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Kapitel 1: Auf Tauchstation
ОглавлениеBenny und Niki
in der Unterwasserwelt
Fantasy-Abenteuer für die ganze Familie von Lewis Cowley
DIE STORY:
Auf ihrer Rückkehr von England gerät das Schiff mit Benny und seinen Begleitern in einen Orkan. Das Schiff sinkt, Benny und Niki werden von einem Strudel erfasst. Doch anstatt zu ertrinken, geraten sie durch einen geheimnisvollen Sog in eine unterirdische Stadt. Dieser Sog, der die altertümlich wirkenden Bewohner mit Sauerstoff versorgt, trennt Benny und Niki von ihrer irdischen Welt. Die Zeit bleibt stehen, auch die Erinnerung für die obere Welt geht verloren. Niki schließt Freundschaft sowohl mit den Pflanzenkindern Jolish und Karina sowie mit dem heiligen Kind, während Benny sich ganz heiß verliebt. Doch kompliziert wird es erst, als einer der Untertanen des Herrscherpaares dieser Unterwelt gegen die beiden Neuankömmlinge Intrigen wirft. In immer kleineren Abständen greift der Unbekannte in das Leben von Vater und Sohn ein. Als Benny wegen angeblichen Mordes im Gefängnis landet, bleibt es bei Niki, seinem Vater zu helfen. Doch niemand will ihm helfen. Mit seiner blühenden Fantasie gelingt es Niki, den wahren Täter zu entlarven und erlebt dabei die größte Überraschung seines Lebens.
Doch damit sind die Probleme noch lange nicht gelöst. Denn als Benny und Niki begreifen, welch falsches Spiel mit ihnen getrieben wird, setzen sie alles daran, aus dieser Welt zu fliehen. Doch hier, das wissen sie, können sie nicht auf Hilfe hoffen. Völlig auf sich selbst gestellt, riskieren Sie den gefährlichsten Fluchtversuch der modernen Zeit...
Seit fast einer halben Stunde wütete der Sturm an diesem frühen Morgen um das britische Schiff „PRINCE VAILLANT“ mit den Passagieren, unter denen auch unsere Freunde waren. Der Bordsteward brachte alle 150 Passagiere an Deck, die danach durch die hohen Wellen nicht gerade trocken blieben. Doch die Schiffspumpe hatte nicht genug Kraft, um das Wasser abpumpen zu können.
Der Stewart musste noch die letzten Passagiere abholen, die noch unten waren. Unter denen war auch der 30-jährige Benny Fischer, der zusammen mit seinem 9-jährigen Sohn Niki gerade aus England kam. Beide waren mit dem Piloten Richie und der 8-jährigen Mellie, der Tochter eines Freundes, gerade von einem großen Abenteuer zurückgekommen, bei dem Richie´s Flieger draufgegangen war. Doch die Schäden waren nicht sehr schlimm. Das Flugzeug sollte noch repariert und danach nach München transportiert werden.
Die vier hatten dringende Ruhe nötig, denn ihren Versuch, einem Freund in England zu helfen, hätten sie alle fast mit dem Leben bezahlt.
Doch mit der Ruhe war es jetzt vorbei, denn das Schiff drohte zu sinken. Der Sturm hatte sich zwar mittlerweile fast gelegt, doch das Leck unterhalb der Schwimmlinie ließ mehr Wasser ein, als die Pumpe nach draußen fördern konnte. So gab es für die Passagiere nur eine Möglichkeit: Hinein in die Rettungsboote. Davon waren aber genug da.
Captain Rush erteilte Order. Obwohl es gesetzlich galt, zuerst die Frauen und Kinder zu retten, war es ihm wichtiger, die Angehörigen zusammenzubringen. Also steckte er unsere Freunde zusammen mit sechzehn anderen Passagieren in ein Boot. Noch war keine Panik an Bord, denn das Schiff sank nur sehr langsam. Nach etwa drei Stunden würde es völlig überflutet sein und bald darauf untergehen.
