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I.9 Das himmlische Paradies und weitere Paradiesschriften

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Wie vorher besprochen, liegen deutliche Indizien vor, die das Paradies (auf Erden) in Unter-Mesopotamien vermuten lassen. Aber wir wollen uns beim Studium der Bibel nicht alleine auf deren Inhalt beschränken. Denn auch die apokryphen Bücher haben Anspruch darauf, als ebenso "heilig" angesehen zu werden, wie der Kanon der Heiligen Schrift. Die nicht kanonisierten Werke sind in der Vergangenheit nicht weniger und nicht mehr "religiös" gelesen worden, wie die biblischen Bücher selbst.

Es mag sein, dass der verlorene Garten am Unterlauf von Euphrat und Tigris lag. Dennoch muss es einstmals einen zweiten "Garten Eden" gegeben haben, denn wir finden Beschreibungen (selbst im Koran), die ihn in den "Himmel" (All) verlegen, was nicht mit dem Zweistromland übereinstimmen kann.

Nehmen wir zum Beispiel den Koran - das heilige Buch des Islams -, so erfahren wir auch dort von Adam und Eva. Die siebte Sure, "Die Zwischenmauer", "Wall" oder "Die Scheidewand" ("Al-Araf"), berichtet uns, wie Adam (der Mensch) geschaffen wurde, auf die Erde kam und von den "Göttern" (im Koran ist von "wir" die Rede, 7. Sure, Verse 11-12) Nahrung erhielt. Dann folgt eine kurze Beschreibung des Sündenfalls durch die Verführung des "Satans". Nun wird auch im Koran (vom Hebräischen "kara" = lesen) der Mensch aus dem Paradies vertrieben, jedoch mit einem kleinen, aber interessanten Unterschied:

"Hinab mit euch! ("Aus dem Paradies hinab auf die Erde", so die Fußnote, L.A.F.) Einer sei des anderen Feind. Auf der Erde sei von nun an euere Wohnung und Nahrung auf unbestimmte Zeit." (7. Sure, Die Zwischenmauer, Vers 25)

Laut dieser Schrift fand der Sündenfall irgendwo im Himmel, der Gegend Allahs und seiner Gehilfen statt. Von hier wurde der erste Mensch verjagt und gelangte so zur Erde. Zwar ist der koranische Hinweis recht spärlich, aber er ist letztendlich nicht der einzige in den heiligen Schriften.

Durchforsten wir die religiösen Texte weiter, stoßen wir in den nichtkanonisierten Büchern ebenfalls auf Hinweise, dass das Paradies im All gelegen haben muss. Zwar beschreibt die Genesis die Lage Edens auf der Erde, aber anderes Schriftgut berichtet von einem Paradies im Himmel.

In der bereits erwähnten apokryphen Schrift "Leben Adams und Evas" findet sich eine Erzählung vom Paradies, und zwar im Teil "Evas Erzählung vom Sündenfall" (nach Weidinger). Der Apokryph gleicht im Wortlaut fast völlig dem ebenfalls nichtkanonisierten Buch Apokalypse des Moses, was anscheinend in Erich Weidingers Apokryphensammlung etwas vermischt wurde.

Dennoch ist dort Bemerkenswertes zu erfahren: Nachdem die zwei Menschen die sündige Frucht aßen, wurden sie - nach einigen Umwegen - durch zwei Engel des "Herrn" verbannt. Adam sammelte Gewürze und "Sämereien" (s. I.7), die er aus dem Paradiese mitnehmen durfte, und...

"(...) mit diesen ging er aus dem Paradies. Und wir (Adam und Eva, L.A.F.) kamen auf die Erde." (AuE. 29, nach Weidinger)

Woher kamen Adam und Eva auf die Erde? Aus dem zweiten, feurigen Himmel der Schöpfung, der irgendwo oberhalb des sichtbaren Himmels lag? Das ebenfalls nicht in der Bibel zu findende Buch Schatzhöhle, eine Mischung aus jüdischem und christlichen Glaubensgut (verwandt mit "Leben Adams und Evas"), überliefert uns von Adam überdeutliches: Im zweiten Teil ("Erschaffung des Menschen") wird uns die Schöpfung des Menschen geschildert. Sie ist der Bibel ähnlich, weist jedoch auch einige große Unterschiede auf. So soll zum Beispiel Adam als ein "König, Priester und Prophet" in Jerusalem erschaffen worden sein (Scha. 2,18). Jerusalem ist bekanntlich das Zentrum christlicher und jüdischer Glaubensgemeinschaft, so sollte es nicht verwundern, dass Adam hier gelebt haben soll.

