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8:50h Phoenix live

Monika Holtzmann war aufgeregt. Nicht etwa, dass dies ihre erste Liveübertragung war. Nein, sie hatte schon einige Erfahrung mit diesem Format. Doch heute war sie zum ersten mal für den Sender Phoenix unterwegs. Und daher hatte sie deutlich mehr Zuschauer als in der Vergangenheit. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie ja sowieso nur die Kamera sah. Wie viele Menschen dahinter zusahen, blieb für sie verborgen. dass sie gerade heute hier vom Vorplatz des deutschen Bundestages berichten sollte, machte sie dann noch zusätzlich nervös. Sie hatte nicht erwartet, so schnell von wichtigen Ereignissen berichten zu können.

Sie blickte sich um. Sie stand auf dem großen Platz vor dem Reichstagsgebäude kurz vor der großen Wiese am Übergang zwischen der gepflasterten Fläche und dem Rasen. Ihr Kameramann Jovi Mols hatte darauf bestanden, sich nicht auf die Wiese zu stellen. Der Regen der letzten Tage hatte den Rasen recht weich und matschig gemacht.

„Ich will mir nicht meine guten Schuhe versauen...“, hatte er in dem für ihn typischen niederländischen Akzent gesagt.

Also waren sie auf der Steinfläche geblieben. Auch wenn der Standpunkt aus Sicht der Kamera nicht der Beste war. Der Reichstag war so nur Ausschnittsweise im Bild zu sehen. Würden sie weiter hinten auf der Wiese stehen, hätte das Gebäude komplett ins Bild gepasst. Vor allem, da sich heute niemand vor dem Gebäude aufhielt.

Etwas abseits, am Rand der Scheidemannstrasse, also links von ihr, stand der Übertragungswagen mit dem sie hier her gefahren waren. Es war einer der typisch weißen Mercedes Sprinter Kastenwagen mit der riesigen Sat-Schüssel auf dem Dach und dem Phoenix Aufkleber auf der Seite. Von dort aus konnten sie lokal aufgezeichnete Berichte schneiden und nachbearbeiten und dann per Satellit zum Sender schicken. Heute würde die Sendung vom Ü-Wagen nur durch gereicht. Sie würde live auf Sendung sein.

Monika rückte noch einmal ihre Haare zurecht und brachte sich in Position.

Diese konstituierende Sitzung des gerade neu gewählten Bundestages ist alle vier Jahre schon etwas aufregendes. Besonders wenn man sich für Politik interessiert. Doch das taten in den letzten Jahren immer weniger Menschen.

Gerade einmal 49% betrug die Wahlbeteiligung bei der gerade abgeschlossenen Bundestagswahl.

Sie rief sich noch einmal schnell die Zahlen und Sitzverteilung ins Gedächtnis zurück. „Mist wie war noch...“, sie sah wohl zum hundertsten mal auf Ihren Spickzettel.

„Du solltest ihn Dir einfach vor die Nase halten und davon ablesen.“ Jovis Augen schienen ihm vor Schadenfreude fast aus den Höhlen zu fallen. „Das sieht sich doch sowieso keine Sau an. Wer interessiert sich schon dafür, wer ihn die nächsten vier Jahre verarscht und über den Tisch zieht?“

„Du hast recht.“ Monika stopfte den Zettel in die Jackentasche und achtete dabei darauf, dass nicht noch eine Ecke heraus schaute. Sie streifte mit der freien linken Hand über ihre Hüfte um den Stoff ihres Businesskleides glatt zu streichen. Das angedeutete Bolero-Jäckchen betonte ihre Augen, hatte der Verkäufer gesagt, als sie das Kleid vor ein paar Tagen gekauft hatte. Sie war jedoch davon überzeugt, dass die Leute ihr eher auf die Brüste starren würden. Sei es drum.

Dabei war die Sitzverteilung recht einfach. Die CDU/CSU hatte mit 51% die absolute Mehrheit der Stimmen bekommen. Die SPD war mit ihren 15,9% auf einem Tiefpunkt angelangt, den viele Anhänger als Tunnelwertung bezeichneten. Die Linke und die Grünen hatten mit etwa 10 bzw. 12% ihre Ergebnisse noch etwas verbessern können. Zumindest wenn man außer Acht ließ, dass die Wahlbeteiligung so niedrig war, wie nie zuvor. Und somit auch absolut weniger Wähler der Linken und der Grünen zu den Wahlurnen gegangen sind.

Die zurückliegenden vier Jahre hatte tiefe Spuren in Deutschland hinterlassen. Die einzige Überraschung stellten die Piraten dar. Die hatten, nachdem sie bei der letzten Wahl noch grandios abgestürtzt waren, bei dieser Wahl eine erstaunliche Aufholjagd hin gelegt. Zeitweise hatte es sogar recht gut ausgesehen für die Freibeuter in Orange. Doch zu guter Letzt hatte es nicht gereicht.

Sie stand mit dem Rücken in Richtung Reichstagsgebäude, so dass es hinter ihr erschien. Rechts konnte sie, hinter den Bäumen an der Paul-Löbe-Allee, das Kanzleramt gegenüber das Paul-Löbe Haus mit der sich davor befindlichen U-Bahn Haltestelle Bundestag erkennen.

Artikel 20.4

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