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4. Die Soldaten, ihre Bewaffnung, Organisation und Taktik Die Infanterie muss notfalls auf dem Platz sterben, den sie besetzt hält

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In der Endphase der Schlacht von Waterloo, als am späten Nachmittag General Antoine Drouots Geschütze aus kürzester Distanz das Zentrum der britisch-niederländisch-deutschen Armee zerschmetterten, ersuchte Generalmajor Colin Halkett den Herzog von Wellington um die Erlaubnis, seine Brigade, die bereits zwei Drittel ihrer Männer durch das unausgesetzte französische Artilleriefeuer verloren hatte, wenigstens für kurze Zeit abzulösen. Der Herzog lehnte jedoch ab und begründete dies mit folgenden Worten: „Er und ich und jeder Engländer auf dem Feld muss notfalls auf dem Platz sterben, den wir jetzt besetzt halten.“38

Beide Offiziere wussten, dass nur die Infanterie in der Lage war, mit ihrer physischen Präsenz Gelände zu behaupten oder einzunehmen. In den Armeen des Ancien Régime (1648–1815) war sie daher die bei Weitem wichtigste und numerisch stärkste Truppengattung. Sie trug die Hauptlast des Kampfes, zog die Masse des gegnerischen Feuers auf sich und war dazu bestimmt, durch ihren massierten Einbruch in die Stellung des Feindes die Entscheidung zu erzwingen.

In fast allen Heeren Europas kämpfte die Infanterie damals mit Steinschlossmusketen, die gewöhnlich einen glatten Lauf aufwiesen und damit den Geschossen nur geringe Führung geben konnten. In ihrer Größe und in ihrem Gewicht unterschieden sich diese Waffen je nach Armee zwar geringfügig voneinander, im Prinzip aber beruhten sie auf demselben technischen Stand. Alle Musketen mussten in einer komplexen Abfolge von gut zwei Dutzend Handgriffen von vorne geladen werden, was unter dem Stress eines Gefechtes nur mit viel Geschick und Routine gelang.

Zunächst nahm der Soldat dabei die Waffe in Vorhalt, holte mit der freien Hand eine Patrone aus der Tasche und biss die aus Wachspapier bestehende Hülle am Kopfende auf, um daraus zunächst eine geringe Menge Pulver auf die Pfanne zu schütten. Nachdem der Schütze die Zündladung mit dem Batteriedeckel verschlossen hatte, stellte er die Waffe mit ihrem Kolben auf den Boden und schüttete den Rest des Pulvers von oben in den Lauf. Mit zweimaligem Stoßen des Ladestocks wurde das Pulver festgestopft. Anschließend führte der Soldat die ebenfalls in der Patrone enthaltene etwa 30 Gramm schwere Bleikugel zusammen mit dem Wachspapier hinterher und stopfte beides gleichfalls fest, wodurch das etwas unterkalibrige Projektil in der Geschosskammer fixiert war.

Bei einem erfahrenen Soldaten nahm der gesamte Ladevorgang, je nach dem Spiel zwischen Kugel und Rohrdurchmesser, zwischen 20 Sekunden und einer halben Minute in Anspruch. Die kritische Frist, während der die Schützen wehrlos waren, erhöhte sich noch, wenn nach längerem Gefecht Pulverrückstände schließlich starke Verkrustungen im Lauf verursacht hatten. Geladen wurde die Muskete im Stehen und gewöhnlich in offener Stellung im feindlichen Feuer. Allenfalls die einzeln kämpfenden Tiralleurs der Franzosen oder die Leichten Schützen der Briten konnten Bäume und Geländeerhebungen als Deckung nehmen.

Die Schlacht

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