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I.8 Lag das Paradies in Südmesopotamien?

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Adam und Eva wurden von ihrem "Herrn" aus Eden vertrieben. Offensichtlich befürchtete er, dass die ersten Menschen ihm seine (der Elohim) Vormachtstellung abstreiten könnten, denn Gen. 3,22 sagt deutlich: "Adam ist geworden wie einer von uns". Die biblischen Elohim sahen sich zwangsläufig dazu veranlasst, ihre Geschöpfe aus Eden zu verbannen, denn sie erkannten, dass der Mensch nach dem Lebensbaum strebte, und wollten mit seiner Verbannung verhindern, dass er "vom Baum des Lebens nimmt und isst und ewig lebe". Wie ich oben bereits schilderte, kann mit diesem "Leben" nicht die religiöse Auslegung als "Gottesnähe" (ihm nahe sein) zutreffen. Hier ist das Leben im physikalischen Sinne gemeint: Die Überwindung des körperlichen Todes. Adam und Eva starben ja auch später.

Wie die moderne, sich immer rasanter entwickelnde Genforschung schon lange weiß, ist es nicht völlig auszuschließen, dass der Mensch eines Tages tatsächlich "ewig" leben kann. Das Gen, welches für die Zellalterung und somit für den körperlichen Tod verantwortlich ist, haben unsere Wissenschaftler bereits entdeckt. In Versuchen gelang es sogar, (primitiven) Tieren eine bis zu 50 prozentige Verlängerung ihres Lebens zu schenken. Eine Forschung mit ungeahnten Möglichkeiten...

Aber zurück zur Genesis: Wir erfahren leider nur sehr spärliche Hinweise, wo der erste Mensch geschaffen wurde, wo Eden lag, und wo er hinging, als er den Garten verlassen musste. Wir können aber anhand des vierundzwanzigsten Verses (Kapitel drei) erahnen, dass sich der gestrafte Arbeiter "östlich von Eden" ansiedelte. Zwar ist der biblische Garten Eden nie das gewesen, was wir vielleicht noch aus unserer Kindheit in Erinnerung haben - ein Garten der Glückseligkeit -, aber ein geographischer Ort oder ein Landstrich war es gewiss. Der Mensch verließ seine einstige Heimat wahrscheinlich in Richtung Osten, da sonst keine Angabe darüber zu finden ist:

"Und als er den Menschen vertrieben hatte, stellte er östlich von dem Garten Eden die Kerube auf und das zuckende Flammenschwert (...)" (Gen, 3,24)

östlich von Eden wurden Wächter aufgestellt, um Adam und seinem Geschlecht den Weg zu versperren. Wieder eine recht sonderbare Tat des biblischen "Herrn", denn man sollte eigentlich erwarten können, dass er, der "Herrscher" von/über allem, keine "Wärter" oder "Wächter" zu seiner Unterstützung benötigt.

Natürlich kann mit dieser reichlich kurzen Angabe nicht sonderlich viel angefangen werden. Die Genesis berichtet uns zu Anfang des zweiten Schöpfungsberichtes (Gen. 2,8), dass Eden "im Osten" von den "Göttern" erbaut wurde. "Im Osten", von wo gesehen? Lesen wir aufmerksam in der Bibel, so erfahren wir dort eine Tatsache, die vielleicht nicht einmal jedem christlichen Priester bewusst ist. Zumindest ignorieren sie diese zum Teil. Ab dem siebten Vers (Kapitel 2) lesen wir bekanntlich, wie "Gott" den Adam aus "Erde" formte. Bereits einen Vers später ist dokumentiert, dass der Mensch bereits lebte, bevor es das Paradies gab:

"Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden, im Osten (auch: "gen Aufgang", L.A.F.), und setzte dahinein den Menschen, den er gebildete hatte." (Gen. 2,7)

Auch wenn diese Bibelstelle möglicherweise oft unterschätzt wird, so bleibt doch deren Aussage interessant: Adam, Eva nicht, wurde nicht in Eden geschaffen. Wo aber Adam das Licht der Welt erblickte, ist in der Genesis leider überhaupt nicht lokalisiert. Aber von seiner Geburtsstätte aus gesehen lag Eden in Richtung Osten. Im zweiten Genesiskapitel sind einige geographische Hinweise angeführt, wo der Garten zu finden sein könnte.

Die Spekulationen, wo der Garten der Glückseligkeit gepflanzt wurde, reichen praktisch um die ganze Welt. In der Paläo-SETI sogar bis ins Weltall. Bereits im frühen Mittelalter versuchten bibeltreue "Abenteurer" den Garten exakt zu lokalisieren. Karten wurden gezeichnet, und eines der heiligsten Ziele der brutalen Kreuzzüge vergangener Jahrhunderte war es, Eden wiederzufinden, um den Garten der christlichen Welt zu übergeben (und natürlich auch Jerusalem).

