Читать книгу DEPRESSION – BORDERLINE – ANGSTSTÖRUNG - Larissa S. - Страница 14

Vierter Tag, Dienstag, 03.02.2015. Ich kriege mich nicht mehr hin. Mein Tag ist vorbei

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8.00 Uhr ich wache auf. Den Wecker habe ich vorher immer ausgemacht. Bin wieder eingeschlafen. Obwohl ich sogar einmal auf dem Klo war. Ich denke nicht daran, dass ich das Auto in die Werkstatt bringen muss.

Schon so früh am Morgen total neben mir. Will, so wie früher, aufstehen und frühstücken, wie ein kleines Kind. Will wieder Kind sein.


9.00 Uhr ich stehe doch schnell auf, waschen, Zähne putzen. Ich fahre in die Autowerkstatt.

Ich laufe heim, durch Park und Planten un Blomen.


Unterwegs werde ich wieder traurig. Brice.


Auf dem Heimweg ruft mich der Chef der Autowerksatt an. Ein Ölwechsel alleine bringt nichts, Inspektion ist fällig. Er will mir das nur sagen. Ich sage, da ich mich selbst wenig auskenne, ich danke ihm für den Hinweis und er soll schauen, was notwendig ist.


Scheiß Auto, scheiß Welt, scheiß Brice, scheiß Sex.


Danach korrigiere ich mich. Ich danke, dass ich dieses Auto habe, dass mir so viel hilft, mit dem ich arbeiten kann und dass mich bisher immer sicher überall hingebracht hat. Und wenn ich es nicht reparieren lasse, vielleicht nicht mehr.


Ich habe Hunger. Ich will nichts essen, wenn ich jetzt was esse, gibt es kein Stopp mehr. Weil ich real leichten Hunger habe und Lust auf alles. Ich laufe an Bäckereien und Supermärkten vorbei. Das, was ich sehe, macht mich an. Ich bleibe stark. Wow, siehst du? Das kannst du schaffen, Larissa.


9.30 Uhr ich bin wieder zu Hause. Teewasser aufstellen, Zigarette. Ich hatte doch versprochen keine Zigarette mehr. Wo ist denn der Wille? Wo bist du denn?


9.49 Uhr jetzt arbeite ich.


10.15 Uhr ich schaue auf meinen Kontostand. Bin fasziniert, wie innerhalb von 3 Tagen aus 760€ 86€ werden.


10.24 Uhr Werkstatt hat angerufen. Zahnriemen ist ok. Aber Motorinspektion muss sein. Zündkerzen und so. 300-400€. Mir wird schlecht. Das Auto ist so langsam zu teuer. Und meine Schwester hat mich über den Tisch gezogen. Sicherlich, ohne dass sie es wusste. Trotzdem. Oh Mann. Wenn ich das wieder verkaufen will, mal schauen, wie sich das für mich rechnet. Nie wieder ein altes Auto. Jedenfalls nicht älter als 3 oder 5 Jahre oder so. Wieder was gelernt.


Ich versuche Brice anzurufen, erreiche ihn nicht.

Versuche, meinen Coach zu erreichen. Aber der geht nur ans Telefon, wenn er einen Anruf erwartet. Wieder Zigarette. Ich habe versagt. Mein Versprechen, ab heute keine Zigarette mehr, war nur Selbstlüge. Er wird sauer sein. Ohne seine Übungen geht nichts. Ich hätte auch woandershin fahren können. Aber deren Angebot für TÜV war auch nicht günstiger. Ich werde das schaffen. Brauche diese Woche noch ca. 700€.


Die Zigaretten müssen wieder aus meinem Leben verschwinden. Ich spüre förmlich, wie ich meine Gesundheit zerstöre. Mein Hals, meine Lunge, mein Kopf und ich habe Durst ohne Ende.


Ich google nach SM Clubs und was man da so machen kann. Sophies Sklave, der ältere Mann, will vorgeführt werden von ihr, in einem Club, dieses WE. Larissa will es. Sex ist meine Droge neben Zigaretten und Essen. Ich will alles probieren.


11.28 Uhr ich habe dem Mann mit dem schicken Seidensofa abgesagt. Warum? Weil ich gehandelt habe. Wiki sagt, dass Seide empfindlich ist. Geht gar nicht für mich.

Zigarette. Wie kann ich mit diesem Teufel aufhören?

Habe drei SM Veranstaltungen gefunden in der Region.


12.08 Uhr Heizung auf Stufe 4, aber sie gibt nicht viel Wärme. Zwei Shirts, zwei Pullis, 2 Paar Wollsocken, Decke. Ich zittere, mir ist kalt. Zigarette. Hol mich hier raus.


Mache jetzt Mittagspause.


