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4. Kapitel

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Lena Derndorfer, Daniels Tante, spreizte ihre von Arthrose gekrümmten Finger. Verfluchtes Alter! Die einzigen echten Überraschungen, die man vom nächsten Tag erwarten durfte, waren neue Wehwehchen. Nun gut, sie konnte sich mit ihren achtundsiebzig Jahren nicht wirklich beklagen. Steife Finger, eingetrübte Pupillen, leicht verkalkte Arterien, erhöhter Blutdruck: Das gehörte nun einmal dazu und Gott sei Dank hatte sie noch immer genug Geld, um sich eine umfassende Betreuung zu leisten.

Sie beschäftigte eine Haushälterin und einen handwerklich begabten Gärtner, und beide erledigten alle Arbeiten nach ihren Anweisungen. Genaue Anweisungen waren wichtig, darin durfte man nie nachlässig werden. Kein Mensch – davon war Lena Derndorfer überzeugt – war in der Lage, einem anderen Menschen irgendetwas recht zu machen, wenn er keine genauen Anweisungen hatte – von ihr.

Schon in ihrer Baufirma hatte sie es so gehalten und niemand – nicht einmal der Pförtner – war gering genug gewesen, um nicht in den Genuss ihrer Anweisungen zu kommen.

Hauptsache, oben im Dachstübchen ist noch nichts morsch, dachte Lena und nickte grimmig ihrem Spiegelbild zu. Sie saß an ihrem Biedermeier-Frisiertisch, den sie vor allem zur Erledigung privater Korrespondenz benutzte. Schönheitspflege oder »übertriebenes Gehampel mit den Haaren« – womit sie jede Art des Frisierens, die über Waschen und Kämmen hinausging, meinte – hielt sie für Zeitverschwendung.

Mit ärgerlicher Miene wandte die alte Dame sich wieder dem Brief ihres Neffen zu, der vor einer Woche angekommen war. Er enthielt eine Einladung zur Eröffnungsgala des »Flores del Agua« und die knappe Mitteilung über den geplanten Kauf der väterlichen Finca, die er zu einem Künstlertreff umbauen und selbst bewirtschaften wollte.

»Was für eine verdammte Schnapsidee«, fauchte Lena und gab dem Briefbogen einen Klaps mit der Haarbürste. »Dieser gedankenlose Lümmel, dieser undankbare Traumtänzer!« Sie hatte doch nicht Jahre ihres Lebens und einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens in den Jungen investiert, damit er am Ende genauso ein versponnener Eigenbrötler wie sein Vater würde.

Das konnte sie sich nicht leisten, schon gar nicht nach den idiotischen Grundstückskäufen, die sie vor drei Jahren getätigt hatte. Auf Anraten ihres alten Freundes Randolf Gabler. Verfluchter, früh vergreister Idiot! Überhaupt, Männer und Geschäfte!

Lena warf einen wütenden Blick auf die Fotos, die auf der Konsole des Frisiertischs standen. Aus einem Silberrahmen schaute sie ihr Bruder – Leonhart Derndorfer – aus melancholischen, tiefblauen Augen an. Besser man schaute nicht zu tief hinein, sonst ertrank man darin und in einem Meer aus wissender Traurigkeit. Lena war lieber aggressiv statt depressiv. Sie schluckte und warf den Kopf zurück.

»Warst immer schon eine trübe Tasse, Lenny. Mutter hat es mit ihrem Hang zum Musisch-Künstlerischen bei dir eindeutig übertrieben. Beethoven, Goethe, Hölderlin und dieser ganze Summs, während um uns herum die ganze Welt zum Teufel ging. Aber das schwöre ich dir, Leonhart, deinen Sohn werde ich wieder auf Vordermann bringen. Künstlerfinca, pah. Seine Talente so zu verschwenden.«

Seine Talente und ihr Geld! Sie hatte schließlich noch einiges vor in der Tourismusbranche und mit ihren brachliegenden Grundstücken in aller Welt. Tourismus war ein lohnendes Geschäft, das sie erst im letzten Jahr so richtig entdeckt hatte. Die Deutschen waren Weltmeister im Reisen, da war viel Geld zu holen, wenn Daniel nur parieren würde.

