auf dem Dorfplatz eine Menge Männer mit Packpferden und Fuhrwerken, die mit allerlei Werkzeugen, Eisenstangen, Balken und Seilen beladen wurden. Der junge Soldat kletterte wieder als erster die Felsen hoch und befestigte etappenweise Strickleitern, so dass die nachfolgenden Männer den Aufstieg leichter schafften.
Mit den starken Seilen wurden die Balken und Eisenstangen hochgezogen. Nach einer Weile standen alle vor dem riesigen Berg aus Felsbrocken und Geröll. Der Schmied ging lange Zeit um diese Felsen herum, klopfte hier und klopfte da und sagte dann unvermittelt zu den wartenden Männern: „Mit diesem Stein beginnen wir.“
Drei, vier Männer schoben die schweren Balken unter den Felsen und begannen unter der Anleitung des Schmiedes mit dem Balken zu wippen, der Schmied schlug Keile unter den Stein und urplötzlich rollte der Felsbrocken auf den Abgrund zu und riss gleich mehrere Steine mit herunter.
Mit Donnergetöse knallten die großen Felsbrocken auf den Boden zwischen Felswand und Fluss, durch den Aufprall zerplatzten die großen Felsbrocken. Die unten stehenden Weisen zeigten an, dass die Steine genau richtig lagen.
Jetzt donnerte Stein auf Stein in die Tiefe, bis der ganze Berg von Steinen und Geröll unten in dem Pass lag. Der Soldat war währenddessen weiter in den Felsen umher geklettert und fand unweit von der Stelle, an der die Männer die Steine in den Abgrund fallen ließen, eine weitere gute Möglichkeit, den Durchgang noch weiter und tiefer zu versperren.
Der Soldat zeigte den Männern die Stelle und nachdem die Weisen informiert waren, krachten und donnerten weitere Felsbrocken in die Tiefe.
Jetzt war der Durchgang am Ufer des südlichen Flusses wirklich unpassierbar. Aufgrund dieser Vorfälle trafen die Weisen aller Dörfer zwei tiefgreifende Entscheidungen: „Auf dem Fels vor dem ehemaligen Durchgang wird ab sofort ein ständiger Posten Wache halten und in unmittelbarer Nähe zur Wachturmkette wird eine weitere Kaserne mit entsprechenden Unterkünften gebaut, damit im Falle eines weiteren Angriffes die benötigte Anzahl von Soldaten sofort verfügbar ist, um den Angriff abwehren zu können.“
Der Bau der Kaserne und der Unterkünfte wurde sehr energisch voran getrieben, so dass schon nach wenigen Mondzyklen die Kaserne in Betrieb genommen werden konnte. Es kam schnell eine Bäckerei dazu, Lagerhäuser und ein wenig später auch eine Waffenschmiede. Hinzu kam eine weitere Kaserne für die Bogenschützen, ein Stall für die Pferde und mehrere Koppeln wurden angelegt.
Es entstand eine richtige Militärstadt mit enormen Ausmaßen, weil aus allen Dörfern junge Leute kamen, um sich zum Soldaten, Reitersoldaten oder Bogenschützen ausbilden zu lassen. Viele junge Frauen meldeten sich zur Ausbildung zur Bogenschützin. Einige Männer von den neu hinzu gekommenen Leuten wurden bei dem Dorfweisen vorstellig und machten den Vorschlag, Verteidigungsmaschinen zu bauen.
Da dieser Vorschlag völliges Neuland für die Weisen war, bat er die Männer, weitere Weisen dazu holen zu dürfen, um ihren Vorschlag zu beraten. Es wurden Boten ausgesandt und wenige Sonnenreisen später trafen die Weisen ein und brachten zum Teil die Leiter ihrer Kasernen mit.
Die Männer hatten inzwischen Zeichnungen von den Verteidigungsmaschinen angefertigt und legten diese den vielen Weisen vor. Die Militärs erkannten sofort, welch gewaltiger Vorteil diese Waffen bei den Angriffen der wilden Horde darstellten.
Es handelte sich um Katapulte, die schwere Steine, Gefäße mit brennendem Öl oder aber viele kleinere Steine auf den Gegner schleudern konnten. Die andere Zeichnung stellte so etwas wie einen riesigen Bogen dar, der waagerecht auf einem stabilen Gestell befestigt war und balkengroße Geschosse abschießen konnte.