Im dritten Kapitel lesen wir Erstaunliches: Es wird dort der Fall "Satanas" und seiner "Schar" (Anhänger) geschildert (Scha. 3,1+), da er sich weigerte, den Adam zu verehren. Dies konnte dem ersten Menschen nur recht sein, denn, so das Apokryph:

"Als der Satan vom Himmel gestoßen wurde, ward Adam erhöht, so dass er zum Paradies in einem feurigen Wagen hinauffuhr(!). Während nun die Engel vor ihm lossangen, die Seraphe ihn heiligten und die Kerube ihn segneten, fuhr Adam unter Jubel und Lobgesang zu Paradiese empor. Als er hinaufkam, ward ihm vorgeschrieben, von welchem Baum er nicht essen dürfe." (Scha. 3,8-9)

Adam flog mit einen "feurigen" Fahrzeug - einem Shuttle - seines "Herrn" in den Himmel, zum Paradies! "Feurige Wagen" sind in biblischen Texten nicht selten zu finden. Wir können auch kaum annehmen, dass diese Beschreibungen irgendwie "göttlich" sind, denn es handelt sich um reale Gerätschaften der "Himmlischen". Oder sollte der tatsächliche Gott Fluggefährte brauchen, die feurig umherziehen?

Als der erste Mensch emporstieg, begleiteten ihn "Seraphe" (auch "Seraphim" oder "Serafim") und die schon bekannten Kerube (Cherube). Seraph ist Hebräisch, und kann mit "brennen", dann auch als feurige "Schlange" übersetzt werden (Lurker, Lexikon, S. 368), was darauf zurückgeht, dass sie von einem "brennenden, strahlenden Lichtglanz" umgeben gewesen sein sollen (Schüler Duden, S. 390). Es waren, wie die Cherube, Wesen mit Flügelpaaren, und werden im Alten Testament als eine Art "Feuerengel" (auch als "Geisteswesen" bezeichnet) angesehen, die mit einer Erscheinung des "Gottesthrons" zusammenhingen.

Der Prophet Jesaja (Jes. 6,1+, s. auch Teil III.1), hat uns eine eindrucksvolle Schilderung überliefert, wie und unter welchen Begleiterscheinungen ein solcher Thron "Gottes" auf der Erde landete. Und das zweite Buch Samuel (2. Sam. 22,11) lässt keinen Zweifel mehr daran, dass Jahwe "auf einem Cherub saß (...) und flog".

In der Tat ist die Beschreibung des "verborgenen Bibelbuches" sehr aufschlussreich. Sehr technisch wird Adam in den Himmel, ins Paradies gehoben. Die Apokalypse des Mose weiß noch von weiteren Geschehnissen in jenen vergangenen Zeiten zu berichten.

Wie geschildert, fuhr Adam "feurig" in den Himmel, dort geschah der Sündenfall, so dass er dem himmlischen Paradies den Rücken kehren musste. Adam kam nun erneut hinab auf die Erde, wie es auch der Koran berichtet (s. oben). Weiter erfahren wir, was nach Adams Tod mit seinem Leichnam geschah. "Gott" verzieh ihm seine angebliche Sünde, und einer "der sechsflügeligen Seraphe" kam, "nahm Adam auf und führte ihn" zu einem See (AM. 37). Dort wurden die sterblichen Überreste des ersten Menschen gewaschen und vor "Gottes Angesicht" gebracht. Dann, so der Vers 37 weiter:

"(...) streckte der Vater des Alls (oder "Allvater", L.A.F.) seine Hand aus, auf seinem Throne sitzend, hob Adam auf und übergab ihn dem Erzengel Michael mit den Worten: Erhebe ihn ins Paradies bis zum dritten(!) Himmel und lass ihn dort (...)" (AM. 37)

