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Prolog: Die Wette von Attika

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»Huhu!«

»Was?«

»Hier oben!«

Da trifft mich der Blitz des Zeus. Epikur hängt zwischen zwei Bäumen, in einer Matte!

»Was ist denn das schon wieder für ein neumodischer Unfug?« Ich stütze die Arme in die Hüften, wie es sich für einen attischen Edelmann gehört.

»Höre ich da aufrichtige Entrüstung?« Er dreht sich nicht mal mehr zu mir um!

»Wie sonst soll man solcher … Untat denn begegnen?«

»Sagt unser werter Herr, der im ewigen Hartz-IV-Urlaub ist?«

»Was, wer ist Hartz der Vierte? Ein Kriegsherr?«

»Könnte man so sagen! Und auch wieder nicht.« Jetzt wagt er es, einfach zu lachen!

»Weise reden, weil sie etwas zu sagen haben, Toren sagen etwas, weil sie reden müssen!«, schmettere ich. Ein paar Spatzen fliegen irritiert auf.

»Platon, ganz ruhig. Du hast einen Grund zur Freude. Selten tritt dem Weisen das Schicksal in den Weg. Aber heute schon.«

»In deiner Gestalt?«

»Spar dir deinen Spott, spare deine Kräfte lieber für das, was da kommen mag.«

»Oho, seit wann plant unser Hedonist? Ich denke, nur der Spaß zählt?«

»Hey!« Er setzt sich halb auf, die Hängematte wackelt bedrohlich. »Du weißt ganz genau, dass Hedonimus bestenfalls eine Verballhornung meiner Philosophie ist. Es stimmt, Lust und Schmerzvermeidung sind wichtig. Wer sich um das Morgen am wenigsten kümmert, geht ihm mit der größten Lust entgegen. Aber ich habe immer betont, dass die geistige Lust die Bestätigendere ist. Es gibt Freuden des Leibes und Freuden der Seele. Die Freuden des Leibes sind an den Augenblick gebunden, die der Seele nicht.«

»Was einer sucht, das hat er nicht: Nun sucht die Liebe das Schöne und Gute; also hat sie solche nicht!«, gebe ich zurück.

»Das sagt der Richtige. Bist du nicht immer auf der Suche nach dem Großen, Ganzen, Allgemeinen? Den Regeln, die die Welt im Innersten zusammenhält?«

»Aufgabe der Philosophie sei es, den Menschen zu lehren, was er sei und was er tun solle! Und das ist ganz sicher nicht, hier im …«, ich mache eine verächtliche Handbewegung, ». Garten zu versumpfen.«

»Das ist unser Philosophiezimmer.«

»Ach ja, die Gärtner! Und immer schön Wein trinken und kotzen, nicht wahr?«3

»Das ist eine Unterstellung! Zumindest Letzteres. Aber sieh mal, wir können uns doch auf eins einigen: Der Einzelne ist für sein individuelles Glück selbst verantwortlich.«

»Ja«, gebe ich zerknirscht zu. »Allerdings sollen die Besten der Besten …«

»… der Besten …«

»Unterbrich mich nicht! Also die Besten der Besten sollen von Kindheit an zu den Philosophenkönigen werden! Der Weise ist Führer und regiert, der Unwissende möge ihm folgen. Keine weitere Politik, der Pöbel zerlegt alles!«

»Hast du eine Ahnung, wo das noch hinführen wird. Aber ja, Politik muss nicht sein – zu anstrengend.« Er springt aus der Matte.

Wir stehen uns gegenüber – zwei Giganten unserer Zeit. Das heißt, natürlich ein größerer und ein kleinerer Gigant.

»Du würdest mir doch zustimmen, wenn ich sage, die Dinge existieren nur im Kopf?«

»Allerdings – aber verwickle mich nicht in Fragestellungen, das habe ich als ›platonischen Dialog‹ urheberrechtlich schützen lassen. Meine Frage: Was willst du? Komm endlich zum Punkt. Nicht alle können faulenzen, es philosophiert sich nicht von alleine!«

»Du meinst wohl, die Knaben verfolgen sich nicht von alleine … Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.«

Ich hebe entschlossen den Finger: »Schönheit bietet eine natürliche Überlegenheit.«

»Aber gut, was wäre, wenn ich mit dir wetten wollen würde.«

»Um was?«

»Um die Ehre.«

»Also um alles.«

»Exakt. Meine Philosophie, die Welt ist ein Chaos, gegen deine, die Welt ist ein Regelwerk.«

»Und wie, wenn man fragen darf, willst du das entscheiden? Seit Sokrates von der Politik hinweggerafft wurde, verkriechen sich die Philosophen. Oder willst du gar den Pöbel entscheiden lassen? Warum nicht gleich auch Frauen, Kinder und Ziegen?«

»Frauen sind bei uns willkommen und unterschätze nicht die Ziegen. Nein, ich garantiere dir eine Möglichkeit. Wenn du dir deiner Sache sicher bist, dann schlag ein. Der Bessere wird siegen.«

Er streckt die Hand aus. Ich weiß, dass er ein Schlauberger ist.4 Sicherlich, meine Philosophie ist erhabener. Selbst wenn er einen Beweis führen wollte, würde er sich nur blamieren. Ich ahne noch nicht, dass ich von ihm das größte Geschenk und die größte Strafe erhalten werde. Denn von uns beiden bin immer noch ich der größte Klugscheißer. Ich gebe ihm die Hand.

»Abgemacht.«

»Nun, Platon …« Er macht eine unerträglich lange Kunstpause. Eine Ziege schaut vorbei, verliert aber ob ihrer überlegenen Intelligenz schnell das Interesse. »Ich kann zeitreisen.«

PLATON SIEHT CHEMTRAILS

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