Читать книгу Rinderfurt - Larry Lash - Страница 8
3.
ОглавлениеDie Herde zog nach Norden. Dreck und Staub wirbelte durch die Luft, und dort, wo die Tiere
das Gras gerupft hatten, blieb eine breite Narbe im Gräsermeer zurück.
Nur langsam bewegte sich die Tierfront vorwärts. Etwa zwei bis drei Meilen in der Stunde legten sie zurück. Die Cowboys hatten nicht allzu viel Mühe, sie zusammen zu halten.
Langsam schwankte der Küchenwagen, von Mulas gezogen, hinterher. Gegen Mittag erreichte die Herde den Gula Creek. Die Rinder drängten zum Wasser, stillten ihren Durst. Dichtgedrängt standen sie am Ufer. Doch nur an einer Stelle, an der eine lange Treibsandbank lag, verhinderten die Cowboys den Durchbruch der Tiere. Trotzdem gelang es zwei von den Tieren durchzuschlüpfen, und sie mussten wenig später mit den Lassos aus dem Treibsand herausgezogen werden.
By Gosh, yeah, diese Treibsandbank hatte im Laufe der Jahre mehr Rinder geschluckt, als alle Mägen der Wölfe und Coyoten es jemals schaffen konnten. Und immer wieder fielen Tiere dem Sand zum Opfer, der, sobald Hilfe auf sich warten ließ, die Tiere mit sanfter Gewalt herunterzog.
Lud Forbe hielt einen Moment an und sah zu, wie man die Kühe herauszerrte, dann schaute er angestrengt flussaufwärts, dorthin, wo die glitzernden Schaumkämme hinter der Krümmung wie geschwinde Rosse durch die Stromenge schossen. Gischt und Wassernebel wogten dort zu den Ufern hin, erneuerten sich immer wieder, um feine Wasserfontänen in die Luft zu schleudern. Die Sonne fing sich darin, sprühte die Farben des Regenbogens wieder.
By Gosh, der Gula Creek führte ein gelbgrünes, eisenhaltiges Wasser. Er schoss schnell in seinem niedrigen Bett dahin, als könne er es nicht erwarten, mit dem Rock River vereint zu werden.
So kühn er auch in seinem Bett schäumte, am schönsten war er dort, wo er aus dem Gula-See, der auf dem Hochland lag, hinunter ins Tal schoss, mit seinem schmetternden Getöse die Luft in ständigem Atem hielt, wie Donnergrollen niederrollte, Klippen und Grate mit schäumender Gischt überziehend.
Yeah, an der Rinderfurt war der Creek von einer so wilden Schönheit, dass sein Anblick einem dem Atem verschlug.
Lud war oft genug dort gewesen, und doch freute er sich, dass er in wenigen Stunden, bevor es Nacht wurde, mit der Herde in der Nähe lagern konnte.
„Lud, wir sollten weitertreiben“, hörte er die Stimme Charly Hickens hinter sich.
Lud drehte sich im Sattel um.
Charly hielt seinen Pinto an und beugte sich im Sattel vor. Sein frisches, offenes Gesicht war mit Staub und Schweiß überzogen.
Er grinste Lud an, deutete auf die Sandbank.
„Der Mörder hat heute nichts zu fressen bekommen, Vormann.“
„Yeah, wir haben Glück gehabt.
„Allright, doch was wollte der Alte von dir?“
„Vielleicht eine neue Pferderemuda herschicken.“
„Ah, das fällt dem Boss nicht im Traum ein“, gab Charly offen zu. „Er sollte jedoch daran denken, neue Salzblöcke an die Herde zu bringen!“
„Nun, es ist noch kein Winter!“
„Das stimmt, aber er kann schneller kommen, als uns lieb ist. Es sieht verdammt nach Schnee aus, und nach einem Blizzard. Ohne Salzblöcke können wir die Rinder kaum halten.“
„Wir treiben zur Furt, dort sind sie gedeckt!“
„Yeah, aber auch so dicht unter Vince Delivans Nase, dass er den Sprengversuch starten wird“, bleckte Charly grimmig. „Willst du dir nicht langsam auch ein Eisen zulegen?“
„Das hast du mir schon fast zu oft gesagt“, dehnte Lud.
