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I.7 Die Vertreibung aus dem Garten der "Götter"
ОглавлениеDie Schlange, die "entziffern" kann, wollte den Menschen keineswegs in irgendeiner Art schaden. Vielmehr war sie es, die Adam und Eva die "Augen öffnete", sie schenkte dem Menschen die Erkenntnis, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Trotzdem wird sie bis heute als listiges, teuflisches oder abtrünniges Tier angesehen. Zahlreiche andere Völker der Geschichte sahen in ihr ein "göttliches Wesen", dem große Verehrung zuteil wurde. Aufgrund der biblischen Überlieferung ist sie im Christentum nichts weiter als ein bösartiges Reptil des Satans oder sogar der Teufel in Person. Ganz zu Unrecht...
Nachdem nun Adam und Eva ihrem "Gott" erklärten, was in Eden während seiner Abwesenheit geschah, war der "Herr" äußerst ungehalten. So verfluchte er die Schlange. Bis an das Ende ihrer Tage muss sie fortan auf dem Bauch "kriechen und Staub fressen", und ihre "Nachkommen" werden auf ewig Feinde der "Nachkommen" der Frau sein (Gen. 3,14-15). Wörtlich genommen könnte man diesen Versen entnehmen, dass die Schlange erst seit ihrer Tat im Paradies über die Erde kriecht.
Das Hebräische Wort für "Nachkommen" steht hier eigentlich im Singular: "Same"/"Nachkommenschaft". Die alten Kirchväter deuteten diesen "Samen" als die Nachkommen der Menschen, die in Feindschaft mit der Schlange, dem symbolischen "Bösen", leben werden, bis Jesus Christus aus diesen Nachkommen entsteht und die Schlange zertritt (Trutwin, S. 59). Nach dieser Auslegung soll die erteilte Strafe gleichzeitig die Hoffnung symbolisieren, dass der Messias das Böse bekämpfen wird. Und dazu wird diese Überlieferung als ein "Protoevangelium" angesehen, also als ein erstes Evangelium...Wie man auf derartige Symbole kommt, ist mir schleierhaft.
Eva trägt nach üblicher Exegetenmeinung die Hauptschuld an der "Erbsünde". Nur durch ihre "labile" Psyche soll jeder Mensch, der von Adam abstammt, bis ans Ende seiner Zeit eine unauslöschliche Sünde in sich tragen. Für mich ist diese "Lehre" völliger Quatsch. Die Bibel kennt keine sogenannte Erbsünde. Wohl finden wir im Paulus-Brief an die Römer, Neues Testament (Röm. 5,12-21), den Hinweis, dass durch Adam die Sünde in die Welt gekommen sein soll, aber das war es dann auch. Lesen wir jedoch in der Genesis, stellen wir fest, dass die Sünde genaugenommen durch Eva geboren wurde. Oder noch konkreter durch die Schlange, die so oder so das Böse repräsentiert. Erst Augustinus (354 bis 430 n. Chr.) formulierte das Dogma der vererblichen Sünde, und die eigentliche Lehre wurde erst "vor kurzen" auf der fünften Sitzung des Konzils von Trient (1545 bis 1563) im Jahr 1546 amtlich ausgesprochen.
