Читать книгу Rinderfurt - Larry Lash - Страница 7

2.

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Zur gleichen Stunde hielt Tim Leedon, der Boss der Punkt-Kreuz, seinen Apfelschimmel an, wartete auf den Reiter, der sein Tier eilig von der Herde fort zu ihm hintrieb.

Er ritt einen Rappen. Ein prächtiges, hoch gebautes Tier, dem das Geäder plastisch auf der Haut lag. Kleine Staubwolken wirbelten die Hufe des Rappen auf, der Wind trug die Fahne zur Herde hin, die einer gewaltigen, weiß-rot-gescheckten Woge gleich, grasend über das Gräsermeer der Prärie zog.

Hereford-Rinder waren es, die sich im Tal, das sich vor den Blicken des Ranchers lieblich ausbreitete, von Cowboys bewacht, langsam nach Norden zu bewegten.

Frostklar war das Wetter und weit die Sicht. Der Anblick der Herde faszinierte, und der herangaloppierende Rappreiter bot ein Bild von urwüchsiger Geschmeidigkeit. Er schien mit dem Rücken seines Pferdes verwachsen zu sein, selten hatte Tim einen solchen Reiter gesehen.

Er saugte das Bild in sich hinein, schob sich den Stetson in den Nacken, denn die Sonne bot nach dem Frostwetter der Nacht einen unerwarteten Genuss. Sie badete die Landschaft, hüllte sie in ihr strahlendes Licht, rückte die Gebirgsmassive heran und ließ die gewaltige Herde in Red und Gelb, Weiß und Braun aufleuchten. Die Hörner der Tiere blitzten und funkelten.

Von der Kuppe des Hügels sah Tim Leedon aber auch, wie im Norden Staub aufwirbelte, Dicker, goldflimmernder Staub, der sich zwischen den Hügeln verlor.

Seine Reiter hatten ihm gemeldet, dass dort Büffel nach Süden zogen. Seine Augen wurden schmal, nahmen einen besorgten Ausdruck an.

Aber nur einen Moment lang beobachtete er die Staubwolken, dann wandte er sich dem Rappreiter zu, der sein Tier nur fünf Yards von seinem Apfelschimmel entfernt zum Halten brachte.

„Hallo, Forbe.“

„Hallo, Boss.“

„Wie ich sehe, ziehen die Rinder nach Norden?“

„Yeah, dort ist das Gras besser“, erklärte Lud Forbe.

Der Rancher warf seinem Vormann einen schnellen Blick zu. O yeah, er bereute es nicht, ausgerechnet diesen Mann, von dem man nicht wusste, woher er kam, zum Vormann gemacht zu haben.

Er war breit in den Schultern, schmal in den Hüften. Sein beherrschtes, kantiges Gesicht mit den rauchgrauen Augen war klar geschnitten.

Himmel und Hölle, selten sah man solche rauchgrauen, hellen Augen. Sie glühten von innen heraus, so, als ob ein Vulkan hinter ihnen schwele, ein heißes Feuer, das bereit war, bei dem geringsten Anlass aufzubrechen, die Fessel zu sprengen.

Gelbe Funken tanzten in der Iris.

„Treibt nicht zu nahe zur Furt“, sagte Tim Leedon aus seinen Gedanken heraus.

„Wir werden darauf achten, dass sich kein Rind mit dem Strom vermischt und davontrailt“, gab Lud Forbe zur Antwort.

