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KAPITEL 2: Stadtforschung

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Niki verschwand mit Karina und Jolish, die die beiden begleitet hatten, während Benny zur nächsten Kuppel ging. Er beobachtete noch, wie sein Sohn mit den Pflanzenkindern zu einem kleinen Brunnen lief.

Bald hatte Benny die nächste Kuppel erreicht. Es mochte wohl ein anderes Gebäude sein. Dort entdeckte er einen Wasserfall mit einem riesigen Schwimmbad, in dem sich hunderte von Menschen und Pflanzenwesen tummelten.

"Aha." sagte er sich. "Bademöglichkeiten gibt´s hier auch noch. Das wäre was für Niki."

Er schaute weiter und entdeckte eine Art Höhle. Langsam ging er darauf zu. Vor dem Eingang blieb er stehen und schaute hinein.

"Das ist unser Kino." ertönte eine Stimme. Benny wandte sich um. Ein weibliches Pflanzenwesen stand neben ihm. Sie trug einen moosgrünen Hosenanzug mit schicken Streifen an den Seiten.

"Du kannst ruhig mit reingehen." fuhr das Pflanzenwesen fort. "Jetzt zeigen sie gerade einen tollen Film."

Benny zögerte etwas, dann ging er hinein. Auf der riesigen Leinwand wurde gerade ein Film gezeigt, den Benny sogar kannte. Die Zeit verging und Benny vergaß ganz seinen Sohn. Erst als der Film zu Ende war, kam es ihm wieder.

"Mensch Niki!" rief er. Das weibliche Pflanzenwesen, das ihn angesprochen hatte und jetzt neben ihm saß, fragte:

"Wer ist Niki?"

"Mein Sohn." erklärte der Promoter. "Er ist da drüben." Dabei wies es auf die Stelle, an der er seinen Sohn zuletzt gesehen hatte. "Ich muss zu ihm."

"Warte, ich komm mit." sagte das Pflanzenwesen. Unterwegs sagte es:

"Entschuldige, wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Kela."

"Benjamin." sagte der Promoter. "Aber alle nennen mich Benny."

"Bist du neu hier?" fragte Kela. "Ich habe dich noch nie gesehen."

"Ich bin eben mit meinem Sohn hier aufgefischt worden." erklärte Benny. "Wir sind über Bord gegangen."

"Aber nicht ertrunken." stellte Kela trocken fest.

"Stimmt." bestätigte der Promoter. "Jetzt sind wir hier. Aber wir müssen wieder nach oben. Dort sind unsere Freunde, die auf uns warten."

"Und wo ist die Mama?" fragte sie.

"Eine Mama gibt es nicht mehr." gestand Benny.

"Es wird nicht einfach sein, nach oben zu kommen." erwiderte das Pflanzenmädchen.

"Wieso?" fragte Benny. "Die brauchen uns mit dem Boot nur nach oben bringen."

"Es ist kein technisches Problem es geht um euch." erklärte sie. "Ihr wisst von unserer Existenz. Hast du schon mit unseren Herrschern gesprochen?"

"Herrschern?" fragte Benny etwas verwirrt. "Nein eigentlich nicht."

"Das kommt noch." sagte sie. "Aber gehen wir zuerst zu deinem Sohn."

Sie waren fast dort angekommen, als Benny die Stimme seines Sohnes vernahm:

"...und am Ende gingen der alte Mann und seine Söhne ins Haus zurück und lebten noch lange glücklich zusammen."

Erst jetzt bemerkte Benny, dass Dutzende von Kindern um seinen Sohn herumsaßen. Der Kleine hatte es mal wieder geschafft einen Haufen Herzen zu erobern, indem er sich diesmal als Märchenonkel machte. Kaum war er fertig, entdeckte er seinen Vater.

"Hallo Papa!" rief er. "Wo warst du denn so lange?"

"Im Kino." berichtete Benny. "Dabei habe ich Kela kennen gelernt. Wo sind denn deine beiden Freunde?"

"Die sind mit ihrem Papa da weggegangen." rief Niki und zeigte in die dementsprechende Richtung. Dabei sah er Kela an und sagte:

"Hi, ich bin Niki."

Bevor das Mädchen etwas sagen konnte, kam ihr Benny zuvor.

"Drüben in der nächsten Kuppel ist etwas, das du dir ansehen solltest, nämlich ein riesiger Swimmingpool."