Der Funker blieb auf seinem Posten und funkte ununterbrochen SOS. Die Besatzung tat alles, um die Passagiere so schnell wie möglich vom Schiff zu bringen. Es wurden kleine Gruppen für je ein Boot formiert, die dann in den ihnen zugewiesenen Rettungsbooten Platz nehmen sollten.
Keine 15 Minuten später meldete der erste Offizier dem Kapitän:
„Sämtliche Passagiere sind jetzt in den Rettungsbooten, Captain. Die Besatzung ist bereit, das Schiff zu verlassen.“
In diesem Moment stürmte der Funker auf die Brücke.
„Der Funk hat alles im Umkreis von 10.000 Meilen alarmiert.“ berichtete er. „Und wir befinden uns auf zwei Schifffahrtsrouten, die sich hier kreuzen. Zweimal täglich kommen hier vier verschiedene Linien vorbei. Es dürfte nicht lange dauern, bis jemand die Passagiere aufnimmt.“
„Ich habe noch Lebensmittelvorräte auf die Boote verteilt.“ teilte der erste Stewart mit, der gerade erschienen war. „Verhungern wird jetzt so schnell keiner.“
„Das war sehr gut.“ lobte Captain Rush. „Sind die anderen Besatzungsmitglieder schon bereit?“
„Ja.“ gab der erste Offizier O´Neill zur Auskunft. „Wir warten nur noch auf Sie. Kommen Sie schon, Captain. Die Zeiten, wo ein Kapitän mit seinem Schiff untergehen musste, sind vorbei.“
„Gott sei Dank, O´Neill.“ lachte dieser und folgte seinen Mannen nach unten, wo das letzte Rettungsboot bereitstand. Wortlos stiegen sie ein und ruderten davon.
Alle sahen noch, wie das Schiff langsam im Wasser versank. Auch Benny und Niki folgten dem untergehenden Schiff.
„Da geht sie hin.“ hörte man eine Stimme sagen. Es war Niki´s Freundin Mellie. „Was ist denn eigentlich passiert.“
„Ich war oben an Deck, als es passierte.“ erzählte Richie. „Der Sturm hatte bereits angefangen, als jemand von der Besatzung nach oben kam und eine Kollision mit einem Felsen gemeldet hatte. Dabei lief das Wasser unterhalb der Schwimmlinie ins Schiff und die Pumpe schaffte es nicht mehr.“
„Zum Glück hat sich der Sturm wieder gelegt.“ meinte Benny. „Sonst sähen wir alle ein wenig alt aus.“ Er unterbrach sich:
„Ey, Niki, was soll denn das werden?“
„Ganz einfach, ich gehe schwimmen.“ rief der Kleine keck.
„Bist du verrückt?“ kam es aus dem Mund seines Vaters. „Das Wasser ist doch eiskalt.“
Doch ehe er ausgesprochen hatte, war Niki bereits drin und entfernte sich vom Boot.
„Nikiii!“ brüllte Benny. „Komm sofort zurück, du Königliche Frechheit!“
„An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen, Benny.“ meinte Richie. „Niki liebt kaltes Wasser und außerdem schwimmt er wie ein Fisch.“
„Das weiß ich auch,“ entgegnete Benny erregt. „Aber trotzdem will ich das nicht. Wer weiß, was sich da im Wasser herumlümmelt.“ Zu seinem Sohn gewandt rief er:
„Komm jetzt endlich rein, Niki!“
In diesem Moment ertönte ein seltsames Geräusch. Hinter Niki formte sich ein Wasserstrudel, der immer größer und stärker wurde. Doch der Kleine war mit seinen Schwimmaktivitäten viel zu sehr beschäftigt, um es zu sehen. Erst, als er den Strudel vernahm, kam er zu sich, doch da war es bereits zu spät. Der Sog erfasste das Kind und zog es in seine Mitte.
Benny und Mellie schrieen nach Niki, doch der konnte sie nicht hören. Schon wollte Benny hinterher springen, doch Richie hielt ihn zurück.
