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VORWORT

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Ich ging mit schellen Schritten durch die Vicolo dei Duomo, die von den schattigen Laubengängen zum Platz vor dem Dom führte. Schon als Kind hatte ich diese Gasse geliebt – gleich zu Beginn das Käsegeschäft, das der schmalen Gasse ihren typischen Geruch gab. Rechts der „Oste Scuoro“, das traditionelle Einkehrgasthaus für Touristen. Mehr als ein Dutzend Mal hatte ich gemeinsam mit meinen Eltern Brixen besucht – stets im Sommer, stets für drei Wochen – aber nie hatten wir beim „Finsterwirt“ gegessen.

Ich wollte mit meiner Familie die Tradition der Sommerferien zwischen Eisack und Rienz fortsetzen. Nur dass meine Frau und meine Kinder die Käsegasse meiden und lieber durch die Vicolo dei Fornai und die Via Porticci Magiore zum Domplatz flanierten.

Vor mehr als 28 Jahren hatte ich bei jedem Besuch in der Südtiroler Domstadt mit meinem Vater gleich am ersten Tag den Kreuzgang besichtigt und im Dom eine Kerze angezündet. Heute war Sonntag und der Dom wegen des Hochamtes noch nicht geöffnet. Dom, Kerze und Kreuzgang mussten warten. Wir trafen uns auf der Piazza Duomo in der Gelateria gegenüber der Domfassade, suchten uns einen schattigen Platz unter einem der bunten Stoffschirme und bestellten drei große Eisportionen.

Ich blickte über den Platz, der sich in den vergangenen Jahren stark verändert hatte: die stattlichen Kastanienbäume waren verschwunden, ebenso die umzäunten Blumenbeete, in denen die Stadtgärtner jeden Sommer neue Kunstwerke aus Blumen geschaffen hatten – Reiter, eine große Uhr, das Stadtwappen mit Lamm und Schlüssel.

Ich hing dem Gedanken an die Reisen meiner Kindheit nach, als das Handy klingelte. Ein Freund und Arbeitskollege aus frühen Tagen rief an und bat mich, ihm bei der „Vergangenheitsbewältigung“ zu helfen. In leichtfertiger Urlaubsstimmung sagte ich zu und drei Wochen später trafen wird uns zu dritt in der Heimat.

Thomas Fischer, der Urlaubs-Anrufer, brachte seinen Freund und Kollegen Kai Kaiser mit. Am Ende des Abends hatte ich zugesagt, die Geschichte dieser beiden brillanten Journalisten aufzuschreiben. Thomas hatte mich angesprochen da er wusste, dass ich mich in Österreich auskenne und auf Grund meines Hobbies, dem Nachspüren von bislang ungelösten Geheimnissen in der Geschichte des einstigen österreich-ungarischen Kaiserhauses, die besten Voraussetzungen für einen Chronisten mitbrachte. Fischer hatte zunächst selbst versucht, das Erlebte nieder zu schreiben, was ihn jedoch emotional stark mitnahm. Kaiser hatte dann den Vorschlag gemacht, ein unbeteiligter Dritter sollte die Story schreiben.

An dieser Stelle möchte und muss ist feststellen, dass ich das hier vorliegende Buch nicht für ein breites Publikum geschrieben habe, sondern in erster Linie für Thomas Fischer und Kai Kaiser. Die Geschichte, die sie erlebt haben, soll nicht in Vergessenheit geraten, da nur wenige Zeitgenossen in das Geschehen tatsächlich eingeweiht waren. Letztlich berichtet dieses Buch vom Untergang der Österreichischen Bundesrepublik und politische Seilschaften in Wien. Dass erst jetzt diese Zeilen gedruckt wurden hängt damit zusammen, dass ich rund um die Geschichte von Fischer und Kaiser noch rechtliche Aspekte abklopfen musste.

Thomas Fischer hat seit den damaligen Ereignissen nicht mehr journalistisch Arbeiten können und arbeitet als Tierpfleger und Gelegenheitsgärtner in einem ostdeutschen Freizeitpark. Kai Kaiser hat Deutschland den Rücken gekehrt. Wie ich hörte, lebt und arbeitet er nun in Kanada.

Ich wünsche jenen Lesern, die sich für die Geschichte von Thomas Fischer und Kai Kaiser interessieren, eine spannende Lektüre. Ich habe versucht, die Geschichte der beiden deutschen Journalisten möglich so wieder zu geben, wie sie mir berichtet wurde. Allerdings musste ich einige Namen ändern und Details weglassen, an denen man die damals handelnden Personen hätte erkennen können. Dennoch hat die Geschichte nicht an Brisanz verloren.

Übrigens riet mir Pater Karl Wallner OCist vom Stift Heiligenkreuz nach der Lektüre der Druckfassung 2010, ich solle doch lieber historische Chroniken schreiben als schlechte Romane. Recht hat er, aber diese „Jugendsünde“ musste sein, denn nur so ist mein Kopf wieder frei geworden für neue (bessere) Buchprojekte…

Hattingen, Sommer 2014

Lars Friedrich

Das Heiligenkreuz-Komplott

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