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Die Qual der Wahl

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Meist wird im Leben mir zur Qual,

schon von Geburt an und noch immer,

hab ich zu treffen eine Wahl.

Dann steh ich da, oft ohne Schimmer.

Bereits als Säugling, purer Frust,

da Mutter mich noch stillend nährte.

Ob linke oder rechte Brust?

Die Frage mich nachdrücklich scherte.

Als Kleinkind später, welche Not,

gab’s doch der Spielzeuge sehr viel,

mit einem Riesenangebot

von Lego, Märklin, Playmobil.

In welche Schule sollt ich gehn?

Wollt schließlich schlau sein und nicht dumm.

Von außen waren alle schön.

Entschied mich fürs Gymnasium.

Nach langer Schulzeit: Der Beruf.

Die Wut, sie kochte in mir hoch.

Ich zürnte heiß wie der Vesuv.

Das Angebot war viel zu groß.

’ne Bäckerlehre tat mich reizen.

Doch täglich ich entscheiden musste,

das Mischverhältnis Roggen/Weizen

und welches Brot mit wieviel Kruste.

Das erste Auto! Ente? Käfer?

Doch besser Opel? BMW?

Ich ging zum Autohändler Schäfer.

So wurd’s ein preiswerter VW.

Und später in der Diskothek,

Simone, Sandra und Katrin,

liefen mir alle übern Weg.

Ich war gerissen her und hin.

Hab sie gewissenhaft studiert,

nach Plus und Minus eingruppiert

und letzten Endes ungeniert

mit Freuden alle durchprobiert.

Zur Frau genommen? Davon keine.

Das wurde letztlich Margarete.

Denn gegen Busen, Taille, Beine

siegte die Lust auf reichlich Knete!

Von Zeit zu Zeit, alle paar Jahre,

zur Urne bat die Politik.

Dann sträubten sich bei mir die Haare.

Nur Pest und Cholera. Oh Schitt!

Die Frage heute im Lokal:

Nehm ich Kartoffeln oder Nudeln?

Selbst der Entschluss wird mir zur Qual.

Bloß aufgepasst, hier schadet Hudeln.

Voreilig sollt ich nicht entscheiden,

besser mit Sorgfalt doch aussuchen.

Könnt mir den ganzen Tag verleiden.

Müsst ihn als Misserfolg verbuchen.

Der Ober kommt, mir wird ganz heiß,

schau angespannt noch auf den Preis

und denke mir: Was für ein Scheiß!

Wähl aus Verzweiflung schließlich Reis.

Und was gilt’s künftig zu entscheiden?

Die Farbe des Rollators gar?

Das ew’ge Wählen, kann’s nicht leiden,

werd schneller alt und grau sogar.

So plagt mich stets ohn Unterlass,

die Qual der Wahl und wird zur Not,

bis irgendwann ich beiß ins Gras,

und mich erlöst der gnäd’ge Tod.

Aufs Essen wartend fällt mir ein:

Die Chance zur Wahl ist keine Qual.

Sie ist mein Glück und niemals Pein.

’s wär dann nur Qual, gäb’s keine Wahl.

Lesestoff

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