Die Männer wurden von allen Weisen beauftragt, diese Waffen so schnell wie irgend möglich zu bauen, sie erhielten jede mögliche Unterstützung. Die Handwerker wurden zusammen gerufen, das benötigte Baumaterial zusammen gebracht und alle stürzten sich mit Feuereifer in diese Aufgabe. Immer wissend, dass der nächste Angriff jederzeit erfolgen konnte.
Die kluge Anweisung der Dorfältesten, die östlichen Felsen mit Wachposten zu besetzen, bewahrte die östliche Ebene vor einem weiteren schlimmen Angriff der wilden Horde. Die Wachposten entdeckten in der frühen Sonnenreise, die Sonne kam gerade über das Gebirge, wie ein größerer Trupp der wilden Horde versuchte, unbemerkt den südlichen Fluss, nahe der Stelle, die durch den Felssturz unpassierbar gemacht worden war, zu überqueren.
Die Bogenschützen erwischten die Bestien in der Mitte des Flusses und schon trieben die ersten toten Krieger der wilden Horde den Fluss hinunter, einzelne der Furcht erregenden Kolosse schafften es, das Ufer zu erreichen und wurden dort sofort von den Schwertkämpfern angegriffen.
Wütend hieben die Schwertkämpfer auf die Angreifer ein, wütend, weil diese Viecher, anders konnte man diese Wesen nicht bezeichnen, sie nicht in Ruhe leben ließen.
Die Einwohner der weiten Ebene waren friedlich, beanspruchten keine Gebiete von anderen Völkern und nahmen freundlich fremde Menschen auf. Sie hatten noch nie andere Völker angegriffen, aber diese Ungeheuer überfielen sie aus reiner Lust am Morden und Töten. Wieder fiel eines der Ungeheuer sterbend in den Fluss und wurde von der Strömung flussabwärts getrieben.
Unbemerkt von den Soldaten hieben die Waldwesen den im Fluss treibenden Leichen mit ihren hell leuchtenden Schwertern die Köpfe ab, denn erst dadurch waren die toten Krieger wirklich und endgültig tot. Die Waldwesen arbeiteten sehr gründlich, keiner der Angreifer entkam ihnen, selbst ein schwer Verwundeter, der fluchend und stöhnend vor Schmerzen das andere Ufer erreicht hatte, wurde von den Waldwesen enthauptet.
Damit war der Angriff erfolgreich abgewehrt worden und die Soldaten kehrten sehr erleichtert in die Kasernen zurück. Nahe den Kasernen wurden die Schmieden und Werkstätten errichtet, in denen die Kriegsmaschinen hergestellt werden sollten. Die Gebäude wurden in wenigen Mondzyklen errichtet, die Furcht der Menschen trieb sie voran. Ständig brachten Fuhrwerke Holz, Erz, auch schon vor geformte Metallteile wurden zu den neuen Schmieden gebracht, die hier dann weiter verarbeitet wurden.
Auch über den Fluss wurden Baumstämme und dicke Balken hergebracht, die die Baumeister für den Bau der Kriegsmaschinen benötigten.
Endlich, endlich war es so weit, die Sonnenreisen waren schon merklich kürzer, da rollte das erste Katapult aus der großen Halle der Werkstatt und es war eine gewaltige Maschine.
Die Menschen jubelten vor Begeisterung, diese Maschine flößte ihnen Sicherheit und Selbstvertrauen ein. Die Erbauer des Katapultes machten die Maschine fertig für den ersten Probeschuss.
Der lange und dicke Balken, der am oberen Ende eine schüsselartige Vorrichtung trug, wurde mit Hilfe von starken Seilen zum hinteren Ende des Katapultes heruntergezogen und die schüsselartige Vorrichtung wurde mit einem Behälter bestückt.
Der Behälter war mit Öl gefüllt und jetzt steckte einer der Männer einen Stoff-Fetzen in die Öffnung des Behälters und setzte diesen in Brand.
Ein Warnruf ertönte, alle traten weit zurück, der Mann, der den Stoff Fetzen entzündet hatte, hieb jetzt mit einem schweren Hammer auf die Halterung des Zugseiles und mit einem schrillen Pfeifton flog der Behälter im hohen Bogen davon, einen Funkenregen hinter sich her ziehend.