„Ich habe übrigens zwei Männer fortgeschickt, die die Büffel beobachten. Man sollte ihnen den alten Passweg vor der Nase sprengen und die Wilderer dazu zwingen, nicht mehr zur Rinderfurt durchzubrechen!“

„Yeah, daran habe ich auch schon gedacht, habe den Plan jedoch wieder fallen gelassen“, dehnte der Rancher. „Bei einer Sprengung könnte nämlich der Wasserfall verschwinden, sich ein anderes Bett wählen, und dann wäre unsere Weide trocken.“

„Ich habe mir die Gegend noch nicht genau angesehen, Boss“, erwiderte Lud Forbe, „doch ich werde das jetzt nachholen.“

„Tu das, Vormann, es kann für die Punkt-Kreuz nur von Nutzen sein, denn solange die Furt gesichert ist, hat uns Vince Delivan von der Schaufel-Ranch niemals in der Hand. By Gosh, wir können unmöglich einen Posten im Winter dort halten.“

„Nat Wherry ist an der Furt, er ist unser bester Schütze!“

„Ich weiß, Forbe, und ich möchte Ihnen den Rat geben, auch eine Waffe umzuschnallen. Heute Morgen brachte man mir die Nachricht, dass Vince Delivan drei Killer in Guldenwig angeworben hat, drei berüchtigte Kerle aus der gesprengten Lewis-Mannschaft.“

„Kerle aus Lewis‘ Bande?“

„Yeah, es ist ein offenes Geheimnis.“

„Ich habe von der Bande gehört, aber warum duldet der Sheriff solche Maßnahmen?“, schnappte Lud grimmig.

Tim wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn, erklärte knapp: „Der Sheriff aus Guldenwig ist von ihm gewählt worden. Man sagt, er sei ein Halbbruder des Schaufel-Ranchers. Aber vielleicht ist das nur ein Gerücht! Doch sei es wie es will, die Anwerbung der Killer will mir nicht gefallen. Sie sollten sich wirklich nach einer Waffe umschauen, Vormann. – Und dann, noch eine Frage, Sie kommen doch aus Montana?“

„Yeah, Boss.“

„Nun, ich will nicht neugierig sein, aber manchmal frage ich mich, wie man ohne Colt auskommen kann, wenn man von dort kommt. Nun, mir soll‘s gleich sein und ich störe mich nicht daran, was ein Mann hinter sich gebracht hat, aber zur Information: Vince Delivan hat schon dreimal versucht, an die Rinderfurt heranzukommen. Dreimal haben wir seine Cowboys mit blutigen Nasen zurückgeschickt, jedes mal bekam er eine Schlappe. Doch wie ich ihn kenne, wird er‘s immer wieder versuchen, denn, yeah, wenn er die Felsen an der Furt sprengt, kann er den Wasserfall und somit den Creek so leiten, dass meine Weidegründe vertrocknen, für ihn jedoch ein neues Valley entsteht!“

„Es geht also um Wasser und Weide“, murmelte Lud wie im Selbstgespräch. „Immer wieder entbrennt ein Kampf um Wasserrechte. In jedem Land gehört dem, der das Wasser hat, die Weide!“

„Vormann, Vince Delivan hat genug Wasser, genug Vieh und genug Platz, um sich auszudehnen!“

„Dann sollte er besser auf seinen Weidegründen bleiben.“

„Yeah, jeder Nachbar würde das tun, nicht jedoch Delivan“, erklärte der Rancher wütend, wobei er sich vor Erregung in den Steigbügeln aufstellte und die geballte Rechte durch die Luft schmetterte, als wolle er einen Feind zertrümmern. „Nein, nicht Delivan. Warum, zum Teufel, sorgte er dafür, dass ein ihm höriger Sheriff den Stern auf die Weste bekam? Warum sammelt er Schießer um sich, warum schickte er gute Cowboys in den Tod? Warum wohl, hm? – Vormann, das sind alles Fragen, die eine Antwort verlangen und ich will sie dir geben.

Delivan ist hinter meiner Tochter her. Yeah, du staunst, ich habe eine Tochter, sie ist nur selten hier, befindet sich in einem Pensionat. Er warb vor längerer Zeit um sie und bekam einen Korb. Und von der Zeit an gibt es keine Freundschaft mehr zwischen uns. Delivan ist in seinem unsagbaren Stolz gekränkt worden. Er kann es nicht verwinden, dass Moira ihn nicht will. Er hat nur noch einen Gedanken, die Punkt-Kreuz zu vernichten. By Gosh, yeah und darum habe ich bei der Einstellung meiner Cowboys immer darauf Wert gelegt, dass sie besser mit den Eisen jonglieren konnten als hinter Kuhschwänzen herreiten, habe im Laufe der Zeit eine harte Mannschaft um mich geschart, aber ich habe keine Killer angeworben.

