Читать книгу DEPRESSION – BORDERLINE – ANGSTSTÖRUNG - Larissa S. - Страница 15

Fünfter Tag, Mittwoch, 04.02.2015. Ich will zu meiner Mama. Nein, nicht zu Mama, ich will dahin, wo man mich aufnimmt

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Gestern als ich einschlafen wollte, kam übrigens auch wieder diese Angst.


6 Uhr Wecker klingelt, 6.05, 6.10, 6.15 Ich stehe auf. Klo. Verstopfung, Bauchschmerzen, leichter Durchfall. Meine Unterarme tun ein bisschen weh. So langsam verfärben sie sich leicht. Ja, wie kann man einen Tag so beginnen, wie ich? Ich stehe auf und alles sieht scheiße aus.


Heute bin ich früher dran mit Sport.


Während des Joggens kommt mir immer wieder die Sache mit dem Auto in den Kopf, und ich werde wütend. Schaffe es nicht, mich zu beruhigen.


7.38 Uhr ich bin zu Hause. Habe keine Zigaretten mehr. Gymnastik. Noch während der 2. Übung fange ich an zu weinen. Ich mache weiter meinen Sport, weinend. Ich will zu meiner Mama. Nein, nicht zur Mama, aber ich will dahin wo man mich aufnimmt und in den Arm nimmt. Ich habe niemanden. Warum hat man mich gemacht? Warum bin ich auf dieser Welt? Ich leide. Ja, verdammt, ich leide. Unter mir selbst. Ich will Liebe, ich will geliebt werden und habe nur Hass. Was habe ich der Welt getan? Was habe ich Gott getan? Warum hat man mich geboren? Wieso kriegen Eltern Kinder, wenn sie selbst keine Liebe tragen? Wenn sie den Kindern keine Liebe geben können? Wenn sie selbst kaputt sind? Warum bringen sie Kinder auf die Welt, um zu sehen, wie sie leiden? Wer kann mir helfen? Ist es zu viel gefragt geliebt zu werden? Ist es zu viel verlangt? Ich denke darüber nach, dass ich Brice nicht vertraue. Sonst würde ich einfach immer zu ihm rennen, wenn ich etwas habe. Aber sobald er sich 1 oder 2 Tage nicht meldet, ist zwischen ihm und mir ein riesiger Graben. Er wird zum Feind. Noch einer, der mich nicht mag. Der sauer auf mich ist. Endzeitstimmung. Ich bin wieder alleine. Wie immer. Liebesentzug, weil ich mich schlecht verhalte. Ich bin wertlos, ich bin nutzlos, ich bin krank. Ich bin nur krank. Sonst bin ich wie jeder Mensch.


8 Uhr ich geh duschen.


8.47 Uhr ich brauche lange im Bad.


Ich denke daran, was ich Brice gestern geschrieben habe. Ich kann ihm nicht einfach eine Mail schrieben, um ihn zu fragen, wie es ihm geht. Ne, nur wenn ich ein Anliegen habe. Hat sich nichts geändert. Ganz die Alte. Die böse egoistische Frau.


Ich schaue nach, was eine H7 Glühbirne kostet. Jedenfalls keine 17,79€!!! Und überhaupt, wenn ich eine neue Glühbirne brauche, kaufe ich mir eine, verdammt nochmal. Ich kam nur noch nicht dazu. Mein Coach hat mir geschrieben, ich mache erst diesen Absatz hier fertig, bevor ich es lese.


8.54 Uhr Tee. Coaching heute Mittag bietet er mir an. Alles wird gut. Bin so glücklich wie ein kleines Kind. Alles wird gut.


Ich habe Lust, das Coaching Buch zu lesen. Das vergesse ich sonst immer. Also tue ich es jetzt. Ich muss noch dem alten Mann sagen, Party, wie abgemacht. Wenn Brice wüsste, was ich mit anderen Männern mache?


9.06 Uhr Realität. Ich sehe die Realität nicht.


11.06 Uhr habe mich 2 Stunden mit Seiten beschäftigt, wo man Texte verkaufen kann. Ich bin so langsam.


11.15 Uhr ich will nicht mehr. Stehe auf, muss seit fast zwei Stunden Pipi. Ich könnte jetzt einkaufen gehen. Ne, keine gute Idee. Muss nachher eh raus, dann mache ich das.