Der Behälter flog weit und knallte gegen die Felsen, ein riesiger Feuerball entstand und eine große Fläche der Felswand stand in Flammen. Die Zuschauer standen wie gelähmt, die Wirkung der neuen Waffe hatte sie völlig überrascht. Welch furchtbares Ding hatten sie da geschaffen!
Die obersten Soldaten waren höchst zufrieden, sie stellten sofort eine Gruppe Soldaten zusammen, die nur noch für das Katapult zuständig war. Es musste die Bedienung geübt werden, die Treffsicherheit, Zugtiere mussten lernen, diese Maschine zu ziehen.
Intensiv wurden weitere Kriegsmaschinen gebaut, mit denen die südliche Grenze gesichert werden sollte.
Zwischen den vielen Dörfern, die entstanden waren, hatte sich ein reger Frachtverkehr entwickelt. Ständig fuhren Fuhrwerke von Dorf zu Dorf und brachten Nahrung, Baumaterial, Felle oder aber auch nur Menschen in die Dörfer, die ihre Verwandten besuchen wollten. So saß auch Alkaan mit seiner Familie auf einem dieser Fuhrwerke und ließ sich zum Muldendorf fahren. Ein Besuch stand bei seinen Eltern und seinen Schwiegereltern an, die drei Kinder fuhren gerne zu den Großeltern.
So war auf dem Fuhrwerk eine heitere Stimmung, bis der älteste Sohn Alkaans seinen Vater verstohlen am Ärmel zupfte und ihm die nebelhaften Gestalten nahe dem Waldrand zeigte. Als die Waldwesen erkannten, dass Alkaan zu ihnen hinüber sah, beugten sie leicht ihre Oberkörper und deuteten mit seltsamen Handbewegungen auf Suleithan.
Alkaans Frau Seilathe spürte etwas und drehte sich fragend zu ihrem Mann, aber da war der Spuk auch schon vorbei.
Die Eltern von Alkaan und Seilathe wohnten im Muldendorf Haus an Haus und so wurde von beiden Großeltern der Besuch mit großer Freude empfangen. Die Kinder liefen jubelnd zu ihren Großeltern, Alkaans Tochter Kurdah schaute neugierig nach, was die Großmutter wohl hinter ihrem Rücken versteckte, laut rief das kleine Mädchen ihre Freude heraus, als sie das Päckchen entdeckte. Alle drei Kinder erhielten von ihren Großeltern kleine Geschenke, die voller Freude angenommen wurden.
Von ihrer seltsamen Begegnung erzählten Alkaan und sein Sohn Suleithan nichts.
Nach einem fröhlichen Tag fuhr Alkaan mit seiner Familie in heiterer Stimmung in sein Dorf zurück, das immer noch einfach das zweite Dorf hieß, es wurde noch kein Name für ihr Dorf gefunden. Still lachte Alkaan vor sich hin, sie werden fünfzig Dörfer in der weiten Ebene haben und ihr Dorf heißt immer noch das zweite Dorf. Auf halber Strecke stieg die Familie aus und kehrte in eine Herberge ein, um dort die Nacht zu verbringen. Mit der neuen Sonne setzten sie ihre Heimreise fort und kamen am frühen Nachmittag in ihrem Dorf an.
Alkaan freute sich immer wieder darüber, wie gut ihr Dorf gebaut worden war. Der Dorfplatz zeigte lebhaften Betrieb, es war ein richtiges Gewimmel von Menschen, Fuhrwerke kamen an und fuhren neu beladen wieder zurück. Schmuckstück war ihr Dorfzentrum, aus dicken Balken und gebrannten Ziegeln gebaut, mit einem großen Tor als Eingang, links vom Eingang reckte sich ein mächtiger, viereckiger Turm in die Höhe.
Alkaan öffnete die Tür seines Hauses und ließ seine Frau und ihre Kinder eintreten, seine Frau hatte das Haus hübsch und gemütlich eingerichtet. Auf dem Holzboden lagen dicke Teppiche, auch an die Wände hatte Seilathe Teppiche, wenn auch feinere als die Bodenteppiche, gehängt, das hielt die manchmal heftigen Winde ab und machte die Stube gemütlich.
Das Haus von Alkaan war eines der größten im Dorf, es hatte noch zwei leer stehende Stuben, die sollten für seine oder Seilathes Eltern sein, wenn es nötig werden sollte, die Alten ins Haus zu holen.
Das zweite Dorf hatte sich wirklich gut entwickelt, es verfügte nicht nur über eine eigene Töpferei und Schmiede, ihre Schule war gut, auch das Haus der Heilerinnen hatte einen guten Ruf.
