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Wir benötigten kaum eine Stunde bis zum kleinen Ort Briststedt. Unser Auto, ein silberfarbener Mercedes der C-Klasse, war mit ausreichend Platz ausgestattet, sodass drei Personen samt Gepäck bequem unterwegs sein konnten. Im Hintergrund lief leise das Radio, das uns mit Musik und Nachrichten versorgte, während wir uns über unsere Aufgabe unterhielten.

Wie Vernon bereits erwähnt hatte, besaßen wir überhaupt keine Anhaltspunkte, daher war ich überaus skeptisch. Wir konnten nur abwarten, ob während unserer Anwesenheit etwas Ungewöhnliches geschah, wovon jedoch nicht unbedingt auszugehen war. Vielleicht fanden wir Zeugen, die etwas gesehen hatten. Zwei der verschwundenen Personen lebten in Briststedt, also wollten wir bei den Familien und Mitbewohnern mit unseren Nachforschungen beginnen.

»Hier ganz in der Nähe befindet sich das Henstedter Moor«, sagte Lita, die auf dem Beifahrersitz saß und auf ihr Smartphone starrte. »Auch große Naturschutzgebiete befinden sich in der Umgebung. Vielleicht sind die drei Personen, falls ihnen tatsächlich etwas zugestoßen sein sollte, dorthin gebracht worden. Ich nehme an, es handelt sich um unwegsames Gebiet.«

»Gut möglich«, vernahm ich Stefans schläfrige Stimme von hinten. Er hatte mir erklärt, dass er in der vorherigen Nacht kaum geschlafen habe. Und tatsächlich zeigte sein Gesicht Spuren von Müdigkeit und Erschöpfung. In seinen dunklen Augen stand ein glasiger Ausdruck.

Ich nahm einen tiefen Schluck aus einer offenen Flasche mit Mineralwasser. Es waren noch zwei Kilometer bis zum Ortseingang. Ich musste zugeben, dass mich jetzt doch eine gewisse Nervosität gepackt hatte. Was würde uns in Briststedt wohl erwarten? Alte, verstockte Menschen, denen kein Wort zu entlocken war?

Konnte es so etwas geben? Ein Ort, der unter keinem guten Stern entstanden war, wo Unglücksfälle und Verbrechen seit Jahrhunderten an der Tagesordnung waren? Und warum war im Laufe der langen Zeit nie jemand auf den Gedanken gekommen, den Ort aufzugeben und zu einer Geisterstadt werden zu lassen? Die Menschen hätten gut woanders unterkommen können. Aber vielleicht war diese Idee ja schon seit Langem im Umlauf und wurde aus irgendwelchen Gründen nicht umgesetzt. Wo das Böse herrschte, verlief nicht immer alles in klaren Bahnen.

Hinter einer engen Kurve trat plötzlich eine Frau auf die Fahrbahn.

»Verdammt!«, schrie ich. Ich trat auf die Bremse, erkannte jedoch, dass ich nicht rechtzeitig anhalten konnte. Verzweifelt kurbelte ich am Lenkrad. Adrenalin peitschte durch meinen Körper; jeglicher Anflug von Müdigkeit war verschwunden. Nur um wenige Zentimeter driftete der schwere Wagen mit dem Kotflügel an der düster dreinschauenden, reglos auf der Straße stehenden Frau vorbei. Dann krachte es, als der Benz mit einem Baum kollidierte und zum Stehen kam.

Ungerührt drang aus den Lautsprechern die fröhliche Stimme des Sprechers. Ich stellte das Radio ab und bemerkte, dass meine Hand leicht zitterte.

Die Kollision mit dem Baum war nicht besonders stark gewesen, dennoch war ich mir nicht sicher, ob das Auto noch fahrtüchtig war.

Ich wandte mich erst Lita, dann Stefan zu. »Seid ihr okay?«

Lita nickte und löste ihren Gurt.

Gleiches tat auch Stefan. »Alles in Ordnung. Was ist denn in dich gefahren?«

Ich stutzte. Auch vom Hintersitz musste Stefan die Person gesehen haben. »Die Frau«, erklärte ich. »Plötzlich stand sie auf der Straße, zum Bremsen war es zu spät, ich hätte sie angefahren, also musste ich ihr ausweichen.« Ich blickte zum Seitenfenster hinaus, dann in den Außenspiegel. Niemand war zu sehen. Wohin war sie so schnell verschwunden?

»Ben, da war niemand«, sagte Lita. »Die ganze Straße war frei.«

»Nein!«, widersprach ich heftig. Ein dumpfes Gefühl machte sich in meinem Kopf breit. »Natürlich war da jemand. Ich habe die Frau doch ganz deutlich gesehen. Sie trat plötzlich auf die Straße. Ich …«

»Lita hat recht, Ben«, unterbrach mich Stefan. »Da war wirklich niemand.«

Ich verzog meine Mundwinkel. War ich denn plötzlich verrückt geworden? War ich von einer Vision genarrt worden? Ich war in der Lage, Phantome zu sehen, das war mir bereits einmal passiert, doch es war unter anderen Voraussetzungen geschehen. Wie war es möglich, dass ich urplötzlich Menschen vor mir sah, die es überhaupt nicht gab?

Das hier gefiel mir überhaupt nicht. Ich schüttelte den Kopf. »Bitte glaubt mir, da war jemand. Ich fantasiere nicht. Ich habe die Frau ganz deutlich vor mir gesehen.«

»Dann gibt es vermutlich nur eine Möglichkeit«, sagte Lita, »jemand will nicht, dass wir in Briststedt herumschnüffeln.«

»Möglich«, erwiderte ich. »Vielleicht ist es ja sogar die Stadt selbst.« Ich stieß die Fahrertür auf und verließ das Auto. Heiße Luft begrüßte mich wie ein Schlag in die Magengrube. Meine Begleiter taten es mir nach.

»Was machen wir mit dem Gepäck?«, fragte Stefan.

Ich zuckte mit den Achseln. »Lassen wir es zunächst mal hier. Wir suchen uns ein Hotel oder eine Pension. Ich denke, das Auto lassen wir hier stehen. Es behindert niemanden. Wir werden Nicole in Straßburg informieren, damit sie den Autovermieter kontaktiert.«

Lita sagte: »Unsere Waffen sollten wir mitnehmen.« Sie öffnete den Kofferraum und wühlte in ihrer Reisetasche. Sie beförderte ihre Dienstpistole, die mit einer Spezialmunition geladen war, in einen Rucksack.

Ich warf ihr ein Lächeln zu. »Gute Idee.« Auch meine Pistole der Marke Walther PPQ Classic verschwand in Litas Rucksack. Stefan folgte meinem Beispiel.

»Dann hoffen wir, dass sich unsere Wege nicht trennen. Sonst steht ihr ziemlich dumm da.« Mit einem verschmitzten Lächeln schloss Lita den Rucksack.

»Wir passen gut auf dich auf«, versicherte ich mit Nachdruck.

»Du meinst, ihr passt gut auf die Waffen auf.«

Ich verzog das Gesicht zu einem Lächeln.

Nicht weit von uns entfernt lag ein kleines Gehöft mit einem Haupthaus und einigen Nebengebäuden. Ich schirmte meine Stirn mit einer Hand ab. »Lasst uns zuerst dorthin gehen. Vielleicht können wir dort schon etwas in Erfahrung bringen.«

Langsam setzten wir uns in Bewegung.

Stadt des Unheils: Phenomena 7

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