12.40 Uhr fertig mit essen. Salat mit 1 Karotte, halber Apfel, bissl Hähnchenbrust, 1 Paprika. 3 Scheiben Brot, 3 Orangen. Ich stelle wieder fest, dass ich wohl eher auf Schokolade, als auf meinen Salat verzichten könnte. Das ist doch schon mal gut. Dank meines Coachings ist meine Ernährung gesund geworden, auch wenn ich immer dazwischen ausrutsche. Danke, Coach.


Jetzt Powernap. Es wird warm. Halleluja.

Zigarette ist jetzt für mich der Teufel, beschließe ich. Der will, dass ich rauche und das Gefühl habe, dass es mir gut geht. Bis er mich wieder absaugt. Neenee, so nicht.

Für vier Schachteln bekomme ich eine Handtasche. Und die brauche ich in Kürze.


13.20 Uhr gerade Wecker geklingelt. Mein Therapeut bietet mir heute Coaching an. Juhuu. Ich freue mich, wie ein Baby.

Wie fast immer nach dem Mittagsschlaf schlägt mein Herz ganz schnell. Und ich bin unruhig.

Ich gehe auf Toilette, Verstopfung. Ich überlege, ob dieses schwarze Vollkornbrot so gut für mich ist. Habe irgendwo gelesen, dass Vollkorn am besten für Kühe ist. Die haben fünf Mägen. Oder sieben. Keine Ahnung, bin kein Botaniker. Haha.

Ich checke meine Mails, nix besonderes.

Ich beschließe, meine Wohnung zu saugen.

14.08 Uhr Brice ist krank, ich mag das nicht, wenn es ihm nicht gut geht. Diesen Satz habe ich sehr bewusst geschrieben. Spontan hätte ich das so nicht geschrieben.

Ich will trotzdem raus an die Luft. Zigarette.


Versuche Brice anzurufen, wegen Ingwer bringen. Erreiche ihn nicht.


Ich gehe durch den Park, dort wo ich noch nie war. Die Sonne tut gut, ich lächle, es geht mir gut. Woran merkt man, ob man wirklich zu oder abgenommen hat? Jeans, am besten die engste. Ich habe zugenommen. Klar, wenn ich so weiteresse. Egal.


Um 15.20 Uhr bin ich wieder zu Hause. Ich habe gerade meine Schuhe und Jacke ausgezogen, als die Werkstatt anruft, Auto ist fertig.

Ich gehe hin, packe vorsichtshalber viel Geld ein. Auf dem Rückweg will ich zu dm.


Ich laufe zur Werkstatt. 594€. Vor lauter Überraschung und „Danke, dass mein Auto wieder fit ist“ zahle ich, ohne auf die Rechnung zu schauen. Erst beim Heimfahren überfliege ich das Blatt. Scheibenwischerblätter? Scheibenfrostschutz? Filter ohne Ende?? Die Wut steigt auf. Anstatt zum dm fahre ich heim, Jacke aus, Schuhe aus, mit den Fäusten auf Kopf und Oberschenkel, Unterarme auf Holzbalken. Ich weine und schreie. Dieses Arschloch! Nur weil Vertrauen gezeigt habe, glaubt der ich bin blöd, oder was?? Ja, war ich auch. Dumm wie Stroh wie immer. Schnell bin ich wieder ruhig. Zigarette. Ich werde dort morgen früh hinfahren, und sagen, dass das so nicht ausgemacht war. Selbstbestimmt. 240€ Arbeitslohn für Ölwechsel und Motorinspektion. Die kann er sich sonst wo hinschieben. Dass ich nicht lache. Scheibenwischerblätter habe ich noch einen Satz zu Hause und Frostschutz einen Kanister im Keller. Echt unverschämt. Ich will 200€ zurück. 300-400€ waren ausgemacht. Und er hat dazu gesagt „ich sage ihnen lieber so eine Zahl“ also nach dem Motto, nicht das Sie eine böse Überraschung haben und es viel mehr ist.

Ich werde ihm sagen, dass mir zu Hause einfiel, was er am Morgen gesagt hatte. 300-400€.

Klar, dass die sich gefreut haben, wie kleine Kinder, als ich gezahlt habe. Dumm, dumm dumm, wie blöd muss man sein, das kann nur ich. Dummes kleines Lieschen. Scheiß Erziehung. Ich könnt kotzen.

Über 200€ verloren, nur weil ich wieder keine Rücksprache mit meinem Coach gehalten habe. Ist nur Geld. Nein, ist nicht nur Geld. Es geht hier um mich.


16.11 Uhr ich arbeite weiter.


16.23 Uhr ich esse Fenchel, weil Kühlschrank leer. Schmeckt aber gut.


16.39 Uhr ich akzeptiere die Lage. Also das mit dem Auto. Ganz offiziell und hoffe, dass mein Coach mir hilft, eine Lösung zu finden.