Charly bewegte sich unruhig im Sattel, hob die Schultern, knurrte: „Es ist schließlich deine Sache und nicht die meine. Doch manchmal denke ich, du lachst heimlich über uns. Na ja, lass uns aufbrechen.“
Lud ging nicht näher auf das Thema ein.
Charlys gespannt wirkendes Gesicht zog sich sichtlich in die Länge, und er konnte sich nicht verkneifen, zu sagen: „Damny, immer weichst du aus, Lud!“
„So?“
„Yeah, und du solltest dir an Rone ein Beispiel nehmen.“
„Ah, dass ich es nicht vergesse, Rone wird Nat Wherry zur Unterstützung an der Furt zugeteilt, vielleicht beruhigt dich das.“
„Wie soll ich das verstehen?“, rasselte Charly mit schief gehaltenem Kopf.
„Nun, du bist doch geschickt, um mich auszuhorchen. Du sprichst für alle. Nun und das war meine Antwort auf eure unausgesprochenen Fragen. Rone und Nat dürften zwei Eisen sein, die genug Mark in den Knochen haben, um die Furt frei zu halten, genügt‘s?“
„By Gosh, yeah, dir kann man keinen Sand in die Augen streuen. Aber warum ist Rone noch nicht hier?“
„Vielleicht hatte er noch etwas zu erledigen“, murmelte Lud. „Er wird jedenfalls noch vor Beginn der Nacht hier sein und weiter zur Hütte an der Furt reiten.“
Er hob bei diesen Worten den Colt und schoss dreimal in die Luft.
Das war das Zeichen zum Aufbruch. Bullpeitschen knallten, Cowboys ritten hin und her. Kühe und Stiere setzten sich in Bewegung, und der Küchenwagen begann seine rumpelnde Fahrt aufs Neue.
Die Rykybelt Mountains rückten näher. Ihre Grate leuchteten im gleißenden Licht, und dort, wo die Gletscher wie Kuppen aus Silber leuchteten, hoben sich die Konturen der kreisenden, in der Luft schwebenden Raubvögel deutlich ab.
Stunde um Stunde verging. Müde trottete die Herde dahin. Die Sonne sank, und die Rinder kreisten bereits, um sich für die Nacht wiederkäuend niederzutun.
Ihr Muhen und Blöken erfüllte die Luft und der scharfe Herdenduft kitzelte die Nasen der Cowboys.
Der Küchenwagen fuhr nahe an den Creek heran. Old Sam, der Küchenchef, ein runzeliger Schwarzer, setzte seinen Kanonenofen in Betrieb, eilte dann geschäftig mit einem Wassereimer zum Bach und erschien bald wieder.
Lud teilte die Wache ein. Und noch bevor das Sonnenlicht in purpurner Röte sich senkte, lag die Herde, ritten die Herdenwächter um die lagernden Tiere, sangen ihre melancholischen Lieder.
Campfeuer flammte, Gelächter, Geschrei mischte sich mit Old Sams schrillem Ruf:
„Kommt und holt es.“
Geschirrklappern.
Die Cowboys ließen ihre Näpfe mit der dampfenden Suppe füllen.
Von der Herde her drang das einsame Lied eines Wächters:
„Eine junge, bunte Kuh träumt von einem prächtigen Stier –
Er ließ ihr keine Ruh, bedrängte sie im Traum sehr.
Sie lacht und stöhnt und weint – muht dunkel vor sich hin.
Und träumt, dass die Sonne scheint.“
Der Sänger verstummte. Hufgeklapper eines Pferdes kam auf.
Die Cowboys am Campfeuer reckten die Köpfe, Old Sam stemmte seine Ellenbogen auf die Rampe und stützte den Kopf darin, blickte gleich den Männern zu dem Reiter hin, der sein Tier in den Lichtschein des Feuers trieb und anhielt.
„Rone?“, rasselte Charly Hickens.
„Yeah, Buddy, wo ist der Vormann?“
„Natürlich bei den Pferden, du bist wohl auf dem Kriegspfad, Rone?“
Rones hübsches Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Er grinste in die Runde.