11.20 Uhr Ich rufe bei dem Veranstalter der SM Party am Freitag an. Registrierung auf der Seite freischalten. Fragen zum Event. Ich beschließe endgültig, dass Sophie dort hingehen wird. Es ist eine Party, privat, besonders geeignet für Einsteiger. Habe auch das mit dem Dresscode geklärt, da stand Lack, Leder, Latex. Ich habe keine Lust und keine Zeit, mir jetzt auf die Schnelle Klamotten zu kaufen. Schwarz und elegant geht auch, sagt er. Das habe ich.


12 Uhr Mittagessen. 5 Rühreier, eine Scheibe Brot, 2 Brötchen, Salat mit Eisbergsalat, eine Karotte, Paprika, Gurke. 1 Orange, Scheibe Ananas. Alles das nur am Mittag. Ja, das kann ich gut. Sex und Essen.


12.26 Uhr Mittagsschlaf. Ich habe Lust. Es gab eine Phase während meines Studiums, da hatte ich jeden Tag, an dem wir gemeinsam zu Hause Mittagessen machten, nach dem Essen Sex mit meinem damaligen Freund. Ich habe ihn heftig geritten, bis ich kam, dann er. Dann noch bisschen ruhen. Geile Mittagspause.


12.45 Uhr wieder wach. Schokolade, Zigarette. Nix hier. Mist. Gleich stehe ich auf.


12.54 Uhr anstatt aufzustehen, habe ich meinen Kopf und mein Gesicht gestreichelt. Ganz sanft, bin ich mit den Fingernägeln über die Haut gefahren. Wangen, Stirn, Hals, Ohren. Ich spüre es, schönes Gefühl. Weiß nicht, wann ich das zuletzt oder überhaupt mal gemacht habe.


Mir fällt ein, ich könnte meinen Coach einladen zum Ausgehen, auch wenn ich lieber mit ihm hier wäre. Irgendwann bald, demnächst. Ich werde mich trauen.


13.30 Uhr ich habe vergessen, was ich gerade gemacht habe. Mein Kopf ist eine Mattscheibe.


Fertigmachen, losfahren.


Café. Coaching ist top. Muss immer sehr auf meine Professionalität achten, dieser Mann erregt mich schnell. Meine Vagina pocht schnell. Aber das bemerkt er.

Konzentriere mich seitdem im Coaching oft auf meine Nase. Haha.

Die Zigaretten sieht man. Mein erster Gedanke ist „Das sagt der, um mir Angst zu machen und mich abzubringen vom Rauchen.“

Ich bin ruhig, weil alles gut wird. Für alles hat er eine Lösung und Verständnis, sogar für meine ständigen Wiederholungsfehler. Auf dem Nachhauseweg kommen ein paar Tränen, die ich im Café unterdrückt habe. Welche Frauen schaffen es, so einen Mann zu kriegen? Er hat mir wieder allen Druck genommen. Sogar das mit der Couch. Ich nehme sie nicht und fühle mich frei.


17.25 Uhr heimfahren. Es geht mir gut und schlecht. Dann wird mir bewusst, es sind wieder unnötige negative Gedanken. Es ist unglaublich. Ich habe ein tolles Coaching, bekomme quasi einen Berg Geschenke und fahre mit schlechter Laune nach Hause, weil ich gerade wieder an das scheiß Auto gedacht habe. Ich will Zigaretten. Nein, essen. Ich bin fast an der Tankstelle. Ich drehe um. Ich drehe wieder um. Ich beschließe, mir etwas zu kochen, ist ja schon bald 18 Uhr und ich habe um 12 das letzte Mal etwas gegessen. Keine Zigaretten gekauft.


Zu Hause denke ich: Liebe – ich versteh das immer noch nicht so ganz. Oder nicht mehr?


Meine Leinwände sind da. 5 Stück. Habe gleich mehrere genommen, die sind so günstig bei dem Händler, dass ich beschloss, die Versandkosten müssen sich lohnen.