Aufgrund der Beschreibung aus der Genesis, in der einige bekannte geographische Punkte, sowie die Flüsse Euphrat und Tigris genannt werden (Gen. 2,14), glaubte man meist, Eden sei in Mesopotamien gelegen. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass die Überlieferung vom "göttlichen" Garten aus dieser Gegend stammt; ähnlich wie die Sintflutberichte.

Selbst babylonische Mythen schildern, dass die "Götter" einst das Land kultivierten, um daraufhin die Menschen zu erschaffen (Sproul, östlich, S. 140ff.), siehe Kapitel I.5. Ihr neues Wesen wurde von ihnen dann "an einen Ort" gesetzt, der zuvor trockengelegt worden war, was wiederum auch an den germanischen Midgard erinnert. Interessanterweise finden sich in derselben Zeile dieses Berichtes unsere bekannten Flüsse Euphrat und Tigris und einige Zeilen später die Behauptung, dass eine Stadt mit "Menschengewimmel" bevölkert wurde. Jener Ort war aller Wahrscheinlichkeit nach die süd-mesopotamische Stadt Eridu, die in der Tat in weitläufigen Sumpfgebieten lag.

Auch ältere Mythen der Sumerer, etwa dem von "Enki und die Weltordnung" (König, S. 68f.), dessen Kultur sich bekanntlich in Untermesopotamien entfaltete, preisen den "Gott" Enki, wie er das Land bestellte, Dämme aufschüttete und Pflanzen wachsen ließ.

Aber nach biblischer Beschreibung - falls sie in dieser Form stimmt -, ist der Lageplan Edens falsch - vorausgesetzt, dass Süd-Mesopotamien korrekt ist:

"Ein Strom ging von Eden aus, um den Garten zu bewässern, und von dort teilte es sich in vier Arme." (Gen. 2,10)

Zwei der von Eden verlaufenden Gewässer, die nicht so einfach dingfest gemacht werden können, sind der "Pischon" ("er umfließt das ganze Land Hawila", Gen. 2,11) und der "Gichon" ("er umfließt das ganze Land Kusch", Gen. 2,13); auch wenn wir in Trutwins Buch (S. 57) fälschlicherweise lesen: "Vom Paradies gingen vier Ströme aus: Indus, Nil, Euphrat, Tigris". Vom Nil und dem Indus weiß diese Überlieferung nichts. Euphrat und Tigris hingegen sind bekannte Gewässer, die im heutigen Irak fließen, und dem Land einst den Namen "Zweistromland" gaben.

Seltsam scheint mir eine der kirchlichen Deutungen zu sein, die in den vier Flüssen grundsätzlich keine Gewässer sieht, sondern die vier Evangelien des Neuen Testamentes! Mir leuchtet eine derartige Auslegung der Paradiesbeschreibung nicht ein. Dieser sonderbare Ort der Wonne existiert in vielen Kulturen der Geschichte, aber die Flüsse als Evangelien anzusehen, ist falsch. Der Leser wird sich erinnern: Von insgesamt rund achtzig (bekannten) Evangelien, sind nur vier in den Kanon der Bibel übernommen worden. Und von achtzig Flüssen spricht die Genesis nicht. Auch ist dieser Edenbericht um das neunte Jahrhundert v. Chr. niedergeschrieben worden, was 1880 von Julius Wellhausen belegt wurde. In dieser Zeit gab es weder unseren "akzeptierten" Kanon mit den vier Evangelien, noch die Evangelien an sich. Jesus Christus, auf den sich die Evangelisten beziehen, lebte zu einer Zeit, als diese Überlieferung bereits 1.000 Jahre in schriftlicher Form bestand!

Sollten diese Flüsse dennoch Symbolismen der vier kanonisierten Evangelien sein, welchen Zweck würde diese Eden-Überlieferung dann haben? Ein Strom ging von Eden aus, der sich dann in vier Evangelien teilte!? Was war der "Urstrom", ein "Ur-Evangelium"...?

Übrigens, dies sei nur am Rande bemerkt, stellte Hieronymus (347 bis 420 n. Chr.) die These auf, dass die vier menschlichen Gestalten, die der Prophet Ezechiel beschreibt (Ez. 1,4+), und die alle wie Löwe, Mensch, Stier und Adler ausgesehen haben sollen, ebenfalls ein Sinnbild der vier Evangelien darstellen könnten (Mertens, S. 266). In Kapitel IX werde ich die "Vision" des Propheten genauer analysieren.