Keine nutzbaren Notizen. Kind. Ich bin ein Kind. Ein kleines, dummes Mädchen.

Dabei wollte ich mal erfolgreich und stolz sein. Ich weine. Ich will nicht. Ich kann nicht. Ich hasse euch.


Zigarette. Ich bin ganz entspannt. Meine Welt geht nicht unter, weil ich Fehler gemacht habe (Autowerkstatt). Nein, ich werde aus meinen Fehlern lernen, und dann wird meine Welt größer. So ist das. Ich bin lernfähig, das habe ich in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Dass ich stur bin, auch.


Meine Wohnung stinkt. Kopfweh. Mein Therapeut hat gesagt, dass das auch vom Sauerstoffmangel kommen kann. Klar, meine Lunge ist wohl jetzt schon unterversorgt und seit Tagen habe ich die Fenster nicht aufgemacht.


Ich singe ein bisschen mit und wackele mit dem Po.


Ich esse heute langsam wie lange nicht. Und es scheint mir heute viel. Kleine Tasse Reis, Hähnchenbrust 250g, 1 Paprika, 2 Karotten, Lauch, Zwiebel, Ingwer und Knoblauch. Ich stelle fest, dass in der Fleischpackung 600g drin waren. Und nicht wie beim Aldi 400 oder 500. Also habe ich in ein und einem halben Tag 600g Fleisch gegessen. Ist viel. Oder nicht? Egal, ich brauche das. Mache viel Sport. Bin groß. Und irgendwoher muss ich meine Kalorien bekommen, vor allem Eiweiß.

Danach 2 Orangen. Ich ernähre mich so gesund, wenn ich es tue. Unglaublich.


Beim Essen denke ich wieder an die Couch. Jetzt hinsetzen und was lesen oder fernsehschauen. Und an den alten Mann, der am Freitag oder Samstag einen Club Besuch will. Morgen ist schon Mittwoch. Ich muss das jetzt planen. Ich will es. Ich will SM durch Sophie probieren.

Und an meinen Therapeuten denke ich. Ich stelle mir wieder vor, dass wir in einer Wohnung wohnen. Das ist nur ein Traum. Aber mit meinen Defiziten würde es sowieso nicht gehen. Habe ja nicht mal Freunde. Sozial isoliert. Meine Wohnung, ein Schutzmantel vor der Umwelt. Nur der Teufel, der kommt durch jede Ritze.


Weiß nicht was tun jetzt. Arbeiten will ich nicht.


Ich schreibe meinem Coach mein Problem mit der Autowerkstatt. Er hat sicher, wie immer, Lösungen parat. Zigarette. Danach Küche saubermachen. Erst jetzt wird mir bewusst, wie viele Fehler ich heute gemacht habe. Nicht selbst handeln. Keine Rücksprache mit Coach. Dann zu denken „Beim TÜV machen hat ja auch alles geklappt“. Aber das ist eine neue Situation. Andere Sache. Immer das gleiche mit mir.

Brüste tun weh, wenn ich nur leicht dran komme.


21.50 Uhr bin müde. Schlecht drauf. Keine Lust auf irgendwas.


21.58 Uhr staubsaugen.


22. 17 Uhr Couch schauen.


22.25 Uhr es gibt immer noch nichts Neues. Warte ich noch? Dann ist die andere vielleicht weg. Morgen schaue ich mir die andere an und dann entscheide ich.


22.30 Uhr habe die Bücher von meinem Coach bei Amazon angeschaut. Und Lenssi. Jetzt Wochenplan weitermachen. Es wird.


22.46 Uhr Kuchenrezept suchen.


23.04 Uhr die nächsten drei Kuchen stehen fest.


23.16 Uhr ich schaue nach Fahrrädern. Oh man, immer dieses Geld. Ich habe nie zuvor so viel Geld eingenommen und so spartanisch gelebt. Und dann so Aktionen wie das mit dem Auto. Ah. Ich werde wieder sauer. Ich spüre, wie die negativen Gedanken wiederkommen. Sie rennen zu mir. Wie kann ich es aufhalten? Wo ist mein Coach?

Was ist das für ein Leben?

Ja, was habe ich eigentlich für ein Leben. Und wer bin ich.

Jaja, jetzt kommen wieder die Borderline Gedanken. Identitätsstörung, Hass.

Ich kriege mich nicht mehr hin. Mein Tag ist vorbei. Ich mir nur noch wehtun. Ich will alles zerstören. Scheiß Auto, scheiß Leben. Ist es zu viel verlangt, glücklich zu sein? Warum ich? Warum hat der Teufel mich ausgesucht? Hahaha, ich, die böse Larissa, ich zeige es euch!

DEPRESSION – BORDERLINE – ANGSTSTÖRUNG

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