18 Uhr die Hähnchenteile sind im Ofen. Als ich den Kühlschrank aufgemacht habe, sah ich die Salatsoße und Karotten. Wenn ich nicht alles in den Weg stelle, was ich mitnehmen will, einen Zettel oder Erinnerung ins Handy schreibe, vergesse ich mindestens 75% der Dinge. Zum Glück ist der Kopf angewachsen. Schwacher Trost.


Ich packe die Leinwände aus. Mal sehen, was ich noch so male dieses Jahr, es hat erst angefangen.


18.38 Uhr würde mein Therapeut die Einladung annehmen? Einfach nur in ein Café oder so. Ich sollte ich mich auf andere Dinge konzentrieren im Moment. Sagt sich so leicht. Wieder kommt der Gedanke, den ich schon vor ein paar Tagen hatte. Vielleicht ist alles nur Einbildung? Bei mir ist doch sowieso alles kaputt? Woher weiß ich, dass das real ist? Wie kann ich wissen, dass ich diesen Mann wirklich will? Wenn es so wäre, dann hätte ich anders gehandelt, vorher. Nein, das ist meine Krankheit. Oder? Mit einer Übung finde ich es heraus.

Für solch ein Treffen bräuchte ich ein Coaching, haha. Ne, echt jetzt, ich habe anderes zu tun.


18.53 Uhr ich soll auf meine Ernährung achten. Beim Kochen wird mir das wieder bewusst. Ein Liter Öl hält bei mir ca. 2 Wochen. Klar ist da auch die Menge zum Kotzen inklusive. Dennoch. Ich versuche immer wieder ein Schlupfloch zu finden, um an Fett zu kommen, so kommt es mir vor.


19 Uhr Abendessen. 4 Hähnchenteile, 1 Zwiebel, 1 Paprika, Kartoffeln. 2 Scheiben Ananas. Wieder kommt mir das Essen viel vor.


Ich bin voll. Vielleicht streikt mein Körper, fühlt sich zu dick. Dennoch könnte ich weiter essen. Oder schlafen. Die Ananas ist lecker. Noch ein kleines Stück. Ich frage mich, was da wohl alles drauf und rein gemacht wurde. Die Frucht ist riesig, kommt aus Costa Rica und hat 1,99 oder so gekostet.


Mein Mund brennt, zu viel Ananas.


Und was sollte man an mir schätzen? Ich spüre nichts. Also ist nichts da.


19.47 Uhr meine Tochter wird nicht exzessiv 10 Jahre lang Zahnspangen tragen. Dass ich eine Tochter bekommen werde, steht fest. Gerne auch nur eine. Wäre auch ok für mich. Alles Geldmacherei. Und ich stehe nach jedem Essen im Bad, weil die Zahnlücken unnatürlich groß sind. Und ich habe Risse in den Zähnen. Würde mich ja interessieren, ob ich da nachträglich noch Schmerzensgeld verlangen kann. Und sie wird als erstes Pause machen lernen. Und dann arbeiten.


Meine Mutter macht sich gerne über Menschen lustig, die mit einem oder zwei Kindern ausgelastet oder überfordert sind. Ich sehe immer klarer. Ich kann mir gut vorstellen, dass manche Mutter, die zwei Kinder hat, mehr leistet, als meine Mutter mit sieben. Viele Mütter arbeiten auch.


20 Uhr ich tue das, was ich nicht darf. Ich lege mich ins Bett. Vor allem anderen habe ich Ekel und Abneigung. Ich schlafe ein, döse.


Ich wache um 21 Uhr auf, döse weiter, kein Bock.


22 Uhr ein Fake weckt mich per Handy.

Ich bin schlecht gelaunt. Mein Gesicht fühlt sich eklig an. Ich hasse Schminke. Am schlimmsten ist, nicht abgeschminkt im Bett. Ich will was Süßes. Nix da. Gar nix. Nicht mal mehr ein Apfel. Nur Ananas, und die macht Mundweh.


Ich esse eine Scheibe Brot. Schmeckt ganz gut. Dann esse ich die anderen beiden Hähnchenteile. Ich wusste, dass es ein Fehler war, die ganze Packung zu braten. Aber ich habe auf der Packung gelesen, dass man es schnell verbrauchen soll oder so und das hat mir Angst gemacht. Ich kotze.


Danach Küche machen.

