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3 Resilienz – Definitionen

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Resilienz bedeutet das Vermögen eines Kindes – bzw. Menschen allgemein –, sich trotz widriger Umstände, Krisen oder (lebens-)bedrohlicher Erfahrungen personaler oder sozialer Ursache (Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren) seelisch gesund zu entwickeln, d. h. über ausreichende personale und soziale Schutzfaktoren zur Bewältigung zu verfügen und sich an widrige Umstände anpassen zu können. Dies beinhaltet auch die angemessene Bewältigung von altersentsprechenden Entwicklungsaufgaben (Wustmann Seiler, 2012).

In der Fachdiskussion wird von einem engeren oder weiteren Resilienzbegriff ausgegangen: Bei der engeren Definition zeigt sich Resilienz darin, dass eine Krise vorliegt, die angemessen bewältigt wird. Masten (2016) benennt zum Prüfen des Vorliegens von Resilienz die zwei folgenden Fragen: (1) »Hat ein Risiko vorgelegen? … (2) Kommt die betroffene Person zurecht?« (S. 29), und Werner (2008) weist darauf hin, dass sowohl ein Risiko vorgelegen als auch eine positive Anpassung stattgefunden haben muss (S. 311). Unter einem Risiko oder einer Krise wird dabei ein »zeitlich begrenztes Geschehen [verstanden], in dem ein Mensch … mit belastenden Ereignissen oder Lebensumständen konfrontiert wird, die bisherige Lebensziele bedrohen oder infrage stellen und in dem alle verfügbaren Problemlösestrategien versagen und Ressourcen nicht ausreichend sind« (Widulle, 2020, S. 240).

Derzeit existieren in der Forschung somit zwei Blickweisen auf Resilienz: Die eine fasst den Begriff enger und bezieht Resilienz nur auf Situationen, in denen »eine extrem bedrohliche, d. h. hoch riskante Situation unerwartet gut bewältigt« wird (Wieland, 2011, S. 185). Die andere Sicht spricht nicht nur bei Vorliegen einer hoch riskanten Situation wie einer lebensbedrohlichen Krankheit oder einem Unfall von Resilienz, sondern auch beim »Erwerb bzw. Erhalt altersangemessener Fähigkeiten und Kompetenzen« (Wustmann-Seiler, 2012, S. 20). Dieser weiter gefasste Begriff von Resilienz (z. B. auch Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2021) geht davon aus, dass Menschen über wichtige Fähigkeiten – die personalen Resilienz- oder Schutzfaktoren (s. u.) – verfügen, die dann (auch) in kritischen Situationen zum Tragen kommen und zur Bewältigung dienen. Diese Kompetenzen sind nicht nur relevant für Krisensituationen, sondern auch notwendig, um z. B. Entwicklungsaufgaben und weniger kritische Alltagssituationen zu bewältigen. Die Einzelkompetenzen entwickeln sich im Verlauf der Lebensgeschichte in verschiedensten Situationen, werden unter Belastung aktiviert und manifestieren sich dann als Resilienz. Fingerle (2011) verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff des »Bewältigungskapitals«:

»Über Bewältigungskapital zu verfügen bedeutet, Ressourcen zu identifizieren, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Potential von Problemen und Krisen weiter zu entwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen« (S. 213).

Des Weiteren kann unterschieden werden zwischen Resilienz als Reaktion auf akute Ereignisse und zwischen Resilienz als Prozess:

»Jeweils zu definieren ist, ob von Resilienz im Sinne einer stabilen Reaktionsfähigkeit auf akute Ereignisse gesprochen wird … oder von Resilienzprozessen, die angesichts chronischer Belastungen (Armut, Krieg) gelingen … .Von ›minimal impact resilience‹ wird gesprochen, wenn es um Reaktionen auf akute Stressfaktoren/Traumata oder potentiell traumatisierende Ereignisse geht« (Thun-Hohenstein, Lampert & Altendorfer-Kling, 2020, S. 13).

Resilienz kann jedenfalls als »eine bedeutende Metakompetenz« (Wieland, 2011, S. 191) aufgefasst werden.

