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Das Bataillon als taktische Grundeinheit

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In sämtlichen Armeen des Ancien Régime war die zentrale Formation der Infanterie das Bataillon. Gewöhnlich setzte es sich aus fünf Linienkompanien zu etwa 90 bis 100 Mann sowie einer leichten Kompanie zusammensetzt. In der Annäherung an den Feind bildeten sie gewöhnlich eine Divisionskolonne (Colonne de bataillons par division) mit einer doppelten Front von zwei Kompanien zu je 30–35 Mann, insgesamt neun Glieder tief. Ihnen voraus attackierte üblicherweise in aufgelockerter Formation die Schützen der leichten Kompanie, die bei den Franzosen Tiralleurs genannt wurden. Zur Abwehr von Kavallerie formierten sich die Kompanien eines Bataillons zu Karrees, eine rechteckige Igelposition von etwa 25 Meter Seitenlänge, wobei eine doppelgliedrige Front von Bajonetten für jeden Reiter ein kaum zu überwindendes Hindernis darstellte.

In der französischen und preußischen Armee bildeten drei Bataillone je ein Regiment zu etwa 2000 Mann, das von einem Oberst oder Colonnel geführt wurde. Zwei bis vier Regimenter ergaben wiederum eine Brigade. Da auf britischer Seite je Regiment meist nur ein Bataillon aufgestellt war, verfügten Wellingtons Brigaden bei Waterloo tatsächlich nur über vier Bataillone, zusammen gerade einmal 2500 Mann. An der Spitze einer Brigade stand ein Generalmajor oder ein Oberst, wie im Falle der Hannoverischen Landwehrbrigaden.

Im Vergleich zu den britischen oder französischen Brigaden zählte eine preußische Brigade drei Regimenter zu je drei Bataillonen. Jedes dritte Regiment einer Brigade setzte sich ausschließlich aus Landwehrsoldaten zusammen, die nur über eine geringe militärische Ausbildung verfügten. Mit ihren insgesamt 7000 Infanteristen übertraf die preußische Brigade während des Feldzugs von 1815 sogar die Stärke der französischen Division, die im Mittel lediglich 4000 – 5000 Mann aufwies.

Noch geprägt vom offensiven Elan der Revolutionszeit bevorzugten Napoleons Armee wie auch ihre preußischen Nachahmer auf taktischer Ebene den Angriff und strebten stets die rasche Schlachtentscheidung an. Bewegung ging vor Feuerkraft.44

Auch die britische Armee hatte in den Kriegen gegen die nordamerikanischen Indianer und später gegen die aufständischen Kolonisten den Wert einer leichten Infanterie erkannt und mit speziellen Schützenverbänden experimentiert. Bei Waterloo bestand bereits das gesamte 95. Regiment aus den sogenannten Light Bobs, die sämtlich mit der Baker Rifle bewaffnet waren, einem Gewehr, das wegen der in seinen Lauf gefrästen Züge und Felder genauer und weiter schoss als die Brown Bess der Linieninfanterie, dafür aber aufwendiger zu laden war.45

Die britische Infanterie hatte im Spanischen Krieg gute Erfahrungen mit der taktischen Defensive gemacht. Wellingtons Rotröcke waren seither für ihre eiserne Feuerdisziplin berühmt, die den angreifenden Gegner oft erst auf eine Distanz von nur 40 Metern bekämpften. Es erforderte äußerste Nervenstärke und viel Erfahrung, um einen mit gefälltem Bajonett vordringenden Angreifer auf diese Entfernung herankommen zu lassen. Allerdings hatten die Briten auch kaum eine andere Wahl, denn ihre Brown Bess schoss wegen des größeren Spiels zwischen Kugel und Lauf ungenauer, war dafür aber schneller zu laden, sodass ihre Schützen bis zu drei Schüsse pro Minute abfeuern konnten.46 Die Standardaufstellung der Briten war die Bataillonsschützenlinie zu zwei Gliedern, was eine Front von 150 Metern mit etwa 250 bis 300 Mann ergab. Da die vorderste Linie abkniete, konnten beiden Glieder gleichzeitig schießen und auf kürzeste Distanz eine Salve von mehr als 500 Schuss an den Feind bringen. Die angreifende Kolonne wies dagegen nur ein Drittel dieser Feuerkraft auf. Obwohl die meisten französischen Kommandeure die britische Defensivtaktik genau kannten und die eigene Infanterie in Spanien regelmäßig den Kürzeren gegen Wellingtons Redcoats gezogen hatte, fanden sie auch bei Quatre Bras und Waterloo kein Mittel gegen die tödliche Feuerüberlegenheit ihrer englischen Gegner.

Die Schlacht

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