Die so wichtigen Lagerhäuser wurden gut gepflegt und die Äcker brachten gute Erträge. Die Herden der Schafe und Ziegen waren mächtig gewachsen und die Rinder brachten mehr Milch, als für die Kinder und zur Herstellung von Käse gebraucht wurde.
Das Kultzentrum, das zwischen den beiden Dörfern auf halber Strecke gebaut wurde, nahm langsam Gestalt an. Je weiter der Bau voranschritt, umso deutlicher wurde erkennbar, welch überwältigender Entwurf der Sohn des Weisen eingebracht hatte. Das Rund der Säulen stand schon, der runde Bau zeigte jetzt schon eine Mächtigkeit, die jeden Gott zur Ehre gereichte.
Alkaans und Seilathes ältester Sohn, Suleithan, beendete die Schule und ging anschließend in die Waffenschmiede zur Ausbildung als Schwertschmied. Suleithan war zu einem hoch aufgeschossenen jungen Mann geworden, dem jetzt bei seiner Arbeit in der Waffenschmiede die Schultern breiter und breiter wuchsen.
Suleithan war mit seinen gerade mal achtzehn Jahren ein gern gesehener Mann bei den jungen Frauen, was ihn zumindest noch im Moment herzlich wenig interessierte.
Er arbeitete zwei Jahre in der Waffenschmiede und ging anschließend in die Kaserne an der südlichen Grenze, um sich dort als Schwertkämpfer und Bogenschütze ausbilden zu lassen.
Suleithan war von den Befestigungsanlagen fasziniert, dicht an dicht standen die Kriegsmaschinen gegen den Fluss gerichtet, ständig von Soldaten besetzt.
Ein Stück zurück, weiter im Wald verborgen, die Reihe der Wachtürme, ebenfalls ständig von Soldaten besetzt, mit Signalhörnern wurde Alarm gegeben.
Der reibungslose Ablauf in den Kasernen beeindruckte Suleithan sehr und nahtlos fügte er sich ein. Seit dem letzten fürchterlichen Angriff der wilden Horde waren viele Mondzyklen vergangen, ohne dass die weite Ebene weitere Angriffe abwehren musste. Trotzdem herrschte eine konzentrierte Wachsamkeit, die Suleithan äußerst beruhigend fand. Nach seiner Ausbildung als Schwertkämpfer und als Bogenschütze, seine Ausbilder waren von dem jungen Soldaten angetan, so erhielt Suleithan ein Kommando über einen Trupp Soldatinnen und Soldaten und ritt mit ihnen Patrouille am östlichen Gebirgsrand.
Hier geschah es, dass seine Soldaten eine größere Anzahl Menschen in einer tieferen Mulde entdeckten, die dort recht kümmerlich hausten. Erfreulicherweise konnten sie sich mit den Fremden verständigen, sie machten ihnen klar, dass sie von ein paar Soldaten ins nächste Dorf gebracht wurden und sich dort erstmal erholen konnten.
Wo sie dann leben wollten, konnten sie später in aller Ruhe entscheiden.
Die Fremden sahen die stolzen Soldatinnen und Soldaten in ihren schmucken Uniformen und Harnischen ungläubig an, aber sie machten sich mit den Soldaten, die Suleithan zur Eskorte abgestellt hatte, auf den Weg ins nächste Dorf. Einen Boten sandte Suleithan zu den Weisen ins Muldendorf, von dort wurden dann alle Dörfer verständigt.
Bei einer Besprechung mit anderen Truppführern machte Suleithan den Vorschlag, einen Trupp Soldaten mit Kundschaftern auf die Suche nach der wilden Horde zu schicken. Vielleicht konnte so das Übel, diese ewige Bedrohung, an den Wurzeln ausgerottet werden. Dieser Vorschlag wirbelte die ganze weite Ebene auf. Das war ein unerhörter Vorschlag, die Einwohner der weiten Ebene waren friedlich, sie griffen niemals andere Völker an. Suleithan stimmte dieser Einstellung ohne jeden Vorbehalt zu, sie wollten die wilde Horde nur auffinden und dabei hoffentlich auch die Beweggründe, die die wilde Horde immer und immer wieder zu diesen Angriffen veranlasste.
