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ОглавлениеKURT FELIX WEILL - IM NETZ - EIN BERICHT
„Du wirst ganz viele Menschen kennenlernen. Die besten fordern dich heraus. Sie machen, dass du die Welt mit anderen Augen siehst.“ (Tilly in „Once upon a time“).
„Eine Reise macht nur Sinn, wenn sie dein Leben verändert. Wenn du erwartest, dass sie das nicht tut, bleib´ zuhause“ A.M. (unbekannter Autor, irgendwann in den 1990ern)
Liebe/r Leser/in!
Ganz kurz, bevor ich anfange: ich bin am Ende! Ich weiß, wie die Sache ausgegangen ist, von der diese Geschichte handelt. Manche meiner Freunde meinten, es handele sich um eine Reise in ein fernes Land, eine fremde Schönheit zu erobern und nach Hause, ins kuschelige Köln zu entführen. Das ist Unsinn! Das Ziel dieser Unternehmung war nie so klar und ausgemacht, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Manchmal ist der eigentliche Grund einer Fahrt ja ein ganz anderer als der vorgeschobene Anlass. Und wer kennt schon alle Gefahren und Fallstricke, die am Wegrand lauern, bevor er sich aufmacht, gerade, wenn es vermeintlich um die Liebe geht? Und: würden wir sie kennen, machten wir uns dann noch auf den Weg? Aber lesen und urteilen sie selbst.
Gehen sie mit auf diese denkwürdige Reise. Lieben und leiden sie mit Felix. Amüsieren sie sich über ihn, den Narren. Lernen sie aus seinen Fehlern und dem Unfug, den er im Herbst des Jahres 2019 veranstaltet hat. Vielleicht können sie sich, mit ein wenig Humor und Selbstironie, in der einen oder anderen Verirrung selbst wiederfinden. Ein schenkelklopfendes „Haha, das kenn´ ich!“ wäre mir angenehm. Schämen sie sich also bitte nicht, auch nicht fremd, wenn ihnen diese oder jene Peinlichkeit bekannt vorkommt. Es ist der mögliche Beginn eines Erkenntnisprozesses und beabsichtigt. Ich übernehme für diese Zumutung die volle Verantwortung.
Sollten sie in diesem Buch nichts, in diesem Sinne Brauchbares, für sich entdecken, dann lesen sie es einfach, weil sie Lust am Elend anderer haben, ohne größeren Erkenntniswert. Voyeurismus ist menschlich und, da sie hier nicht im Schritttempo an verblutenden Unfallopfern vorbeifahren, völlig in Ordnung. Sie haben das Buch bezahlt. Also können sie damit tun, was sie wollen, solange es in den Grenzen des Rechts und des menschlichen Anstandes geschieht.
Ein Wort noch zum Text, bevor sie mit Felix gemeinsam ins Netz gehen. Er beruht zum Teil auf Tatsachen, auch autobiografischen, zum Teil auf Erfundenem. Ich überlasse es ihrem Spürsinn und ihrer Klugheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Natürlich galt es, um die Geschichte für sie aufzuschreiben und interessant zu machen, gewisse Schwierigkeiten zu überwinden. Alles andere wäre langweilig. Die größte dabei war sicherlich meine eigene Eitelkeit. Mir selbst Dinge einzugestehen, deren Bekanntwerden ich gerne auf den Tag nach meiner Beisetzung verschoben hätte, kostete mich Überwindung. Dazu später mehr.
Einige handwerkliche Probleme waren ebenfalls delikat. Die Nachrichten des Chats, die zu großen Teilen die Grundlage des Textes bilden, waren ursprünglich überwiegend in Französisch geschrieben. Sie wurden mit Hilfe des Google – Universaltranslaters ins Deutsche übersetzt.
Haben sie jemals versucht, mit Hilfe der Google - Maschine in einem Restaurant in Frankreich oder Italien eine Mahlzeit zu bestellen? Dann wissen sie, wovon ich spreche, wenn ich sage, dass schon einfache Übersetzungen oft interpretationsbedürftig sind und einige Fantasie erfordern. Der Satz „Sie möchten bitte diese Kerze essen!“, beispielsweise, hat bislang eher selten dazu geführt, dass man die eigentlich gewünschte Speise serviert bekam. Auch das Kunstwerk „Wenn einundsiebzig ich kann essen?“ hatte, neben fragenden Blicken des Kellners Rückfragen zur Folge wie zum Beispiel: „….und wenn nicht?“ oder „ist eins nicht genug?“ Ich sehe ihr leises, wissendes Nicken vor meinem inneren Auge und ahne Verständnis.
Sie werden begreifen, dass ich einige, völlig entstellte Texte lesbar machen musste. Im Großen und Ganzen habe ich aber versucht, die Nachrichten, mit allen Fehlern der Rechtschreibung, Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung usw., exakt so zu lassen, wie wir, Justine und ich, sie uns geschickt hatten. Leser, die ihre Fehlertoleranz in endlosen WhatsApp – Schlachten gestählt haben, dürften damit kaum Probleme haben. Bei allen anderen entschuldige ich mich schon im Vorhinein für diese Unannehmlichkeiten. Doch nur so bekommen sie einen Eindruck davon, unter welchen Bedingungen eine Französin, die kein Deutsch spricht, sich mit einem Deutschen austauscht, der fast kein Französisch spricht.
Einem möglichen Missverständnis möchte ich an dieser Stelle ebenfalls gleich vorbeugen: dies ist nicht der Versuch einer Abrechnung mit Justine (für Nichtfranzosen: Schüsstien). Selbstverständlich soll sie für ihre Lügen und Halbwahrheiten in der tiefsten Hölle, am dicksten Spieß, über dem heißesten Feuer schmoren. Niemand soll ihre Schreie hören. Doch ich wünsche ihr gleichzeitig mindestens ebenso viel Gutes. Natürlich wird in diesem Buch auch gerechnet. Doch das ist nicht das Wichtige. Ich bin kein Betriebswirt. Es geht mir um einen möglichst illusionslosen Rückblick. Nicht im Zorn. Und wenn, dann höchstens auf den Unfug, den ich selbst veranstaltet habe. Richten will ich auf keinen Fall über eine Person, weder moralisch noch juristisch, von der ich, nach wie vor, viel zu wenig weiß. Ich bedauere das sehr, weil ich, trotz alledem, immer noch liebevolle Gefühle für diese Frau hege. Zumindest für das Bild, dass sie in meinem Kopf von sich hat entstehen lassen.
Ein Weiteres sei hier noch erwähnt. Dieses Buch ist kein Roman. Es ist ein Bericht. Diesen habe ich in der Absicht geschrieben, Ruhe und Gleichmut in mein aufgewühltes Seelenleben zurückzubringen, das durch die zu beschreibenden Ereignisse doch in erhebliche Unordnung geraten war. Zweitens hoffe ich durch die Schilderung der Geschehnisse, den Strukturen und Mechanismen nachzuspüren, die den Betrügereien zugrunde liegen, die tagtäglich im Internet ablaufen. Sollte ich dadurch dazu beitragen können, dass die eine oder andere teure Reise nicht unternommen werden muss, hätte sich für mich das Schreiben und für sie der Kauf dieses Buches gelohnt.
Eine Bitte noch: Ich habe versucht, kurzweilig zu schreiben. Wer jedoch spannende Unterhaltung von Anfang bis Ende erwartet, der möge an dieser Stelle das Buch beiseitelegen und sich anderen, aufregenderen Tätigkeiten widmen. Er wird enttäuscht werden.
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