"Echt?" staunte der Junge. "Da geh ich gleich hin."

Gleich darauf sah auch er den großen Schwimmspaß. Dann meinte er bedauernd:

"Schade, dass ich keine Badehose dabei hab."

"Ich weiß, wo es sowas gibt." sagte Kela. "Gleich im übernächsten Haus. Kommt mit."

Dabei führte sie Vater und Sohn zu einem großen Klamottenladen. Niki hatte sich gleich eine Badehose ausgesucht.

"Womit zahlt man hier?" fragte Benny.

"Gar nicht." antwortete Kela. "Wir haben keine Währungsform wie ihr auf eurer staubigen Welt. Bei uns ist da ein Geben und Nehmen. Wir machen höchstens Tausch, aber das kommt auch selten vor."

"Versteh ich nicht." sagte Benny. "Habt ihr denn keine Wirtschaft?"

"Sowas gibt es bei uns nicht." erklärte Kela. "Gäbe es bei uns eine Wirtschaft, dann würden bei uns auch Kriege ausbrechen wie bei euch."

"Aha." brummte der Promoter. "Das will ich schon genauer erklärt haben."

"Ich glaube, unsere Herrscher können dir da weiterhelfen." sagte Kela.

"Wer sind eure Herrscher?" fragte Benny.

"Mikel und Jelina." erklärte Kela. "Sie haben ihren Sitz in der Mitte der Stadt. Von ihnen kannst du alles erfahren. Wer ist denn für euch zuständig?"

"Eigentlich niemand, glaube ich." bemerkte Benny. "Ich meine, wir sind ja noch nicht lange da."

"Wer hat euch denn aufgefischt?" fragte sie.

"Ein gewisser Kolak." antwortete er.

"Den kenn´ ich." rief sie. "Der ist in Ordnung. Der kann dich auch rüberbringen. Ihr braucht nur ein Shuttle zu nehmen, zu Fuß wäre das zu weit. Es sei denn, du stehst auf Wandern."

"Nein eigentlich weniger." gestand Benny. "Aber ich würde mir noch gerne eure Stadt anschauen."

"Erlaubst du, dass ich euch führe?" fragte sie.

"Jederzeit." lachte Benny. "Ich will nur sehen, was mein Sohn macht. So wie ich ihn kenne, wird er wahrscheinlich im Schwimmbad sein."

"Dann gehen wir hin." sagte sie.

Sie waren noch nicht weit gekommen, da erblickten sie Niki im Wasser. Er tobte durch die Wellen und spielte mit anderen Kindern. Benny beobachtete seinen Sohn lächelnd. Kela sah das und fragte:

"Möchtest du auch wieder ein kleiner Junge sein?"

"Wenn ich es so haben könnte, ja." gestand der Promoter. "Ich habe es nie so richtig gekonnt, Kontakte zu knüpfen. Da hat´s mein Sohn leichter."

"Das sehe ich." gab Kela lachend zurück. "Übrigens, du hast vorhin gesagt, dass es keine Mama mehr gibt."

"Ein Autounfall vor drei Jahren." erklärte er.

"Oh!" mehr sagte Kela nicht. Doch dann fasste sie sich und sagte bedauernd:

"So jung und schon Witwer."

"Aber Niki ist eine große Stütze." entgegnete Benny. "Er sorgt schon dafür, dass es nicht langweilig wird."

"Wenn dein Sohn mit dem Schwimmen fertig ist, dann suchen wir Kolak auf." sagte sie. "Auf diese Weise kommt ihr zu den Herrschern. Es ist wichtig, dass ihr mit ihnen Kontakt aufnehmt."

"Aber warum hat Kolak das nicht gesagt?" fragte Benny.

"Ich nehme an, er wollte euch nicht die Freude hier verderben." sagte Kela.

"Wie haltet ihr eigentlich Kontakt auf große Entfernungen?" wollte Benny wissen.

"Durch Telefone wie ihr." antwortete sie. "Wir haben auch mobile Telefone, aber die meisten benutzen sie nicht. Sonst funktioniert es per öffentlichen Sprechfunk."

"Und von einem Punkt zum anderen zu kommen, benutzt ihr sogenannte Shuttles." ergänzte Benny. "Na, ich sehe, ihr seid toll eingerichtet."