Die Interpretationen von Augustinus gingen auch noch von einer im Lateinischen falsch übersetzten Bibeltextstelle des Paulusbrief an die Römer aus (s.o.). Die hebräische Überlieferung des "Sündenfalls" kennt weder Worte wie "Sünde" oder "Sündhaftigkeit", noch den eigentlichen "Sündenfall" an sich (Fox, S. 30). Professor Robin Lane Fox, einer der herausragenden Experten für die Schriften der Bibel, dessen geschichtliche Arbeiten mehrfach preisgekrönt wurden, beschreibt diese Tatsache sehr deutlich:
"Augustinus’ Interpretation basierte auf einem Text, der fälschlicherweise lautet: ,Der Tod gelangte zu allen Menschen wegen Adam, durch den alle sündigten.’ Die Erbsünde wurde also in die Genesis hineingelesen(!) und dann infolge eines Übersetzungsfehlers mit dem Paulusbrief in Zusammenhang gebracht." (Fox. S. 30)
Trotzdem, auch wenn die erste Frau keine "Erbsünde" verursachte, sollte Eva ihre Strafe erhalten. Sie wurde zwar nicht verflucht, aber in ihrer tiefen Persönlichkeit bestraft:
"Zum Weibe sprach er: Mehr und mehr Mühsal will ich häufen auf deine Mutterschaft (Schwangerschaft); mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; nach deinem Manne soll dein Verlangen gehn, und er soll dir gebieten!" (Gen. 3,16)
Dieser Vers ist einer der vieldeutigsten, aber auch interessantesten des Alten Testamentes überhaupt. Wort für Wort gelesen könnten wir vermuten, dass Eva durch die "Erkenntnis" der Frucht von nun an imstande war, Kinder zu bekommen. Das erste Menschenpaar wurde sich ja bekanntlich nach dem Verzehr der Frucht ihrer Nacktheit erst bewusst, und die Bilder "Baum" und "Schlange" waren unbestreitbar Attribute der weiblichen Gebärkraft bzw. es lagen sogar phallische Vergleiche nahe, wie etwa in Indien steinerne Schlangenidole, die die weibliche Fruchtbarkeit fördern sollen. Aus anderen, indischen Gebieten ist auch bekannt, dass Frauen, die sich konkret ein Kind wünschten, zu einer Kobra beteten (Lurker, Symbole, S. 187).
Manfred Lurker, ein bekannter Autor und Experte für "Symbolik", bemerkt in seinem Wörterbuch zur biblischen Bildersprache (S. 218), dass die Nacktheit Adams und Evas "der Unschuld entspricht". Erst durch den Sündenfall "entstand das Schamgefühl".
Nehmen wir den obigen Vers wörtlich, dann war das Gebären für Eva entweder vor dem "Sündenfall" völlig schmerzlos, oder aber sie war erst durch ihre Tat in der Lage, Nachwuchs zu bekommen... Dass die Geburt vor dem Fall des Menschen ohne Wehen vonstatten gegangen sein soll, ist mehr als nur unwahrscheinlich.
Die "Gottesstrafe" der schmerzhaften Schwangerschaft ist aber nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit der nun folgenden "Strafe" für den Mann in Gen. 3,17-19 zu betrachten. Denn sollte die Schwangerschaft und Geburt vor dem Sündenfall schmerzlos gewesen sein, dann muss sich unter diesem Aspekt auch der Ackerboden durch die "Sünde" verschlechtert haben, denn "Dornen und Disteln lässt er dir wachsen", weiß Gen. 3,18.
Die aus der Feder der Jahwisten stammende Bestrafung der Frau sagt also nicht aus, dass Eva zuvor eine "angenehme" Schwangerschaft durchleben konnte. Schließlich bedeutet der in Gen. 3,14 ausgesprochene Fluch gegenüber der Schlange auch nicht, dass sie vor ihrer Tat nicht über den Boden kroch, sondern Beine hatte.
Ich nehme eher an, dass Mann und Frau grundsätzlich keine Kinder bekommen konnten, auch wenn "Gott" im ersten, jedoch viel jüngeren(!) Schöpfungsbericht (Gen. 1,28) dem Menschen die Fruchtbarkeit verkündete. Dass Adam und Eva bis zur Vertreibung aus Eden keine Kinder hatten, sollte jeder wissen. Konnten sie daher keine bekommen, bis sie durch die Schlange die neue "Erkenntnis" erlangten und wurden "wie Götter"? Auch gab Adam nach diesem Ereignis seinem Weib "den Namen Eva (Cheva/Chawwa = "Die aus Leben"/"Die Leben schafft", L.A.F.); denn sie wurde die "Mutter aller Lebendigen". (Gen. 3,20). Hier taucht der Name "Eva" zum ersten Male in der hebräischen Bibel auf! Erst von nun an kann sie Leben schaffen, erst jetzt heißt Adams Frau "Die Leben schafft" und nicht mehr "Weib". Wurden sie (Mann, Weib) von der "Schlange" genetisch umprogrammiert, um so erst die Zeugungsfähigkeit zu erlangen, die von den Elohim ihnen nicht bestimmt war?
