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Gefährliches Chloroform

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Die chemische Bezeichnung für Chloroform lautet Trichlormethan (CHCl3). Chloroform wurde 1831 unabhängig voneinander von dem US-Amerikaner Samuel Guthrie, dem Deutschen Justus Liebig und dem Franzosen Eugène Sonbeiran hergestellt. Liebig bezeichnete die Substanz als Chlorkohlenstoff, Jean-B. Dumas gab ihr später den Namen Chloroform. Die narkotisierende Wirkung wurde im Tierversuch rasch erkannt.

Chloroform wurde schon bald neben dem bereits gebräuchlichen Ether in die ärztliche Praxis eingeführt, zunächst zur Linderung von Geburtsschmerzen. Später wurde dann vorgeschlagen, es auch bei chirurgischen Anästhesien einzusetzen. Nach erfolgreichem Einsatz bei der englischen Queen Victoria wurde Chloroform zu dem in Europa am weitesten verbreiteten Narkosemittel.

Nach 1890 wurde wieder Ether bevorzugt, weil die unerwünschten Nebenwirkungen des Chloroforms zu relativ häufigen anästhesiebedingten Todesfällen führten.

Hergestellt wird Chloroform durch Erhitzen von Chlor mit Methan. Trichlormethan ist eine farblose, nicht entflammbare, flüchtige Flüssigkeit von süßlichem Geruch. Die Mischbarkeit mit Wasser ist begrenzt. Handelsübliches Chloroform enthält 0,5 bis 1 Prozent Ethanol als Stabilisator. Heute wird Chloroform in erster Linie als Lösungsmittel im Labor eingesetzt. Bei Missbrauch kann Chloroform tödlich sein!

Chloroform ist generell sehr gesundheitsschädlich: Es führt zu Hautreizungserscheinungen, außerdem auch zu einer Reizung der Atemwege und der Augen. Beim Einatmen wirkt es giftig und beim wiederholten Gebrauch krebserregend (cancerogen).

Die Dämpfe von Chloroform verursachen bei einer Konzentration von 1,2 bis 1,4 Prozent in der Atemluft Bewusstlosigkeit und senken die Schmerzempfindung. Wegen der toxischen Wirkung auf Herz, Leber und andere innere Organe wird Chloroform heute überhaupt nicht mehr als Narkosemittel angewendet. Seine Anwendung ist in der Europäischen Union bei Tieren, die Lebensmittel liefern, generell verboten.

Bei einem Missbrauch zu Rauschzwecken wird die Flüssigkeit auf ein Tuch gegossen und die entstehenden Dämpfe werden inhaliert. Tagesdosen von 40 bis 360 Gramm sollen gebräuchlich sein. Ein gut durchtränktes Tuch kann seine Chloroformwirkung für etwa 45-60 Sekunden behalten.

Wie beim Ether-Rausch kommt es zu einer euphorischen Grundstimmung. Diese ist begleitet von illusionären Verkennungen, akustischen und optischen Halluzinationen sowie sexuellen Fantasien. Im Vordergrund stehen dabei autoerotische Handlungen.

Daneben wird Chloroform auch immer wieder als Vergewaltigungsdroge („Rape drug“) eingesetzt. In der rechtsmedizinischen Literatur sind hierzu eine Reihe von verbrecherischen Todesfällen dokumentiert. Besonders bekannt geworden sind in Deutschland die Tötungsverbrechen an den beiden sechzehn Jahre alten Schülerinnen Jasmin und Yvonne, die nach einem Disco-Besuch verschleppt, mit Chloroform betäubt und sexuell gequält wurden. Die Mädchen sind an einer Überdosis Chloroform gestorben. Aus seinen sadistischen Neigungen machte der Angeklagte auch im Gerichtssaal keinen Hehl, in den Medien sprach man vom sogenannten Sadisten-Prozess.

Übrigens wurde auch bei Jack the Ripper darüber spekuliert, ob er seine Opfer mit Chloroform betäubt habe.

Andere sogenannte „Rape drugs“ sind heutzutage viel häufiger in Gebrauch. Man spricht dann zumeist von „K.o.-Mitteln“. Gebräuchlich sind vor allem die Substanzen Gammahydroxybuttersäure (GHB) und Gammabutyrolakton (GBL). Häufig verwendet werden auch Beruhigungsmittel wie vor allem Benzodiazepine sowie sonstige Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel, manchmal auch dem Betäubungsmittelgesetz unterliegende Rauschdrogen.

Für sämtliche Substanzen gilt, dass sie auch gefährliche, unter Umständen lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben. Bei falscher Dosierung kommt es zur Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod. Weiter können Kreislaufstörungen, Bewegungsstörungen und Orientierungslosigkeit die Folge sein, die dann zu schweren Unfällen oder auch zu Krankheitserscheinungen, beispielsweise nach der Einatmung von Erbrochenem, führen.

Wegen ihrer schlecht steuerbaren Wirkungen und den bedrohlichen Nebenwirkungen handelt es sich durchweg um gefährliche Substanzen, die nicht in die Hand medizinischer Laien oder selbsternannter Kenner der Szene gelangen sollten.

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