"Das kannst du laut sagen." bestätigte Kela. "Wir alle führen ein tolles Leben. Auch ihr werdet dieses Leben mehr als angenehm empfinden!"

"Wir haben gar nicht die Absicht, zu bleiben!" wehrte Benny ab.

"Ach was." sagte Kela. "Es wird euch wirklich gefallen hier, und ihr werdet nie wieder zurückwollen."

Benny wurde hellhörig. Wie hatte sie das gemeint? Er dachte nicht lange darüber nach, denn er wusste, dass er nach Hause musste zu seinen Freunden.

Er holte sein Handy aus der Hosentasche, doch er hatte Pech. Das mobile Telefon war völlig durchnässt gewesen und ging nicht an. Außerdem wäre es hier sowieso nicht gegangen. Kela bestätigte das.

"Das Ding funktioniert hier nicht." sagte sie. "Du bist viel zu weit unten. Aber jetzt wollen wir nicht mehr darüber reden. Gehen wir zu deinem Sohn. Er ist noch am Schwimmen."

Nun sahen beide, wie Niki im Wasser herumtobte und schwamm. Er schien in seinem Element zu sein. Benny konnte beobachten, wie sein Sohn mit anderen Kindern sprach.

Benny hatte nur eine Wahl. Er musste mit den Herrscher sprechen und sie bitten, ihn und seinen Sohn nach oben zu bringen. Das sagte er auch Kela.

"Wir können nicht hierbleiben, so gern wir wollten." sagte er. "Wir haben unser Leben oben und ich bin für viele Kunden verantwortlich. Das kann ich nicht so einfach hinschmeißen."

"Wenn ihr ertrunken wärt, dann sähe es doch genauso aus." meinte Kela.

"Eben nicht." entgegnete der Promoter. "Wir müssen einfach wieder nach Hause in unsere Welt. Dort gehören wir hin. Kannst du Kolak Bescheid sagen, dass er uns zu den Herrschern bringt?"

"Das wird er auch tun." sagte Kela. "Hol deinen Sohn aus dem Wasser, dann rufe ich ihn an."

Benny ging ans große Schwimmbecken und rief:

"Komm raus, Niki! Wir müssen zu den Herrschern."

"Ach, gerade jetzt, wo ich so schön schwimme." maulte der Kleine. "Können wir das nicht ein andermal machen?"

"Nein, das muss jetzt sein." entgegnete sein Vater. "Komm raus."

"Ach Mist." rief der Junge. Dabei stieg er aus dem Pool und trocknete sich mit einem Handtuch ab. Dann zog er die abgelegten Kleider wieder an und lief zu seinem Vater.

"Warum müssen wir zu den Herrschern?" fragte er.

"Weil wir heim wollen." erklärte Benny. "Wir müssen mit den Herrschern sprechen."

"Alles klar." sagte Kela. "Ich werde Kolak Bescheid sagen, dass er euch abholt. Allein würdet ihr euch nicht zurechtfinden." Sprach´s und ging zum nächsten Sprechgerät. Kurz darauf kam sie wieder zurück.

"Alles gebongt." sagte sie. "Er kommt euch holen, aber er wird etwa eine Stunde brauchen. Ich kann euch solange ein paar Fragen beantworten."

"Eine Frage hätte ich." begann Benny. "Wie ist eigentlich diese Zivilisation zustande gekommen?"

"Durch Entwicklung in hunderten von Jahren." erklärte Kela. "Auch diese Stadt ist schon sehr alt. Sie wurde von unseren Vorfahren gebaut. Viele von ihnen hielten sich nur noch in den Gebäuden auf und entwickelten sich weiter, so dass sie mehr Sauerstoff brauchten. Wie ihr Menschen."

"Wie sind denn die hierhergekommen?" wollte Benny wissen.

"Ihre Vorfahren sind größtenteils wie ihr vor dem Ertrinken gerettet worden." sagte Kela. "Die anderen kamen freiwillig zu uns. Und alle sind glücklich. Sie wollen nicht mehr weg von hier."

"Aha." entfuhr es Benny. "Was ist denn so Besonderes in eurer Stadt?"

"Wir verfügen nicht über eine Wirtschaft wie ihr." erklärte Kela. "Natürlich haben wir viele Wesen, die arbeiten, aber sie bekommen keinen Lohn, wie das bei euch der Fall ist. Viele arbeiten in Schichten, aber das kümmert sie nicht. Tatsache ist, dass wir keine Art Zahlungsmittel benutzen. Auch unsere Stadt wird weiter ausgebaut, weil wir immer mehr werden."