Suleithans Vorschlag kam vor die Weisen der Dörfer und nach vielen Gesprächen mit allen Weisen und Dorfältesten, mit den Leitern der Kasernen und den Herstellern der Kriegsmaschinen, kam dann der Entschluss, dass die weite Ebene einen Erkundungstrupp aussendet. Für diesen Erkundungstrupp wurden ausschließlich freiwillige Soldatinnen und Soldaten eingeteilt, gute Reiter mussten sie sein und über Kampf Erfahrung gegen die Krieger der wilden Horde verfügen. Es dauerte einige Sonnenreisen, bis sich der Trupp formiert hatte, es kamen Kundschafter und Jäger dazu, auf Packtieren waren Waffen und Nahrungsmittel verstaut.
Suleithan wurde als einer der Leiter der vier Trupps eingesetzt, er konnte sich nicht mal von seiner Familie verabschieden. Die Wachposten oben auf den Felsen signalisierten „keine Gefahr“, und die vier Erkundungstrupps überquerten zum ersten Mal in der Geschichte der weiten Ebene den südlichen Fluss, um die weite Ebene auf der Suche nach der wilden Horde zu verlassen.
Mit äußerster Vorsicht drangen sie in den dichten Wald ein, von dem sie in vielen Geschichten gehört hatten, als ihre Ahnen diesen Wald durchquerten, um dann endlich ihre neue Heimat in der weite Ebene zu finden. Bis zum Abend blieben sie unbehelligt, sie schlugen ihr Lager auf und stellten Wachen auf, sie sicherten ihr Lager ebenfalls mit langen Stecken, die schräg zum Wald in den Boden gesteckt wurden.
Der Angriff erfolgte, als sie gerade aufgesessen waren und die Trupps sich in Bewegung setzten. Wilde, behaarte Tiere, die wie verrückt in den Bäumen herum rasten und mit allen möglichen Dingen die Reiter bewarfen. Früchte klatschten den Soldaten ins Gesicht und abgebrochene Äste verletzten einige von ihnen.
Die Angreifer verschwanden genauso schnell mit lautem Gebrüll, nachdem die Bogenschützen zwei von ihnen abgeschossen hatten, wie sie aufgetaucht waren. Eines der Tiere lebte noch, jetzt war es ganz friedlich, die dunklen Augen schauten traurig von Schmerz erfüllt die Menschen an.
Die Trupps stellten sich wieder in Reihe und setzten den unterbrochenen Marsch fort, die Soldaten waren jetzt noch wachsamer, als sie es ohnehin schon waren.
Die Kundschafter benötigten sieben Sonnenreisen, bis sie den Waldrand ereichten.
Erleichtert bauten die Soldaten ihr Lager endlich wieder unterfreiem Himmel auf. Beim Essen sprachen die Soldaten immer noch von den Angriffen der fremden Tiere im Wald, schlimm war der Angriff der großen, katzenähnlichen Tiere mit den langen Reißzähnen, dabei verloren sie einen Soldaten und in der Nacht rissen die Tiere noch ein Pferd.
Das Lager wurde sorgfältig gesichert, Posten ritten vor dem Lager, es blieb eine ruhige Nacht. Beim Frühstück einigten sich die Truppleiter mit den Kundschaftern, in östlicher Richtung zu reiten, da die Angriffe der wilden Horde größtenteils aus dem Osten erfolgten. Sie ritten in Sichtweite des Waldes, den sie gerade erst durchquert hatten, sie wollten den Wald im Falle eines Angriffes als Schutz benutzen. Nach drei Sonnenreisen trat der Wald weit zurück und ging in eine Busch und Strauch Landschaft über, das Land wurde zusehends trockener, die Soldaten mussten mit dem Wasser sparsam umgehen.
Die Kundschafter führten die Soldaten immer noch nach Osten, unterbrochen von halbtägigen Schwenkern nach Süden oder Norden, aber es war keine Spur der wilden Horde zu entdecken.
Die Kundschafter machten den Truppleitern den Vorschlag, noch sieben Sonnenreisen nach Osten zu forschen und dann in einem weiten Bogen Richtung Westen zu reiten.
Dann stieg die Spannung ins unerträgliche, einer der Kundschafter brachte Bruchstücke von Ausrüstungen eines Kriegers der wilden Horde mit. Alle schauten sich die Bruchstücke an und heiße Furcht griff nach den Soldaten. Suleithan bemerkte das sofort und gab eine Reihe von klaren Befehlen heraus, die die Soldaten mit Aufgaben bedachte und die aufkommende Furcht vertrieb.