Noch einmal streckte sie ihre steifen Finger, griff nach einem leichten, weichen Filzschreiber – Tintenfüller lagen ihr leider inzwischen zu schwer in der Hand – und schrieb:

»Mein lieber Daniel,

Deine Einladung nach Fuerte ist angekommen. Selbstverständlich nehme ich an und komme gerne

Das Gerne war eine Lüge. Lena hasste Reisen, erst recht Urlaubsreisen, die sie für unnötige Zeit- und Geldverschwendung hielt. Ein gelegentlicher Kuraufenthalt in Bad Kissingen hatten ihr ein Leben lang vollauf genügt. Diesmal schien es allerdings notwendig, die lästige Fliegerei auf sich zu nehmen, auch wenn es bis vor die Küste von Afrika ging. Afrika! Was man sich da allein schon für Krankheiten einfangen konnte!

Lena Derndorfer, ehemalige Firmenchefin und im Baugeschäft mehr als gewieft, besaß weniger als bescheidene Kenntnisse über das Ziel ihrer Reise.

Die Tatsache, dass Fuerteventura übersetzt »starke Abenteuer« heißt und dass die Insel an einigen Stellen nur fünfundneunzig Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt liegt, genügte Lena als sicherer Hinweis dafür, dass es dort von Malariamücken, tödlichen Viren, bissigen Schlangen und tropischen Bestien nur so wimmeln musste. Und da sich Lena Derndorfer am liebsten auf ihr ganz eigenes Wissen verließ, hatte sie für heute Doktor Lessing zwecks einiger Impfungen zu sich bestellt. Bevor er kam, wollte sie dringend den Brief an Daniel fertig stellen. Seufzend setzte sie den Filzschreiber wieder aufs Papier.

»Ich werde – wie von dir vorgeschlagen – in Begleitung reisen. Reizender Begleitung übrigens, eine wunderbare Überraschung, aber davon später mehr. Zunächst muss ich dich tüchtig loben. Du hast es verdient...«

Und außerdem fängt man mit Honig Fliegen, dachte Lena grimmig, schrieb es aber nicht ... Seufzend fuhr sie in ihrem Lob fort.

»Die nach deinen Ideen gestaltete Anlage sieht wieder einmal sehr schön und gelungen aus, und das zu so günstigen Kosten! Einfach wunderbar, wie schwungvoll sich die weißen Appartements in die Felsen schmiegen, dieser neue Leichtbeton ist doch wirklich famos. Es fällt kaum auf, dass hier später 350 Menschen Platz finden. Könnten es nicht sogar noch mehr sein? Du hättest dich viel früher dem Massentourismus zuwenden sollen. Das wird sich rechnen. Dazu die tropische Gartenanlage. Es ist, als hättest du Gott ein bisschen Nachhilfe gegeben ... «

Lena hielt inne, nein, der letzte Satz war zu viel, den nahm ihr keiner ab. Sie strich ihn und fuhr fort: »Man vergisst die umliegende, zur Kargheit neigende Landschaft ...«

Um nicht zu sagen diese gottverdammte Steinwüste, murmelte Lena. Keine Ahnung, was vernunftbegabte Mitteleuropäer in dieser Mondlandschaft, die Randolf ihr angedreht hatte, zu finden hofften. Rund um das »Flores del Agua« gab es nur schroff abfallende Klippen aus jahrtausendealtem Vulkangestein.

Der nächste Ort – das winzige Fischerdorf Los Molinos, das verdächtigerweise wegen seiner unverdorbenen Ursprünglichkeit gelobt wurde – war neunzehn Kilometer entfernt. Neunzehn Kilometer über eine gebirgige und von Schlaglöchern durchsetzte Geröllpiste, die das fahrerische Können eines Paris-Dakkar-Profis verlangte. Die Alternative war ein kilometerweiter Umweg über die Straße eines Ortes namens Tindaya.

Trotzdem: Das »Flores del Agua« wurde in Katalogen großer Reisefirmen bereits als luxuriöser Geheimtipp eines Topdesigners zum noch bezahlbaren Tarif beworben. Bevorzugte Kundengruppe waren wohlbetuchte bis neureiche Singles ab dreißig, die ganz unter sich sein wollten. Diese erwartete kein billiges Remmidemmi, sondern Flirtferien in exquisiter Atmosphäre auf höchstem Niveau.