„Boys, spart eure Patronen, Ihr werdet euer Blei bald nicht mehr in die Luft ballern. Es sieht ganz danach aus, als ob die Schaufel-Crew bald losschlagen will. Heh, Old Sam, ich habe Hunger wie ein Wolf!“
„Ich habe genug im Topf, um einen ausgehungerten Wolf zu sättigen“, beeilte sich Old Sam zu sagen. „Steige nur ab und füll dir den Magen, Rone. Ich weiß, ein Mann, der hungrig ist, hat keine rosigen Gedanken!“
„Walte Gott, dass sie anders werden, wenn ich gegessen habe“, rasselte Rone, indem er elastisch aus dem Sattel glitt, sein Tier mit verhängten Zügeln stehen ließ und zum Küchenwagen eilte.
Yeah, Rone hatte zwei Eisen im Gurt, überkreuzt geschnallte Patronengurte und im Scabbard seines Reittieres eine Winchester stecken.
Er ließ sich einen gefüllten Napf reichen, aß im Stehen, Eine Angewohnheit vieler Cowboys.
Keiner störte ihn. Die Männer der Crew sahen ihn nur aufmerksam an, verhielten sich schweigend.
„Boys, ich sage euch, es wird heiß“, knurrte er zwischen zwei Bissen.
„Yeah, so heiß, dass es sich jeder Einzelne überlegen kann, ob er aussteigen und in einen anderen
Sattel klettern will“, klang es scharf vom Küchenwagen her.
Gleichzeitig tauchte Lud Forbe aus der Dunkelheit auf. Er beachtete Rone nicht, schaute jeden Mann fest an, dehnte dann, wie aus tiefbewegten Gedanken heraus: „In einer halben Stunde könnt ihr mir sagen, was ihr vorhabt!“
„Forbe, das kann ich dir jetzt schon sagen“, rasselte Rone, indem er heftig seinen Napf Old Sam in die Hand drückte und sich zu Lud wandte.
Dessen Augen wurden schmal, langsam wandte er sich Rone zu.
Ihre Blicke begegneten sich, krallten sich fest ineinander.
„Es musste wohl so kommen, du hast es so gewollt“, murmelte Lud sanft.
Der andere öffnete die Lippen, wollte losbrechen, doch dann ging ihm die tiefere Bedeutung der Worte auf, und sein Gesicht wurde dunkelrot, dann blass. Seine Lippen pressten sich zusammen.
„Nun?“, fragte Lud leise.
Rones Brust hob sich, leise stieß er hervor: „Ich hätte gerne herausgefunden, ob du auch mit den Eisen so gut bist, Forbe! Jetzt wirst du umschnallen müssen.“
„Ich glaube nicht, aber mit den Fäusten stehe ich gerne zur Verfügung, Rone.“
Rone zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Es sah aus, als wollte er sich auf Forbe stürzen, doch dann besann er sich wohl auf die Tatsache, dass Lud mit den bloßen Händen einen Brahmanenbullen in den Staub gelegt hatte.
„Ich würde an deiner Stelle dafür sorgen, dass die Mannschaft sich nicht gegen dich stellt, Forbe“, rasselte Rone seltsam gepresst. „Du weißt so gut wie ich, dass jeder Mann gebraucht wird.“
„Nun, wenn du an meiner Stelle wärest, würdest du also niemandem den Weg offen lassen, auszusteigen?“, schleppte Lud.
„No!“, explodierte Rone. „Wer jetzt geht, ist ein verdammter Feigling und nicht wert, jemals für die Punkt-Kreuz geritten zu haben. Er ist genau so ein Schuft, wie Vince Delivan und seine Raureiter. Schlimmer noch, er ist ein Dreck, Dreck unter den Hufen der Punkt-Kreuz. Yeah, wer jetzt die Punkt-Kreuz im Stich lässt, stellt sich gegen sie, und der Satan soll ihn holen!“
Ohne einen weiteren Einwurf abzuwarten, machte er scharf kehrt, ging mit rasselnden Sporen zu seinem Pferd und führte es in die Dunkelheit hinaus.