Delivans Neuerwerbungen aber gehörten der schlimmsten Bande des Westens an. Was das bedeutet, weißt du sicherlich, und ich bin der Meinung, du solltest es dir doch durch den Kopf gehen lassen, Vormann. Es wäre buchstäblich Selbstmord, weiterhin ohne Schießeisen durch die Gegend zu reiten.“

„Um mir das zu sagen, bist du herausgekommen, Boss?“, schnappte Lud.

„Nein, und ja. Wie man‘s nimmt. Es macht mir Sorge, dass mein Vormann es nicht für nötig hält, Blei und Stahl bei sich zu tragen, dass er das Schicksal herausfordert. By Gosh, einer fliegenden Kugel kann man nicht mit der Faust begegnen! Und yeah, es macht mir auch Sorge, dass Delivan ausgerechnet jetzt drei Killer in seiner Lohnliste führt, jetzt, wo meine Tochter für immer heimkehrt!“

„Hölle“, kam es überrascht von Lud Forbes Lippen. „Davon habe ich nichts gewusst.“

„Nein, du nicht, aber einige andere aus der Mannschaft wussten es“, fauchte der Rancher heiser, blickte dabei in die Runde, murmelte: „Und einer von unseren Leuten hat‘s verraten.“

„Boss!“

„Ich weiß, was du sagen willst, Forbe“, winkte Tim Leedon ab. „Aber es ist verteufelt schwer, wenn der Verdacht da ist, und noch schwerer ist es, sich in Schweigen zu hüllen. Ich konnte es einfach nicht mehr für mich behalten. Darum, Forbe, halt die Augen offen. Ich wittere Kummer und ich rieche Blei. Du solltest etwas für die Erhaltung deiner Gesundheit tun!“

„Ich reite nicht, und gebe auch meine Stellung nicht auf“, kam sofort die düstere Antwort.

„Ohne Waffen?“

„Noch brauche ich sie nicht!“

„Allmächtiger, du wirst sie brauchen, und dann wird es zu spät sein, Freund. Ich würde dir lieber jetzt ein Eisen in die Hand drücken, als später, wenn sie bereits kalt ist.“

„Ich werde dafür sorgen, dass sie warm bleibt, Boss“, klang es aufreizend kalt.

Beide Männer blickten sich fest an.

Tim Leedon rutschte unruhig im Sattel hin und her. Das tat er immer, wenn er nervös und fahrig zu keinem Resultat kam. Seufzte tief: „Ich habe viele Männer kennengelernt, gute und schlechte, doch keiner war wie du!“

„Ich weiß es zu schätzen“, klang es steif, wie in Abwehr zurück.

Leedon befeuchtete mit der Zunge seine trockenen Lippen.

„Ich werde dir Rone Daaword herausschicken, er könnte Nat Wherry an der Rinderfurt die Zeit vertreiben helfen!“

Lud Forbe gab keine Antwort, nickte nur dumpf vor sich hin.

„Passt es dir nicht?“

„Rone sollte meines Erachtens bei der Ranch bleiben, zu deinem Schutz, Boss.“

„Allmächtiger, so alt bin ich noch nicht, und mit dem Colt kann ich noch umgehen“, grinste der Oldtimer. „Und um meine Tochter abzuholen, dürfte Meada Thorne der rechte Mann sein. Rone ist mir zu jung für diesen Auftrag, Thorne ist immerhin in dem Alter, wo man nicht gleich aus allen Wolken fällt, wenn man ein Mädchen sieht. – Und nun, so long, halte die Augen offen!“

„Das werde ich, Boss“, klang es sanft.

Lud nahm seinen Rappen herum, preschte davon.