„Bleib hier.“ rief er. „Du kannst doch nichts tun. Oder willst du etwa zu viel Wasser in deinen Schlund kriegen?“
Benny ging nicht auf diese Frage ein, sondern bat seinen Freund:
„Bring unsere Sachen und Mellie zu Alex.“ Und schon war er im Wasser. Er arbeitete mit allen Kräften, aber vergeblich. Kein noch so guter Schwimmer kann einem Wassersog entkommen.
Mellie schrie sich die Kehle aus dem Leib vor Angst, denn Niki war ihr einziger Freund. Auch Benny war ihr sehr ans Herz gewachsen. Richie musste sie mit Gewalt festhalten, damit sie sich nicht auch noch in die Fluten stürzte. Beide konnten noch beobachten, wie Benny seinen Sohn zu fassen bekam und dann mit ihm zusammen im Strudel verschwand.
Mellie schrie pausenlos nach ihrem Freund, doch dann versiegte der Strudel. Einige Mann der Besatzung versuchten, mit Hilfe von Seilen nach den Verschluckten zu suchen, doch die waren nicht mehr aufzufinden.
Der Steuermann der „PRINCE VAILLANT“ und der Kapitän näherten sich dem Boot. Während der Steuermann seinen Blick senkte, berichtete der Captain Rush:
„Meine Männer haben alles versucht, doch die Strömung ist viel zu gefährlich und auch sehr tückisch. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid es mir tut.“
„Niikiii!“ schrie Mellie, dann brach sie bewusstlos zusammen. Sofort war der Schiffsarzt Dr. Silers bei ihr, der im selben Boot saß. Zwar konnte er ohne seine Instrumente nichts anfangen, doch er horchte Mellie´s Körper ab. Danach wandte er sich an Richie, der bewegungslos dasaß und Mellie´s rechte Hand hielt.
„Ist das Ihre Tochter?“ fragte Dr. Silers.
Richie blickte auf.
„Nein.“ antwortete er still.
„Waren die Kinder Geschwister?“ erkundigte sich Dr. Silers.
„Nein!“ gab Richie leise von sich. „Sie waren die besten Freunde. Benny und Niki waren Vater und Sohn, wie Sie vielleicht bemerkt haben. Mellie ist die Tochter eines gemeinsamen Freundes. Benny hat mich gebeten, sie zu ihm zu bringen.“
„Und wer sind Sie?“ wollte der Schiffsarzt wissen.
„Mein Name ist Richard Kane.“ stellte er sich vor. „Ich hatte die drei nur begleitet. Wir kommen gerade von einer Reise aus England und wollten nach Germany.“
Captain Rush hatte bisher wortlos danebengesessen. Jetzt erhob er das Wort und rief über ein Megaphon:
„Unser Steuermann hat uns ausgerichtet, dass in einer Stunde ein Passagierschiff hier aufkreuzen und uns aufnehmen wird.“
Alle jubelten, nur Richie und Mellie nicht. Sie dachten an Benny und seinen Sohn, die über Bord gegangen waren.
„Allerdings sollten wir nicht die beiden Passagiere vergessen, die nun vom Meer verschlungen wurden.“ fuhr Captain Rush fort. „Sobald wir an Bord sind, werden wir eine Trauerfeier anordnen.“
Der Strudel, der Benny und Niki verschlungen hatte, war wieder verschwunden. Doch was niemand oben ahnte: Vater und Sohn waren nicht ertrunken. Während sich Benny voller Todesangst an seinen Sohn klammerte, tauchten plötzlich zwei pflanzenähnliche Kreaturen auf. Eine große und eine kleine.
Sie waren grün, hatten vier Blätter, die wie Gliedmaßen wirkten, zwei Augen, und zwei Gebilde, die Nase und Mund sein konnten. Die große Pflanze bedeckte Mund und Nase des Promoters, wobei Luftblasen aufströmten. Benny begriff sofort: Er wurde mit Sauerstoff versorgt. Auch Niki bekam eine Ladung von dem kleinen Pflanzenwesen.