Lesen wir in diesem Text weiter, so erfahren wir, dass der Erzengel Adam tatsächlich "erhob", und zu einem Ort brachte, "wo Gott es ihm geboten hatte". Dort trat Michael vor den "Vater der Lichter", wie er genannt wird, und bat ihn "um die Beschickung der Überreste Adams" ("Bitte der Engel um die Bestattung der Leiche Adams", ab AuE. 38, Weidinger). Der "Vater der Lichter" ließ offenbar mit sich reden, denn er organisierte eine Versammlung, auf der jeder seiner Diener nach Rangordnung gegliedert ("jeden nach seiner Ordnung"/"nach seiner Ordnung einen jeden") erschien. Dann machte sich der "Herr" auf, um den Leichnam des ersten Menschen zu bergen:

"Und siehe, der Herr, der Starke, stieg ein in den Wagen; vier Winde zogen ihn, die Kerube lenkten die Winde, und die Engel vom Himmel gingen ihm voran. Und sie kamen auf die Erde, dahin, wo Adams Leib lag, und nahmen ihn mit. Als sie nun ins Paradies kamen, bewegten sich alle Blätter des Paradieses, und alle Menschen, von Adam geboren, schlummerten vom Wohlgeruch ein (...)"

Hier findet sich eine Wiederholung der Geschehnisse. Bekanntlich soll der "Herr" Adam bereits in das himmlische Paradies erhoben haben, aber einen Vers weiter geschieht dieses noch einmal. Jedoch weist der oben wiedergegebene Vers interessante Details auf. So soll der "Herr" wieder mit einem Wagen, der von "vier Winden" gezogen, und diese wiederum durch Kerube gesteuert, ins Paradies gelangt sein. Die Beschreibung des "göttlichen" Fluggefährtes erinnert stark an die Ezechiel-Schauung des "Thronwagen Gottes" (s. Kapitel IX). Bemerkenswert ist auch, dass durch "Gottes" Erscheinen in/auf diesem Himmelswagen sich die Blätter des Paradieses bewegt haben sollen. Die Auswirkungen der vier Winde (durch die Kerubeflügel erzeugt) sind uns also ebenfalls überliefert worden.

Unverständlich ist die Aussage, dass alle Menschen bei der Herniederkunft "Gottes" angeblich eingeschlafen sind. Der Grund für diesen merkwürdigen Nebeneffekt der Ankunft des "Wagens" könnte sein, dass die "Engel" "Räucherfässer, Trompeten und Schalen" mitnahmen, als sie Adams Leib bergen wollten (ebenfalls Vers 38). Vorausgesetzt, die Ereignisse der Schrift sind tatsächlich so (oder ähnlich) geschehen, was mag dann dieses Räucherwerk gewesen sein, das Menschen durch seinen "Wohlgeruch" einschlummern ließ? Betäubungsgase fremder Wesen, um die Bevölkerung - Adams Nachkommen - "ruhig zu stellen"?

Suchen wir in den außerbiblischen Schriften weiter nach sonderbaren Hinweisen, die "Gott" als ein materielles Wesen, sprich ein Geschöpf, das Wagen zur Fortbewegung benötigt, beschreiben, so finden wir hier Eva als erste Zeugin dieses Fluggerätes. Wie ich oben schon schrieb, ist das Buch Apokalypse des Mose gut geeignet, um hier auf "himmlische Spurensuche" zu gehen.

Der Schrift sind interessante Beschreibungen der Umstände nach Adams Ableben zu entnehmen. Aber bereits vor - oder während - seines Todes wurde Eva Zeugin sonderbarer Aktivitäten des "Höchsten". AM. 31-32 entnehmen wir, dass Eva aus Trauer um ihren Gatten sich bestürzt zu Boden warf und um Verzeihung ihrer (und Adams) Sünden betete.

Kaum kniete sie verbittert auf der Erde, erschien ihr aus heiterem Himmel "der Engel der Menschheit". Dabei verdeckte Eva "mit der Hand ihr Gesicht". Der sonderbare Engel aber sprach zu ihr, dass sie sich erheben möge (AM. 33), und Eva sah etwas Erstaunliches:

"Da blickte Eva zum Himmel und sah einen Lichtwagen kommen, gezogen von vier glänzenden Adlern, deren Herrlichkeit kein von Mutterleib Geborener auszusprechen noch ihr Antlitz anzusehen vermochte, und Engel gingen dem Wagen voran. Als sie an den Ort kamen, wo euer Vater (Adam, L.A.F.) lag, hielt der Wagen und die Seraphe zwischen dem Vater und dem Wagen." (AM. 33)