Natürlich mangelt es nicht an Versuchen, auch die anderen beiden Ströme Edens zu finden. Selbst der Nil und der Indus wurden bereits als Favoriten betrachtet, da im Quellgebiet von Tigris und Euphrat (anatolisches Gebirge) keine weiteren Flüsse entspringen, die mit den bekannten zwei zusammenlaufen, wie es der Bibelvers beschreibt.

Denken wir aber andersherum, dass die vier Ströme nicht im einstigen Paradies entspringen, sondern dort zusammenlaufen, gibt es in der Tat einige Hinweise, wo Eden lag. Der Garten der Bibel befand sich bekanntlich in der Landschaft Eden, wie es der achte Vers, Kapitel zwei, der Genesis beschreibt. Eden ist, und das bezweifelt heute kaum einer mehr, eine Ableitung vom sumerischen E.DIN ("Ebene"/"Steppe"), und die Sumerer lebten in Unter-Mesopotamien, dort wo Euphrat und Tigris zusammenlaufen...

Der Orientalist, Sprachexperte, Bibelkenner und begeisterter Paläo-SETI-Autor Zecharia Sitchin, bietet in seinem Buch "...und die Anunnaki schufen den Menschen" (S. 24ff.) einen Lösungsvorschlag an, was die Flüsse Pischon und Gichon einst gewesen sein könnten. Der biblische Fluss Pischon, könnte, so vermutet Sitchin, einst die arabische Halbinsel durchflossen haben. Farouk El-Baz von der Universität Boston, gab im März 1993 bekannt, dass es tatsächlich gelungen sei, einen vertrockneten Fluss von 530 Meilen Länge, einer teilweisen Breite von über drei Meilen und einer Tiefe von 50 Fuß im Sand der arabischen Halbinsel zu lokalisieren. Vom Quellgebiet in den westarabischen Bergen zog er sich bis ins heutige Kuwait und floss dort mit Euphrat und Tigris zusammen. Laut der Universität Bosten war zwischen 11.000 und 6.000 v. Chr. (zum Ende der letzten Eiszeit) das arabische Klima sehr viel feuchter, bis um 3.000 v. Chr. der Fluss vertrocknete und von Sanddünen verschluckt wurde. Da Adam und Eva aber vor einigen Zehntausend Jahren lebten - es sollen ja die ersten richtigen Menschen gewesen sein -, ist diese Datierung nicht sehr hilfreich.

Aufnahmen des Satelliten "Landsat" zeigen, dass sich die Form der Sanddünen am einstigen Flussverlauf änderten, und am Ende der Linie in Kuwait (bei Basra) finden sich Schotter aus dem Gestein des westarabischen Gebirges. Der Orientalist Sitchin vermutet nun, das ist, oder besser war, einer der zwei vergessenen Edenströme.

Den Fluss Gichon will der Autor im Osten von Süd-Mesopotamien gefunden haben. In der Genesis wird berichtet, dass dieser Strom "sich durch das ganze Land von Kush windet." (Gen. 2,13). Im Zargos-Bergmassiv, östlich vom einstigen Sumer, lebte das Volk Kushshu (akkadisch), die auch als Kassiten bekannt sind (sie besetzten im zweiten Jahrtausend v. Chr. Babylon). Perser und Römer nannten dieses Land - nach dem antiken Namen - Kushan, und der Hauptstrom des einstigen Landes ist der Fluss Karun, der sich tatsächlich mit den anderen zwei Flüssen (Euphrat/Tigris) und dem versandeten Strom Pischon im Delta an der Nordspitze des Persischen Golfs trifft.

Es ist in der Tat interessant, dass sich in der Landschaft E.DIN (= Eden), dem einstigen Sumererreich, vier Flüsse trafen. Würden wir also die verzwickten Eden-Beschreibungen der Genesis so deuten, dass nicht vier Gewässer in Eden entspringen, sondern diese sich in Eden vereinigen, so ist Süd-Mesopotamien Edenfavorit numero uno. Dennoch, und das räumt Sitchin selber ein, ist es nicht sicher, dass die zwei Ströme tatsächlich die gesuchten Paradiesgewässer sind. Aber der Autor - immer bereit, Mythen wörtlich zu nehmen - hat uns einen überlegenswerten Hinweis geliefert.

Mit der Beschreibung von den vier paradiesischen Flussläufen in der Genesis sind aber nicht alle Hinweise auf das Paradies erschöpft. Schlagen wir die apokryphen Bibelschriften auf, so finden sich dort eindeutige Beschreibungen, die nur einen Schluss zulassen: Das, oder zumindest ein zweites, Paradies lag im All (Himmel).

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