Demgemäß sollten die Problemlösestrategien und Ressourcen der betreffenden Person erweitert werden, um die Bewältigungsmöglichkeiten in einer Krise zu erweitern. Fingerle (2020) stellt die Adaptivität von Menschen in das Zentrum der Resilienz. Je flexibler ein Mensch in Krisensituationen ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich erfolgreich an veränderte Umstände anpassen kann und desto höher ist der Grad der je zu erreichenden Freiheit (ebd.). Es sollte somit hinsichtlich der Resilienz eines Individuums jeweils eruiert werden, wie groß die Möglichkeiten der dynamischen Anpassung an veränderte (Krisen-)Situationen sind. Bezogen auf die Corona-Pandemie wäre beispielsweise zu fragen: Wie können die Anpassungsmöglichkeiten der Menschen vergrößert werden? Grossmann und Grossmann (2020) sehen den spezifischen Resilienzbegriff kritisch und fokussieren stattdessen allgemeiner die Entwicklung von psychologischer Anpassungsfähigkeit auf dem Weg zu psychischer Sicherheit.

Mit dem Begriff der Resilienz wurden beschrieben

1. Kinder, die vielen Entwicklungsrisiken ausgesetzt waren und sich trotzdem gut entwickelten

2. Kinder, die trotz dauerhafter Stressbelastung ihre Kompetenzen erhielten und entwickelten

3. Kinder, die sich von traumatischen Erfahrungen unerwartet rasch erholten (Werner, 1994).

Einig ist sich die Forschung hinsichtlich der folgenden drei Zuschreibungen zu Resilienz (Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff, 2015; Wustmann-Seiler, 2012):

Resilienz ist ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess

Resilienz ist variabel

Resilienz ist situationsspezifisch und multidimensional.

Resilienz ist ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess: Resilienz entwickelt sich in Interaktion mit den Bezugspersonen und der weiteren sozialen Umwelt. Resilienz bildet sich aus, wenn Anforderungen positiv bewältigt werden.

Resilienz ist variabel: Resilienz ist nicht unbedingt dauerhaft in einer Person vorhanden, sondern kann je nach Krisensituation und Zeitpunkt variieren. So kann ein Kind vielleicht den Tod seines geliebten Hasen gut überwinden, aber mit der Trennung und Scheidung der Eltern überfordert sein oder umgekehrt. Resilienz entwickelt sich, sie muss mit jeder aktuellen Anforderungssituation wieder neu errungen werden.

Resilienz ist situationsspezifisch und multidimensional: Resilienz lässt sich nicht von einem Lebensbereich auf andere übertragen. Es kann ein Kind mit der elterlichen Scheidung überfordert sein, aber sich trotzdem im schulischen Bereich weiterhin altersentsprechend entwickeln.

Resilienz lässt sich nach Werner und Smith (1982) vor allem auf folgende drei Faktoren zurückführen:

Eigenschaften und Kompetenzen des Kindes, die im sozialen Umfeld positive Reaktionen auslösen

Eigenschaften der Familie, die sich schützend auf das Kind auswirken, wie enge Bindungen zu einer Bezugsperson, familiäre Zuwendung, Stärkung der kindlichen Autonomie und Initiative

Unterstützung des weiteren sozialen Umfeldes, wie positive Rollenmodelle, hilfreiche Lehrkräfte und Personen aus der Nachbarschaft, die Kompetenzen der Kinder und die Herausbildung positiver Werte fördern (Hohm et al., 2017; Werner, 2011).

Diskutiert wird die Ausbildung von Resilienz für das Feld der Kinderpsychologie durch folgende Entwicklungen (Reinelt, Schipper & Petermann, 2016):

a) Resilienz durch Resistenz. Es wird davon ausgegangen, dass Kinder sich in ihrer Empfänglichkeit für Reize aus der Umwelt voneinander unterscheiden. Kinder mit höherer Resistenz reagieren weniger stark auf negative Umwelteinflüsse, aber auch weniger stark auf unterstützende Umgebungsbedingungen.

b) Resilienz durch Kompensation. Wenn die Anforderungen aus der Umwelt die Fertigkeiten und Fähigkeiten eines Kindes übersteigen, dann kompensiert das Kind dies, indem es auf andere Ressourcen zurückgreift. So kann ein Kind, dessen Eltern in Trennung leben, sich vermehrt bei seinen Großeltern aufhalten, um so einen weniger krisenhaften Ort zum Rückzug zu haben.

c) Resilienz durch Restrukturieren. Wenn ein Kind schwierige Situationen erfolgreich bewältigt, empfindet es weniger Stress. Die Regulation der eigenen Emotionen und die Fähigkeit, Probleme zu lösen, werden erhöht. Das Kind macht durch bewältigte Anforderungen die Erfahrung, dass es in der Lage ist, mit Krisen umzugehen. Hieraus erwächst die Zuversicht, auch mit künftigen Anforderungssituationen umgehen zu können.

Resilienzförderung in Krippe und Kindertagespflege

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