Mir wird plötzlich bewusst, dass ich immer etwas brauche und wenn ich das nicht bekomme, fresse ich.

Ich hätte heute Abend malen können. Das fällt mir erst ein, als ich am Essen bin. Aus Trotz esse ich weiter. Ich gebe mir wirklich gar nichts. Gestern Abend habe ich bis zum Schlafengehen Dinge gemacht, die mich nicht entspannt haben. Damit die Zeit rumgeht habe ich noch dies und jenes getan, hier was gelesen und so weiter. Das war im Nachhinein so ätzend, dass ich darauf heute keinen Bock hatte. Ich bin also heute mit schlechter Laune und Einstellung in meine nach-dem-Essen-Phase gegangen. Und allein der Gedanke daran hat mich so schlapp gemacht, dass ich lieber gleich ins Bett wollte. Ich glaube, ich habe einen Zusammenhang entdeckt.


23.16 Uhr die Küche ist noch nicht fertig. Habe zwischenzeitlich gegoogelt, was eine große Inspektion beinhaltet. Alles Mögliche überprüfen und erneuern. Jo, aber das war halt einfach nicht ausgemacht. Es ging um Öl und Motor.


Ich suche auch die Rechnung von der TÜV Reparatur heraus. 38 Stunden à 7,50€. jetzt sind es 30 Stunden à 8€. Also teurer geworden.


Ich habe Komplexe. Deswegen gehe ich in eine schicke Werkstatt und tue so als hätte ich Geld. Anstatt zu einer anderen zu fahren oder den Kram selbst zu machen. Ja, ich kann vieles selbst machen. War oft genug in Werkstätten und weiß mehr als ich zugebe und wenn ich mein Wissen durch Google optimiere. Oder überschätze ich mich jetzt.

Aber ich bin jetzt zu schick und zu Frau, als das ich das machen würde. Aber ich bin eben auch sehr unverantwortlich. Überprüfe nichts am Auto, schaue nicht nach diesem und jenem.


Warum schreibt der Mann „Bremsen rundum überprüft – Bremsflüssigkeit erneuert“ Als eigene Position ganz oben? Das gehört zur großen Inspektion dazu. Was soll die Scheiße? Ich lese, dass eine Inspektion beim Toyota Yaris 240€, beim A4 950€ kosten kann. Und der 15 Jahre alte Astra kostet 600€. Was ein Scherz.


23.30 Uhr ich habe jetzt echt keine Lust mehr.

23.54 im Bett. Meine negativen Worte sind wieder unglaublich.

Ne, mit mir wollte ich auch nichts zu tun haben.

0.13 Licht aus.


Nachtrag: Ich glaube, dass ich gerade etwas erkannt oder bewusst bemerkt habe.

Ich glaube, dass ich vor allem fresse, weil ich die Realität nicht akzeptiere. Konkret sind es zwei Dinge.

Erstens: ich bin um 0.50 Uhr aus der Dusche gestiegen. Ich wollte noch etwas essen (dazu gleich mehr) und ich musste noch meinen Tagesablauf schreiben. Anstatt zu akzeptieren, dass es heute sehr spät geworden ist und ich daher morgen vielleicht später aufstehe oder heute nicht mehr fertig schreibe, sondern morgen, habe ich dies alles nicht akzeptiert. So, wie ich allgemein fast nichts akzeptiere. Ich habe gefressen und gekotzt. Doch beim Essen ist mir das aufgefallen, dass ich gerade die Realität nicht akzeptiere.

Und zweitens: Ich wollte bereits auf der Heimfahrt essen. Weil ich noch eine weitere Realität nicht akzeptiere. Mein Coach und ich werden nie ein Paar. Das ist in Larissas Kopf noch nicht angekommen. Das habe ich nicht akzeptiert. Und daher versuche ich auch ständig, ihn irgendwie zu manipulieren.


Heute Mittag beispielsweise habe ich zuerst meine Lust nicht akzeptiert.

Ich akzeptiere nichts an mir und um mich herum.

Und weil ich das gerade bewusst bemerkt habe, habe ich noch mehr gegessen. Denn ich akzeptiere nicht, dass ich nicht akzeptiere.

Ich werde einen Artikel oder ein Buch schreiben mit dem Titel „die Traumtänzerin“.


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