Читать книгу Im Netz - Kurt Felix Weill - Страница 12
9 ….und wenn ich es wär´, dein Schicksal?
Оглавление23.08.19, 02:26 - Justine: Bevor Sie mich trafen, war ich allein verzweifelt und für immer dachte ich, meine Gefühle wären verloren. Ich vergrub mein Herz, weil ich dachte, dass ich meine Seele isoliert hätte. Dann kam mit Ihnen die Leidenschaft in mein Leben. Es ist roh, es ist die Ekstase, die mir eine unendliche Freude macht
02:34 - Felix: Justine, mir geht es genauso.
Es ist wahr: ich hatte Gefühle, von denen ich nicht mehr wusste, dass man sie haben kann. So wütend ich heute gelegentlich noch auf Justine bin, weil sie mich verschiedentlich angelogen hat, verdanke ich ihr doch dieses Erweckungserlebnis. Die alte, vertrocknete Eiche bekam neue, grüne Blätter und Triebe. Fast fünf Jahre nach meiner Trennung begann ich, wieder am Leben teilzunehmen. Das verdanke ich, zu großen Teilen, dem Kontakt zu Justine und sie weiß das.
02:36 - Felix: Vielleicht hat das Schicksal etwas mit uns vor.
02:38 - Justine: Ich kann Gott danken, weil du das schönste Geschenk meines Lebens bist. Seitdem sich unsere Wege gekreuzt haben, erfüllst du meine Gedanken. Ich schwimme vor Glück. Ich schwebe in einem Ozean von Orchideen.
Zeig mir den Menschen – und ich glaube nicht, dass das nur Männern so geht – der bei solchen Sätzen nicht davonschwimmt, in diesem Blütenmeer ersäuft. Vor allem, wenn die Botschaft kurz vor Sonnenaufgang ins halbdunkle Zimmer rauscht.
02:40 - Justine: Du glaubst an das Schicksal, und wenn ich es wäre dein Schicksal
02:41 - Felix: Mein Gott! Wer bist du? Wie kannst du mir solch schöne Worte sagen? Ja, ich glaube, dass jedem Menschen etwas mitgegeben ist, dass er tragen und erfüllen muss. Es ist wichtig, dass man das findet. Das ist Schicksal. Danke! Danke, dass du da bist und dass wir uns auf diesem seltsamen Weg gefunden haben.
Wie schon gesagt, lag es nur wenig mehr als eine Woche zurück, dass für mich die Welt in Ordnung und die Dinge vollkommen klar waren. Mein Weg, bis zum Auftreten der Altersdemenz, war vorgezeichnet. Ich bereitete mich auf den Renteneintritt im September 2026 vor. Auch wollte ich keine Frau mehr in meinem Leben haben. Jedenfalls keine, bei der die Verpflichtungen über das Kaffeekochen am nächsten Morgen hinausgehen. Da es bei mir, in den letzten fünf Jahren nicht einmal zu der Nacht vor dem Kaffeekochen gekommen war, gab es diesbezüglich nichts zu befürchten. Alles schien bestens. Bis plötzlich und unerwartet, zumindest für mich unfassbar, dieses blonde Wunder an meine virtuelle Tür klopfte und mich anschmachtete, ob sie mein Schicksal sein dürfe.
Noch in der gleichen Minute, in der die Schicksalsfrage auf den Tisch kam, machte ich mich zum Aufbruch bereit und folgte meiner Göttin endgültig in ihre Fantasy - Welt. Es gab nur noch sie, mein Schicksal und mich, ihren Helden. Bosheit und Macht, Lüge und Betrug, Verrat und Habgier waren aus meinem Blickfeld verschwunden. Mein Schicksal war vor mich getreten im schwarzen Badeanzug. Da spielten kleinkrämerische Überlegungen keine Rolle mehr. Die Sonne war aufgegangen am afrikanischen Horizont und das Leuchten hatte einen Namen: Justine.