Wirklich viel versprechend. Sie musste Daniel unbedingt von seiner Finca-Idee befreien. Naive Knabenmorgenblütenträume. Wie kam sie nur auf dieses idiotische Bandwurmwort, das Goethe mal in die Welt gesetzt hatte?

Lena Derndorfer gab sich einen Ruck, der Brief musste fertig werden:

»Jetzt fehlen noch ein paar deiner prominenten Freunde zur Eröffnung und der Hochzeitsfeier, und das Haus wird ein Hit. Oder könnte Beatrice noch einmal ihre Verbindungen spielen lassen, wie damals, als sie die Produktion der TV-Serie »Fiesta Fuerte« in unserem Hotel organisiert hat? In so was scheint sie ganz geschickt. Ich freue mich auf Eure baldige Hochzeit

Auf Daniels leisen Hinweis, dass man die Hochzeit vielleicht verschieben solle, bis die Finca fertig sei, ging man am besten gar nicht erst ein. Nein, die Hochzeit musste stattfinden. Beatrice Gablers Vermögen würde für weitere Hotels aus Daniels Hand reichen, ihre glänzenden gesellschaftlichen Kontakte für Reklame und Investoren. Es war einfach die ideale Verbindung, egal was ihr Neffe plötzlich für Anwandlungen hatte. Lena griff wieder zum Stift.

»Könntest du zur Feier die Hiltonzwillinge kriegen oder Schwarzenegger? Vielleicht als Trauzeuge? Er liebt doch dein Bungalowdorf auf Maui und macht jetzt sogar für Strom Reklame. Aber bitte nur, wenn’s nichts kostet außer Essen, Flug und Übernachtung. Ansonsten genügen ein paar deutsche Wichtigtuer und diese Fernsehaffen, die wir auf Gablers Sommerfest da hatten und die im Hotel die Serie drehen. Nur bitte keine von diesen alten und faltigen Stars. Dieser Fabian Seiler mit dem Schlawinergesicht war ganz gut, soweit ich es beurteilen kann. Frustrierte Frauen fliegen auf so einen, vor allem frustrierte Ehefrauen, die noch an Romantik glauben. Ideale Kundinnen für unser Hotel! Na, du wirst das schon machen – mit deinem Namen

Genug gelobt. Was jetzt folgen musste, war ein Aber. Ein Aber in Großbuchstaben, ein Aber, dass ihren Neffen anspringen müsste wie ein verhungerter Tiger, ihn an die Wand drücken und zur Aufgabe zwingen.

Lena hielt mit leicht zusammengekniffenen Augen den zur Hälfte beschriebenen Briefbogen von sich weg – sie brauchte eine neue Lesebrille, dabei war diese erst ein halbes Jahr alt. Missmutig kräuselte die alte Dame ihren Mund. Dieser Brief war bislang kompletter Mist. Ihr Neffe brauchte keine Lobhudeleien, er brauchte einen kräftigen Tritt in den Hintern. Also dann:

»Aber, was soll dieser Unsinn von wegen Leonbarts Finca und einem eigenen Künstlerhotel? Meines Wissens nach sind Künstler Menschen, die sich und anderen unnötige Arbeit machen und kaum Geld einbringen. Außer sie sind tot. Was deinem Vater nach allerdings auch nicht viel genutzt hat. Rechne in gar keinem Fall mit meiner Unterstützung. Ich kann zwar verstehen, dass deine Scheidung dich aus der Bahn geworfen hat, aber für eine Midlifekrise bist du zu alt und für den Rückzug von der Welt zu jung. Was du jetzt brauchst...«

Halt, so deutlich sollte sie besser nicht werden. Der Besuch von ihr und Beatrice musste eine komplette Überraschung sein und durfte keinesfalls nach einem Überfallkommando aussehen. Lena legte den Filzsstift an die Nasenspitze und dachte den im Brief angefangenen Satz nur für sich zu Ende.

Was er brauchte, war eine entschlossene Frau, die ihn unbemerkt auf die richtige Bahn zurückbrachte. Männer waren nun einmal das schwache Geschlecht. Sie brauchten resolute Frauen an ihrer Seite, die sie lenkten und zum Erfolg trieben, dass war für Lena ein Naturgesetz.

