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Kapitel 4 Rennschwein-Begrüßung
ОглавлениеAn einem Freitag war das. Da ist der Dachs angereist. Die Mia und ich hatten extra ein großes Willkommensplakat gemalt – knallbunt, mit einem Dachs drauf. Der hat zwar eher ausgeschaut wie ein verwackelter Pinguin, aber der Papa hat gesagt: „Das passt schon.“
Seit gefühlten Milliarden Stunden pickten wir an der Fensterscheibe und warteten aufgeregt darauf, dass der Herbert endlich, endlich, endlich um die Ecke biegt. Weißt du, warten ist nicht gerade meine stärkste Stärke!
„Jetzt kommt er gleich. Ich spür’s. Ich spür’s genau“, meinte die Mia mehrmals.
Aber nix da – vom Herbert keine Spur.
Irgendwann, als meine Nasenspitze fast mit der Fensterscheibe verschmolzen war und die Mia am Klo hockte, weil sie groß musste, geschah es: Die knallpinke Motorhaube vom Herbert kam summend und brummend im Hof zum Vorschein.
„Er ist daaaaaaa!“, schrie ich so laut, dass die Wände wackelten, und galoppierte zur Wohnungstür.
„Warteeeeee! Bitte, warte auf mich!“, brüllte die Mia dumpf aus dem Klo.
„Dann beeil dich doch!“, brüllte ich zurück und musste mich zusammenreißen, nicht schon vorzulaufen. Die Mia legte bei ihrem Geschäft einen Zahn zu, wusch sich hurtig4 die Hände, und schon sausten wir wie zwei vorfreudige Rennschweine das Treppenhaus hinunter.
Vorm Herbert bremsten wir uns ein, denn: Moment! Stopp! Halt! – Der Herbert, der war leer!
Seltsam. Kein Dachs. Weit und breit.
„Ob er sich versteckt hat?“, rätselte ich und lugte unter den Bus.
Bumm-zack – mit einem „Tadaa! Überraschung!“, sprang der Dachs plötzlich hinter der Motorhaube hervor.
„Du Fiesling!“, kreischte die Mia.
„Auf ihn mit Gebrüll!“, johlte ich und sofort umklammerten wir ihn von rechts und links wie zwei lachende Schimpansen.
Als wir die Treppe hinauf zu unserer Wohnung stapften, lehnte die Mama grinsend und mit verschränkten Armen in der Eingangstür.
„Meine Güte, Bruderherz! Groß sind Sie geworden!“, bemerkte sie.
„Meine Güte, Schwesterherz! Klein sind Sie geblieben!“, gab der Dachs zur Antwort und schmiegte erst die Mama, danach den Papa begrüßend in die Arme.
Anschließend redeten die Erwachsenen darüber, worüber Erwachsene so reden, wenn jemand nach einer Anreise zur Tür hereinspaziert.
Ob der Dachs müde ist – Nein, eigentlich nicht.
Wie die Fahrt war – Ja, eh gut.
Ob viel Verkehr war – Nein, gar nicht.
Wie das Wetter grad ist – So warm für Oktober, oder?
Was sich verändert hat – He, ihr habt’s neue Bilder im Flur.
Ob der Dachs etwas trinken wolle – Ja gerne, erst einmal ein Glas Wasser.
Und so weiter und so laaaaaaaaaangweilig.
Da beschlossen die Mia und ich kurzerhand, unsere Sachen schon mal in den Herbert zu bringen. Bepackt mit Schlafsäcken und Taschenlampen, stiefelten wir zum Bus, und stark wie meine große Schwester ist, öffnete sie mit einem „Rrrrumms“ die knallpinke Bustür. Wir staunten! Der Herbert sah innen noch genialer aus als letztes Mal, aber dazu später.
Kaum waren wir zurück in der Wohnung, stand der Dachs bereits dort, wo er zu finden ist, wenn er nicht gerade mit dem Herbert durch die Gegend rollt: in der Küche.