Der "Gott" des Alten Testamentes offenbarte seinem Menschen unmissverständlich, dass ihnen der Erkenntnisbaum, somit das symbolische Wissen dieses Gewächses, nicht bestimmt ist, was durch ein entsprechendes Verbot untermauert wurde. "Ha-Satan", der "Widersacher", ignorierte dieses Aussage und verhalf Adam und Eva dennoch zu diesem Wissen, wodurch sich der Mensch nun auch fortpflanzen konnte. In der Gnosis, einer antiken Religionsgemeinschaft aus iranischen, jüdisch-christlichen und hellenistischen Gedanken, wurde die Schlange selber zum "Gott" erhoben. Die Naasener glaubten an die Schlange des Sündenfalls als "Herrn", da durch sie der Mensch reich an Erkenntnis wurde, die wiederum "der Schöpfer (ihm) vorenthalten wollte" (Lurker, Symbole, S. 188). Die Naasener interpretierten den vermeintlichen Sündenfall demnach als eine "Wohltat" bzw. eine Art "göttliche" Offenbarung, die der Mensch der Schlange, nicht aber dem Schöpfer zu verdanken hat!
Das Buch Mormon, eine Art Bibel der Religionsgemeinschaft "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", die der Gründer Joseph Smith (1805 bis 1844 n. Chr.) von einem Engel namens Moroni überbracht bekommen haben will, enthält ebenfalls zahllose Textstellen über Adam und sein Weib. In Teil zwei des zweiten Buches "Nephi" (2Ne.) erfahren wir eindeutig, dass die ersten Menschen nur durch den Sündenfall die Zeugungskraft erhielten. Nichts anderes besagt folgendes Beispiel:
"Und nun siehe, wenn Adam nicht übertreten hätte, dann wäre er nicht gefallen, sondern er wäre im Garten von Eden geblieben. (...) Und sie hätten keine Kinder gehabt, darum wären sie in einem Zustand der Unschuld verblieben (!!) (...) Adam fiel, damit Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können." (2Ne. 2,22-25)
An dieser Aussage ist nichts misszuverstehen!
Die Genesisautoren könnten vielleicht auch aus älteren mündlichen oder schriftlichen Quellenmaterial des Zweistromlandes ihre Informationen bezogen haben. Denn dort (aber auch andere Religion enthalten derartige Informationen) erfahren wir von der einst hoch verehrten "Gottheit" Enki, der primitive Arbeiter oder Diener (den Menschen) für die "Götter" erschaffen sollte, um diese zu entlasten. Wie wir bereits gesehen haben, deutet auch die Genesis (Gen. 2,15) an, dass der Mensch als Arbeiter für den "Garten des Herrn" geschaffen wurde. über Enki heißt es weiter, dass er dem Menschen "Weisheit" verlieh, indem er ihn mit "Großem Verständnis" vervollkommnete. Auch soll er dem Menschen "Wissen gegeben" haben, aber das ewige Leben bekam er nicht. Dieser Enki ist interessanterweise sogar als "Schlangengott" bekannt, denn sein Symbol war oftmals eine Schlange, und die Weisheit wurde ebenfalls mit ihm in Verbindung gebracht, so dass er als eine Art "Weisheitsgott" verehrt wurde!
Zweifellos lassen sich deutliche Parallelen zum Bibelgeschehen erkennen, denn bekanntlich wurde der Weg zum "Lebensbaum", der ewiges Leben verspricht, von "Gott" versperrt, so dass der Mensch dieses nicht erhielt. Er bekam zwar "Wissen" oder "Erkenntnis", indem er mit Hilfe der "Schlange" die vermeintliche Frucht aß, obwohl der "Herr" ihm diese ebenfalls vorenthalten wollte, aber "Gott" verwehrte ihm die Gunst des unendlichen Lebens - wie bei Enki.