Während dieser Prozedur sanken sie immer weiter und es wurde immer dunkler um sie. Benny spürte durch den Wasserdruck, dass es immer tiefer ging. Doch bevor der Druck für ihn zu stark wurde, tauchte ein helles Etwas auf. Ein weiterer Wassersog umwölbte sie und plötzlich befanden sich Benny und Niki in einer kleinen Kammer. Das Wasser wurde herausgepumpt. Eine Schleuse öffnete sich und schon waren beide in einem Raum, der von vielen großen Bullaugen umgeben war. Benny ahnte, wo er sich jetzt mit seinem Sohn befand: in einem kleinen U-Boot, das vielleicht zu Zwecken wie diesem da war.
Schnell hatten sich die beiden erholt und bemerkten, dass es sich hier um noch mehr dieser Pflanzenwesen handelte. Es waren vier große und zwei kleine Pflanzen. Man könnte sagen: vier Erwachsene und zwei Kinder. Während Benny von zwei der großen Pflanzen umgeben war, beäugten die beiden Kleinen seinen Sohn.
Benny betrachtete sich die Pflanzenwesen. Sie mochten etwa seine Größe haben und waren an einigen Stellen grün. Die kleinen Pflanzenwesen unterschieden sich kaum von den Erwachsenen. Sie waren nur kleiner.
Seltsam war nur: Die beiden Pflanzen, die Benny und Niki mit Luft versorgt hatten, waren draußen geblieben. Vermutlich konnten sie nur im Wasser atmen, während ihre Artgenossen an der Luft lebten.
Staunend wandte sich Niki an seinen Vater.
„Wow, das ist ja echt schrill, Papa.“ sagte er mit großen Augen. „Was machen die denn jetzt mit uns?“
„Ich nehme an, dass sie auf dem Meeresgrund in einer großen eingeschlossenen Stadt leben.“ vermutete Benny. „Dieses Schiff ist wohl ein Rettungsboot. Und diese Kreaturen sind pflanzlicher Natur, genau wie die beiden im Wasser. Du hast doch gemerkt, dass du von ihnen Luft bekommen hast. Obwohl sie Pflanzen sind, haben sie sich wie tierische Lebensformen weiterentwickelt.“
„Woher willst du das denn wissen, Papa?“ fragte der Kleine.
„Ich denke nach über das, was ich sehe.“ erklärte sein Vater. „Ferner vermute ich, dass es sich um zwei Spezies handelt. Die einen leben an der Luft wie wir, und die anderen im Wasser, wie Fische.“
„Ob die sprechen können.“ wollte Niki wissen.
„Davon bin ich überzeugt.“ sagte Benny bestimmt. „Sieh´ sie doch an, wie sie unser Gespräch verfolgen. Die Frage ist nur, ob sie unsere Sprache verstehen.“
„Wir verstehen euere Sprache.“ ertönte plötzlich die sanfte Stimme von einem der Pflanzenwesen. „Und du hast auch Recht mit deinen Vermutungen. Wir sind eine hochentwickelte Form einer bestimmten Pflanzenart, die die Menschen noch nicht kennen. Mit Hilfe der Menschen, die uns besucht haben, und die bei uns geblieben sind, haben wir unten auf dem Meeresgrund eine Welt geschaffen, in der Menschen und Pflanzen friedlich zusammenleben. Wir möchten euch jetzt zu unserer Stadt bringen und zuerst sehen, ob es euch gut geht.“
„Es geht uns gut, dank euch.“ sagte Benny. „Aber wir müssen wieder nach oben, denn zwei der Menschen oben sind unsere Freunde und sie werden glauben, dass wir nicht mehr leben.“
„Ihr müsst jetzt keine Angst haben.“ sagte die Pflanze. „Wir bewegen uns außerhalb von Raum und Zeit. Außerdem werden sie nicht lange um euch trauern. Aber es ist sinnlos, jetzt darüber zu sprechen. Wir sind bald da.“
Auf dem Monitor war ein riesiger Lichterball aufgetaucht. Zunächst war es noch etwas verschwommen, dann erkannte man ein metallartiges Gebilde. Auch einzelne Lichter konnte man erkennen. Der Umfang des Gebildes wurde immer größer und jedes Mal, wenn man glaubte, man war da, tauchte noch mehr auf.