„Du hast ihn dir nicht zum Freunde gemacht, Lud“, sagte Charly, als Rone in der Dunkelheit verschwunden war. „Er hätte auf dich geschossen, wenn du ein Eisen im Gurt gehabt hättest. By Gosh, er wird keinen Befehl mehr von dir annehmen. Ich kenne diesen Zustand bei einem Mann. Er ist sozusagen voll bis zum Rande, und wenn du ihm noch einmal in die Quere kommst, passiert etwas!“
„Er hat noch nicht herausgefunden, wie ich mit den Fäusten bin“, gab Lud zurück. „Noch weiß er nicht, dass die Sache mit.dem Brahmanenbullen ein Trick war.“
„Nun, wenn er das erfährt, wird er herausfinden wollen, wer der Bessere ist“, grinste Charly den Vormann an.
Zwei Stunden vergingen, dann grollte plötzlich von dort her, wo die Rinderfurt lag, der peitschende Hall eines Schusses herüber.
Die Boys sprangen hastig aus ihren Decken, hoben die Köpfe von ihren Sätteln, die sie als Kopfkissen benutzten.
Charly stellte sich neben Forbe, hob den Kopf. Bleich wurde sein Gesicht, er murmelte: „Damny, Vormann, es ist nicht weit von hier!“
Und als Antwort fiel eine Serie schneller Schüsse.
„Rone ist noch zu weit weg, um von Nat Wherry Hilfe zu erhalten. Allmächtiger, sie müssen Rone gestellt haben.“
Lud Forbe sah ihn von der Seite an. Schatten jagten sich in seinen Augen, huschten über das Gesicht und setzten sich in den Mundwinkeln fest.
„Charly, bleibe du hier, keiner verlässt das Camp“, stieß er hervor.
„Herr im Himmel, das ist …“
„Du tust, was ich dir sage“, fiel Lud ihm rau ins Wort. „Du übernimmst das Camp!“
„Allright, Lud, aber du?“
„Ich reite!“
„Ohne Waffe?“, stammelte Charly abgerissen.
Aber Lud hörte schon nicht mehr, verschwand wie ein Schemen von seiner Seite.
„Ohne Waffe ist ein Mann verloren“, wütete Charly zu den Männern hin, die unruhig dorthin blickten, wo die dunkle Silhouette des Rappen aufwuchtete, wo sich Lud Forbe gerade in den Sattel schwang und sich tief über den Pferdehals neigte.
Einen Moment später brauste der hämmernde, sich rasch entfernende Hufschlag ihnen in die Ohren.
Ratlos starrten sie sich an.
„Boys, ich habe nie etwas gegen einen Mann gehabt, der keine Waffen trug, doch wenn er sich für uns ohne Eisen in den Kampf wirft, dann …“
Es war ein alter Cowboy, der diese Worte in die Stille warf und dabei seinen Kau zur Seite spuckte.
„Ich reite!“
„Warte doch“, fauchte Charly. „Du hast gehört, was er befohlen hat.“
„Yeah, das haben wir, Fellow, aber wir sind nicht von einem Pferd gegen den Kopf getreten worden“, knurrte der Alte böse. „Ich reite!“
„Beruhige dich erst, Oldman, warte ab“, zischte Charly. „Ich will nur darauf hinweisen, dass Lud verdammt ungemütlich werden kann, wenn man nicht das ausführt, was er angeordnet hat, warten wir also ab!“
Keiner antwortete, selbst der Oldtimer zog es vor, zu schweigen, gleich seinen Kameraden in die Nacht zu starren, die dunkel und tintig über dem Land lag.
„Manchmal habe ich das verdammte Gefühl, dass er uns im Stillen auslacht“, knurrte der Alte abgerissen. „Ich habe manchen Vormann erlebt, doch keiner war wie er, und schließlich ist es sein Fell.“
„Yeah, und es muss verdammt dick sein“, gab ein anderer zur Antwort.
„Nun, Boys, es ist eine alte Sache, dass Männer seiner Art in unserem Land nicht alt werden. Sie sterben meist an Bleivergiftung oder an Handlähmungen. Hell and Devil, mich juckt es verdammt in den Händen.“
„Überlegt es euch, ihr könnt immer noch aussteigen“, sagte Charly leise.
„Geh zum Teufel“, fauchte ein vierschrötiger Cowboy Charly an. „Jetzt, da es heiß wird, steigt ein jeder in den Sattel!“