Читать книгу Kleine Quittenkantate für Kastratensopran und Querflötenquintett - Klaus Nüchtern - Страница 10
Die Sonne macht die Schulter schmerzen
ОглавлениеDie für das derzeitige Wetter Verantwortlichen sollen die Lanze, die ich in der Vorwoche für den Nebel brach, nicht missverstehen. Es ist nur so wie mit vielem anderen (etwa mit heimischen Hendlgrillketten): Wenn ich nicht lobe, macht’s wieder keiner – und das hat sich der Nebel echt nicht verdient! Es ist halt sein gottverdammter Job, dicht zu machen, ein meteorologisches Catenaccio aufzuziehen – da soll man sich nicht drüber beschweren. Dass damit nichts gegen „the fat old sun“ (Pink Floyd) gesagt werden soll, versteht sich doch eh von selbst. Jetzt, wo wer auch immer „the controls for the heart of the sun“ (Pink Floyd) wieder im Griff hat, wollen wir das natürlich genauso gutheißen. Man soll die saisonalen Angebote wertschätzen und nicht immer alles haben wollen: Bockbier gibt’s zu Weihnachten und Ostern, Gansl im November, Spargel von April bis Juni und Spaß im Februar. Dann muss auch wieder mal Schluss sein mit Spaß und Spargel. Aber auch die Saison des Auswurfhochhustens soll jetzt, bitte, mal ein Ende nehmen, da kommt ja doch nichts raus bei! Also wollen wir uns der Sonne durchaus mit einem freundlichen „Hallo!“ zuwenden. Wir tun das übrigens ohnedies – ob mit oder ohne „Hallo!“. Als heliotrope Wesen bieten wir der Sonne automatisch die größtmögliche Körperfläche dar, weswegen es in diesen Tagen auch vermehrt zu Körperkollisionen kommt: Am gefährlichsten ist es, wenn der Winkel zwischen Gehrichtung des Passanten und der Scheinrichtung der Sonne 90 oder 270 Grad beträgt, denn dann müssen die Menschen seitwärts gehen, und es kommt häufig zu leichten bis mittelschweren Schulterverstauchungen, ja selbst Seitenbandzerrungen und Seitenschädeltraumata sind keine Seltenheit. Andererseits passiert auf diese Weise auch manch Schönes: Die Körper laufen ineinander, stürzen gemeinsam zu Boden, lernen sich kennen und manches mehr und erfreuen einander bis zum Abendrot oder Morgengrauen. Das sind die wahren Ursachen der so genannten „Frühlingsgefühle“, denen auf diese Weise endlich eine wissenschaftliche Basis gegeben werden kann.