Auch tausende Kilometer entfernt, bei den Tschuktschen Eskimos in Nordsibirien, erzählt man sich einen interessantes Mythos (Sproul, westlich, S. 133 bis 138), wie der Mensch die Zeugungsfähigkeit erhielt, nämlich von einem "Gott", der ihnen den Sex zeigte:
"Der Schöpfer hatte inzwischen die Geduld verloren und ging nun selbst. Er kam zu den Menschen und fasste den Mann an der Schulter. Setz dich! Dann befahl er der Frau, sich dicht neben dem Mann niederzulassen. Er sagte zu beiden: Legt euch nun hin! Und dann zu der Frau: Dreh dich auf den Rücken, das Gesicht nach oben. Sie tat es. Jetzt spreize die Beine. Sie tat es. Noch weiter! Dann nahm er den Mann und legte ihn auf die Frau. So vereinigten sie sich, vermehrten sich und wurden zur Menschheit." (Sproul, westlich, S. 137)
Auch die Tschuktschen verdanken ihre Fortpflanzungsgabe einer "Gottheit". Wenn sie also zuvor nicht Kinder bekommen konnten, stützt dies die Vermutung, dass sie "Hybriden" waren, die sich nicht vermehren konnten (s. auch II.1). Warum aber der "Herr" seinen Geschöpfen nicht das ewige Leben gönnte, ist der Genesis leider nicht zu entnehmen.
Daraufhin kleidete der "Herr" Adam und Eva mit "Fell" ein. (Apokryphen nennen hier teilweise Baumrinde aus Eden, da sie wie Seide gewesen sein soll). Theologische Auslegungen (Trutwin, S. 59) sehen in dieser Ankleidung schlicht, dass sich "Gott" noch einmal "hilfreich und gnädig" zeigte. Davon kann natürlich keine Rede sein, denn die eigentliche Bestrafung für die sündigen Menschen folgte noch: Sie wurden aus Eden vertrieben. In diesem Moment erfahren wir auch den wirklichen Grund für die Vertreibung des Menschen aus Eden, denn die Schlange hatte tatsächlich recht:
"Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, so dass er Gutes und Böses erkennt. Dass er nun aber nicht seine Hand ausstrecke und auch von dem Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe!" (Gen. 3,22)
Sehr klar wird uns der Grund geschildert, warum der Mensch Eden verlassen musste: Er ist wie ein "Gott" geworden, wie "einer von uns". Adam war von nun an in der Lage wie weiter oben erwähnt, "Gutes und Böses" zu unterscheiden. Eigentlich ist dies ein Vorteil, den der Mensch erlangt hat, er kann nun selber Schlechtes von Gutem unterscheiden. Ihre Schöpfer aber gönnten es ihnen nicht. Sie wollten verhindern, dass Adam und Eva sich jetzt am "Lebensbaum" zu schaffen machen, der bekanntlich ewiges Leben versprach. So wie es im Buch Mormon geschrieben steht, wenn der Mensch "vom Baum des Lebens genossen hätte, hätte er für immer gelebt" (Alma, Al. 42,5).
In dieser Mormonen-Bibel ist ebenfalls zu erfahren, dass der Mensch wie "Götter" wurde und deshalb aus Eden vertrieben wurde (Al. 42,3 oder auch Al. 12,31).
Als der Mensch endgültig Eden den Rücken kehren musste, wurde der östliche Eingang, der Weg zum Lebensbaum, von Cherube (Zwitterwesen, die einst mit "Gott" in enger Verbindung standen) und (nicht mit) einem "zuckenden Flammenschwert" versperrt. Adam und seine Frau sollte es auf keinen Fall gelingen, doch noch von dem Baume zu nehmen.
Es ist verwirrend. Wir erfahren in der Genesis (Gen. 2,16-17), dass Adam verboten wurde, vom "Baum der Erkenntnis" zu essen, aber von einem Verbot vom "Baum des Lebens" zu nehmen, ist nirgends etwas zu erfahren. Offensichtlich durfte er von ihm essen! Nun aber wird Adam der "Weg zum Baum des Lebens" verwehrt, da er "geworden ist wie einer von uns", wie sich der alleinige "Herr" äußerte. An dieser Stelle könnte man meinen, der erste Mensch habe bereits von dem Baume genommen, da er ja die indirekte Erlaubnis erhielt.