Das Lager wurde sehr sorgfältig aufgebaut, die Wachen verstärkt, eine auffällige Unruhe lag über dem Lager. Alle waren erleichtert, als die Sonne endlich die Schatten der Nacht vertrieb.
Das Lager wurde abgebaut und die vier Trupps ritten in Sichtweite weiter gegen Osten. Die Sonne zeigte die Mittagszeit an, als weitere Bruchstücke von Rüstungen gefunden wurden, auch machte sich ein unangenehmer Geruch bemerkbar.
Die Kundschafter wollten ab jetzt erst mal alleine weiter reiten, weil das weniger auffällig war. Die Soldaten suchten in der Einöde einen brauchbaren Lagerplatz für die Nacht.
Sie mussten ihr Lager wieder auf einem trockenen Platz errichten, das
Wasser wurde sehr knapp. Die Kundschafter konnten nach ihrer Rückkehr wenigstens von einer Wasserquelle berichten, die Wasserstelle schien unbekannt zu sein, außer Tierspuren war nichts zu erkennen, was auf Menschen hindeutete und sie berichteten von einem schwarzen Gebirge weit im Nordosten mit glühendem Gipfel.
Die Soldaten aus der weiten Ebene folgten den Kundschaftern zu der Wasserstelle und errichteten dort ihr Lager, die Pferde tranken sich satt und fanden endlich wieder frisches Gras.
Es wurde eine Ruhepause von drei Sonnenreisen festgelegt, die Pferde mussten gepflegt, die Waffen überprüft und die Vorräte, soweit es möglich war, aufgefüllt werden.
Die Kundschafter kamen am Abend der zweiten Sonnenreise ins Lager zurück und berichteten mit grauen Gesichtern, dass sie das Zuhause der wilden Horde gefunden hatten. Sie hausten in dem schwarzen Gebirge in riesigen Höhlen und es wimmelte darin wie in einem Ameisenhaufen. Die Höhlen wurden durch die glühenden Berge grässlich und unheimlich beleuchtet, ein entsetzlicher Gestank und ein ohrenbetäubender Lärm quollen aus den Höhlen. Ein unüberschaubares Kommen und Gehen, dauernd stritten diese Kreaturen miteinander und schlugen wie von Sinnen aufeinander ein. Ständig fanden sich größere und kleinere Trupps zusammen, die mit wildem und wütendem Kampfgebrüll die Höhlen verließen.
Die Trupps zogen für die Kundschafter der weiten Ebene erfreulicherweise ständig in östliche und südliche Richtung. Es seien so viele, dass sie gar keine Zahl nennen konnten, so viele Kreaturen auf einen Fleck hatten sie noch nie gesehen. „Die Massen an Kriegern wird die weite Ebene nie besiegen können, wir können nur hoffen, dass die wilde Horde weiterhin nur in kleinen Einheiten angreift. Sollte einer von ihnen auf die Idee kommen, mit größeren Einheiten die weite Ebene anzugreifen, wird es schlimm für uns werden.“
Mit dieser bedrückenden Erkenntnis machten sich die Krieger der weiten Ebene wieder auf den Heimweg, die Kundschafter führten sie direkt nach Norden, bis sie auf einen breiten Fluss stießen, den die Kundschafter als den ihnen bekannten südlichen Fluss bezeichneten. Sie lagerten am Ufer des Flusses und genossen das viele Wasser. Auf Vorschlag der Kundschafter bauten sie mehrere Flöße, auf denen sie mühelos den Fluss hinunter trieben.
Schon nach zwei Sonnenreisen hatten sie die weite Ebene erreicht, die vier Truppleiter und die Kundschafter machten sich auf den Weg ins Muldendorf, um dort vor den Weisen von ihrer Reise und ihren Erkenntnissen zu berichten.
Die Schilderungen der Kundschafter über die wilde Horde löste fast Panik aus. „Wir müssen noch mehr für unsere Verteidigung tun“, war sofort die einheitliche Meinung.
Die vier Truppführer wurden hoch gelobt, Suleithan wurde zum Obersten der mittleren Ebene ernannt.
Stolz nahmen seine Eltern ihren großen Sohn in ihre Arme, Suleithan hatte, wie die anderen Truppführer, ein paar Tage Urlaub erhalten.