Daniel musste eine Frau bekommen, wie sie selber eine war, ganz klar, ein resolutes, knallhartes Weibsstück. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass diese Frau entschieden jünger, reizvoller und begehrenswerter als eine alte Erbtante sein musste. Eine Frau wie Beatrice eben.

Lena Derndorfer nickte. Ein apartes Ding. Im Kopf gut zu Fuß, zum Befehlen geboren und verflucht anziehend mit ihren grünen, leicht katzigen Augen und dieser hellen Lockenmähne. Beatrice war ein hungriges Weibsbild aus der Kategorie Miststück, also genau die Frau, die Lena brauchte.

Susan, Daniels Ex-Frau, war lediglich ein träges, genusssüchtiges Miststück gewesen und hatte am Ende einen Mann vorgezogen, der für sein Geld nicht mehr arbeiten, sondern es lediglich ausgeben musste. Fantasielose, faule Schlampe, schnaubte Lena verächtlich. Überhaupt kein Führungswille, kein Ehrgeiz, eine Schande für das eigene Geschlecht und ganz sicher die Falsche für Daniel.

Beatrice hingegen war eine Frau, die Macht, Einfluss und das ganz große Geld liebte. Eine solche Frau würde weder einen Träumer noch einen Faulenzer an ihrer Seite dulden. Jawohl, Beatrice war geradezu eine Wunderwaffe. Man musste sie sofort zünden.

Entschlossen zerknüllte Lena den Brief. Ein Telegramm zur Ankündigung ihres Besuchs an Daniel würde genügen und das Überraschungsmoment wäre bei weitem größer. Seinen Brief würde sie einfach nie erhalten haben. Offiziell wusste sie nichts von der Finca. Basta. Entschlossen griff sie zum Telefon und gab das Telegramm auf.

Es klingelte unten an der Haustür. Wie ertappt fuhr Lena hoch. Sie schob die Gardine zur Seite und schaute nach unten in die Auffahrt. Ach, richtig, Doktor Lessing. Sie klappte ihre Schreibmappe zu und ordnete ihr Haar. Es klopfte, und der Arzt trat ein.

»Meine liebe Lena, hier bin ich. Ich hoffe, es geht Ihnen gut.«

»Haben Sie alles mitgebracht?« Lena erhob sich von ihrem Stuhl.

Doktor Lessing lächelte milde. Typisch. Diese Frau nahm sich nicht einmal Zeit für eine höfliche Begrüßung, sondern kam sofort zum Geschäftlichen. So war sie schon immer gewesen. Lessing kannte sie seit mehr als vierzig Jahren. Lena Derndorfer gehörte zu den wenigen Patienten, die er nach Aufgabe seiner Praxis noch privat betreute, aber diesmal würde er sich weigern, allen ihren Wünschen einfach nachzugeben.

»Hören Sie, Lena, diese Impfungen, die Sie da mal eben verlangen, sind der reine Irrsinn in Ihrem Alter. Und auch noch alles auf einmal! Das ist unmöglich. Tetanus, Typhus, Cholera, Malaria, Hepatitis B, das sind keine harmlosen Stoffe, die ich Ihnen dagegen verabreichen müsste. Es könnte zu einer heftigen Reaktion kommen, wenn ich ihnen auch nur eines der Mittel verabreiche. Sie sind Allergikerin, denken Sie daran!«

»Papperlapapp. Ich vertrage nur keine Nüsse, Ingwer und Kardamom. Aber das wird ja wohl kaum in Ihrem \ Zeugs drin sein, oder?«

»Trotzdem, so eine Impfung, in Ihrem Alter ... Da sind Kreislaufkollaps und Herzversagen nicht auszuschließen. Überhaupt die ganze Reise ... Afrika. Sie sollten sich lieber schonen.«

»Schonen kann ich mich, wenn ich die Knöpfe endgültig zumache. Es geht um ein lebenswichtiges Geschäft und die Zukunft meines Neffen, da kann ich mich nicht drücken.«

»Geschäfte in Afrika? Mitten im Dschungel? Haben Sie solche Abenteuer denn noch nötig? Wohin genau soll es überhaupt gehen? Nicht jedes Land in Afrika erfordert all die Impfungen, die Sie mir aufgelistet haben.«

