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3.5Sozialpsychiatrisches bzw. systemisches Modell

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Soziale Modelle in der Psychiatrie betrachten psychosoziale Faktoren wichtiger als andere Einflüsse in Hinblick auf Auslösung und Ursachen von psychischen Störungen. Berücksichtigt werden gesellschaftliche Einflüsse (z. B. auch vermittelt über Medien), soziale Umstände wie die Bedeutung der Umgebung, finanzielle Probleme, soziale Bindungen, die Arbeitswelt, die Bedeutung der Kultur sowie Veränderungen individueller (Life-Events-Forschung) oder gesellschaftlicher Natur von Umweltbedingungen.

Demnach kann Krankheit auch als Etikett aufgefasst werden, wenn Menschen nicht der Norm entsprechen (Thomas Szasz, zitiert nach Tyrer und Steinberg, 1997, 131f.). Der Betroffene ist lediglich vorübergehend „am falschen Platz“ in der Gesellschaft (ebd., 134). Diese einseitige Auffassung, die u. a. von der Anti-Psychiatrie getragen wurde (siehe Kapitel II, 1.1), wird heutzutage kaum noch vertreten, das sozialpsychiatrische Modell zeigt aber, dass Krankheit niemals verstanden werden kann, ohne den sozialen Kontext zu berücksichtigen. Wo soziale Einflüsse wesentlich auf Individuen einwirken und therapeutisch in Hinblick auf diese gearbeitet werden muss, hat das sozialpsychiatrische Modell seine höchste Berechtigung. Der subjektiven Sicht der Einzelnen (z. B. den unterschiedlichen Suchten von Berufsgruppen in Teams) wird besondere Beachtung geschenkt. Demnach existieren keine „objektiven Wahrheiten“, sondern nur subjektive Sichtweisen, die immer wieder neu konstruiert werden müssen.

Grundlagen der Psychiatrie

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