Hat er? Diese Frage klärt der apokryphe Text "Leben Adams und Evas" in dem Teil "Evas Erzählung vom Sündenfall". Diese Schrift lieferte wertvolle Details, was bei der Vertreibung der Menschen alles geschah. So erfahren wir ab AuE.27, dass "Gottes" Engel damit beauftragt wurden, Adam und Eva aus Eden zu verjagen. Adam war derart traurig über seinen Rausschmiss, dass er die Engel um einen Aufschub bat, um "Gottes" Verzeihung zu erflehen. Die Engel zeigten sich gnädig, und Adam flehte den "Herrn" an, seinen Befehl rückgängig zu machen. "Gott" wies daraufhin seine "Engel" erneut an, endlich seinen Auftrag auszuführen, denn er habe richtig entschieden. Der "Herr" betonte wiederholt, dass er Adam "nicht länger im Paradies" sehen will. Adam hingegen antwortete ihm darauf mit einer Bitte:
"Herr, gib mir vom Baume des Lebens zu essen, ehe ich hinausgetrieben werde."
Ohne Zweifel: Der Mensch nahm in Eden nicht vom Lebensbaum!
Adams Flehen hatte keinen Sinn, weinend trieben ihn die Engel zum Ausgang. Sie erklärten sich jedoch bereit, "Gott" zu bitten, Adam "Räucherwerk" aus Eden zu überlassen, damit er später seinem "Herrn" Rauchopfer darbringen kann. Die Bitte des ersten Menschen wurde erfüllt, und der "Herr" überließ ihm nicht nur Räucherwerk, sondern sogar "Sämereien zu seinem Unterhalt".
Die Geschehnisse in Eden sind in Verbindung mit außerbiblischem Schriftgut vielleicht die spannendsten der Bibel. Der "Baum des Lebens", der ein wichtiger Bestandteil der Vertreibung aus Eden ist, wird aus kirchlicher Sicht nicht wörtlich als ein Gewächs betrachtet, das dem Menschen ewiges Leben schenken konnte. Obwohl auch der Sohar (hebräisch = "Lichtglanz"), das heilige Buch der jüdischen Kabbala, aussagt (I. fol. 26b), dass er jeden, "der davon genießt, ewiges Leben verleiht" (Müller, S. 64).
Die Exegeten (Trutwin, S. 56) deuten diesen Baum, oder besser dieses "Leben", das er verleihen konnte, als "Gottesnähe", also als eine innige Beziehung zum Himmlischen ("Gott" nahe sein). Eine solche Interpretation widerspricht sich aber selbst, zumal im alttestamentarischen Text eindeutig Leben, und nicht "Gottesnähe", steht. Der "Herr" wollte überhaupt nicht, dass Adam von ihm nimmt und er somit (laut Exegeten) seinem "Gott" nahe ist! Der Tod, vor dem es für den Menschen kein Entrinnen gibt, da er von dem Baum nicht essen durfte, wird wiederum als "Gottesferne" gedeutet. Somit hatte der biblische "Schöpfer" kein Interesse daran, seinen Geschöpfen nahe zu sein, da er ihnen die Frucht verweigerte, als Adam darum bat! Ein vollkommener Widerspruch zur priesterlichen Lehre.
Wenn ich aber noch einmal das umstrittene Buch Mormon aufschlage, um etwas über den Baum des Lebens und seine "Kraft" zu erfahren, so sind hier die Aussagen unmissverständlich. So heißt es im Buch Alma (Al. 12,21), dass es für den Menschen "gar keine Möglichkeit gab, immerdar zu leben" - denn "Gott" versperrte ihm den Weg zum Lebensbaum. Auch einige Verse weiter, in Al. 12,23, wird überliefert, wenn der Mensch von "der verbotenen Frucht des Baumes des Lebens genossen hätte, so hätte es keinen Tod gegeben". "Und wir sehen, dass der Tod über die Menschheit kommt", sagt Al. 12,24.
Ich lehne die Interpretation als "Gottesnähe" und "Gottesferne" kategorisch ab, da allein die biblische Überlieferung dieser widerspricht. Auch wenn das Buch Mormon als Bibel einer (christlichen) "Sekte", die in den USA hohes Ansehen genießt, betrachtet wird, sind dessen Aussagen interessant. Zumal sich das Buch eindeutig auf die Bibel und in diesem Fall auf das Buch Genesis bezieht, was auch die Versverweise bestätigen...