Der Bau weiterer Kriegsmaschinen wurde vehement voran getrieben, die südliche Grenze wurde zu einem Bollwerk. Eine Reiterpatrouille kam in wilder Panik und völlig aufgelöst in das östliche Dorf, nahe dem Gebirge, gestürmt und die Einwohner hörten sie schon von weitem schreien: „Die wilde Horde kommt über die Berge!“
Die Hörner schrien ihren Alarmruf und in kürzester Zeit ritten im hohen Tempo aus allen Richtungen Reitersoldaten auf die Einfallstelle und ein heftiger, furchtbarer und grausamer Kampf entbrannte. Es sah für die Verteidiger nicht gut aus, die Krieger der wilden Horde wüteten unter den Soldaten der weiten Ebene so fürchterlich, dass einige der Mut verließ und sie voller Entsetzen das Schlachtfeld verließen. Kurz bevor der Sieg der Wilden zum Greifen nahe war, erschienen die Waldwesen und griffen mit erbarmungsloser Härte in den Kampf ein, die Unholde fielen durch die Schwerter der Waldwesen wie Korn beim Mähen. Bis auf den letzten Krieger wurde die wilde Horde vernichtet und allen wurde der Kopf abgeschlagen, die Verluste der weiten Ebene waren unmenschlich, hunderte von toten Soldaten bedeckten das Schlachtfeld, kaum ein Verletzter konnte geborgen werden. Die Toten wiesen furchtbare Wunden auf, abgerissene Gliedmaßen steckten noch in den Mäulern der Bestien, wie wahnsinnig hatten sich die Krieger der wilden Horde in die Soldaten der weiten Ebene verbissen.
Die Heilerinnen fanden eine junge Soldatin, die in dem Maul eines abgeschlagenen Kopfes steckte, die Zähne des Ungeheuers kauten noch immer in dem Fleisch der jungen Frau, mit vor Schmerzen schriller Stimme schrie sie die Heilerinnen an: „Tötet mich, bitte tötet mich!“
Die Waldwesen sammelten die toten Bestien zusammen und steckten diesen grauenhaften Haufen in Brand, ein bestialischer Gestank zog über die weite Ebene.
Die toten Soldatinnen und Soldaten wurden feierlich in ihren Dörfern bestattet, nach der Trauerfeier versank die weite Ebene in eine tiefe, elendige Trauer.
Dieser riesige Verlust an Soldaten brachte die Menschen an den Rand der Verzweiflung, viele Familien hatten ihre einzige Tochter oder ihren einzigen Sohn verloren, viele Frauen standen jetzt mit ihren Kindern ohne Mann da. Es dauerte viele Mondzyklen, bis sich das Leben wieder etwas normalisierte, aber es wurde nie mehr wie vorher, die unbeschwerte Heiterkeit und die Gelassenheit waren verloren.
Die Dorfältesten und die Weisen hatten große Mühe, die Menschen wieder in den Alltag zu bringen, sie an ihre Aufgaben und Pflichten zu erinnern, damit sie diese wieder übernahmen.
Viele Bewohner der Dörfer in der östlichen Ebene verließen mit Hab und Gut ihre Häuser und suchten in der westlichen Ebene ein neues Zuhause. Bevor die Dörfer verwaisten, wurden sie von den Soldaten übernommen, dadurch entstand entlang der östlichen Gebirgsausläufer eine fast lückenlose Kontrolle durch die Soldaten.
Suleithan stieß mit seinem Trupp in das östliche Gebirge vor, um den Durchgang zu finden, den die wilde Horde für ihren furchtbaren Angriff benutzt hatte, und sie fanden den Pass!
Der Pass schlängelte sich durch mehrere Täler und verließ das Gebirge weit oberhalb des südlichen Flusses. Daher war der Zugang für die widerlichen Biester sehr einfach und Suleithan machte den Weisen nach seiner Rückkehr den Vorschlag, diesen Pass ebenfalls durch Steinschlag zu versperren.
Dieser Vorschlag wurde sofort aufgegriffen. Wenn er nur die Angriffe der wilden Horde erschweren würde, wäre das schon ein großer Erfolg. Wieder zog eine große Kolonne los, um den Pass zu versperren.