Tim Leedon sah dem Reiter nach, murmelte bedrückt: „Er hat genau wie Rone das Fernweh in den Augen. Auch er kann nicht gut die Büffel ziehen sehen. Ich weiß eigentlich gar nicht, ob sich die beiden gut verstehen. By Gosh, yeah, Rone hat alle Anlagen zum Führer in sich, aber er ist zu jung, um in diesem Hexenkessel eine Crew zu leiten, ist zu explosiv, zu unerfahren, um im richtigen Moment das Nötige zu tun. Doch alles das scheint Lud Forbe in sich zu vereinigen. Ich möchte nur wissen, warum er keine Eisen trägt.“

Er kratzte sich die Bartstoppeln, seufzte resigniert, gab dann seinem Tier die Sporen. Oh, Hölle, yeah, drei Jahre lang herrschte bereits die gespannte Lage, drei Jahre schon flackerte der Kampf, so als ob die Parteien gegenseitig ihre Kräfte erproben wollten.

„Jetzt wird der Zeitpunkt kommen, wo der offene Weidekrieg ausbricht“, murmelte der Rancher bitter. „Moiras Heimkehr wird den Auftakt geben. By Gosh, das Mädel kehrt zu einer Weide zurück, die das Blut guter Männer aufsaugen wird.“

Der Reitwind sauste durch sein Haar, trieb ihm das Mähnenhaar des Apfelschimmels ins Gesicht. Und unter ihm pochte der Hufschlag im hämmernden Rhythmus.

Tim jedoch empfand nicht die herrliche Ausgeglichenheit in der Bewegung des Tierkörpers, sah nicht die leuchtende, strahlende Umgebung. Seine Stirn zog sich kraus, Sorgen lasteten auf ihm. Er war kein Mann, der etwas auf die leichte Schulter nahm, kein Kämpfer, Nein, er kämpfte, weil man ihn dazu zwang, weil man ihm keine andere Wahl ließ.

„Vorwärts“, brach es von seinen Lippen. „Go on, Kerlchen!“

Er dachte daran, dass Rone und auch Forbe Moira noch nicht kannten.

Yeah, schon in ihrem letzten Urlaub reckten sich die Boys die Hälse nach ihr aus, wenn sie vorbeiritt.

Ihre Anwesenheit hatte alle verändert. Es war, als ob ein Funke in einer Dynamitladung kokelte. Sogar der Oldtimer wurde zum Narr. Er hatte ihn selbst dabei überrascht, wie er Verse an Moira schrieb.

Er hatte die Verse zerrissen und Old Thorne wurde wieder nüchtern. Die Aufregung der Mannschaft legte sich auch wieder, als Moira abgefahren war.

Hölle und Teufel, jetzt aber würde sie bleiben.

Tim Leedon schüttelte sich, murmelte: „Ich muss eine ältere Lady für sie aus der Stadt holen. Es darf nicht mehr vorkommen, dass sie in Männerkleidung mit den Cowboys zum Brennen reitet, dass sie selbst Lasso wirft und sich mit Cowboyarbeiten beschäftigt. By Gosh, sie kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt, gerade jetzt darf die Mannschaft nicht verrückt werden.“

Er lachte gequält vor sich hin. Es war das Lachen eines Mannes, der mit Sorgen in die Zukunft blickte.

„Zwanzig Jahre sitze ich nun auf dieser Weide. Ich war hier, als noch die Redmen im Lande waren. Yeah, ich war es, der mit den Waldrodungen anfing und die Rinderzucht einführte. Ich verkaufte mein erstes Fleisch, als es noch keine Reservationen gab, und jetzt bin ich alt, habe nur eine Tochter. Aber diese Tatsache macht mir mehr Sorgen, als zehn ausgewachsene Knaben. Wolle Gott, das Schicksal hätte mir Buben an die Seite gestellt, sie sind leichter zu bändigen als Mädel.“

Er sprach das aus, was viele Väter im Laufe der Zeit von ihren Töchtern sagten. Eine Erkenntnis, die nicht neu war, und die auch nie veralten würde.

Rinderfurt

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