Читать книгу Geistlicher und sexueller Machtmissbrauch in der katholischen Kirche - Klaus Kießling - Страница 6
ОглавлениеVorwort
Bei allen Formen von Missbrauch geht es um Missbrauch von Macht. Als sexualisierte Gewalt ist er an vielen Tatorten präsent, auf eigene Weise in der katholischen Kirche. Dabei drängt sich in wachsendem Maße die Frage nach spezifisch geistlichem Missbrauch auf.
In Psychotherapie und Supervision, in Seelsorge und anderen Settings der Begleitung sowie in öffentlichen Räumen schildern Betroffene sexualisierte Gewalt, die sie erleiden mussten, ohne dass sich diese für sie zwingend mit geistlichem Missbrauch verbunden hätte. Und andere Menschen haben in ihrer spirituellen Selbstbestimmung Verletzungen und Gewalt erfahren, die nicht mit sexuellen Übergriffen einhergingen. Unterscheidung tut also not.
Gleichwohl sind geistlicher und sexueller Machtmissbrauch oft sehr eng miteinander verwoben – nicht nur meiner Erfahrung nach. Daher geht es im Folgenden um beides: zunächst gezielt um die Frage, was Machtmissbrauch zu einem geistlichen macht und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, danach eigens um sexualisierte Gewalt und die Aufgabe, den Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weltkirchlich und weltweit zu gewährleisten. Verbindungen und Analogien zwischen geistlichem und sexuellem Machtmissbrauch in der katholischen Kirche scheinen dabei immer wieder implizit auf, dann und wann aber werden sie auch ausdrücklich zum Thema.
Ebenfalls klar artikuliert sei mein herzlicher Dank an die Menschen, die in einem der oben genannten Zusammenhänge oder bei anderen Anlässen mutig offengelegt haben, was ihnen widerfahren ist, was ihnen das Ringen damit erleichtert oder erschwert und was sie insbesondere präventiv für unerlässlich halten. Sie bringen auf ihre Weise – auch stellvertretend – ans Licht, was nicht im Dunkeln verharren darf.
Mein Dank gilt auch denen, die sich mit diesen schwerwiegenden Fragen auseinandersetzen, um ihrer Verantwortung nachzukommen: in der Pastoral tätigen Frauen und Männern, die Sensibilisierung und Orientierung suchen; Mitgliedern nationaler Bischofskonferenzen und anderen kirchlichen Leitungspersonen, die Richtlinien zum Umgang mit und zur Prävention von Machtmissbrauch erarbeiten und sich dabei beraten lassen; den Studierenden, die sich auf einen seelsorglichen oder einen anderen psychosozialen Beruf vorbereiten; Kolleg*innen in verschiedenen Arbeitsbereichen; schließlich den Leser*innen dieses Buchs.
Frankfurt Sankt Georgen,im August 2020 | Klaus Kießling |