"Wie hat sich eure Rasse denn entwickelt?" fragte Niki.

"Es hat viele tausend Jahre gedauert, bevor aus den seelenlosen Pflanzen intelligentes Leben wurde." berichtete Kela. "Wir haben uns aus einer Pflanzenart entwickelt, die euch unbekannt ist, denn sie wächst ohne jede Sonne sehr tief am Boden. Im Lauf der Jahrtausende hat sich daraus intelligentes Leben entwickelt. Das Ergebnis sind wir."

"Ihr seid eigentlich ganz lustig." meinte Niki.

"Findest du?" gab Kela zurück.

"Aber ja." sagte der Junge. "Ich hab schon mit ein paar Kindern von euch gespielt."

Kela musste lachen, denn sie hatte Niki ja zugeschaut, als er mit einigen Pflanzenkindern gespielt hatte. Benny hatte ihr ja erzählt, dass der Kleine mühelos alle Herzen erobern konnte.

Benny erinnerte sich wieder an das Abenteuer mit den Hitmons. Schon damals hatte der Junge alle Herzen erobert, bis er entführt wurde und sämtliche Hitmons sich zusammentaten, um ihn zu befreien.

Jetzt standen die beiden da und Niki fragte:

"Wann kommt denn der Mann zu uns?"

"Du meinst Kolak?" sagte sein Vater. "So ungefähr in einer Stunde. Solange können wir uns in der Stadt umschauen."

"Au fein, das machen wir." freute sich Niki.

Benny schien damit nicht sehr einverstanden zu sein. Er hatte Angst, dass die Herrscher ihn und seinen Sohn hier für immer festhalten würden.

Benny schaute sich um. Er sah das gewohnte Bild im Schwimmbad, in dem viele Menschen und Pflanzenwesen tummelten und schwammen.

"Weiter hinten ist unser Partyraum." erklärte Kela. "Dort wird fast immer gefeiert. Kommt mit."

Langsam folgten Benny und sein Sohn der Pflanzenfrau. Dabei bestaunten sie noch die Umgebung. Lange dauerte es nicht, als sie am Partyraum angekommen waren. Dort hörten sie etwas ungewöhnliche Musik. Benny hörte das und fragte:

"Habt ihr auch richtige Musik da?"

"Das ist es leider, nein." sagte Kela. "Was uns fehlt, ist Musik, die ihr auch hört. Das würde hier bestimmt besser ankommen. Aber wir wissen nicht, wie wir an sowas rankommen sollen."

"Warum kauft ihr nicht ein paar CD´s oben?" fragte Benny.

"Das würde nichts nützen." antwortete Kela. "Weil wir keine Geräte zum Abspielen haben. Und wir wissen auch nicht, wie wir sowas bekommen."

"Das gibt´s alles bei uns oben." erklärte Benny.

"Wir haben aber kein Geld." erinnerte Kela. "Wir wissen nicht, wie wir das machen sollen."

"Na, vielleicht fällt mir etwas ein." meinte der Promoter. "Was meinst du, Niki?"

Sein Sohn, der bisher geschwiegen hatte, sagte:

"Gehen wir einfach rein. Dann wissen wir mehr."

Kaum hatten die drei den Raum betreten, sahen sie auch schon, woher die Musik kam. Sie wurde live von einer Kapelle gespielt. Aber Benny und Nike war diese Musik völlig unbekannt.

"Was wir bräuchten, ist bessere Musik." erklärte Kela. "Aber woher sollen wir das bekommen ohne Geld."

"Gute Frage." brummte Benny. "Aber gehen wir wieder zurück. Kolak wird bald am vereinbarten Treffpunkt ankommen."

Also gingen die drei wieder zurück. An einer Shuttlehaltestelle erblickten sie Kolak. Der sprach gleich los:

"Ich war gerade bei den Herrschern und habe ihnen von euch erzählt."

"Wo sind denn Ihre Kinder?" fragte Benny.

"Bei ihrer Mutter." erklärte Kolak. "Und die warten auf uns bei den Herrschern."

"Was sollen wir da?" fragte Benny.

"Es wird über euch beraten." sagte Kolak. "Und es ist wichtig, dass ihr dabei seid."

Benny und Niki in der Unterwasserwelt

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