„Unsere Welt erstreckt sich auf mehr als 500 Kilometern.“ erzählte die Pflanze. „Und es leben viele Menschen von euch und Pflanzen von uns hier. Und alle sind sehr glücklich, hier zu sein.“
„Wieso denn das?“ erkundigte sich Niki.
„Du wirst es sehen, Menschenkind!“ hörte er neben sich die Stimme einer kleinen Pflanze. Sofort wandte er sich um. Zwei Äuglein schauten ihn an.
Vor ihm stand ein kleines Pflanzenwesen, das vielleicht weiblich sein mochte. Niki konnte sich den ungewöhnlichen Augen nicht entziehen. Er strahlte die kleine Pflanze an.
Die schien Niki zu beschnuppern. Benny musste unwillkürlich grinsen. Er erinnerte sich an damals, als das Hitmon Rauruk seinen Sohn beschnuppert hatte. Die kleine Pflanze beäugte Niki von allen Seiten.
„Aber Kind.“ erklang die strenge Stimme der großen Pflanze. „So etwas tut man doch nicht.“
„Ich find´s lustig.“ kicherte Niki, der ebenfalls an Rauruk denken mochte. Flugs stand die kleine Pflanze vor ihm und hielt ihm etwas entgegen, das eine Hand sein mochte.
Vorsichtig ergriff Niki die Hand der Pflanze. Man konnte glauben, dass die Pflanze lächelte.
„Wie heißt du denn?“ fragte sie. Ihre Stimme wirkte natürlich und doch künstlich. Es hatte den Anschein, als ob die Stimme blubberte, obwohl sie auch nett klang.
Der Junge schaute die kleine Pflanze an.
„Niki.“ stellte er sich vor.
„Ich heiße Karina.“ hörte er die Stimme der kleinen Pflanze.
Benny hatte diese Szene aufmerksam verfolgt. Wie schaffte es sein Sohn, sich überall beliebt zu machen? Eine Frage, auf die der Unternehmer keine Antwort fand, denn in all den Jahren hatte das Kind seinen Vater damit immer wieder aufs Neue überrascht.
„Ich glaube, wir sollten uns auch einmal vorstellen.“ lachte die große Pflanze und reichte Benny sein Handblatt. „Ich bin Kolak,“ Er wandte sich um und zeigte auf die andere große Pflanze.
„Meine Gemahlin Nakita,“ fuhr er fort. „die da hinten sind Fuchi und Terr. Sie steuern dieses Boot. Die Kleinen sind unsere Kinder. So nennt man das bei euch. Das hier ist unser Sohn Jolish, die Kleine bei dem Menschenkind ist Karina.“
„Ich heiße Benjamin Fischer.“ stellte sich der Unternehmer vor, ging zu Niki, nahm ihn in seine Arme und fuhr fort:
„Mein Sohn Dominik.“
Schon watschelte Karina zu Benny und bemerkte:
„Dominik? Er heißt doch Niki.“
Benny lachte und ergänzte:
„Niki ist eigentlich die Kurzform von Nikolaus.“ erklärte er. „Doch mein Sohn hatte seinen Namen so gewählt, als er gerade ein Jahr alt war. Seitdem wird er von allen nur Niki genannt.“
Schon kuschelte sich Karina wieder an Benny´s Sohn und fragte ihn:
„Niki, willst du mein Freund sein?“
Der Junge wandte sich zum Pflanzenkind und antwortete leise:
„Ich möchte gerne dein Freund sein, Karina. Aber was ist mit deinem Bruder? Wieso kommt er nicht her?“
„Jolish ist sehr schüchtern.“ erklärte Karina. „Soll ich ihn herbringen?“
Doch bevor Niki antworten konnte, watschelte Jolish in seine Richtung und blieb dicht vor Niki stehen. Zunächst senkte er seine Äuglein, doch dann sah er Niki an.
