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Tagebucheintragung 07.03.2020

EINFÜHRUNG

Ab Dezember 2019 hatte ich mit Interesse das Auftauchen des Corona-Virus und seinen Verlauf verfolgt. Im Jänner 2020 war ich in engem Austausch mit Dr. Peter Körner, einem Mediziner, der die Entwicklung der Epidemie verfolgte und mich an den Ergebnissen seiner Recherchen teilhaben ließ. Mein Interesse war geweckt. Da das Geschehen weit weg war, verschwendete ich nicht einen Gedanken daran, dass ich je davon betroffen sein könnte. Ich recherchierte über den Vogelgrippe-Virus und setzte mich mit Dr. Körner allgemein über Seuchen, Pandemien und die Verbreitung von Viren auseinander.

In meiner Tätigkeit als DOKU-Filmemacher und TV-Reporter hatte ich die Idee, eine Sendung zum Corona-Virus und dessen Ausbreitung in mehreren Folgen aufzunehmen. Ich lud also Dr. Peter Körner ein, die erste Sendung „Corona-Virus – COVID-19“ mit mir zu gestalten, und wir setzten das auch um. Mittlerweile verfolgte ich über die Medien die Ausbreitung des Virus in China, und im weiteren Verlauf in verschiedenen anderen Ländern, bis hin zu seinem Auftreten in Italien. Ich las Zeitung, sah mir die Berichte im Fernsehen an und widmete den Reaktionen der österreichischen Bundesregierung meine volle Aufmerksamkeit. Das bewegte mich dazu, mich für eine weitere TV-Sendung vorzubereiten. Dabei arbeitete ich Fragen, die sich mir gestellt hatten, mit Dr. Peter Körner1 durch, die wir in der Sendung beantworten wollten. Ich führte in der Sendung das Interview (I = Interviewer), Dr. Körner war mein Interviewpartner (IP).

I: Wie können sich die Zuschauer vor diesem Virus schützen?

IP: Es gibt mehrere Maßnahmen, aber die allerwichtigste ist, sich die Hände mit Seife zu waschen, mehrmals am Tag, und danach gut abzutrocknen. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung läuft sehr wahrscheinlich über eine Tröpfcheninfektion und Kontakt mit kontaminierten Händen ab. Mit anderen Worten, angehustet zu werden und Händeschütteln, das ist zu vermeiden.

I: Was ist ein Virus?

IP: Ein Virus ist ein „Fast-Lebewesen“. Viren bestehen also nicht aus lebendigen Zellen, wie zum Beispiel wir Menschen oder Bakterien oder Tiere. Viren sind eher „Strukturen, die dem Leben nahestehen“. Diese neuen Viren brauchen nämlich eine geeignete lebende Wirtszelle, die sie infizieren können. Dort können sie sich vermehren und ausbreiten. Viren können sich auch verändern. Sie sind zur Evolution fähig.

I: Was ist ein Corona-Virus?

IP: Das Corona-Virus gehört zu der Familie der Corona-Viren. Und diese ist seit den 1960er Jahren bekannt. Corona-Viren können sowohl Menschen als auch Tiere infizieren und unterschiedliche Erkrankungen verursachen. Die häufigsten Erkrankungen, die durch Corona-Viren verursacht werden, sind Erkrankungen der Atemwege. Diese reichen von banalen Symptomen bis hin zu MERS (Middle East Respiratory Syndrome) oder SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom). Letztere wurden aber durch andere Corona-Viren verursacht, das aktuelle Virus aus China ist neu. Übrigens, Corona-Viren heißen so, weil ihre Struktur unter dem Elektronenmikroskop der Korona der Sonne ähnelt.

I: Seit wann gibt es Menschen, die mit dem neuen Corona-Virus infiziert sind?

IP: Rückblickend muss man sagen, dass die erste Person, die mit dem neuen Corona-Virus infiziert war, sich bereits Anfang Dezember 2019 bei einer gesundheitlichen Einrichtung gemeldet hatte.

I: Wie wird das neue Corona-Virus übertragen?

IP: Von Tier zu Menschen sowie von Menschen zu Menschen. Die Tier-zu-Mensch-Übertragung läuft vermutlich über Kontakt zu kontaminierten Tieren, kontaminierten Oberflächen und über Berührung mit tierischem Kot. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung läuft, wie schon gesagt, sehr wahrscheinlich über eine Tröpfcheninfektion und Kontakt mit kontaminierten Händen.