Die Urmutter Eva wurde Augenzeuge der Landung eines "Lichtwagens", den sie nicht beschreiben konnte - ihr fehlten im wahrsten Sinne des Wortes die passenden Ausdrücke. Der "Herr" setzte in der Nähe von Adams Leiche auf, und weiter:

"Da sah ich goldene Räucherfässer und drei Schalen; und siehe, alle Engel kamen mit dem Weihrauch, den Räucherfässern und den Schalen zum Opferaltar und bliesen sie an, dass der Dampf des Räucherwerks die Festen des Himmels verhüllte." (AM. 33)

Die weitere Beschreibung der Niederkunft könnte man so auslegen, dass durch den "Lichtwagen" - der ja auch von "Winden" gezogen worden sein soll - erheblich Staub aufgewirbelt wurde. Oder dieser "Dampf" war die Kühlung des Antriebsaggregates. Oder es waren die Betäubungsgase des "Herrn"...

Es muss hier aber von vornherein gesagt werden, dass die Schriften, die ich oben wiedergab, kaum aus Evas eigener Feder stammen. Sie sind vielmehr auf sehr viel spätere Autoren zurückzuführen, die möglicherweise einst mündliche Überlieferungen niederschrieben oder sich unbekannten Quellenmaterials bedienten. Auch weisen die Texte zahlreiche religiöse "Verschönerungen" auf und somit die Bücher in der Vergangenheit auch als eine Art "religiöse Unterhaltunslektüre" klassifizieren. Die Frage jedoch ist nicht die, wann dies alles geschah, sondern ob es geschah. Denn Jahreszahlen, gerade bei Adam und Eva, sind recht belanglos.

Wie ich bereits ausführte, soll der Erzengel Michael Adams Leichnam "bis zum dritten Himmel" emporheben, um ihn dort im Paradies zu lassen. Der außerbiblische Prophet Henoch, einer der neun (von Seth bis Noah) vorsintflutlichen Patriarchen der Genesis (Gen. 5,19-24), der einst "Wunder" über "Wunder" schaute (siehe Kapitel VII), weiß ebenfalls davon zu erzählen, dass das Paradies im dritten Himmel lag.

So erfahren wir in der slawischen Henochschrift detaillierte Angaben über seine "Himmelsreisen". Als er in den dritten Himmel emporgehoben wurde (Hen/s. 8,1+), so berichtet der Prophet, sah er das himmlische Paradies:

"Da nahmen mich die beiden (Engel, L.A.F.), trugen mich in den dritten Himmel und setzten mich hier mitten im Paradiese ab, an einem wunderschönen Ort." (Hen/s. 8,1)

Aber auch im Neuen Testament stoßen wir auf eine Aussage, dass der Garten Eden irgendwo im dritten Himmel lag:

"Ich kenne jemand, einen Diener Christi, der vor vierzehn Jahren bis in den dritten Himmel entrückt wurde (...) Und ich weiß, dass dieser Mensch in das Paradies entrückt wurde (...) Er hörte unsagbare Worte, die ein Mensch nicht aussprechen kann." (2. Kor. 12,2-4)

Etwas weiter oben war bereits davon die Rede, dass "der Vater des Alls" dem Engel Michael den Auftag gab, Adam ins Paradies zu heben - in den "dritten Himmel", wie es nun auch das Henoch-Buch und der zweite Brief an die Korinther bestätigen!

In den nun folgenden Versen bei Henoch (Hen/s. 8,2-7) beschreibt er die Bäume des Gartens und dass "Gott ruht, wenn er ins Paradies geht". Scheinbar, wie nach der Erschaffung der Welt im ersten Kapitel der Genesis, musste "Gott" tatsächlich dann und wann einmal ausruhen. Bewacht wurde er dabei auch, da das Paradies, so Henoch in Hen/s. 8,8, von Engel behütet wurde, die er als "hellglänzend" beschreibt.

Solche Beschreibungen können offensichtlich nicht mit dem Zweistromland übereinstimmen. Wo nun lag Eden? Im Himmel oder auf der Erde, oder aber beides. Ich werde in II.9 dieses Problem noch einmal aufgreifen, da diese Berichte nicht widersprüchlicher sein können.

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