Die Kundschafter fanden eine geeignete Stelle in diesem Tal, eine Sonnenreise vor dem Tal Ausgang in die weite Ebene, hier war das Tal recht schmal und wenn eine Steinlawine von jeder Talseite in den Pass fiel, musste es reichen, um ihn für die wilde Horde unpassierbar zu machen. Die Männer brachen wieder mit Eisenstangen und Balken Felsbrocken los und mit Donnergetöse prasselten enorme Mengen an Steinen in den Pass.
Als dann noch die Steine von der anderen Seite auf den bereits sehr hohen Geröllhaufen fielen, war der Durchgang zu.
Das wurde an zwei weiteren Stellen durchgeführt, so dass ein Durchkommen eigentlich unmöglich sein sollte. Und eine weitere böse Überraschung durch die wilde Horde sollte durch einen großen Wachposten an der letzten Sperre von vorn herein verhindert werden. Suleithan war als Oberster der östlichen Ebene für den Ablauf verantwortlich.
Trotz dieser Bemühungen, die östliche Ebene vor Angriffen durch die wilde Horde noch besser zu schützen, verließen immer noch viele Menschen die Dörfer und zogen in die mittlere oder westliche Ebene. Dadurch wurde die östliche Ebene fast ausschließlich nach und nach nur noch von den Soldaten bewohnt.
Suleithan schickte unermüdlich Trupps in das Gebirge, um möglicherweise weitere Durchgänge vor der wilden Horde zu entdecken und diese sofort unpassierbar zu machen. Diese umfangreichen Aktionen zeigten Wirkung, die Überfälle ließen nach, es kehrten Frieden und Ruhe in die weite Ebene zurück.
Trotz alledem verließ auch der verbliebene Rest der Menschen die östliche Ebene und siedelte neu in der mittleren oder westlichen Ebene, weil sie sich dort einfach sicherer fühlten. In der ruhigen Zeit heiratete Suleithan eine schöne, groß gewachsene, etwas geheimnisvoll wirkende Bogenschützin, nach den Hochzeitsfeierlichkeiten zog das junge Paar in eines der verlassenen Häuser.
Die Dörfer in der östlichen Ebene verwaisten, von den Soldaten konnten nicht alle Häuser belegt werden, die östliche Ebene war endgültig zu einer reinen Militärgegend geworden. Hinzu kamen zwar noch die Heilerinnen in den Heilhäusern und die Menschen in den Werkstätten und Waffenschmieden, aber diese Menschen gehörten fast schon zum Militär.
Die lange Friedenszeit ließ dann doch wieder das eine oder andere junge Paar in der östlichen Ebene ihr Glück versuchen und so kamen dann doch über viele Sommer wieder neue Siedler in die Ebene. Die Friedenszeit machte sich auch mit wieder wachsender Bevölkerung bemerkbar. Jetzt wurde sogar das erste neue Dorf in der östlichen Ebene gegründet, nahe, sehr nahe an dem großen Komplex der Kasernen.
Suleithan ließ unermüdlich die Verteidigungsanlagen ausbauen und verbessern, der südliche Fluss war eine geschlossene Front von Wachtürmen, Kriegsmaschinen und ständiger Präsenz von einer starken Truppe von Bogenschützen und Schwertkämpfern, Reitersoldaten waren ständig unterwegs, um das Flussufer zu kontrollieren.
Eine dichte Reihe von Kasernen und Reitställen schloss sich nicht weit vom Rand des östlichen Gebirges an, die Kasernen zogen sich in lockerer Folge bis hoch zum nördlichen Gebirge. Durch diese massive Verteidigungslinie wurden die Angriffe der wilden Horde abgeblockt und die Einwohner konnten das Land in Ruhe aufbauen. Die Bewohner bauten sehr wehrhafte Dörfer, die meisten Dörfer hatten eine durchgehende Mauer, unterbrochen von trutzigen Türmen, die Eingangstore waren bewusst so klein wie möglich gehalten, die aus dicken Brettern gebauten Tore waren meistens geschlossen und wurden nur bei Bedarf geöffnet.
Die Fuhrwerke wurden immer von einer starken Patrouille begleitet und überall waren berittene Soldatentrupps zu sehen.
Endlich konnte Suleithan mit seiner jungen Frau ein paar ungestörte Tage verbringen. Seetha hatte ihr Haus schon etwas wohnlich gestalten können. Suleithan ließ noch einen Raum anbauen, in dem er arbeiten konnte, auch ließ er stabile Ziergitter an Fenster und Türen anbringen und einen großen Kamin in dem größten Raum einbauen, der das ganze Haus wärmen konnte.