I: Wie lange ist die Inkubationsdauer des neuen Virus?

IP: Die Inkubationszeit beträgt sehr wahrscheinlich 10 bis 14 Tage. Das bedeutet, dass es Personen gibt, die bereits infiziert sind, aber noch keine Symptome zeigen.

I: Was sind die Symptome einer Erkrankung mit dem neuen Virus?

IP: Die Symptome sind Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden. Aber einige wenige hatten nur Magen-Darm-Symptome, wie Durchfall. Und man geht davon aus, dass einige Patient*innen eventuell gar keine Symptome entwickeln, obwohl sie infiziert sind.

I: Gibt es eine Impfung gegen das neue Virus?

IP: Nein, es gibt keine Impfung gegen das neue Virus. Aber gute Nachrichten. Es gab damals nach der SARS-Epidemie eine ausgezeichnete Grundlagenforschung für eine Impfung. Da SARS auch durch ein Corona-Virus verursacht wurde, allerdings ein anderes als das heutige, gibt es nun eine gute wissenschaftliche Basis. Viele Wissenschaftler*innen erwarten, dass es innerhalb von drei Monaten eine Impfung gegen das neue Virus geben wird.

I: Was ist die Standardbehandlung bei einer Infektion mit dem neuen Corona-Virus?

IP: Diese Behandlung gleicht den Maßnahmen, die Sie von einer Erkältung kennen: Viel Bettruhe und viel trinken, entweder Wasser oder Tee. Darüber hinaus gibt man in schweren Fällen in Krankenhäusern Sauerstoff. Dieser unterstützt die erschwerte Atmung. Es gibt also keine spezifische Behandlung einer Infektion mit dem neuen Corona-Virus, sondern nur die bisherige unterstützende Behandlung wie bei vielen anderen Virus-Infektionen auch. Während der Patient sich in Bettruhe befindet und viel trinkt, und wenn nötig mit Sauerstoff unterstützt wird, kann das Immunsystem des Patienten mit dem Virus fertigwerden.

I: Sind China bzw. Österreich auf eine Verbreitung des neuen Virus vorbereitet?

IP: China hat viel getan, für meinen Geschmack viel zu viel, inklusive die De-facto-Quarantäne von 60 Millionen Menschen und einem Verbot von Handel mit lebenden Tieren, leider nur bis auf Weiteres. Ob diese beiden und viele weitere Maßnahmen der chinesischen Regierung greifen werden, ist noch nicht hundertprozentig klar. Aber China ist aktiv und auf einem korrekten Weg.

Österreich hat, wie mehrere andere Länder, schon einige Vorbereitungen zustande gebracht. So haben die Krankenhäuser in Stadt und Land Salzburg beispielsweise bereits Pläne bezüglich der erforderlichen Maßnahmen, falls diese Infektionen exponentiell zunehmen würden. Auch der öffentliche Gesundheitsdienst wird laufend auf dem aktuellen Erkenntnisstand gehalten, um, falls sich die Situation verschlechtern sollte, die geeigneten Maßnahmen treffen zu können.

Bei einem Verdachtsfall muss die betreffende Person einer Labor-Diagnostik zugeführt werden, und die Kontaktdaten der weiteren Personen im selben Haushalt werden erhoben. Diese werden dann kontaktiert, falls die Erkrankung mit dem neuen Corona-Virus bestätigt werden sollte.

I: Wer würde in Österreich in Quarantäne kommen?

IP: Personen, bei denen der Verdacht einer Erkrankung besteht oder bei denen die Erkrankung bereits bestätigt wurde, können, je nachdem wie schwer der Verlauf der Erkrankung ist, entweder zu Hause abgesondert oder in einem Krankenhaus isoliert werden, bis sie wieder gesund sind.

Am 7. Februar 2020 hatten wir die Sendung in der „Sprechstunde“ im FS1-Studio aufgezeichnet. Am nächsten Tag gingen wir auf Sendung, wir bekamen große Zustimmung.

1 Informationsstand vom 13. März 2020

ALLTAG WAR GESTERN

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