Lena setzte sich auf eine Recamiere, die quer zu ihrem Bett stand, und rollte sich den Ärmel ihrer Bluse hoch. »Ich habe mich beim Tropeninstitut genau erkundigt. Diese Impfungen sind absolut erforderlich.«

Lessing musterte sie misstrauisch. »Und warum haben Sie sich dann nicht gleich im Tropeninstitut impfen lassen? Die haben Experten für so etwas.«

»Aber Doktor Lessing, ich würde niemals jemand anderen als Sie an mich heranlassen«, sagte Lena und riss ihre Augen auf, um deren unschuldiges Puppenblau besser zur Geltung zu bringen. Hinter diesem Unschuldsblau vermutete gemeinhin niemand eine faustdicke Lügengeschichte. Das Blau war Lena schon in ihren Tagen als Geschäftsfrau sehr dienlich gewesen.

Lessing schüttelte resigniert den Kopf. »Das Einzige, was ich Ihnen heute spritze, ist ein Mittel gegen die Hepatitis B, da die tatsächlich auf dem Vormarsch ist, sogar in Deutschland, aber sonst ...«

»Wenn Sie’s nicht machen, macht’s ein anderer.«

Lessing öffnete seine Tasche, zog eine Spritze auf, band Lenas Arm ab und klopfte eine Vene hoch.

»Sie sind eine der unvernünftigsten Patientinnen, die ich kenne.«

»Und eine Ihrer zähesten, also bitte.« Lena kniff die Augen zusammen. Sie hasste Spritzen. »Autsch, haben Sie den Tatterich? Das tat weh.«

Lessing betupfte die Einstichstelle mit Alkohol. »Ich glaube, dass allein ihre Wehleidigkeit Sie davon abhält, krank zu werden.«

Lena Derndorfer lachte. »Da könnten Sie Recht haben. Ich habe euch Ärzte mein Leben lang gemieden, so gut es ging, weshalb ich noch erstaunlich gesund und munter bin, mein Lieber.«

Lessing klappte seine Tasche zu. »Überschätzen Sie nicht Ihre Konstitution. Gerade bei Menschen, die selten schwer krank sind, schlägt der Körper eines Tages manchmal besonders hart zurück. Sie müssen sich jetzt hinlegen und ausruhen. Der Impfschutz ist in etwa vierzehn Tagen gewährleistet.«

Lena setzte sich auf und starrte ihn empört an: »In vierzehn Tagen? Das ist unmöglich. Ich fliege spätestens übermorgen nach Fuerte. Es handelt sich schließlich um einen Notfall, jede Minute zählt.«

Jetzt war es an Lessing, empört zu sein. »Fuerte? Fuerteventura? Ja, sind Sie denn übergeschnappt! Da gibt es überhaupt keine Hepatitisfälle, von Cholera oder Malaria ganz zu schweigen. Und was sollte der Blödsinn mit dem Schlangenserum? Meine Güte, dass ist eine vollkommen ungefährliche Urlaubsinsel. Das Einzige, was Ihnen dort droht, ist ein Durchfall auf Grund verschmutzten Poolwassers oder ein Hitzschlag. Also so etwas. Und ich spritze Ihnen ein Mittel gegen Hepatitis! Sie wissen gar nicht, was da passieren kann!«

»Ein bisschen Medizin bringt mich nicht um. Und jetzt gehen Sie, ich habe noch zu tun und muss dringend einen Besuch bei den Gablers machen.«

»Ich verlange, dass Sie sich sofort hinlegen. Ihre Haushälterin muss jede halbe Stunde nach Ihnen sehen. Sie brauchen strikte Bettruhe und keine Reise nach Fuerte.«

»Hinlegen? Um kurz vor eins am Mittag? Das habe ich meinen Lebtag nicht getan. Was ich jetzt brauche, ist meine übliche Dosis Sherry. Trinken Sie einen mit?«

Doktor Lessings Miene spiegelte aufrichtiges Entsetzen.

»Man sollte Ihnen den Hintern versohlen, Frau Derndorfer.«

Lena lächelte verschmitzt: »Also so einer sind Sie. Na, wenn es Ihnen Spaß macht.«

Fiesta Fatal

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