Es war total still geworden. Keiner sprach etwas. Nur das Surren des Bootes war noch zu hören. Aber dann wandte sich Jolish ab und watschelte in die hintere Ecke des Bootes. Seine Schwester folgte ihm sofort und umlegte mit ihrem Handblatt das ihres Bruders. Leise flüsterte sie ihm etwas zu, das nicht zu verstehen war. Dann führte sie ihn zu Niki.
Langsam erhob Jolish seine Hand und reichte sie Niki. Dieser ergriff das Handblatt und lächelte Jolish freundlich zu. Karina kuschelte sich an Jolish und flüsterte ihm noch etwas zu.
„Ni...ki.“ ertönte es leise aus Jolish´s Mund. Er erhob seine zweite Hand und umfasste Nikis Hand. Der hielt Jolish´s Hände fest und jubelte erfreut:
„Ich habe einen Pflanzenfreund! Ich habe einen Pflanzenfreund!“
Man konnte richtig erkennen, dass Jolish ebenfalls lachte. Beide sprangen im Kreis und Karina schloss sich ihnen an.
Plötzlich machte es einen keinen Rums. Das Boot hatte angedockt. Eigentlich ging so etwas unbemerkt, doch der Pilot Terr wollte damit etwas Aufmerksamkeit erregen.
„Was sollte das denn werden?“ warf Kolak dem Fahrer vor.
„Man bittet um Vergebung.“ sagte Terr mit ironisch-frechem Ton. „Aber sonst hätte es keiner gemerkt, dass wir da sind.“
„Alle Mann aussteigen.“ rief Kolak lachend.
Benny und Niki folgen den anderen. Es ging durch eine goldbeschlagene Schleuse, die einen Durchmesser von etwa 5 Metern hatte. Links und rechts waren verschiedene Türen und Schleusen. Bis sich vor ihnen ein Tor öffnete und unsere Gefährten auf eine Treppe zugingen, die nach unten ragte.
Als Benny die Treppe erreicht hatte, erschrak er: Vor seinen Augen erstreckte sich eine Landschaft, die er sich selbst in ihren kühnsten Fantasien nicht vorgestellt hätte. Pflanzen verschiedener Arten wuchsen und blühten in Hülle und Fülle. Der sonst so temperamentvolle Niki, der neben seinem Vater ging und ebenfalls alles sah, blieb diesmal ungewöhnlich still, denn die Umgebung hatte ihm glatt die Sprache geraubt.
„Mein Gott, wo sind wir, Papa?“ fragte er.
Es war auch kein Wunder. Wer vermutete in einer solchen Tiefe eine Stadt. Nachdem Benny sich etwas umgesehen und ein Bild gemacht hatte, fragte er sich, warum die unterirdische Welt noch nicht geortet worden war. Schließlich war sie extrem groß.
Überall waren Gebäude, die wie Häuser aus dem 18. Jahrhundert aussahen. Benny erblickte einen Teich, in dem sogar kleine Fische herumschwammen. Doch die Arten waren ihm völlig unbekannt.
Unzählige Wesen der Pflanzenart, aber auch viele Menschen waren zu sehen. Diese Welt musste schon vor Jahrhunderten geschaffen worden sein, denn vieles sprach dafür, dass die Algen und Korallen, die sich an den Wänden festgesetzt hatten, schon sehr alt waren. Dennoch wirkten sie nicht wie Unkraut, sondern bildeten ebenso schöne wie ungewöhnliche abstrakte Formen. Je mehr Benny sah, umso mehr Fragen hatte er.
Auch der sonst so freche Niki bekam anfangs kein Wort heraus. Seine Aufmerksamkeit schien auf eine kleine Gruppe Kinder aus Menschen und Pflanzen gefallen zu sein, die an einem Örtchen neben dem Teich waren und aufgrund ihres Verhaltens zusammen spielten.
„Ich sehe, dass ihr viele Fragen habt.“ meinte Kolak. "Aber schaut euch noch ein wenig um. Ich werde inzwischen zu den Herrschern fahren und ihnen von euch berichten."
"Wer sind die Herrscher?" fragte Benny.
"Sie leiten die ganzen Stadt." erklärte Kolak. "Ihr werden sie bald sehen."